Donnerstag, 24. Juli 2008

Sie mag Musik nur, wenn sie laut ist

Es hat in meinem Leben Zeiten gegeben, da hab ich mich an Musik entlang gehangelt, und nur mit Liedern als Krücken den Tag überstanden.
Da hab ich „Nach mir“ gesungen, um nicht selbst zur Mörderin zu werden (Das ist das Lied, in dem er- also Herbert G. aus B.) jemand anderem das Grauen an den Hals wünscht, und die Pest), oder auch „Kein Verlust“.
Alles das, um es nicht selbst formulieren zu müssen, aber auch, weil jemand anders das schon genau so gesagt hat, wie ich es nicht besser hätte ausdrücken können.

Beinahe in eine depressive Kettenreaktion hat vor Jahren eine Phase gemündet, in der ich viel, sehr viel Konstantin Wecker gehört habe. Hier findet ihr eine Liste mit seinen Texten.
„Willy“ oder auch „Manchmal weine ich sehr“ sollte man nicht hören, wenn man ohnehin schlecht drauf ist. Das zieht einen erst richtig runter. Dazu malt euch einen verregneten Novembernachmittag aus, um euch herum jede Menge Arbeit und in euch drin kein klitzekleines Quentchen Lust dazu. Viel Spaß beim Springen.

Dafür gibt’s andererseits Tage, da fängt das Fensterputzen zu „Another one bites the dust“ an, und schwerere Gartenarbeit übt man gut zu „Hammer to fall“ aus. Auf Endlos-Schleife.
Beides von Queen, alter Fan, der ich bin.
Bei solchen Sachen brauch ich Rhythmus, ordentlich hörbar, mit Bass. Nicht zu schnell, denn Hausarbeit ist selten mit 120 bpm zu erledigen. Aber auch nichts Getragenes.

Staubsaugen kann man wunderbar zu „I’m going slightly mad“ und „Killer Queen“ (oder „Kikker Queen“, wie damals auf dem Label der LP stand, die meine Freundin D. aus Berlin hatte). Die weniger bekannten Sachen wie „Great King Rat“ oder „Ogre Battle“ (das ist ein bisschen arrhythmisch zwischendurch) sind auch nicht ohne Wert.

Und zum Zwischendurch-Chill konnte man im Duett mit Freddie Mercury „Lily of the Valley“ singen. Das einzige Lied, das ich kenne, dessen erste zwei Töne eine Oktave auseinander liegen.
Abends, nach ordentlich Allleoh….akkolo….Rotwein, singe ich heute noch manchmal „Love of my Life“. Zweistimmig mit dem Echo im Bad.
Und im Studio? Da hält mich ein Hip-hop-Mix im „Gleichschritt“ mit anderen- manches Mal find ich das Tempo inzwischen zu langsam.

Musik, die man nicht nur genießen kann, sondern auch nutzen. Als Antrieb, als Bremse, zur Verdeutlichung dessen, was man sagen will. Liegt das daran, dass Lieder Melodie, Rhythmus und Text haben, uns also durchaus auf drei oder mehr Ebenen ansprechen?


Was hört ihr zu welcher Gelegenheit? Kann Musik euch trösten, aufputschen, oder beruhigen? Setzt ihr manche Lieder oder Stücke gezielt ein?


Erzählt mal,

für

Lily

7 Kommentare:

Falcon hat gesagt…

So, und hier noch kurz was, denn solche Themen spar ich mir ja gern für einen eigenen Post auf ;-P.
Meine beiden Lieblingslieder waren lange Zeit "Forgotten Sons" von Marillion (damit habe ich mich immer wecken lassen, mittels einer komplexen Konstruktion aus Verstärker, Zeitschaltuhr und Plattenspieler, ausserdem "Harold the Barrel" von Genesis - ein Stück, das sehr fein zu der einen manchmal ereilenden "Ihr könnt mich alle mal"-Stimmung eines pubertierenden Jugendlichen passt.
Daneben heute immer noch gern gehört sind Tori Amos mit "Winter" (einfach nur schön), "I don't like mondays" von den Boomtown Rats, "Total eclipse of the heart" von Bonnie Tyler (jaja, ich weiß, ich bin ein musikalisches Kind der achtziger Jahre und ich steh dazu) und - zumindest ein neuer Titel - "Is there a ghost" von Band of Horses.

Meise hat gesagt…

Musik verstärkt auch meine Stimmungen. Und manchmal holt sie mich auch ein bisschen daraus hervor... aber wenn ich in einem tiefen Loch sitze, lege ich meist Musik auf, die mich noch mehr heulen lässt.

Für Ich-mag-die-Welt-wie-sie-sich-mir-zeigt steht bei mir "Corner of the earth" von Jamiroquai.
Für Herzschmerz-aber-die-Liebe-lohnt-sich-trotzdem-(hoffentlich) steht "I let love in" von Nick Cave.
Für unerfüllte Sehnsucht steht bei mir "Mad about you" von Sting.
"Where do the childrens play" von Cat Stevens steht für mich für eine Zeit des Umbruchs. Hat eigentlich nichts mit dem Text zu tun, aber mit der Art wie der Gute singt, die mich zu einer Zeit des Umbruchs einfach berührt hat.
"Lache, wenn es nicht zum Weinen reicht" von unserem guten Gröni, hat mir so manches Mal über dieses Warum-trifft's-schon-wieder-mich hinweggeholfen.
So. Das reicht wohl für's erste, oder? ;)

Anonym hat gesagt…

Wenn ich Stress habe, zwischen zwei Terminen aber so 7 Minuten Pause, dann geht es auf die Couch und ich ziehe mir "Innuendo" so laut rein, dass kein Kind und keine Klospülung dagegen ankommt.
Danach geht's dann wieder :-)

Anonym hat gesagt…

Da gibt es bei mir eine ganze Menge - daher eine kleine, nicht-repräsentative Auswahl:

- verregnete Abende, nachts im Auto: "Searchin' My Soul" von Vonda Shephard

- Sommer + Urlaub: "Around the world" von ATC und "Vamos a bailar" von Paola & Chiara (ja, ok, ist Eurodisco, aber geil :-) )

- Liebe, Sex und Leidenschaft: "I'm not in Love" von 10cc, "Ghost of you and me" von BBmak ... und ganz viele mehr

- abhotten: "Time" von Anastacia, "Westerland" von den Ärzten

- Trauer und anderes Geheul: "Wenn das Liebe ist" von Glashaus, "Mann im Mond" von Guildo Horn (kein Gag)

Musik ist bei mir immer dem jeweiligen Gefühl entsprechend, also nicht antagonistisch. Wäre zwar bei Trauer & anderes Geheul praktisch, wenn ich was Gegensätzliches hören würde, um mich aus der Stimmung 'rauszubringen, aber z.B. bei Liebe, Sex und Leidenschaft extrem störend, wenn ich dann Schlagerparty machen würde :-D

Anonym hat gesagt…

@Lily: was macht eigentlich die "Tagcloud"? Support erforderlich? ;-)

Lily hat gesagt…

@Loftmaster: Über den Wolken... trallalla... Ich muss erst alle Posts mit Labeln versehen, was ich vor mir her schiebe. Vor allem, weil die alten Labels alle total bescheuert sind, will ich da ein bisschen Verstand walten lassen. Dann, ja dann komme ich gern auf das Angebot zurück:-)

@ Falcon: Genesis hatte ein paar wirkliche Heuler dabei. Mein Lieblingsalbum ist "Selling England...", mit Betonung auf Aisle of Plenty- was so wunderbar getextet ist, dass ich heulen könnte.
'Thankful for their fine, fair discount, Tess co-operates'

@Meise: Immer wenn ich mich über einen Grönemeyer-Text gebeugt finde, dann fällt mir wieder ein, dass ich mal ein Interview mit ihm gesehen habe. Und da hat er klar gesagt, dass manches überhaupt keine tiefe Bedeutung hat- sondern sich schlicht und einfach nur reimt.

Lily

Klapsenschaffner hat gesagt…

Ich habe (öfter als mir lieb ist)mal, in meiner sinn und verstandlosen, Lehrzeit, im Hinterhof eines Optikerladens in Friedberg/Hessen. Eine herzzerreißende seehr langsame Version von Hammer to fall gesungen.... (in meinem Kopf klangs gut :) )
....Mein Zivildienst war sehr geprägt von Livin' on a Prayer....ich war jung. (obwohl ich letztens eine Version, gesungen vom Gitarristen hörte, die unglaublich gut war).
Und so seltsam es klingen mag: Billy Joel hat mir als Teenager den Hals gerettet.