Für Falcon.
Es sieht blöd aus, sagt die Tochter.
Ich lach mich gleich krank, sagt die Frau
Ich bin, was ich bin, sagt der lange Schlafanzug.
Du bist ein Weichei, sagen die Kumpel.
Mach doch das Fenster zu, sagt der Hauswirt.
Ich bin, was ich bin, sagt der lange Schlafanzug.
Sind Sie sicher? fragt die Verkäuferin.
Das ist doch längst out, meint die Kollegin.
Das ist ordentlich Spott wert, sagen die Blogger.
Ich bin, was ich bin, sagt der lange Schlafanzug.
Lieber Falcon- ich hoffe, er ist aus Frottee.
Oder aus Flanell.
Nix für ungut:-)
Lily, die Steilvorlagen liebt.
Dienstag, 30. September 2008
Was es ist. Oder vielleicht doch nicht.
Lührick.
Wenn des Nachts die Gänsehäute
Sich um zarte Nacken schlingen
(Und die allermeisten Leute
Damit um die Ruhe bringen)
Wenn des Käuzchens dumpfe Grüße
Durch die Träume lüftig wehen
Wenn der Eh’frau kalte Füße
Nach Wärmung durch den Eh’mann flehen
Ist Herbstanfang. Die Blätter fallen.
Und die Heizung knackt und stinkt.
Aufs Autodach Kastanien knallen
Die Sonne schon um sechse sinkt.
Dichter reimen Herbstgedichte.
Reifbedeckt die graue Flur.
Und die Tante und die Nichte
Stricken warme Sachen nur.
Will noch nicht an Winter denken.
Nicht an Frost und graue Welt
Soll mir wer ein Lachen schenken
Vor der bald schon schwarzen Zeit.
Gute Nachrichten.
Also.
Es gibt gute Nachrichten (nein, wer hätte das gedacht!).
Heute ist es nämlich exakt ein Jahr her, dass ich diesen Blog begonnen habe.
Daher auch der Wettbewerb- es gibt was zu Feiern. Statt Sekt, sozusagen.
(Bis heute 0 Uhr kann noch nachgelegt werden- also, wer noch Captchas zu senden hat, möge dies bitte tun :-D )
Also. Feiern.
Weniger, weil ich glaube, dass ich der Welt was gegeben habe, ohne dass sie nicht hätte auskommen können. Auch nicht, weil meine Beiträge unverzichtbar sind für meine Leser.
Sondern weil ich ganz zufrieden bin, mal etwas so lang durchgehalten zu haben. Wobei das in diesem Jahr nicht immer leicht gefallen ist. Es gab da den Februar, in dem private –sagen wir mal: Sorgen- die Anzahl der geposteten Texte auf 8 runterschraubten. Danach gings dann statistisch gesehen aufwärts. Inwieweit ihr das jeweils genossen habt, bleibt eurem Urteil überlassen.
Leider hab ich ein Ziel nicht geschafft:
366 Texte innerhalb dieses (Schalt-) Jahres zu posten. Es fehlen ein paar. Da ich, wie so einige hier wissen, rechendoof bin, müsste ich einen Zettel zu Hilfe nehmen, um das auszutüfteln. Dazu hab ich aber keine Lust.
Es hat etwas gegeben, was mir richtig Spaß gemacht hat: Eine Menge Kommentare (knapp 1200 insgesamt) von netten Leuten, die mir im Lauf der Zeit so richtig ans Herz gewachsen sind. Mit einer Reihe davon (von den Leuten) gibt es auch Austausch jenseits der Kommentarfelder, und wer immer möchte, kann mir auch eine E-Mail schreiben- die Adresse ist rechts in der Spalte verlinkt. Ich freu mich immer, wenn ich Post habe, ohne VIAgr@ kaufen zu müssen. Oder irgendeinem nigerianischen Onkel unter die Arme greifen zu sollen. Oder meine Klicks auf 10.000 pro Tag zu erhöhen.
Jeder 10. Leser kommentiert bzw. jeder 10. Seitenaufruf führt dazu, dass sich jemand provoziert fühlt, in die Tasten zu greifen: Die Anzahl der Seitenaufrufe heute morgen lag bei knapp 13.000.
Nichts besonderes. Andere haben das in 12 Stunden. Die müssen allerdings für das Hosting ihres Blogs bezahlen. Bei mir läuft das noch kostenlos über Blogspot. Es hat alles seine Vorteile.
Ein paar Sachen habe ich gelernt:
Links einbinden, zum Beispiel. Fotos einbinden- wenn ich auch bis heute nicht kapiert habe, warum die Software hier die Fotos nie dahin platziert, wo ich den Cursor hinsetze. Nee, die müssen immer oben vor den Text, und anschließend ist man stundenlang mit hin- und herschieben beschäftigt.
Das mit den Videos hab ich ebenfalls noch nicht begriffen. Ich krieg die Dinger nur verlinkt- andere können sie im Blog selbst abspielbar machen. Nun ja, man lebt und lernt.
Das Schreiben, ohne das ich noch nie gut zurecht kam, hat, so man damit an die Öffentlichkeit geht, im erhöhten Maß den Nebeneffekt, Gedanken zu sortieren. Für mich selbst geschrieben sieht ein Text vollkommen anders aus, als wenn ich ihn hier einstelle. Wobei das wenig mit dem Schere-im-Kopf-Konzept der internen Zensur zu tun hat, sondern eher damit, dass man, so man sich schon die Mühe des Schreibens gibt, gern auch verstanden wird.
Es gibt Leute, die zwischendurch abschnallen, das sagt und schreibt man mir. Vor allem die albernen Postings, wie die Lilyskope, erzeugen teilweise Befremden.
Mit dieser Art Kritik werde ich leben müssen.
Manches wird immer alberner. Da ist es gut, dass mich jemand drauf aufmerksam macht- ich mag gelesen werden, aber nicht nur von einem elitären Zirkel, der sich mittels geheimer Kennworte verständigt.
Die Gefahr besteht jedoch, und ich sehe sie.
Also: Danke für den Hinweis.
Den heutigen Abend werde ich (nach dem Sport- auch wenn nichts davon hier steht, ich gehe immer noch hin!) damit verbringen, die bis dato eingegangenen Captcha- (Wortbestätigungs-) Einsendungen auszuwerten.
Die Last-Minute-Einsendungen (wenn dann welche kommen) werden morgen erst eingereiht, und die Ergebnisse können hoffentlich morgen Nachmittag bekannt gegeben werden.
Aber bis dahin: Kommentiert. Und kopiert sie, die Wortbestätigungen.
Als Belohnung für eure Mühen wird es sie hier nicht mehr geben, nach null Uhr heute Nacht.
Bis dahin gehabt euch wohl,
Eure
Lily
Montag, 29. September 2008
Butterzeit
Krawullke schraubte seine Thermoskanne auf und goss Kaffee in den Becher. Dann wickelte er das letzte Brot aus dem Papier.
„Hier, Junge, willste auch mal?“ bot er dem Neuen an.
Der winkte mit seiner Schwarzbrotstulle ab.
„Nee danke, hab selber.“
„Musste mal probieren, hat meine Alte selbs' gekocht, die Mettwurst, is' echt lecker!“ Krawullke hielt ihm die Scheibe unter die Nase.
Die Alte brauchte neue Kunden.
Am Ende vom Geld war immer noch reichlich Monat übrig. Die Blagen fraßen ihnen die Haare vom Kopf. Alle gingen sie zur Schule und sollten mal was lernen, meinte Anni, nicht so wie sie beide, die bloß Volksschule hatten. Und solang sie ihre Jolanthe halten und zweimal im Jahr in der Waschküche Wurst machen konnten, kam man auch halbwegs über die Runden.
Für ihn fiel jedes Mal ein gutes Stück Schinken ab. Das hängte er in den Rauch, hinten bei der Laube.
„Für die Skatrunde,“ sagte die Alte immer. „Und daste orntlich Werbung machs!“
Jedes Schwein hieß Jolanthe, wie seine Schwiegermutter. Die hatte die gleiche Frisur: Dünne graublonde Fusseln, über rosa Kopfhaut gebürstet. Und auch die gleichen Äuglein. Schweinsäuglein, blassblau. Bloß, dass das Schwein meist freundlicher war.
Der Neue griff zu und biss ein ordentliches Stück ab. Krawullke sah es mit ein bisschen Wehmut.
„Mensch, Klasse!“ schmatzte sein Gast. „Deine Alte, die kann was. Verkauft ihr auch? Habt ihr Leberwurst?“
„Klar. Auch Speck, wenne willz! Komm doch nachher mit zu uns, da kannz' gleich was mitnehm. Kriegst 'n Korn, dann rutschtet besser! Wie heißte eigentlich?“
„Udo Wängler. Klar komm' ich mit. Mein Vatter wird sich freu'n, der isst sowat gern.“
Krawullke zerknüllte sein Butterbrotpapier und hieb Udo die Pranke auf die Schulter.
„Dann sieh ma zu, Jung. Wir treffen uns am Tor, wenn du fertich bist. Glück auf!“ Er nahm die reparierte Hacke und machte sich auf den Weg zurück.
Gut, wenn neue Kunden kamen. Ging doch nix über große, kräftige Jungs, die gut zulangten. Die Alte würde froh sein.
Er kletterte auf das Podest und sprang aufs Band. Auch mit Knieschonern konnte man sich hübsch verletzen, wenn man auf den dicken Brocken landete, oder vor den Brechern nicht rechtzeitig wieder runter kam...
Im Streb hatten die Kumpel schon alles zusammengepackt. Der Weg zum Korb war lang, fast anderthalb Stunden.
Schwarze Gesichter grinsten ihn an, dass die Zähne blitzten.
„Na, Krawullke?“ meinte der Meisterhauer. „Auf Kundenfang? Solltest doch nur das Werkzeug aus der Schweißerei holen. Aber lieber Krach mit 'm Steiger als mit deine Anni, was?“
Die anderen brüllten vor Lachen.
„Jau, Erwin, mit die Alte is nich gut Kirschen essen!“ sagte der Jüngste und verzog das Gesicht. „Die ihr Mundwerk, da kannste dat kalte Grausen kriegen..:“
„Mensch Jürgen, halt den Rand.“ Krawullke kam die Galle hoch. „Watt bin ich froh, dass unser Petra nich mehr mit dir geht. Die Anni hat schon ganz recht gehabt. Du gehs noch vor die Hunde mit deine Sauferei.“
„Halt's Maul, du hast doch keine Ahnung. Deine liebe Tochter Petra...“ Jürgen baute sich vor ihm auf.
Der Meister legte ihm die Hand auf die Schulter.
„Nu lasst mal gut sein, ihr beide. Jetzt is sowieso Feierabend, vertragt euch wieder. Ich will hier kein' Zoff!“
Krawullke schoss Jürgen noch einen bösen Blick zu und schlurfte los, zum Korb.
In der Waschkaue ging er Jürgen aus dem Weg. Der war ewig lang um die Petra rumscharwenzelt, und hatte sich immer nur mit Anni angelegt. Sie hätte der Petra eins hinter die Löffel geben sollen.
Aber das Kind hatte doch noch Vernunft angenommen. Hatte die Lehrstelle bei der Stadt gekriegt, im Oktober gings los.
Energisch scheuerte er sich das Gesicht mit dem groben Schwamm. Seine Alte war zwar ein Drachen, aber sie hatte ihre Qualitäten. Ihr Bohneneintopf, der war ein Gedicht, und die Hühnersuppe weckte Tote auf. Leider sah man ihr an, dass sie gut kochte. Sie wurde immer fetter.
Aber das hatte keinen zu interessieren.
Er zog sich an und ging hinaus. Wie immer war er erstaunt, dass es draußen hell war und die Vögel sangen. In der Vorhölle unter Tage vergaß er die Sonne so schnell und gründlich, als bekäme er sie nie wieder zu sehen.
Beinahe hätte er auch vergessen, auf den Neuen zu warten. Wie hieß er noch? Udo, klar. Der kam grad aus dem Tor und zündete sich gierig eine Kippe an.
„Na, Jung, alles in Butter?“
„Sicher. Soll ich dich mitnehmen? Ich bin mit dem Auto.“
Krawullke nickte eifrig. Für 'n Auto reichte es nicht, fand Anni. Meist fuhr er mit dem Bus, und im Sommer mit dem Rad.
Schweigend gingen sie zum Parkplatz. Unter der alten Kastanie stand ein blitzender BMW 2000. Krawullke linste den Wagen an, und warf dann dem jungen Riesen neben ihm einen Blick zu.
„Neu?“
„Nee, ein Jahr alt. Aber immer noch ganz schön teuer, fast zehntausend Mäuse. Hundert PS, der macht glatt hundertachtzig Sachen. Hab ihn Samstag geholt, und gestern die erste Tour gemacht. Stark, was?“ verliebt strich er über die leuchtend rote Haube.
„Und wo haste die Kohle her? Hast doch grad erst die Lehre aus!“
„Och, Vatter hat was dazu getan. Aber das meiste die Bank.“
„Das lass mal nicht meine Alte hören, die reißt dir den Kopf ab. Was machste denn, wenn du dein Mädchen mal heiraten muss'?“
„Hab keins. Ist auch besser so, kann ich mir nicht leisten - siehste ja.“ Udo grinste ihn an.
Er schloss den Wagen auf und Krawullke stieg ein.
Es war nicht weit. Udo heizte durch die Siedlung, dass die Leute erschreckt von der Straße sprangen, und hielt vor Krawullkes Häuschen. Der löste die verkrampften Finger vom Sitz und öffnete die Wagentür.
„So, Jung, denn komm ma mit rein, zu meine Anni.“ Krawullke stieg aus und ging Udo voraus zur Haustür.
Nee, was für 'n Raser. Hätte doch fast die Omma Menzyk überfahren.
Auf dem Treppenstein saß Petra mit Hennepohls Elvira.
„Tach Pappa! Mamma is eh’m zum Edeka. Du sollst dir das Essen selbst heiß machen. Wen haste denn da mitgebracht?“
„Tach Schätzeken. Das is' der Udo, der neue Schweißer. Udo, das is' unser Petra. Zieh dir was Warmes an, Kind, du holst dir den Tod mit dei'm kurzen Rock, so auffe Steine!“
Petra warf das lange Haar zurück. Ihre Augen weiteten sich, sie drückte den Rücken durch und lächelte. Dann schlug sie ein Bein über das andere.
Krawullke ging kopfschüttelnd in die Küche.
„Immer rein in die gute Stube“ rief er über die Schulter, nahm die Flasche Korn vom Eis und schenkte ein. Dann hob er den Topfdeckel, schnupperte. Lecker Bohnen, mit Speck. Er zog den Topf auf die Herdplatte und schaltete sie ein.
„Mensch Jung, wo bleibste denn? Der Schnaps wird warm!“ Mit den Pinnchen in der Hand ging er zur Tür.
Da stand der Udo und glotzte. Petra lehnte mit verschränkten Armen an der Hauswand und kicherte albern. Von Elvira keine Spur.
Krawullke sah Petras Lehrstelle und Karriere bei der Stadt mit Schmackes die Emscher runter rauschen.
Scheiße auch.
So'n BMW, der zieht mehr als wat Muttern sacht...
Prost Anni! Er setzte an, und der Korn brannte sich den Weg durch den Kloß in seinem Hals. Prost, Anni.
Und nix für ungut.
ja....Ja....JAAAA!
Es ist beinahe geschafft...
Noch 48 Stunden.
Dann ist es soweit.
Bin auch schon ganz gespannt.
Lily
Sonntag, 28. September 2008
Mahlzeit!
Man nennt mich auch „Dröge Elli“.
Zum Entsetzen der die fettige Variante bevorzugenden Mitmenschen esse ich mein Brot in der Regel ohne jede vorstellbare Art von darauf appliziertem Streichfett. Will sagen, ich mag weder Butter noch Margarine auf meinem Brot, meinen Brötchen oder meinem Toast. Bei letzterem, sofern er heiß ist, mache ich eine Ausnahme, was die Applikation von Salzbutter betrifft, aber das ist weiß Gott nur sehr selten der Fall.
Diese Tatsache gerät im näheren Verwandtschaftskreis auch nach 45 Jahren noch gern in Vergessenheit. Was bedeutet, dass meine Mutter es sich einfach nicht merken kann, dass eines ihrer vier Kinder kein Streichfett benötigt. Ja, nicht nur nicht benötigt, sondern aus tiefster Seele verabscheut.
Die krude Art, mit der die Genetik manchmal ihre Schleifen zieht, hat dafür gesorgt, dass ich nicht länger allein an der Platte mit den fertig geschmierten Schnittchen oder Brötchen sitze und mich grusele: Nichte Nummer drei hat meinen Weg eingeschlagen; mit einem Unterschied. Ihre Ausnahme findet bei Kräuterbutter und Knoblauchbutter statt. Gern auch zum Frühstück.
Zwei Nachteile hat diese Angewohnheit:
Es gibt Menschen, die andeuten, dass ich mit Verzicht bzw. Einschränkung der unter dem Schinken aufgebrachten Menge von Butter oder Margarine bereits Massen an Kalorien einsparen könnte- mein Lächeln darauf ist immer sowohl höhnisch als auch schief.
Und: Mein Marmeladen-Balancier-Geschick ist minderwertig ausgeprägt.
Wie ich heute morgen feststellen durfte.
Ich esse selten Marmelade oder so etwas, aber manchmal habe ich Lust darauf. Manchmal, so wie heute, steht da verlockend das Glas mit dem Quittengelee (dafür würde ich Sünden begehen, meine Lieben) – aber trotz aller Begeisterung für dasselbe erscheint es mir doch zu süß, so alles in allem.
An solchen Tagen bin ich hochzufrieden, wenn ich in den Tiefen meines Kühlschranks ein Päckchen nicht abgelaufenen Speisequarks finde. Wobei ich gestehen muss, dass dieser abgelaufen war- aber er hatte noch nicht den Winter eingeläutet und ein Pelzmützchen aufgesetzt. Ergo= Essbar.
Scheibe Toast (weil Sonntag), Quark ansprechend drauf verteilen. Mittels eines Löffels* das/den Gelee darauf ausgebreitet.
Scheibe Toast zum hungrig aufgesperrten Mund gehoben und energisch hineingebissen.
Dann gewundert, warum 1. so gar nichts süßes dabei zu schmecken war und 2. sich plötzlich ein kühles, glitschiges, klebriges Gefühl im Ausschnitt und auf den Beinen breitmachte.
Eins steht fest: Es ist noch einiges zu tun, um die Traktionseigenschaften von Gelee zu optimieren.
Jetzt geh ich duschen.
* Es gehören immer Löffel zum Marmeladenglas. Denn es gibt kaum was Fieseres als Krümel oder -bewahre!- Butterreste im Glas. Oder Margarine, oder Quark.
Elli Lily
Samstag, 27. September 2008
42
Gepolter aus der Wohnung (hoffentlich aus den Räumen ohne andere Wohnung drunter). Pünktlich um sieben. Dummerweise ist es Samstag, also eigentlich nicht pünktlich- der Wecker ist für 9 Uhr mit Wecken beauftragt.
Das schert die Katzen keinen feuchten Kehricht, recht haben sie, sie haben Hunger.
Ein Fetzchen Information nach dem andern kriecht so langsam durch die Ohren in mein Hirn.
Realität will sich Eingang verschaffen, aber ich will nicht. Will liegen bleiben.
Ein Durchzählbefehl ergibt, dass noch alles da ist, auch Dinge, die morgens gern fehlen, zum Beispiel Hände und/oder Arme.
Leider meldet sich auch die Zentraleinheit mit Kopfschmerzen.
Hmpf.
Etwas weiter unten -vom Hirn aus betrachtet- poltert es.
Im Arbeitszimmer fällt was um.
Was poltert da so.
Mein Puls poltert.
Selbst das Nur-fünf-Stunden-Schlaf-Hirn wittert in Zusammenhang mit den Kopfschmerzen einen Unterzucker.
Scheiße.
Denn auch das benebelte Hirn weiß, dass die Zuckervorräte in der Wohnung schlicht erschöpft sind.
Was tun?
Totstellen ist eine beliebte Reaktion auf zu erwartende Unannehmlichkeiten.
Also: Umdrehen, weiterschlafen.
Das hat natürlich keinen Sinn, wenn die Pumpe weiterhin volle Lotte ihr Insulin absondert, also macht man das Ding besser aus.
Ha. Pumpe abschalten heißt Brille suchen, aufsetzen, Pumpenlicht einschalten und gut aufpassen, dass man die richtigen Tasten bedient. Pumpe wieder dahin packen, wo ich sie nachts aufbewahre.
Sanft einkuscheln.
Woraufhin sich Frau Pumpe mit einem Vibrationsalarm meldet.
Ein anderes Mal gerne, Mäuschen, jetzt hab ich Kopfschmerzen.
Während ich die Pumpe wirklich im Halbschlaf abschalten kann (und das leider auch schon mal im Traum gemacht habe), ist dieser miese Alarm mehr, als ich um die Zeit ertrage. Jedenfalls mehr, als sich mit Schlaf vereinbaren lässt.
Also schmeiß ich nochmal das Hirn an, das daraufhin zu verstehen gibt, es hätte doch jetzt gern ein paar Kohlenhydrate, vorzugsweise von der Sorte mit dem hohen glykämischen Index. Danke sehr.
Da fällt mir ein, im Kühlschrank ist noch Jogurt.
Kein Grund also, weiter liegen zu bleiben und darauf zu warten, dass der Blutzucker von selbst steigt.
Brille suchen. Aufstehen. Zur Tür tappen. Aufpassen, der Wäschekorb- aua. Genau der.
Tür auf, den Katzen ausweichen, die das Zimmer entern wollen, und in die Küche wanken. Prioritäten setzen: Im Gegensatz zu normalen Tagen zuerst an den Kühlschrank.
Jogurt raus holen, ins Wohnzimmer gehen. Feststellen, dass alle verfügbaren Löffel noch in der Besteckschublade warten.
Zu viel Bewegung ist jetzt Gift für Ihren Blutzucker, gnä Frau.
Weiß ich, Arschloch.
Die Katzen versammeln sich wie die Geier um mich und meinen Jogurt. Klar, sie haben Hunger.
Aber ich auch.
Der Jogurtbecherdeckel will nicht so, wie ich will, was daran liegen könnte, dass die Finger auch nicht so wollen.
Das Prinzip bei einer Hypo lautet: Erst essen, dann messen, also schieb ich mir den Jogurt rein (alles in allem suboptimal, weil eiweißhaltig- aber besser als nichts) und beschäftige mein erwachendes Hirn mit heiterem Blutzuckerraten.
Fühlt sich nach einem Wert unterhalb der 50 an, nicht gut und ziemlich nahe am Umkippen, was auch nicht gut ist, wenn grad niemand zu Hause ist außer den Katzen. Die haben keine Daumen, also Schwierigkeiten mit dem Notruf. Mal ganz abgesehen von der Adressangabe und solchen Dingen.
Mit dem Jogurtlöffel teile ich drohende Schläge in die Luft aus, um die (natürlich zurückweichenden) Pelzganoven davon abzuhalten, mich um meinen Jogurt zu bringen. Meiner. Nur meiner. Merkt euch das.
Allein das Bewusstsein, dass Zucker nun irgendwo im System vorhanden ist, macht mich gleich viel fitter. Kein Grund also, den Herrschaften mit den Pfoten ihr Frühstück weiter vorzuenthalten.
Es gibt Fisch, meine sehr verehrte Dame, liebe Fräulein Kater. Fisch.
Ich wickle mich in meine Decke und nehme wieder Platz, und weil ich einem Lesezwang unterliege, sobald Buchstaben irgendwo auftauchen, nehme ich mir den leeren Jogurtbecher und entziffere (brauche neue Brillengläser... oder Tageslicht im Wohnzimmer) die folgenden Worte:
„Diätetisches Lebensmittel zur Ernährung im Rahmen eines Diätplans bei Diabetes Mellitus. 25 g Zucker ersetzt durch Zuckeraustauschstoff und 1 g Fructose“.
Oh, Scheiße.
Der Nährwerttabelle kann ich trotzdem noch entnehmen, dass 100 g dieses fabulösen Erzeugnisses (im übrigen Erdbeere mit Vollkornzeugs drin, bäh) noch über 8 g Kohlenhydrate verfügen. Aus der Milch, zweifelsohne.
Mein Hirn kann (immer!) bis zur magischen 1-BE-Grenze von 12 g Kohlenhydraten rechnen, und ermittelt demzufolge, dass dieser Becher immerhin 1 BE hat.
Nun ja.
Theoretisch kann das reichen. Bei Blutzuckern unterhalb von 50 ist allerdings die Menge doch noch ziemlich gefährlich gering.
Die Erkenntnis nützt mir aber gar nichts, denn das war definitiv alles, was der Vorrat an Süßem noch hergab.
Also tu ich das, was ich immer mache, wenn ich nicht weiter weiß: Ich werf den Rechner an und beginne, gedanklich an einem Text herumzufummeln.
Der dann auch langsam Gestalt annimmt.
Ich beschließe, ihn „42“ zu nennen, als Hommage an Douglas Adams, und den Anhalter.
Nach den ersten zwei Zeilen erinnert mich das Messgerät (schwarz, mit schicken gelben Symbolen und Zeichen im Display- bin mal gespannt, ob sie irgendwann eine Schalke-Ausgabe haben) daran, dass man ja trotzdem noch mal den Wert gern hätte.
Stechen (aua), Gerät starten, die Trommel dreht sich, ein Messstreifen lugt aus dem Gehäuse.
Aus der Küche würgende Geräusche.
Den Zeigefinger quetschen, bis Blut kommt, kurz den Wert -42?- vorweg nehmen (Blutzuckerraten, ihr wisst schon- sinnvolle Übung, btw.).
Teststreifen mit Blutstropfen in Kontakt bringen.
Warten.
7:20 Uhr. Draußen sind 5 °, und es ist neblig.
Piep.
Piieeeep.
65.
Ha.
Eigentlich könnte ich jetzt wieder schlafen gehen. Aber jetzt will ich nicht mehr.
Erfreulichen Samstag, allerseits.
Lily
Manchmal
So manches Mal passieren Dinge merkwürdig parallel, scheinen Zusammenhänge sinnverheißend und so- man kann das auch Tarot-Effekt nennen.
(Jede(r), der schon mal Silvester von einer Person, die sich dazu berufen fühlte, die Karten gelegt bekommen hat, kennt den verzückten weggetretenen Gesichtsausdruck, wenn wieder jemand sich erkannt fühlt in den doch teils unter erheblicher Kryptizität leidenden Karten-Texten).
Aber um Tarot geht’s hier eigentlich grad mal gar nicht.
Vielmehr gibt’s momentan für mich einen Grund, mich mit alten Fotos zu beschäftigen. Was mich zunächst mal dazu gebracht hat, festzustellen, dass ich unter Fotoschwund leide (da waren definitiv mal mehr, aber sicher doch!).
Keines der vergangenen personenstandstechnischen Ereignisse hat sich in irgendeiner farbigen oder auch grau in grau gehaltenen Aufnahme zu einer Erinnerung aufgeschwungen, zum Beispiel.
(An dieser Stelle bitte ich um eine kleine Pause- ich muss mal eben den Satz entwirren... Danke).
Eines der übrig gebliebenen Exemplare (Fotos, nicht Ehemänner) schmückt das vorige Posting (kann mich nicht entscheiden, ob Posting nun Neutrum oder Maskulinum ist, also wechsle ich, wenn es mir beliebt) und sagt nur aus, dass ich damals erschreckend wenig Haare hatte. Irgendwer hatte einen grauenhaften Geschmack bei der Auswahl dieses ...Schürzchens. Wir hatten einen Laufstall.
Was wollte ich noch sagen?
Koinzidenzen.
Steffen hat mich neulich auf diesen wunderbaren Blog aufmerksam gemacht, voller betrachtenswerter Fotos, ausgesprochen gut erzählten Geschichten und scharf beobachtetem Alltag. Letzterer ist ebenso brillant formuliert ins Netz gestellt. Ich muss gestehen, mich packte der Neid.
Eine Weile hab ich mich durch die Archive gelesen, und bin gerade damit fertig.
Die privatpersönliche Lily-Beschäftigung mit Fotos könnte man natürlich angesichts der Fotos beim Herrn Merlix und der Dame Herzdame als Anlass für die gefühlte Koinzidenz werten- aber weit gefehlt. Das da ist Kunst, meine Lieben. Sowas kann ich nicht.
Es sind die Texte.
Merlix schreibt sehr (ich kram gerade nach einem passenden Adjektiv, ach ja: ) mitnehmende Erinnerungen aus seiner Jugend, die den obligatorischen „willichauch, willichauch, will ich auch!!“ bei mir ausgelöst haben.
(Darunter leide ich immer, wenn ich irgendwo wieder ein/en Blog ausfindig mache, der/das in Kürze meine keinesfalls schmächtige Lesezeichen-Sammlung verstärken wird.)
Jedenfalls.
Die sich anschließende Suchaktion nach eigenen Kindheitserinnerungen brachte ungefähr soviel Ergebnisse wie die Foto-Suche.
Wenige, bis gar keine.
Was ein Grund für die Fotosuche ist, und mir auch schon bekannt war. Der zweite Grund hierfür ist die beste Therapeutin von Allen (tm), die mir beim Erinnerungen suchen helfen will.
Was ich sagen möchte:
Zufälle gibt’s... Herrje.
Genaueres Betrachten der Fotos, so wenige es auch sind, hat dann die Erinnerungen von vorhin hervorgerufen.
Mal ehrlich- Kann man sich wirklich an so was erinnern?
Und - on a totally unrelated basis: Warum rattert mein Scanner plötzlich so ominös?
(Wenn man ihn schlägt, hört er allerdings auf)
Fragen über Fragen!
Ich geh jetzt schlafen, ich glaube, das wird Zeit.
Eine schöne Nacht
wünscht euch und sich
Lily
Ach, im Büro schenkte man mir heute ein Feuerzeug. Das ist doch was. Montag geh ich wieder hin!
Freitag, 26. September 2008
Erinnern wir uns...
...an den wiederkehrenden Alptraum, der Wolf am Fußende unseres Bettes würde uns jetzt- jetzt gleich!- fressen...
...an das Gefühl wie der Rand vom Laufstall schmeckt, wenn wir drauf herum kauen: Glatt, gummiartig und irgendwie rot...
...daran, wie nass und kalt eine überfällige Stoffwindel an den Beinen klebt
...oder daran, wie es ist, wenn jemand einem eine störrische Strumpfhose aus Synthetik überstreift.
Erinnern wir uns wirklich daran?
Pausendialoge
Heute Mittag in der Stadt:
Eine erregte Diskussion zweier Menschen (offenbar Mutter und Tochter), in der man sich echauffierte darüber, was die „Scheiß-Beamten!“ alles so verlangten von einem Bürger…
Die Zuhörende (na gut, Lauschende) entnahm der sich anspinnenden, lautstark vorgetragenen Unterhaltung, dass man
a) Freitags mittags um eins
b) ein Amt aufgesucht habe (hier: BAFöG- Behörde) um dort
c) zu erfahren, dass das Amt keine Sprechzeiten habe. Auch zuvor hatten die „Scheiß-Beamten“ bereits
d) Unterlagen nachgefordert, nach denen man
e) keine Lust zu suchen hatte („Was weiß ich, wo der Scheiß rumliegt“).
Darf ich also festhalten, dass man eine finanzielle Leistung begehrte, für die man einzig einige Vordrucke auszufüllen hatte, und ein paar Belege vorlegen musste?
Zufällig bin ich darüber informiert, dass die entsprechenden Anträge von der ausgebenden Stelle sowohl mit den Sprechzeiten als auch mit der Telefonnummer versehen werden, unter der man sich Rat holen kann.
Man hat alle diese Informationen geflissentlich ignoriert, ist pünktlich mittags um eins an einem sprechzeitenfreien Tag da aufgelaufen, und hat, den Schilderungen zufolge, irgendeinem harmlosen anderen Behördenmitarbeiter eine Riesenszene gemacht, weil er sich nicht mit dem Fach Ausbildungsförderung auskannte und so dreist war, darauf hinzuweisen, dass die entsprechende Stelle am Freitag geschlossen sei.
Ich kann dem Mann nicht verdenken, dass er (vielleicht schon leicht genervt) wohl gegen Ende darauf hingewiesen hat, dass man sich die drei Etagen zu Fuß („Immer gegen die Behinderten!!!“) hätte sparen können, wenn man das Schild an der Eingangstür gelesen hätte, auf dem stünde, dass Freitag geschlossen sei.
Also haben sich die Scheißbeamten offenbar geweigert, Kohle rauszurücken ohne Beweise für das, was die Bürgerin in ihr Formular geschrieben hat. Dann waren sie auch noch so frech, im dritten Stock ihr Büro zu haben, und dann auch noch Freitags mittags um eins nicht zu sprechen.
Kein Wunder, dass dieses Land den Bach runtergeht.
Echt jetzt.
Lily
Donnerstag, 25. September 2008
Ende Gelände
So. Für heute ist erledigt, was ich mir vorgenommen habe: Arbeit, Sport, und was gegessen hab ich auch.
Vor ungefähr einer Stunde bin ich nach Hause gekommen, überm Arm die Handtasche, die Sporttasche sowie Rock und Jacke vom letzten Posting. Hab alles erstmal verstaut, und dann den Rechner angeworfen, wie das so üblich ist chez Lily. Man will ja nichts verpassen.
Die RSS-Feeds haben mir ein neues Posting bei Mir von WouldaShouldaCoulda angegeben- da erzählt sie von Dingen, die sich geändert haben im Lauf der Zeit, und denen, die gleich geblieben sind.
Sie macht das fest an Geschirr, das sie, geraume Zeit nach einem Umzug, aus den Kisten holt und in den eigens dafür angeschafften Geschirrschrank räumt- und dabei stellt sie fest, dass es überhaupt nicht mehr zu ihrem neuen Zuhause passt.
Das hat mich ein bisschen nachdenklich gemacht. So eine Kiste hab ich auch- derzeit steht sie bei meiner Schwester im Keller herum, weil das Porzellan darin zu teuer ist, um es in einer Garage aufzubewahren.
Einen Keller habe ich nicht, und um es in meiner Wohnung irgendwo unterzubringen, fehlt es mir definitiv an Schränken- Wohnzimmerschränke kommen direkt nach Tosca und tabakbraunen Nylonstrumpfhosen auf der Liste der Dinge, die ich nicht haben will.
Dabei ist mir schon klar, dass ich auf das verzichte, was so gern und wichtig „Stauraum“ genannt wird- aber sei’s drum.
Das Porzellan ist von meiner verstorbenen Schwiegermutter gekauft worden, die einen Porzellantick hatte. Freundlicher formuliert: Sie sammelte.
Und als sie kurz nach meinem Schwiegervater starb, zogen wir damals in ihr Haus ein. Zusammen mit Schwager und Schwägerin, Hund und Kind gründeten wir sowas wie eine WG- mangels passender Worte kann man es nur so nennen.
In den Folgejahren versuchte ich (1991 war ich 28 Jahre alt) mit den Gegebenheiten zurecht zu kommen, und kann das Ergebnis nur als Scheitern bezeichnen.
Denn mit dem Riesenhaus von über 240 m², die wir bald allein bewohnten, einem Innenstadtgarten von knapp 1000 m², besagtem Hund, meinem Sohn, einem Vollzeit-Job und einem ebenfalls in Vollzeit arbeitenden Partner war ich schlicht überfordert.
Zudem herrschte dort -für meine Begriffe, und das wird im Rückblick immer mehr so- eine Atmosphäre, die man nur als bedrückend bezeichnen konnte.
Abgesehen davon, dass Möbel, Dekorationen und natürlich auch das Geschirr den Geschmack meiner Schwiegereltern zeigten, war dieses Haus unglaublich dunkel.
Dunkel vertäfelte Decken, dunkle Türen, Klinker an den (Innen)Wänden, teilweise bleiverglaste Fenster, überall Nippes, Gardinen mit Rüschen, Samtvorhänge und einfach irre Mengen von Zeug.
Geschmackvolles Zeug, super teures Zeug, eigens versicherungspflichtige Bilder, echte Teppiche, Kunstgegenstände von der Bronze bis zum Meißner Schäferduo- -aber Zeug.
Dunkelbraun gekachelte Bäder, olivgrünes Sanitärzeugs, altmessingfarbene Armaturen.
Ein Alptraum, scheint mir heute.
Damals nahm ich den Kampf auf- mit dem Zeug.
Was ich nicht wusste: Die erste Tat hätte sein müssen, das Haus und alles, was darin war, in meines zu verwandeln.
Bzw. in unseres- aber das schien damals aussichtslos, denn so bald nach dem Tod beider Eltern war meinem Partner und seinem Bruder nichts ferner als das.
Es ging ums Bewahren, ums Aufbewahren, ums Nicht-Verändern.
Da ich eine gehorsame kleine Frau war, hab ich mich dran gehalten.
Es hat mich beinahe 8 Jahre gekostet, die bleischwere, dunkel handbemalte italienische Keramik, die behauptete, eine Küchenlampe zu sein, gegen etwas auszutauschen, was nicht den Raum verdunkelte, wenn man das Licht einschaltete.
Beinahe 8 Jahre und endlose Diskussionen- denn:
Es war ja alles noch gut.
Klar. Alles. Auch die Legion von seidenen Kissen, die Berge von Trockensträußen, Bodenvasen, die Stehlampen mit polierten Messingfüßen, die bodenlangen Gardinen, die Kunst im Garten (jawoll, Skulpturen und sowas- und nicht aus dem Baumarkt. Sondern vom Künstler persönlich).
Wir hatten eine Garage mit gefliestem Boden und getäfelter Decke.
Wir hatten nicht weniger als drei Bäder und ein Gästebad, was zwar bequem war, aber alles geputzt werden musste.
Wir hatten einen Kronleuchter im Wohnzimmer, der einmal im Jahr einer Spezialreinigung bedurfte.
Mehrere Meißner Services, diverse Royal Kopenhagen, Herend nicht zu vergessen.
Ein Silber für 24 Personen, das in einem Extra-Häuschen wohnte, das wiederum an den Safe im Keller montiert war.
Safe im Keller? Ja, das war der eine. Oben stand noch einer. Mit Stromanschlüssen versehen hätten beide als Kühlschränke durchgehen können.
Ein Klavier, ein Klavier. Ein Klavier? Klar doch.
Wir hatten Böden mit Eichenparkett und solche mit Solnhofener Plattenkalk, der sanft mit Schmierseife behandelt werden wollte. Die Teppichläufer auf den Treppen und die Brücken verlangten nach einer Reinigung auf Knien. Mit Sauerkraut, damit die Farben schön rauskamen.
Eine Truhe aus dem Mittelalter enthielt die 48 (!!) Mitteldecken. Bügelpflichtig, alle.
Der antike Esstisch im Esszimmer verlangte nach angefertigten Tischdecken- wegen der Sondermaße. Ohne Decke? Dann hätte man zwar die schöne Maserung gesehen, aber er war doch recht empfindlich bei Nutzung.
Unser Schlafzimmer war 35 m² groß und enthielt meine immer noch spärliche Garderobe, sowie Cut und Abendkleider der Schwiegereltern. Sowie einen Ozelotmantel, einen Dark Nerz, teure Trenchs und Lederjacken.
Theoretisch hätte mir das gepasst - praktisch hab auch ich meine Grenzen.
Alles also voller Prunk, Pomp und Zeug. Zwei Gartenhäuser, eine Doppel- und eine Einzelgarage sowie drei große Kellerräume und ein ausgebauter Dachboden voller Gerümpel. Mein Partner fing an, den Sammlungen seiner Eltern seine eigenen hinzuzufügen (Computer aus den Anfängen- kühlschrankgroße Teile, mit Festplatten in Wok-Größe), und ich?
Ich ging mit dem Hund spazieren, kriegte meinen Haushalt nicht auf die Kette und wurde immer unerträglicher.
Als ich auszog, kurz nach der italienischen Keramik, nahm ich den Esszimmertisch mit, eins von den teuren Geschirren, und meinen Schmuck.
Ach ja, und einen kleinen Kleiderschrank, 1,50 breit, den ich immer noch habe.
Meinen Schmuck hab ich verkauft, weil ich ihn sowieso nicht trage- und ich mal Geld brauchte, zwischendurch.
Den Tisch? Den hab ich nach Jahren in mühsamster Handarbeit abgeschliffen und unter der mahagonifarbenen Beize fand sich eine Platte aus Erlenholz. Den letzten Umzug hat er nicht überlebt, weil er in der Garage nass wurde, denn die Deckenentlüftung ist kaputt und tropfte.
Das Geschirr? Steht in einer Kiste auf der Sauna meiner Schwester und wird älter.
Es ist nicht verkäuflich, und das nicht, weil ich es nicht versucht hätte.
Nach herkömmlichen Maßstäben hab ich einiges verloren durch dieses Scheitern.
Erstens, jede Menge Kram, Zeugs, Gegenstände.
Zweitens jede Menge Geld- ich hab den Zugewinnausgleich nicht durchführen lassen, von der Hälfte des Hauses, die mein Partner und ich zusammen gekauft haben.
Drittens einen ganzen Berg Naivität, sowie eine üble Mischung aus Feigheit und Opferwillen.
Das mit dem Geld tut mir manchmal leid, wenn ich mal wieder kaum über den Monat komme.
Alles andere habe ich eingetauscht gegen die Freiheit, Poster an die Wand pinnen zu können, die Freiheit, kein Silber putzen zu müssen, wenn ich es nicht will.
Meine eigenen Lampen aufhängen zu können, keine Gardinen vor den Fenstern haben zu müssen.
Eine Wohnung ohne Dinge, die sich irgendwo anstauen- und sei es nur im Stau-Raum.
Das einzige, was inzwischen noch daran erinnert, ist das Geschirr. Kann es jemand gebrauchen? Ich geb es günstig ab. Weil ich lieber aus der Flasche trinke, als mich mit so einem Kram weiter zu belasten.
Einen ballastarmen Abend euch allen,
Lily
Für immer jung
Heute morgen gab es eine Überraschung im Büro: Eine Bekannte einer Kollegin hat ihre Motorrad-Klamotten abzugeben.
Holla, und die Jacke passt.
Eine klassische Lederjacke, so dass ich nur noch in einer stillen Minute mal das Angebot an Hosen checken muss. Die Hose, die dabei war, ist erstens eine Herrengröße- die passen mir ohnehin nicht, rein vom Schnitt her, und zudem noch in Größe 50. Abgesehen davon: Zu kurz ist sie vermutlich auch.
Einen Helm habe ich noch. Handschuhe in Winter- und in Sommerausführung ebenso.
Dann noch einen Satz anständiger Stiefel, und einen Rückenprotektor zum Anziehen (die Jacke hat keine eingebauten P.) und es könnte mal wieder losgehen.
Lust hab ich schon.
Vielleicht komm ich ja mal auf Umwegen zu einem Motorrad.
Wer weiß.
Am besten schaut man natürlich jetzt, im Herbst, wenn die Leute ihre Karren abgeben. Außerdem gibt’s bis in den November hinein noch schöne Tage, an denen das Fahren angenehmer ist als im Sommer, wenn von oben die Sonne heizt und von unten die Zylinder.
Eine schöne Tour zu befreundeten Verwandten in Eifelnähe… das wäre doch was.
Träumen hält jung, Leute.
Eine andere Überraschung gab es eine halbe Stunde nach dem Jacken-Event.
Eine weitere Kollegin hat mir einen Rock geschenkt, den sie nach Ansicht ihres Mannes besser nicht trägt.
Den kann man prima mit der Lederjacke kombinieren.
Fehlen jedoch auch hier ein paar Stiefel…
Mist auch.
Auf jeden Fall: Besser morgen früh wieder ins Büro. Wer weiß, wer was zu verschenken hat.
Einen schönen, sonnigen Herbsttag wünsche ich euch.
Lily
Dienstag, 23. September 2008
Pictures. Not fit for an Exhibition.
Gestern war es soweit. Die Bilder von der Hochzeit sind fertig, und wie das moderne Leute so machen, per Internet zum Begucken freigegeben (bzw. ich hatte da eine Exklusiv-Vorführung, zusammen mit der ExBraut).
Wunderschöne Bilder schöner Menschen, in schöner Kleidung (okay, bis auf den mutigen jungen Mann, dessen Hemd, Jackett und Krawatte ein jeweils individuelles Muster aufwiesen. Wohlgemerkt: Jedes.Teil.Für.Sich. Andere Grundfarbe, anderes Muster.)
Die Menschen waren nicht nur schön, weil sie so jung sind, sondern auch, weil sie schön sind. Natürlich nicht alle, aber der Gesamteindruck war der von Spaß und Eleganz und, na ja, Schönheit.
Und dann waren da die …Anderen.
Die jenseits der Mitte dreißig, denen die hochauflösende Qualität moderner Digitalkameras sagen wir mal: Nicht gut tut. Da wäre vielleicht eine Kohlezeichnung bei Kerzenlicht insgesamt schmeichelnder gewesen. Im Dunkeln betrachtet. Mit verbundenen Augen.
Es machte es nicht besser, dass ich mit dabei war. Und dass ich zwar nicht von richtig nah dran fotografiert wurde, aber bereits im verzerrenden Bereich des Weitwinkel-Objektivs stand (hoffentlich- sonst bleibt mir als Alternative nur die Mintarder Brücke.)
Ich hab den Eindruck gewonnen, dass man ab 35 wählen kann, zwischen Fett oder Falten. Aber deshalb muss man wirklich nicht so aussehen. Echt jetzt. Herrje.
Irgendwie, trotz aller Selbstschelte, macht man sich ja ein Bild von sich- aber das wurde gerade ersetzt.
So, und jetzt muss ich ein bisschen zur Seite gehen, schmollen, und neue Diätpläne austüfteln. Oder in einen Tschador investieren.
Mal sehn.
Montag, 22. September 2008
Heute im Büro
Die Tür öffnet sich und ein Klient betritt das Zimmer. Er hat eine Frage, und wir klären diese- hoffentlich zu seiner Zufriedenheit.
Es wird Zeit, sich zu verkrümeln, seinerseits, finde ich, und läute dies auch ein.
Der Klient setzt sich aufrecht hin, schaut mir (okay, ziemlich tief) in die Augen und spricht:
„Trinken Sie gern Hagebuttentee?“
Unverständnis von meiner Seite.
In meiner ½ l Teetasse befindet sich das übliche. Fencheltee.
Das sage ich ihm auch.
Kommt die Antwort:
„Ach so. Na, das ist ja das Gleiche. Aber ganz mein Geschmack.“
Ich weiß nicht genau, wer auf der Leitung steht, habe aber den entschiedenen Eindruck, dass ich das nicht bin.
Oder vielleicht doch?
Lily
Sonntag, 21. September 2008
Lilyscope- in several multicolored shades.
Sunday morning, 8 am
begin Lilyscope
Wassermann (21.01.-18.02.)
Der Wassermann hat dieser Tage mit einer Einladung zu rechnen. Er sollte sich vorsehen, und nicht zuviel trinken, denn man wird ihm nur Frostschutz übelster Provenienz anbieten. Wenngleich nützlich, ist dies doch nicht sehr schmackhaft, und pflegt irritierende Auswirkungen auf des Wassermanns Farbe zu haben. Er wird dann nämlich zartblau, und alles in allem ein wenig - zäh.
Qualle (18.-20.2.)
Die Qualle hat einen Namensänderungsantrag gestellt. Auch sie hat nur den einen Wunsch: Mithalten! Moderne Zeiten fordern ihre Opfer, will man an ihnen teilhaben.
Und damit sie sich nicht mehr auf „Galle“ reimt, möchte sie ab sofort Jellyfish genannt werden.
Was die Qualle nicht weiß: Der Beamte in der Namensänderungsurkundenausstellungsstelle wird am Montag mit Restfrostschutz im Blut ins Büro kommen, und er wird in einem Moment enormer Gedankenzähigkeit es lustig finden, eigene Kreativität walten zu lassen.
Die Qualle wird ihre Urkunde bekommen.
Und fortan Berthold heißen. Berthold Brot.
Fische (20.02.- 15.03.)
Fische schwimmen derzeit mit dem Bauch nach oben. Aber keine Angst: Sie trainieren das Rückenschwimmen für einen großen internationalen Wettbewerb.
Wenn sie aber noch ein bisschen öfter mit dem Hai zusammenstoßen, werden es die Paralympics.
Lämmergeier (16.03.-18.03.)
Einer von euch wird einem hungrigen Lamm zum Opfer fallen. Rosa Schleife hin oder her: Es war ein besonders kräftiges, blutrünstiges Lamm, und ließ vom Geier nicht viel für die Beerdigung übrig.
Geht alle zur Leichenfeier- es gibt Frostschutz! Und glitzernde Käfer.
Einhorn mit Zahnschmerzen (19.03.-20.03.)
Eine kleine alte Dame, die zunehmend mehr Zeit in euren Alpträumen verbringt, verprügelt euch mit einer Einkaufstasche voller Katzenfutterdosen. Vielleicht solltet ihr euer Selbstbild überdenken.
Widder (20.03.-22.04.)
Palastrevolte- die dumme Ziege von nebenan hat eine Horde marodierender Lämmer unter ihrem Befehl zusammengerufen, und macht sich auf, eure Vorgärten zu stürmen. Lasst euch das nicht gefallen. Obwohl- wenn ich recht überlege, habt ihr keine Chance.
Wandert aus.
Egal wohin.
Rosa… Dingsda (22.04.-26.04.)
Jemand hat beschlossen, euch einen Staubwedel zu schenken. Ihr freut euch. Wenn er auch etwas---rosaner sein könnte.
Stier (26.04.-14.05.)
Der erste, der am Montag „Glotz nicht so doof“ zu euch sagt, kann damit rechnen, eins zwischen die Hörner zu kriegen. Recht habt ihr, und wenn ihr ein bisschen Anlauf nehmt,ist euch der Sieg so gut wie sicher.
Onward, Rural Soldier!
Kleine alte Dame mit Taschenschirm (14.05.-18.05.)
Wenn man den Schirm verloren hat, sollte man nach anderen Methoden suchen, um sich die Realität in Form eingebildeter Einhörner vom Hals zu halten. Wie wäre es mit einem Taek-won-do-Kurs?
Ach- Ihr habt schon was gefunden? Was eigenes?
Fein. Darauf einen Pink Gin.
Okapi (19.5.-01.06.)
Die Okapis leiden, weil sie immer noch auf der Suche sind nach einer Okapi-in. Und nach einem Reim auf Okapi.
Es könnte schlimmer sein. Reißt euch zusammen, Jungs! Es gibt da so Partnerbörsen. Kaum angemeldet, wird das E-Mail-Fach mit Mails überflutet. Es ist nie das richtige dabei, und alle sind Franzosen, weiß der Lämmergeier, warum, aber man kann sich für ein paar Stunden einbilden, man wäre am Markt noch was wert.
Dann hat man die Mechanik durchschaut und meldet sich wieder ab.
Und Reime haben die auch nicht.
Aber das geht auch der Kakerlake so- die musste erst nach Spanien auswandern, und sich offiziell in Cucaracha umbenennen. Das reimt sich bestimmt auf irgendwas.
Zwillinginginge (02.06.-10.06.)
Unsere Zwillinginginge haben beschlossen, sich einer Persönlichkeitsspaltung zu unterziehen, da es in letzter Zeit Schwierigkeiten gab, noch zwei Leute für einen Doppelkopf-Abend zu finden.
Na, das ist ja dann geklärt.
Fröhlich blökendes Lämmchen (10.06.-19.06.)
Hätten wir gewusst, wie ihr wirklich seid, hätte es letztens Lammkoteletts auf dem Grill gegeben, und nicht nur gefüllte Paprika.
Was wir euch aber immer schon fragen wollten: Was habt ihr eigentlich mit Rotkäppchen gemacht? Ja, du da, mit der Mütze. Kannst du mir sagen... ? Nein? Weiß eigentlich deine Mama, wo du dich rumtreibst?
Krebs (20.06.-12.07.)
Krebs und Languste haben in eine Immobilie investiert: Einen hübschen Felsen draußen vor Helgoland. Es ist nur leider sehr langweilig da draußen, und die Languste beschwert sich schon, weil sie immer die Bierkästen über die steilen Klippen schleppen muss. Krebse, ihr solltet etwas ritterlicher sein. Sonst wars das mit der Languste.
Languste (13.07.-20.07.)
Noch mehr als die Bierkästen ist der fehlende Gartenzaun ein Problem für die Languste. Wenn einer da stünde, könnte sie wenigstens tot über ihm hängen. Aber so?
Langusten sollten den Krebsen hübsche Geschenke in Form von Akkuschraubern machen. Damit die ihnen zum Muttertag einen Jägerzaun montieren. Aus Treibholz, wegen der Pittoreskizität.
Löw (20.07.-19.08.)
Der Löw schaut total fasziniert auf die Meise, die sich auf seiner Nase gerade zierlich putzt.
Jetzt nicht niesen....
Jungfrau (20.08.-17.09.)
Die ist immer noch Jungfrau, zum Glück. Statt sich sternzeichenwidrig wilder Lust und so hinzugeben, hat sie sich ein Buch gekauft und daraus ein Gegengift gebastelt.
Das wird in Gläser gefüllt, und nennt sich dann „Sex on the Beach“.
Lecker. Und kompensatorisch. Prost, Jungfrau!
Königspinguin-und-scheues-Reh(18.09., 20.17-21.13 Uhr.)
Der Anwalt der beiden hat überlegt, sein Mandat niederzulegen. Der scheue Königspin hat sich als übler Stalker herausgestellt, und Rehguin lässt den Herrn Anwalt nicht mal mehr in Ruhe golfen. Die Kinder sind im Heim.
O tempera, o mores.
Waage (18.09., 21.14 Uhr -16.10.)
Die Waagen verklagen derzeit die Autorin wegen schwacher Witzchen, von wegen Instabilität und so. Wegen des laufenden Verfahrens erfolgen keine Prognosen-soweit kommt das noch.
Wollmaus (16.-24.10.)
Glück für die Wollmäuse! Unter der Couch treffen sie auf jede Menge Gleichgesinnter, und haben endlos Gelegenheit sich fortzupflanzen. Die Dame des Hauses hat derzeit eine mentale Sperre, was die Tätigkeit „Staubsaugen“ betrifft. Und der Swiffer ist immer noch nicht von dem Liebesurlaub mit dem Vorwerk-Sauger aus dem schönen Hawaii zurück.
Skorpion (25.10.-17.11.)
Diese sind nachtragend.
Bei der letzten Sichtung hatten sie folgende Dinge im Schlepp: Ein englisches Dictionary, eine Dose Ananas und den Rest einer rosa Schleife.
Geist-des-Christstollens-im-September (17.11-06.12.)
Der Geist des Christstollens im September hat Gesellschaft bekommen durch ein Tütchen Aachener Printen in der kieferschonenden Häppchen-Variante. Nun muss er lernen, mit dem Nicht-mehr-allein-sein angemessen umzugehen. Viel Glück, kann ich nur sagen, hoffentlich vertragt ihr euch.
Die Printen gehen nämlich gern in die Disco.
Schütze (Irgendwann danach. Bis gegen Weihnachten.)
Der hat zum Geburtstag einen neuen Compound-Bogen bekommen. Und ist seither nicht mehr gesichtet worden. Wenn ihm die Pfeile ausgehen, wird er schon wieder kommen. Keine Angst.
Steinbock (22.12.-03.01.)
Ihr habt einen neuen Gegenstand erhalten: Aktentasche der Wut. + 2 Intelligenz, + 4 Stärke, in der Schildhand zu führen. Wird gern kombiniert mit „Hosenanzug der durchgesoffenen Nacht“ sowie mit „Laptop der kosmischen Ungerechtigkeit und Festplattenprobleme“. Alles zusammen ergibt eine epische Rüstung, nicht viel Zugewinn an Fähigkeiten, aber es kommt in einer schönen Farbe.
DieBraut (04.01., Null Uhr bis 04.01., dreiundzwanzig Uhr neunundfünfzig)
Schade- nun seid ihr die ExBraut. Na, wenn ihr euch in dieser Rolle wohl fühlt, wollen wir mal nicht so sein.
Fliegende Untertasse (05.01.-20.01.)
Man hat euch gesehen... Keine Widerrede.
Auch wenn Frostschutz dabei eine gewisse... meinungsbildende Rolle gespielt hat.
Sunday morning, 9:26 am.
End of Lilyscope
Lily.
Fragen an Frau Lily, Teil IV
- Warum kriege ich sehr, sehr, sehr merkwürdige E-Mails? Nicht die Sorte, die mir anbietet, gegen einen kleinen Kostenbeitrag meinen Penis zu vergrößern (das würde auch einen größeren Beitrag erfordern, unter anderem die Beiträge mehrerer Chirurgen- von meiner Wenigkeit, die da nicht mitspielen würde, mal ganz zu schweigen)- nein, E-Mails, die mich über neue Kommentare hier informieren und die -von Blogspot.com- an die in der rechten Spalte unter "Email für mich" verlinkte Mailadresse geschickt werden, die aber zu der freudigen Nachricht, dass mir wer geschrieben hat, auch noch Reste anderer, mir von lieben Korrespondenzpartnern übersandter Mails enthalten?
Die Antwort ist: Weil ich ein faules Luder bin.
- Warum, warum nur fällt mir selbst nicht ein, manche Dinge ab und zu mal anzustoßen bzw. zu veranlassen?
Die Antwort ist: Weil ich vergesslich bin.
- Warum ist die seit ungefähr 18 Uhr laufende Durchsicht meiner Platte immer noch nicht beendet?
Antwort: S. Oben.
Aufgrund der bizarren und mich sehr verwundert habenden Mail hab ich mal wieder das Defragmentierungstool angeworfen.
Defrag hat mir ein Bild gezeigt, das war so bunt, da kriegte man Augenkrebs.
Was bedeutet, dass die Platte sehr, sehr durcheinander ist, und zum Laden einer einzigen Datei wieselflink, oder besser noch schneller, ihre Leseköpfe hin und her schickt, auf das sie mir zu Willen seien. Das ist nicht gut, das verlängert die Ladezeiten und ist bestimmt auch Lesekopf-Schmerz-erzeugend.
Bei so bunten Bildchen aber dauert so ein Aufräumen ziemlich lange.
Dummerweise hab ich mehrmals versehentlich das kleine Kreuzchen oben rechts geklickt, woraufhin das ganze Prozedere abgebrochen war und mittels Neustart von vorn loslegen musste.
Dann hab ich mir überlegt, dass es vielleicht, ja, vielleicht sinnvoll wäre, erstmal eine Datenträgerbereinigung vornehmen zu lassen, bevor ich die Platte putzen lass und schön aufräume. Und vielleicht ein paar Blümchen hin stelle.
Denn wenn viel weg zu werfen ist, dann muss man nachher ja wieder aufräumen, sonst sind unschöne Lücken in der Deko. Oder?
Also, Datenträgerbereinigung eingeschaltet. Nach einer Stunde ominösester Geräusche seitens des Rechners und keiner Erzeugung eines sichtbaren Fortschrittsbalkens hab ich das Ganze dann abgebrochen und noch mal nachgeschaut, wieviel dieses Programm als überflüssig erkannt hat- also tmp und temps, Protokolldateien von Installationen und so ein Kram.
Es waren 38.
38 GIGABYTE.
Schäm.
Irgendwie hat er es nicht geschafft, den ganzen Kram in der gebotenen Schnelligkeit zu entfernen. Der Arme.
Ich hab ihm dann etwas unter die selbigen gegriffen, unter die Arme, und ein bisschen Platz per Hand geschaffen.
Der zweite Versuch hat dann nur noch 45 Minuten gedauert.
Ich glaube, mein Computer hat mich jetzt wieder lieb.
Im Moment sortiert er gerade eine Megazillion mp3-Dateien. Sollte ich vielleicht vor dem Plattenkollaps mal runterbrennen. Dafür hat man solche Geräte doch.
Abschließende Frage an Frau Lily:
Was ist eigentlich aus den regelmäßigen Wartungsterminen geworden? Hä?
Ach Lily, geh schlafen.
Is’ schon spät, du brauchst ja offenbar deinen Schlaf.
Und den Rechner? Den lass an, der braucht noch eine Weile.
Samstag, 20. September 2008
Treibverzeit
Solange ich hier sitze und meinem Rechner dabei zusehe, wie er sich defragmentiert und samstäglich aufhübscht, um ohne Altlasten und Dateireste das Tanzbein schwingen zu gehen (aber erst, wenn er fertig ist, was gegen Montag morgen der Fall sein wird, wenn das so weitergeht) - jedenfalls während dieser langweiligen Zeit vertreibe ich mir selbige durch jutjuben- und habe das folgende weitere Stückchen schöner Musik für euch gefunden:
Sarah McLachlan, Indigo Girls und Jewel.
Eine CD der Indigo Girls hab ich auch, und zwar 1200 Curfews- die hab ich erstanden, nachdem ich die Musik auf MTV gehört habe. Das war zu der Zeit, als da noch Jams liefen, und man auch mal ein bisschen abseits vom Mainstream was hören konnte.
Sie haben für den Soundtrack von Philadelphia Rod Stewart gecovert (okay, Mainstream, ich sag ja gar nichts) und vor einiger Zeit was mit Pink gemacht.
Es gibt auf 1200 Curfews eine wunderbare Fassung von Dead Man's Hill, die ich leider nicht auftreiben konnte.
Aber das da oben ist sehr schön anzuhören.
Wenn auch - Mainstream.
Aber sind wir nicht alle ein bisschen Bluna?
Lily
Die sich gerade ein Fläschchen Bier reinzieht.
SO lecker.
Dem Skandal auf der Spur- oder: Die Brüder Grimm- ausgebeutet!
Es war einmal ein kleines Wesen, das nannte jedermann nur „Brotknäppchen“. Weil es nämlich eines war, und weil jedermann es auch noch lieb hatte, ging es so fürbaß durch sein Leben.
(Wie der erfahrene und geneigte Leser hier bemerken wird: Keine Rede von albernen roten Mützchen, sentimentalen Omimis und den Gefahren, die einem unerfahrenen Brotknäppchen auf seinem Wege durch den Wald wohl auflauern wollen würden.)
Keine Mama schränkte es ein in seinem Bestreben, die Welt zu entdecken und sein Glück zu machen. Kein Vater, der Zukunftsvisionen mit brutaler Strenge den Garaus machte, in dem er einfach nur verkündete: "Fernsehstar? Du wirst Metzger, lieber Stefan, das fördert den Realitätsbezug!“
Auch hieß es nicht Stefan, was ein nicht zu unterschätzender evolutionärer Vorteil ist.
Es war einfach ein glückliches, fürbaßschreitendes Brotknäppchen.
So glücklich, dass es sich nicht durch versteckt phallische Symbole in Gestalt von Omimis großen Ohren von seinem Entdeckergeist abhalten ließ- obwohl manche Omimis wirklich entsetzlich große Ohren haben. Opapas aber auch, und das macht es nicht besser.
Eines Tages kam ein Wolf und fraß es.
So.
Das war die ganze Geschichte.
Und wie, fragt sich der Leser hier, kommen rote Mützchen ins Spiel?
Einzig durch den modernen und rücksichtslosen Imperialismus der Filmindustrie. Diese nämlich entnahm dieser rührenden, volksseelenbildend erzählten Geschichte das Brot, und verwandelte es in einen Bernd.
Das ist nicht viel besser als ein Stefan, nur anders. Aber darum geht’s hier nicht.
Und damit die gebildete Volksseele fürderhin bloß nicht bemerkte, wie sehr sie in ihrem Kulturidentität stiftenden Imaginationsvermögen verletzt wurde, erfand Walther von der Disneh-Weide im Jahr 1477 die Geschichte vom Rotkäppchen. Eine Zeitmaschine spielte dabei eine Rolle, und eine Email, sowie ein Sprachbedeutungsmeridian, aber das wollen wir hier nicht näher beleuchten.
Jawohl, und versündigte sich damit an vielen, vielen unschuldigen Kinderseelen.
Die seither nicht mehr Wein und Kuchen in ein Körbchen packen, um Omimi zu besuchen, und die zum Blümchenklauen in den Nachbargarten gehen. Womit sowohl die Nachbarn als auch die Omimis ein für alle mal als Verlierer der Geschichte darstehen. Obwohl man sich jetzt weniger Gedanken um Omimis Leber und ihren Blutzucker machen muss.
Und die Nachfahren des Herrn von der Disneh-Weide scheffeln Kohle ohne Ende mit ihrem Bernd.
So kann’s gehen.
Bedauert
Lily.
Die sich bei Steffen bedankt. Nicht bei Stefan.
Freitag, 19. September 2008
Lieblingslieder
Erinnert ihr euch noch?
On a long and lonesome highway,
east of Omaha.
You can listen to the engine
moaning out its one lone song
You can think about the woman,
or the girl you knew the night before.
But your thoughts will soon be wandering,
the way they always do.
When your riding sixteen hours and there's nothing much to do
And you dont feel much like riding,
you just wish the trip was through.
Say, here I am, on the road again.
There I am, up on the stage.
Here I go, playing star again.
There I go, turn the page.
Well you walk into a restaurant,
strung out from the road,
You can feel the eyes upon you
as you're shaking off the cold
You pretend it doesn't bother you,
but you just want to explode.
Most times you can't hear 'em talk,
other times you can.
Oh the same old cliche:
Is that a woman or a man?
You always seem outnumbered
you don't dare make a stand.
Here I am, on the road again.
There I am, up on the stage.
Here I go, playing star again.
There I go, turn the page.
Out there in the spotlight you're a million miles away,
Every ounce of energy,
you try and give away,
As the sweat pours out your body
like the music that you play.
Later in the evening
as you lie awake in bed,
With the echo from the amplifiers
ringing in your head,
You smoke the day's last cigarette,
remembering what she said.
Now here I am, on the road again.
There I am, up on the stage.
Here I go, playing star again.
There I go, turn the page.
Here I am, on the road again.
There I am, up on the stage.
Ah here I go, playing star again.
There I go, there I go.
Räumkommando
Liebe beste Therapeutin von allen,
nun haben wir ihn ja, den Durchbruch. Oder, besser gesagt, da liegt ein Stück Putz, das von der Wand gefallen ist. Dahinter kann sich einiges verbergen, meine eigenen sixtinischen Gemälde oder ein paar vulgäre Graffiti.
Die 75 Stunden, die ich bisher hatte, kommen mir so furchtbar zäh vor. Sie haben zwar gesagt, dass das insgesamt doch ziemlich schnell ging. Aber es schien mir lang zu dauern, und ich habe das Gefühl erheblich mehr Kilometer gemacht zu haben, als eigentlich nötig.
Merkbefreit, Sie wissen schon.
Vermutlich muss man nur oft genug mit dem Kopf an die Wand geprallt sein, um den Putz soweit gelöst zu bekommen, dass er abbröckeln kann. Netter wäre es gewesen, wenn man mir dafür vielleicht ein kleines Hämmerchen geliehen hätte. Ich hätte es auch zurück gegeben, ehrlich.
Jetzt würde ich gern hier ein bisschen aufräumen.
Hat jemand eine Schubkarre für mich, für den Schutt?
Ich mach auch ein ordentliches Häufchen draus, versprochen.
Lily,
die eigentlich auf den Trümmern tanzen sollte.
Donnerstag, 18. September 2008
Das Schweigen der Radios und andere Merkwürdigkeiten
Ich höre gern Radio, außer bei der Arbeit im Büro. Es gibt Leute, die es nicht stört, wenn im Hintergrund jemand redet oder Musik läuft- meine Konzentrationsfähigkeit ist dann gestört. Hausarbeit und Autofahren hingegen gehen nicht ohne.
Mit einer Ausnahme: Die Carglass-Reklame. Die wird abgeschaltet, weil sie einfach furchtbar peinlich ist. So ähnlich wie der Calgon-Man in früheren Jahren.
Erinnert sich noch jemand an Dieter Bürgi, den Calgon-Man der Achtziger (Waren das die Achtziger? Ach, egal)?
Da macht man sich jahrelang zum Affen, und dann verschwindet man trotzdem in der Versenkung.
Diese Radiowerbung ist nur deshalb besser, weil man das Elend nicht auch noch sehen muss.
Werbung ist ohnehin eine zweischneidige Sache, finde ich. Die wenigsten Spots überzeugen mich davon, dass man da mal was ausprobieren müsste. Zielgruppe hin oder her: Eine Häufung von Werbung für bestimmte Produktgruppen fällt auf, verführt zum Umschalten und zum Boykott.
Wie ohnehin Boykott mein zweiter Vorname ist, weil ich nämlich den passiven Widerstand erfunden habe. Leider beschränkt sich das trotzige Zurücklehnen nicht nur auf Sachen wie Werbung. Das hat seine Gründe, weshalb ich derzeit nicht gerade viel poste, wofür ich um Verzeihung bitte.
Falls jemand weiß, wo man Kurse in Szenemachen belegen kann, so möge man mir dieses Wissen bitte zuteil werden lassen (oder heißt das „zu Teil werden“?)
Das war immer einer meiner großen Träume: Filmreife Abgänge, lautes und hemmungsloses Ausbrechen in jedwede angesagte Emotion.
Die italienischen Momente im Leben- ich vermisse sie.
Darauf eine Pizza. Und ein Fläschchen von dem Südtiroler Roten, bitte!
Lily
Montag, 15. September 2008
Trommelwirbel...
... sie nähert sich...
...die Zeit der Ernte...
...hiervon...
Noch ist nichts verloren!
Lily
Sonntag, 14. September 2008
Überschätzt und hochgepusht
sind so manche der angeblich symbolhaft-romantikträchtigen Beschäftigungen, denen man sich zu zweit hingeben kann.
Zum Beispiel das ans Bett servierte Frühstück. Mich wird das Zeit meines Lebens an Krankenhausmahlzeiten erinnern- mal abgesehen von den Krümeln.
Viel lieber ist mir ein Pott Kaffee, ans Bett gebracht- ohne vorheriges stundenlanges Geschirrklirren aus der Küche.
Zu zweit Duschen? Lieber nicht... Shampoo im Mund, drangvolle Enge in der Kabine, an den Fliesen eingeschlagene Ellbogen, überall Wasser (!) und zum Schluss noch ausrutschen. Allein die Unfallgefahr schränkt das potenzielle Vergnügen auf null ein.
Vögeln in der Badewanne? Wer unbedingt nachher das rausgeschwappte Wasser wegwischen will, soll das gern tun. Sofern überhaupt zwei Leute in die Wanne passen, ohne dass ständig wichtige Teile von einem oder beiden raus hängen.
(Ich hätte hier gern nur ein V. als dezente Abkürzung geschrieben. Aber. Abär. OpenOffice nutzt das, um mir eine Nummerierung aufzudrängen, und die will ich nicht. Basta. Also drüber weglesen, wenns wen stört)
Sex am Strand? Wenn da keine Spanner sind, dann ist da entweder Sand, und zwar jede Menge, oder Steine. Beides – naja, stört einfach.
Dito im Wald? Wenn keine Spanner, dann Tiere. Ich weiß nicht, was blöder ist. Und je kleiner die Tiere, desto potenziell unangenehmer die Folgen, auch wegen des später eventuell notwendigen Kratzens an indezenter Stelle.
Küchentische? Rutschen hin und her.
Im Auto? Die haben Fenster, s. Wald/Strand/Spanner. Und wenn das noch nicht reicht, kann man sich da prima entweder eine Erkältung oder einen Hexenschuss holen...
Massageöl macht Flecken. Und Löcher in Kondome.
Es spricht in fortgeschrittenen Lebensjahren, also jenseits der 17, alles, aber auch alles für eine Wohnung, beheizt, trocken, mit ausreichend Liegeflächen. Und vor allem viel ungestörter Zeit.
Nachher kann man immer noch an den Strand, in den Wald oder die Küche. Um da das zu tun, wozu die Küchen, die Strände und die Wälder erfunden wurden.
Und ins Bad kann man dann auch. Um der/dem Partner/in den Rücken zu schrubben. Unromantisch, aber praktisch.
So wie
Lily.
Die zum Schlafen nichts schrecklicher findet als eine Bettdecke teilen zu müssen.
Samstag, 13. September 2008
Ein Bild aus früheren Zeiten...
Wie man feststellt, ist dieser bemerkenswerte Elf mit Level 35 ganz allein im Molten Core.
Bin ich nie wieder hingekommen- Sonntag morgens um halb sechs, und kein Feind weit und breit. "Durchgestorben", sagt man auch dazu. Von Friedhof zu Friedhof.
Und der Name, der war Programm.
Lily, die sich durch alte Daten klickert.
Freitag, 12. September 2008
Was wo hinein gehört
Ich habe heute vier Flaschen gekauft, zwei mal „Vanille Honig Joghurt“ und zwei mal Joghurt Aprikose. Nein, nicht was ihr denkt.
Sondern Duschgel.
Meine Vorräte an Körperpflegemitteln scheinen erheblich nahrhafter zu sein als mein Kühlschrankinhalt das manchmal ist.
Wobei der derzeit auch Joghurt beherbergt. Aber mit Brombeeren oder Zitrone, oder schlichten Erdbeeren (ja, ich kenn die Holz-Geschichten).
Jedenfalls warte ich auf die ersten durchblutungsfördernden Badezusätze, in den Duftnoten Chili-Knoblauch. Oder Kümmel-Anis, das ist dann gut für die Verdauung.
Curry wiederum bietet sich für Selbstbräuner an, und Jalapeños vielleicht für die allfällige Enthaarungs-Chemie.
Seesand-Mandelkleie im Peeling ist da ja wirklich schon ein alter Hut. Wenn ich überlege, was das mit Gesichtshaut macht, dann wird mir heute noch ganz schwummerig.
Und zum Nachtisch Clearasil Gesichtswasser. Heiliger Bimbam, Verdünnung wäre vermutlich auch nicht schlechter gewesen.
Kann heute ganz toll sein, das Zeug. Ich habs nicht vertragen, sondern nur Ausschlag und Juckreiz entwickelt.
Und zum Arzt, weil man Pickel hatte? Gute Güte, noch was? Entweder die Natur sorgt für die Kinder, oder die haben halt Pech gehabt.
Richtig?
Richtig.
Mittlerweile bin ich nicht mehr ganz so empfindlich. Solange ich die dekorative Chemie aus dem Gesicht lasse, geht’s eigentlich. Aber öfter als einmal die Woche Make-Up drauf, und ich seh aus wie ein Streuselkuchen. Was –aufgrund der langen Zeit, die ich die Packungen dann da habe- immer dafür sorgt, dass mir das Zeug schlecht wird.
Hab ich mal was gefunden, was ich vertrage, nehmen sie es spätestens nach der zweiten erworbenen Tube vom Markt. Das ist einer der Faktoren, die mich an Götter glauben lassen.
Derzeit bin ich leicht scheckig. Das liegt daran, dass der „zarte Selbstbräunungseffekt“ meiner Tagescreme sich gestern etwas ungeschickt verteilt hat. 10 Minuten nach der Anwendung hatte ich einen heftigen Unterzucker, samt Adrenalinrausch und Schweißausbruch. Mit dem Erfolg, dass das Zeug sich merkwürdig verhalten hat. An einigen Stellen ist es weg, und an anderen hat es sich doch eher gehalten.
Na ja, nur gut, dass es irgendwann ohnehin einfach verschwunden ist.
Wenn ich mir ansehe, was eine einzelne Frau, und eine, die es noch nicht mal soo genau nimmt mit der täglichen Pflegesitzung, so an Zeug in Flaschen und Tuben und Tiegeln ansammeln kann, erstaunt mich das immer wieder.
Und vor allem wundert mich, dass diese ganzen Behälter niemals nicht da stehen bleiben, wo man sie einmal abgestellt hat.
Im Gegenteil.
Ich glaube, die wandern.
In meinem Bad ist eine Ablage gefliest, über die gesamten 1,60 m Wand. Und die steht voll. Mit allem möglichen Zeug für die Haare und gegen die Haare und für die Haut und gegen Pickel und Lepra und Myxomatose sowie den Untergang-der-Welt-ästhetisch-betrachtet.
An der Lampe hängen Halsketten, auf dem Spiegel pappt ein Post it, das mich dazu auffordert, mein Spiegelbild anzulächeln. Ein unhandliches Knäuel aus Kabeln (Fön. Rasierer. E-Zahnbürste) schlängelt sich zwischen Geltuben und Haarlack-Flaschen.
Mehrere Flaschen Parfums, alle leer- damit ich nicht vergesse, neues zu kaufen. Vergesse ich trotzdem, auch, weil es das beste dieser Parfums gar nicht mehr gibt (oder wer weiß, wo ich s.Oliver silver für Mädels kriege?) Sun Moon and Stars hingegen brauch ich nicht mehr, das ist viel zu süß für mich. Aber es steht da herum, weil man ja was zu duften braucht, von Zeit zu Zeit.
Dazwischen Pröbchen, die ich erst weg werfe, wenn Öl und andere Chemikalien die Beschriftung aufgelöst haben.
Mandelöl, Pinzette, Nagelschere, Ersatzzahnbürsten, Mundwasser, Zahnputzglas. Slipeinlagen für alle denkbaren Eventualitäten, Tamponschachteln und Bodylotions.
Noch mehr Öl, diesmal vom Baby, sowie Puder aus gleicher Quelle.
Flüssigseifenvorrats- und –Behälter-Nachfüll-Behälter, Wattebäuschchen zum damit Werfen.
Irgendwie merkt man an dieser Schilderung, dass ich allein lebe. Und woran?
Es fehlt - die zweite Zahnbürste.
Sowie das Rasierwasser.
Die einzige Entschuldigung für dieses sagenhafte Chaos ist, dass dieses Bad wirklich sehr klein ist. Besagte 1,60 mal (Badewannenbreite+1,60). Und auf der Fläche sind außerdem das Klo, die Wanne, ein Wäschekorb, die Heizung sowie das Waschbecken untergebracht. Da ist kein Fuzzelchen Platz für einen Schrank. Nicht mal ein Schränkchen.
Und unterm Waschbecken? Steht das Katzenklo.
Die gekauften Flaschen Duschgel müssen erstmal auf den Wannenrand, bis ich auf der Ablage Platz geschaffen habe.
Aber vielleicht verstau ich sie ja auch einfach in der Küche im Vorratsschrank.
Mal sehen.
Eigentlich gehört Joghurt ja ohnehin in den Kühlschrank.
Entspanntes Duschen oder Baden,
Lily
Donnerstag, 11. September 2008
I’m am Kabel, Baby
Der gestrige Tag sah mich nach der Arbeit in den Elektro-Fachmarkt meines Vertrauens wechseln und alldorten ein 15 m Patchkabel erwerben. Jetzt ist das Internet wieder an der Leine, und benimmt sich dementsprechend.
Keine Bluescreens mehr, soweit. Alle Patches gepatcht, alle Updates upgedatet (gruseliges Wort) und kein Wlan mehr weit und breit.
Und wer glaubt, dass ich die letzten Tage nur noch mit hypnotisiertem Starren auf Spielfiguren verbracht habe, der irrt.
Gestern abend war was anderes- nach einem Koordinations-Zirkel im Studio war ein Sitzplatz, vorzugsweise für länger, eine wirkliche Alternative.
Herrje.
Hat die uns gescheucht.
Ein Koordinationszirkel ist eine Sonderveranstaltung im ansonsten sonderveranstaltungsfreien Mrs-Sporty-Raum. Also, da gibt’s keine Spinning-Kurse, kein Step-Aerobic oder Jazztanz. Auch keine Sauna, kein Münz-Mallorca und keine Duschen. Nur den Kreis aus Geräten und Plates und Steppern.
Bei den Sonderzirkeln sind in der Regel alle 16 Stationen besetzt. Die Maschinen werden genutzt wie immer, nur an den Plates und den Steppern werden Extra-Übungen vorgegeben.
So ein K.-Zirkel ist für Bewegungswunder wie mich eine Herausforderung. Denn Arme und Beine gleichzeitig und rhythmisch bewegen, OHNE sich auf die Nase zu legen oder einen Knoten in diverse Extremitäten zu machen, das ist was, was ich noch lernen muss.
Also hab ich gestern den K-Zirkel geentert, und hurra. Ich war nicht die schlechteste. Es gab noch zwei, die das weniger beherrschten als ich. Und obwohl ich sonst auch ordentlich Gas gebe, war das weitaus anstrengender, als ich es jemals dort erlebt habe.
Nass wie eine Katze bin ich dann nach Hause, und nach dem Duschen vor dem Bildschirm kleben geblieben.
Was soll ich sagen, es war ein unterhaltsamer Abend :D
Nur die Rüstungen… Jungs bei Blizzard, daran müsst ihr arbeiten. Was nützt dem Paladin die schwere Rüstung, wenn die aus ---Strapsen besteht?
Und einem Bustier? Es gibt da Gegenden, da liegt Dauerschnee…
Kein Wunder, dass die blöden Monster mich dreimal getötet haben.
Gegen Mitternacht hätte ich meine Tugend für eine Pommes-Majo verkauft, aber da niemand da war, der die Tugend hätte entgegen nehmen und im Austausch Pommes hätte liefern können, musste es halt ohne gehen.
So spielt das Leben.
In jedem Fall werde ich beide wieder aufsuchen: Mrs Sporty und WoW.
Einen sonnigen Spätsommertag euch allen!
Lily
Mittwoch, 10. September 2008
Heute morgen auf dem Weg zur Arbeit verkündete WDR 2 den baldigen Weltuntergang durch LHC. Bewusstseinstrübung durch THC war mir bekannt, die neue Droge LHC hingegen nicht.
Es stellte sich heraus, dass das hier gemeint war.
Ich dachte eine Weile drüber nach, und frug im Nachgang zu meiner Büroarbeit das Wiki-Orakel um Rat.
Es erleuchtete, wie üblich, und so erfuhr ich, dass Wissenschaftler über die Frage spekulierten, ob sich im Laufe des Experiments kleine schwarze Löcher und seltsame Materie zeigen würde.
Nun.
Bitte, liebe Wissenschaftler: Wenn es euch denn erleuchtet, kommt doch einfach mal bei mir vorbei. Kleine schwarze Löcher hab ich heut morgen in meiner Hosentasche entdeckt, und seltsame Materie findet sich zu Hauf im Katzenklo.
Diese Expedition kostet auch keine 3 Milliarden Euro.
Versprochen.
Und ich erklär euch dann, warum eine vermutlich berechenbare Eventualität kleiner schwarzer Löcher große schwarze Löcher in den Taschen der Steuerzahler hinterlässt.
Und warum das unsichere Vorhandensein seltsamer Materie an welchem Ort auch immer mit Sicherheit kein noch so ordinäres Schulbuch in der Tasche eines Hartz-IV-Empfänger-Kindes entstehen lassen wird.
Nein, ich bin nicht wissenschaftsfeindlich.
Ich setze nur andere Prioritäten. Auch- und vor allem- auf Stimmzetteln.
Mit freundlichen Grüßen
Lily, die sich ärgert.
Dienstag, 9. September 2008
Argh.
Herr im Himmel, wirf Hirn herab- aber schnell.
Nicht genug, dass ich einen halben Sonntag damit zugebracht habe, diesen meinen Rechner um die Klippen von 1,1 GB Patches und diversen Tücken diverser Hilfs (HAHA!!)-Programme herumzulavieren, nein. Die Wiederinstallation von WoW war auch sonst alles andere als witzig, denn die Bluescreens flackerten nur so hier über den Bildschirm.
Gestern nun, als ich das erste Mal so RICHTIG losziehen wollte, bin ich zwischendurch mehrmals in das gegangen, was der Standard-User eine Flugschule nennt: Rausgeflogen, Systemstillstand, abgeschaltet, hochgefahren, WLan geht nicht, runtergefahren, hochgefahren, WoW gestartet, zwei Schritte gegangen, Bluescreen.
Nun ja, passiert manchmal.
Heute: Hochfahren, WoW starten, zwei Schritte gehen, Bluescreen. Wieder abgeschaltet, das ganze von vorn, einmal aus dem Bild gescrollt, Bluescreen.
Fehlermitteilung angeschaut (ja, kann man auch früher machen, weiß ich!) und... den Namen meines WLan-Sticks entdeckt.
Übeltäter gefunden, meint man.
Meint man.
"Driver less or equal" lässt auf einen Treiberkonflikt schließen. Zusammen mit der beiläufigen Erwähnung des ohnehin leicht zickigen Sticks beschließt die Userin, den Treiber einem Update zu unterwerfen und lädt frohen Mutes denselben herunter.
Installieren, weiter machen, denkste.
Der scannt und scannt, weil er ein Netzwerk haben will, der Depp. Dabei ist doch eins da, oder?
Nö.
Findet keins.
Scheiße.
Also, was tun?
Rrrichtig.
Neuen Treiber runter, dann ist der alte wieder an der Macht.
Nö.
Dem fehlt nämlich was. Jede Menge Dateien, die der neu geladene einfach mal so entfernt hat.
Ist vermutlich richtig so, aber ich wollte das so nicht!
Neieieien!
Aber wofür hat dieses Betriebssystem eigentlich einen Wiederherstellungs-Dings?
Kann man benutzen, wenn der beste Bruder von allen einen drauf aufmerksam macht.
Aufatmen.
Punkt anwählen, Unternehmen startet, Rechner läuft wieder.
Läuft wieder?
Ja. Bis auf--- das Internet, das geht nämlich erst, wenn man den 3o Zeichen langen Sicherheitsschlüssel eingibt, den man eigens dafür hat vom System erstellen lassen und sich natürlich NICHT aufgeschrieben hat.
Ich wusste, ich würde es bereuen, als ich damals auf "weiter" klickte, einst im Mai oder so, als ich einen neuen Router bekam.
Aber ich habe trotzdem geklickt.
Und ich habe bereut.
Kann es jetzt bitte weitergehen hier?
Menno.
Wie man an diesem Posting sieht, gehts wieder.
Dank der Tatsache, dass XP am Samstag irgendeinen Systemprüfpunkt gesetzt hat, hab ich einen Status VOR der ganzen WoW-Installation gefunden, der nicht allzuweit zurück liegt.
Zum Glück.
Zum weiteren Glück hab ich die Patches, die Sonntag mit der schwindelerregenden Kazepität (oder so, bin schon ganz verwirrt) von 20 kb/Sek. durch die Leitungen schlichen, irgendwo zwischengelagert.
Sonst müsste ich die 1,1 GB und die 25 MB und die 11 MB und was da noch alles an Großpatches liegt, noch mal runterladen.
Und der Blizzard Downloader ist auf jeden Fall die Pest. Auch mit 6000er DSL.
So habe ich es nur mit dem Updater zu tun - und der ist schon schlimm genug.
Zu schlimm für heute abend.
Also bleibt Lilymee heute abend im Schrank, sorry.
Ich geh jetzt fernsehen.
Das hat WoW jetzt davon.
So.
Schönen Abend,
Lily
Zwei Denkmäler und eine Beerdigung
Jeder, der schon einmal eine Zeit in Therapie verbracht hat, wird vielleicht an den Punkt gekommen sein, an dem die Kindheitsgötter stürzen und mit einem gehörigen Getöse im Staub landen.
Die Statuen sind von den Sockeln gefallen, was gut ist. Die Sockel sind zerbröselt, was zunächst mal auch in Ordnung ist- kurze Zeit später stellt sich dann heraus, dass man selbst jahrelang auch mit dem halben Hintern auf dem Sockel gehockt hat.
Und dann entdeckt man plötzlich das Leben in Bodennähe neu.
Es ist voller Erfahrungen- Oh! Schau! Ein Käfer!
Da ist auf einmal jede Menge Platz. Zu welchen Zwecken der nützlich sein kann oder wird, ist noch nicht raus.
Leider muss man nachts auf dem Boden schlafen, denn der Sockel ist weg, und abgesehen von Trümmern, die doch pieken und sehr uneben sind, ist es auch nicht doll, Sand ins Gesicht zu kriegen. Und sich ohne die bequeme, aber erstickende Decke der Verdrängung irgendwie warm zu halten erscheint recht schwierig.
Aber es sind neue Zeiten angebrochen.
Und das ist doch schon mal was.
Der Pessimist in mir sagt, das Glas ist halb leer.
Der Optimist erwidert: Aber ich, ich bin halb voll.
:-P
Lily