Dienstag, 29. April 2014

So langsam

geht mir die Puste aus. Seit Ostersonntag hat das Leben keine Mühe gescheut, um mir klar zu machen, dass es nicht nach mir geht. Vielleicht sollte ich einfach nach Nepal gehen, mich vor ein Kloster setzen und ooooom singen. Aber ich fürchte, mein Sohn braucht mich noch eine Weile.

Samstag, 26. April 2014

To live is to learn

...manchmal auch die harten Sachen.
Ihr habt ja mitbekommen, was chez Lily alles so passiert... der Schock flaut langsam ab und es schimmert so etwas wie Alltag durch, schrecklicherweise.
Sieben Tage sind inzwischen vergangen, so zäh und gleichzeitig so unruhig wie noch keine andere Zeit in meinem Leben. Es ist eine emotionale Berg- und Talfahrt- jedes Telefonklingeln jagt mir zurzeit Angst ein. Nicht drangehen ist keine Option.
Aber, wie schon oben im Titel gesagt, man lebt und lernt. Man lernt, dass nichts zu sagen die Betroffenen weder ablenkt noch daran hindert, ihren Schmerz zu fühlen. Menschen, von denen ich weiß, dass sie informiert sind, und die sich gar nicht melden, tja, wie gehe ich mit denen um? Ich nehme an, sie sind nicht in der Lage, hilfreiche Dinge zu sagen und ziehen daher das Schweigen vor.

---Spoiler Alarm: Es gibt gar nichts hilfreiches zu sagen, dafür reichen unsere Sprachen nicht aus.----

Aber einfach alles zu ignorieren ist eine Sackgasse für die Beziehung zu Menschen, denen etwas Schlimmes zugestoßen ist. Da existiert nur die Lösung, vielleicht eine sms oder eine Mail zu schreiben, und einfach  zu sagen, dass man mitfühlt (und da ist, wenn man gebraucht wird- letzteres verlangt viel, und sollte besser nicht nur so dahingesagt werden.) 
Aber Ignoriertwerden tut wirklich, wirklich weh, und das ist im Moment etwas, was ich zum Beispiel meinem Sohn ersparen möchte.
Es ist auch nicht sehr gut zu ertragen, wenn jemand von dem Geschehen so betroffen ist, dass er/sie selbst mitleidet. Für diese Emotionen sollte man sich jemand anderem öffnen, und nicht den Menschen, die gerade jemanden verloren haben oder denen etwas schreckliches zugestoßen ist.
Was hingegen gut tut, ist eine Einladung zu einem Spaziergang, zu einem Essen, zu einem gemeinsamen Abend oder Nachmittag, wenn der Betroffene nicht allein sein kann. Das wechselt nämlich. Keine Angst, es wird nicht unentwegt geweint werden. Und selbst wenn- man kann sympathisierend mitweinen. Und einen Tee sowie ein Taschentuch anbieten. Normalerweise weint niemand so gern, dass er das einen ganzen Abend lang aushält.
Ach ja: Sofern bei Facebook jemand etwas Trauriges postet- der Like-Button liegt zwar nahe, fühlt sich aber komisch an. Und nicht "komisch" im Sinne von lustig. (Ich hab trotzdem verstanden, wie es gemeint war)
Das letzte, was sich lernhalber (das ist bestimmt ein richtiges Wort, Ehre-Schwöre) so bei mir abspielt, ist, dass ich um jeden Preis meinen Sohn verteidigen und schützen werde. Das ist eine relativ neue Erkenntnis. Und es geht mir gut damit.
Euch allen vielen Dank, für Gespräche, Mails, Anrufe.

Freitag, 25. April 2014

Update

Meine Schwiegertochter ist gestern langsam wach geworden. Raphael ist weiterhin bewusstlos. Für ihn sieht es nicht gut aus.

Dienstag, 22. April 2014

Ungewiss

Einige wissen es schon: Seit Ostersonntag sitzt hier die Lily-Oma.  Wir haben einen wunderhübschen neuen kleinen Jungen in unserer Familie, über dessen Geburt wir uns sehr freuen. Leider gibt es noch großen Grund zur Sorge, denn er ist fast acht Wochen zu früh geboren, und noch dazu unter medizinisch sehr ernsten Bedingungen. Sowohl seine Mutter als auch er sind sehr, sehr schwach und wir wissen nicht, was werden wird. Mein Sohn zerreißt sich derzeit, um seine Freundin und seinen Sohn auf zwei Intensivstationen in zwei verschiedenen Städten zu besuchen und diesen fast unerträglichen Anforderungen gerecht zu werden.
Zum Glück habe ich eine große Familie, die uns sehr unterstützt und die wir jetzt brauchen werden. Auch brauchen wir alle Kerzen und Gebete, die ihr vielleicht für uns anzünden oder sprechen möchtet.
Denkt an uns.

DieLily.

Mittwoch, 16. April 2014

Bits and Pieces

Über Ostern bin ich nicht hier, überlasse es also meinen Katzen, Ostereier zu suchen und mit dem O.-Hasen fertig zu werden. Natürlich kommt mein Sohn, um die Katzen zu gießen füttern, aber nur tagsüber- sofern sich der beohrte Knabe nachts hier hereinschleicht, wird er was erleben.

Ich habe heute mal ein bisschen Leserecherche auf diversen Baby-Zubehör-Seiten getrieben. Meine Güte. Was es nicht alles gibt. Ein Wunder, dass wir und unsere Kinder das Erwachsenenalter erreicht haben, so ohne Apps, die der Mama sagen, wann sie zu stillen haben (ernsthaft) (wir hatten da eine App, die hieß "Das Kind brüllt" und den Button "Mal nachsehen, was es hat"). Dann gibt es hunderte von Blogs und Foren-Beiträgen, die darüber grübeln, streiten, eifern und unentwegt ratentern, was die böse Schwiemu schon wieder alles falsch gemacht hat... Das Kind schreien lassen, das Kind nicht schreien lassen, ihm die Schuhe zugebunden oder auch nicht, die falsche Art Buch vorgelesen (ich würd dem Kind das Telefonbuch vorlesen, wenn es schlafen soll und eh noch nicht sprechen kann- viel Personen, wenig Handlung).
Die eine oder andere Großmutter, vor allem die Schwiegermütter, steht da in einem ätzenden Regen der Krittelei- ich werd mich natürlich gern belehren lassen, was a) aktuelle Sicherheitsregeln und b) medizinische Besonderheiten betrifft. Aber insgesamt wünsche ich mir jetzt schon, dass meine zukünftige Schwiegertochter einfach ein bisschen den Ball flachhält. Aber sie neigt, soweit ich sie kenne, nicht zur Hysterie.
Ganz anders manche Extrembeispiele: Da zermartern sich junge Mütter die Köpfe darüber, dass ihre elf Monate alten Kinder einige "Meilensteine" nicht im vorgesehenen Tempo absolviert haben... tja, Mädels, jetzt ist Essig mit der Elite-Uni, ist doch wohl klar. Was ein Durchschnitt ist, und wie man den ermittelt, scheint ihnen pünktlich mit der Geburt entfallen zu sein. Und niemand in diesen Foren pfeift sie mal zurück... niemals. Jammern, weinen und geifern scheint die adäquate Methode zu sein, niemand scheint mal darüber nachzudenken, dass man nicht ständig Dr. Google mit an Bord haben sollte- meine ziemlich weise Kinderärztin hat mich damals bei meinem 10 Tage alten Baby zurückgepfiffen, als ich (im Ernst... gute Güte.) das Baby nach jeder Mahlzeit wiegen wollte.
Mal im Ernst: Kinder sind stabil, jawoll! Und sie (sowie die Menschheit als Ganzes) haben schon die merkwürdigsten Erziehungs- und Pflege-Varianten nicht nur überlebt, sondern sind sogar trotz auf-dem-Bauch-Liegen zu netten Frauen und Männern herangewachsen. Natürlich sind manche Erkenntnisse wirklich wichtig, und man sollte schon auf der Hut sein, was neuere Erkenntnisse der Entwicklungspsychologie und der Medizin betrifft.

Manches ist aber auch einfach Mode. Klar sind viele Weisheiten der Schwiegermütter nicht mehr ganz taufrisch. Dafür haben sie andere Qualitäten. Ich höre zum Beispiel immer noch meistens heraus, warum das Baby brüllt. Hose voll? Bauch leer? Gelangweilt? Oder hat es die Nase voll vom Herumgeschlepptwerden, ist komplett überdreht und braucht ein bisschen Ruhe? (Hinweis: Dagegen hilft nur hinlegen und Ruhe einkehren lassen, auch wenn der Zwerg Stein und Bein schreit- das macht ihn nicht kaputt, btw.) Man lernt die Schreisprache, wenn man einmal eine Zeit mit einem Säugling verbracht hat. Das haben viele frische Mütter heutzutage nicht mehr, und das ist sehr schade. Damit geht oft sehr viel Zeit drauf, bis sich Eltern und Kind aufeinander eingespielt haben. Was aber noch keinem Kind geschadet hat, ist, dass man ihm zuhört. Und da wundere ich mich oft, wenn ich durch die Stadt gehe, wieviele Eltern ihren Nachwuchs durch die Gegend schieben, und dabei unentwegt texten oder telefonieren. Sofern das Baby noch klein ist und ohnehin schläft, find ich das in Ordnung. Halbwegs lebhafte Kleinkinder hingegen, die gern mal aus dem Wagen klettern, sollte man aber ein bisschen besser im Blick halten, bevor sie eine Abenteuerreise durch ein belebtes Kaufhaus starten.

So richtig entspannt und wirklich mit Kind sind so wenige, scheint mir, da gibts offenbar eine breit klaffende Schere zwischen FernsehenFacebookKlamottenachjadasBaby und denen, die am liebsten jeden Keim einzeln aus der Atemluft prügeln würden, und deren High-Maintenance-Babys vermutlich nie mit Schmuddelkindern spielen werden.

Meiner Meinung nach ist ein Kind ein wichtiges Mitglied der Familie, aber nicht DAS WICHTIGSTE. Es ist hilflos, aber das vergeht- wenn man es zulässt. Es ist von Gefahren umgeben- einen Teil kann man beseitigen, aber nicht alles, vor allem dann nicht, wenn das Beseitigen Wohl und Wehe eines anderen Menschen tangiert. Mit den Dingen, die man nicht beseitigen kann, wird das Baby umgehen lernen müssen. Erst unter dem Schutz der Eltern, dann auf seine eigene Weise. Und je mehr wir ihm da abnehmen, um so weniger wird es das lernen. Das kann schwer ins Auge gehen.

Robuste Elternschaft ftw, Herrschaften.


And now to something completely different:




Lily reitet spielt wieder. Oben sieht man meinen Charakter auf dem Linien-Greif zwischen Stormwind und dem Sumpfland.
Jawoll.
Schöne Ostern!

Mittwoch, 9. April 2014

Leidensfähigkeit

Unvereinbar mit der Existenz von mehr als einer Katze im Haus ist ein gewisser Sinn für Ästhetik. Vor Beginn der WG-mit-Tieren besaß auch ich allerlei Zierrat und Steh-Rümchen, Gardinen, Zimmerpflanzen und anderen eitlen Tand. Katzen hingegen pflegen ihre Hobbys nicht auf Tischen (naja, sie sollten das zumindest nicht tun), sondern auf dem Boden. Das nehmen sie zum Anlass, vieles von dem, was vorher oben stand, auf denselben herunter zu holen. Unter Inkaufnahme von Kollateralschäden, versteht sich. Überlebt wurden diese Umgestaltungsaktionen nur von Unzerbrechlichem, was dazu geführt hat, dass hier chez Lily nur noch Katzenspielzeug neu angeschafft wird.
Kater Henry, seines Zeichens einer der Pioniere in Sachen Katzenraumgestaltung, hat seinem Hobby damals viel Zeit gewidmet, und unter anderem einem jahrzehntealten, liebevoll gehegten Mordstrumm von Elefantenfuß (der Pflanze) den Garaus gemacht. Nur unter Benutzung seiner Zähne. Ich geb zu, ich hab Dinge nach ihm geworfen, um ihn davon abzuhalten. Da ich aber einen Großteil des Tages nicht anwesend war und bin, und dieses kleine graue Katertier wie kein zweiter Türen öffnen konnte, war der Verfall unvermeidlich und der Kater zum Schluss der Sieger.
Was der moderne Katzator von Tischdecken hält, hat man mir ebenfalls schnell klar gemacht. Kekse auf Tischen werden gefressen. Kiwis, Pflaumen und Co kann man durch die Gegend rollen, man muss sie nur erst aus der Schale holen, was eine sinnvolle, stundenlang durchgehaltene Beschäftigung für den Katzennachwuchs sein kann.
Mit Fell überzogene Möbel sind zuletzt in den siebziger Jahren richtig modern gewesen, aber meine Tiere tun ihr möglichstes, um diesen Trend wieder aufleben zu lassen. Seit das Gretelchen hier wohnt, kann man sich darüber freuen, dass dieser Pelz nicht mehr nur hell ist, sondern gemischt. Was dazu führt, dass die Beschränkung auf helle Jeans nicht mehr bedeutet, dass man zumindestens von Weitem gepflegt aussieht. Ich habe z.B. eine schwarze Jeans, mit der ich grundsätzlich in meiner Wohnung NICHT SITZE.
Auch auf nicht-Design-Gebieten sorgt mein Fellvolk dafür, dass nostalgische Gefühle wieder aufleben. Nur, dass es jetzt keine Legosteine sind, auf die ich nachts trete, sondern Aufziehmäuse und Katzenminze-Spielzeuge. Gruselig ist es, im Dunkeln auf die Spielzeugratte zu latschen, noch gruseliger, wenn Karl mal wieder irgendwohin gekotzt hat. Das kann auch gefährlich sein, weil Ausrutschgefahr besteht, also wird bei nächtlichen Wanderungen chez Lily immer das Licht eingeschaltet.
Wer also Ästhetik liebt, der schaffe sich keine Katzen an. Oder nur eine. Oder nur Ausgestopfte.
Wer es liebt, dass man ihn anschnurrt, austrickst, zerkratzt, anmault, belagert, im Weg steht, und entweder ignoriert oder aufdringlich beschmust, der, nur zu, gehe ins nächste Tierheim. Nicht über Los, ohne Einziehung der Los-Übertritts-Kohle, und ohne Gewähr.
Das Gefühl ist unvergleichlich:-)

Einen schönen Tag wünscht die Lily, samt der Pelzbande.

Donnerstag, 3. April 2014

Rätsel der Zivlilisation, Teil 2

Wer das hier damals gelesen hat, der weiß, dass das Universum Rätsel an verschiedenen Stellen für uns deponiert hat. Kaum hat die Menschheit eines gelöst, schwups, kommt das Universum angewackelt und pappt ein neues irgendwo an, was dann im Weg steht, Staub ansetzt und allgemein abnervt.
Was aber jetzt geschehen ist, lässt mir den Atem stocken. Die Frage, die mich damals umtrieb (Wo kommen die ganzen Katzenscheißeschaufeln her, und warum?) ist nun wiederum zu stellen. Naja, nicht ganz, aber irgendwie ähnlich. Diesmal frage ich das Universum, und zwar mit klagender Stimme: "Wo sind all die Katzenscheißeschaufeln hingeraten? Und- WARUM?"
Nicht genug, dass die Vorrats- KaScheScha (Abk.) klammheimlich meinen Ostflügel (unaufgeräumtes Abstellzimmer, Anm.d.Red.) verlassen haben. Nein. Sie haben auch noch ihren besudelten und in Gebrauch befindlichen Kumpel mitgenommen.
Wenn man, anders als ich, kein verhärtetes, schwarzes kleines Herz hat, dann kann man es beinahe sehen, wie im Schutz der Dunkelheit raschelnd sich die KaScheScha aus ihrem Kistchen erheben, mühselig den Rand überwinden, leise und fluchend über den Boden krabbeln, eine Räuberleiter bilden, um an die Türklinke zu kommen.
Einen wackligen Moment lang stehen sie dort, schwankend, bis endlich die Tat gelingt und sich lautlos die Türe öffnet. Dann schleicht eine ganze Kette von ihnen in die Küche zu ihrem geschändeten Bruder, nimmt ihn zwischen sich, und unter gezischten Durchhalteparolen treten sie gemeinsam ihre Reise an, in das Land, in dem KaScheScha glücklich werden können.
Nicht dass ich ihnen das nicht gönnte. Nein. Sollen sie doch glücklich werden.
Aber womit mach ich jetzt die Klos sauber?
Kann mir das mal einer sagen?
Und WARUM??

Seufz.