Dienstag, 22. Januar 2013

Mitfühlen, die zweite.

Während der junge Mann aus meinem letzten Posting unterwegs war, hat er sich mehrmals auf üble (und ziemlich unverständliche) Weise strafbar gemacht. Er ist inzwischen in U-Haft, und mein Mitgefühl gilt immer noch den Eltern, und natürlich den Menschen, die er geschädigt hat. Außerdem meinem Sohn, der sich nicht nur fragt, mit wem er da eigentlich so lange befreundet war, sondern sicher auch, wie es weiter geht. Wie schon gesagt, der Typ ist schwierig, immer gewesen, aber Freundschaften sind nicht immer nur leicht und cremig, und das müssen nur sehr glückliche oder oberflächliche Menschen niemals lernen.
Ich habe mit meinem Bruder (und auch allein vor mich hin) das alte Lied "Wie gut, dass das nicht meiner ist" gesungen, und mich gleichzeitig gefragt, womit ich meinen freundlichen, toleranten und empathischen Sohn verdient habe, der, auf die Frage der Polizei, warum er den Kontakt nicht abgebrochen hat, antwortete "Hätte ich ihn vor die Tür gesetzt, hätte er niemanden mehr gehabt".
Ich hätte gern mal wieder einen Ponyhof, einen Sonntagsspaziergang oder einen Kindergeburtstag. Oder nee, letzteres lieber nicht, denn jeder, der glaubt, ein Kindergeburtstag sei ein Ponyhof, hat noch nie einen veranstalten müssen.
Seufz.

Trotzdem einen schönen Tag, genießt den Schnee wo er fällt (und denkt mal nicht ans Autofahren!)






PS: Auf dem Nachbarbarblog:  Neue Bilder.


Samstag, 12. Januar 2013

Mitfühlen

Der beste Freund meines Sohnes ist seit drei Tagen spurlos verschwunden. Es ist sehr kalt geworden, er hat sein Telefon nicht dabei und auch keine Scheckkarte. Ich bete nicht oft, aber jetzt.


Nachtrag von Sonntag Morgen:

Der Freund wurde gefunden, das zu allererst. Die meisten meiner Leser wissen, dass mein Sohn bereits älter als dreißig ist, sein Freund also auch. Er ist kein einfacher Mensch, und steckt noch dazu in einer problematischen Situation. Von daher war die Sorge groß, dass er entweder fortgegangen war, um seinem Leben ein Ende zu machen, oder aber bei einer aus Frust oder Zorn unternommen Fahrt mit dem Rad  einen Unfall hatte und entweder in einem Graben lag oder irgendwo im  Wald- oder in einem Krankenhaus, vielleicht bewusstlos. Die Eltern, in deren Haus er noch lebt, hatten ihn am Donnerstag Morgen zuletzt gesehen, und Freitag Mittag begonnen, Freunde und Bekannte anzurufen (wobei das bei erwachsenen Kindern ein echtes Problem werden kann, da kennt man ja längst nicht mehr jeden). Sie sind zur örtlichen Polizeiwache gegangen und haben die Feuerwehrleitstelle und die Krankenhäuser vor Ort angerufen. Die Mutter ist durch alle kleinen Straßen, durch die umliegenden Wälder und Grünanlagen und, wo es möglich war, durch Hinterhöfe und solche Orte gelaufen und hat ihn gesucht, der Vater ist mit dem Wagen im größeren Umkreis herumgefahren. Dass sie meinen Sohn zuerst auch nicht erreichen konnten, hat sie zunächst beruhigt, weil sie dachten, die zwei wären zusammen irgendwo unterwegs, haben aber mich angerufen- und ich musste ihnen dann leider sagen, dass mein Sohn auf der Arbeit ist und es dort oft so laut ist, dass er das Handy nicht hört. Ich glaube, in der Nacht auf Samstag haben weder seine Familie noch mein Sohn viel geschlafen.
Die Polizei hatte ihnen gesagt, dass sie frühestens am Montag etwas unternehmen würden.
Samstag Abend hab ich dann mal meinen Bruder angerufen, der im Rheinland Polizist ist, nur um ihn zu fragen, was man noch tun könnte... und mein Bruder erklärte mir dann, dass man bei Erwachsenen durchaus auch nach 24 Stunden schon etwas unternehmen könne, so als Polizei, und riet zu einer Online-Vermisstenanzeige, was ich dann auch über meinen Sohn weitergeleitet hab.
Eine solche haben die Eltern dann auch erstattet, und erhielten kurze Zeit -Minuten?- später bereits einen Anruf aus dem Polizeipräsidium (hier vor Ort haben wir nur eine untergeordnete Dienststelle). Der Sohn liegt in einem Krankenhaus in einem Ort, gute 20 Kilometer von hier... aus welchem Grund, konnte mir wiederum mein Sohn gestern Abend noch nicht sagen.
Die Geschichte ist zunächst gut ausgegangen, vorausgesetzt, er ist nicht schwer verletzt und wird wieder ganz gesund. Aber den Gedanken daran, wie zerbrechlich so ein Menschenleben ist, und wie furchtbar es sein kann, nicht zu wissen- den werd ich, glaub ich, so schnell nicht mehr los.
Also, Leute: Nehmt eure Papiere mit, und eure Telefone, wenn ihr unterwegs seid. Speichert wenigstens einen Kontakt im Handy so, dass jemand, der euch findet, auch weiß, wen er da anrufen kann- also nicht  nur unter  Namen wie Ömmes oder Kevin, sondern unter "Bruder" oder "Vater". Wenn ihr unvorhergesehen weg müsst, lasst einen Zettel zu Hause, so dass jemand, der euch sucht, weiß, wann ihr zurück kommt und ab wann er sich Sorgen machen sollte.
Und passt auf euch auf!

Lily.