Basteln ist für mich ein ziemlich seltsames, beinahe
gruseliges Wort, fast so wie Kuscheln. Beides spielt sich in einer Welt ab, die
für mich keinen barrierefreien Zugang hat. Und doch.
Und doch erwischt mich von Zeit zu Zeit ein Basteltrieb, so
auch neulich. Seit Monaten ärgere ich mich beim Stricken über das Chaos im Strumpfstrickzubehörbehälter.
Das beginnt bei Nadeln verschiedenster Größe, die wild durcheinander in der
bisher genutzten hübschen Geschenkschachtel herumstehen, vermischt mit
Häkelnadeln, Kugelschreibern, Scheren und so weiter. Zettel sind eh nie zu
finden, und wenn ich eine Nadel zum Vernähen brauche, muss ich der Schachtel
auf den Grund gehen (und steche mich an den Stecknadeln, die auf eben jenem in
wilden Haufen Parties feiern).
Seit Monaten also ärgert mich das. Und seit ebenso vielen
Monaten habe ich den Plan, die Schachtel durch etwas Mehrteiliges zu ersetzen.
Sowas Köcheriges, in dem man Nadeln nach ihrer Dicke sortieren kann, Häkelnadeln,
Maßbänder, Stifte und Zettel ihren Platz haben und ohne Aufwand dahin können,
wo man sie problemlos wieder finden kann. Eine Recherche im Netz ergab mal so
gar keine sinnvollen Angebote. Das Wunschutensil bräuchte mindestens vier
höhere und zwei flache Verstaumöglichkeiten, erstere für die Nadeln verschiedener
Stärken, letzteres für die Ablage von allem weiteren Kram. Mindestens eine der
flachen Ablagen müsste die Möglichkeit bieten, dort einen 10 x 10 cm-Block mit
Notizpapier aufzubewahren.
Kurz und gut: Sowas gibt’s nicht. Es gibt diese unsäglichen
Rollen, mit tausend fiesen kleinen Schläuchen, in die man die Nadeln reinpopeln
kann, wenn man an zu viel Geduld leidet. Und es gibt das Zeug zum
Schreibtisch-Aufräumen, das aber zu wenig Sortiermöglichkeiten für Nadeln hat.
Was macht die Lily? Einen Plan. Dazu wurde dann
Bastelsperrholz (Achtung! Komisches Wort enthalten!), Leim und so ein Kram
gekauft, und die Dekupiersäge meiner Mutter entstaubt.
Nach mehreren Stunden bzw. Anläufen stellte sich dann
heraus, dass die Säge und ich keine Freundinnen werden können. Die sägt nämlich
schief, und das ist bestimmt nicht meine Schuld. Meine Mutter faselte was von „Geduld“
und „Muss man üben“, aber ich war zu sehr mit Toben beschäftigt, um ihr
zuzuhören.
Eine Alternative musste her. Wenn ich schon, so dachte ich
für mich, zu blöd bin zum Sägen, so sollte ich doch Kleben können, stimmts?
Neues Holz musste her, und ich suchte überall nach kleinen
Pappschachteln im gewünschten Größenbereich (also eher schmal und hoch statt
breit und flach- gar nicht so einfach).
Nachdem mein mentaler Zustand also auf die Verwendung von
Klebstoff, Scheren und ähnlichem umschaltete, konnte es am Sonntagnachmittag
los gehen.
Mehrere Stunden, eine Tube Klebstoff, ein paar Schnitte in
der Wohnzimmer-Tischplatte und diverse Wutanfälle später hab ich da jetzt was
stehen, was seinen Zweck erfüllt (mehr aber auch nicht…).
Richtig zusammen hält es nicht durch den Klebstoff. Dieser
dient eigentlich mehr dazu, in feinen Fäden das Gebastel zu umspinnen… das hat
mich schon als Fünfjährige wahnsinnig gemacht. Alle Mädchen klebten brav und
sauber das Tonpapier zusammen, meines sah aus, als habe eine schleimige,
glitzernde Schneckenhorde ihre letzte Orgie darauf gefeiert. Sauber und gerade
schneiden kann ich auch nicht. Wenn ich die Schere nehme, kleben anschließend die
Schneiden zusammen (fragt nicht). Nehme ich das Cuttermesser und eine
Anlegeschiene, dann zerschlitze ich die Schiene, auch wenn sie aus Metall ist
(fragt immer noch nicht). Nach Abschluss der jeweiligen Bastelaktion sehe ich
aus wie ein Schwein, das sich die Locken mit Uhu festigt, und alles ist voller
feiner Papierfetzchen. Ich auch.
Diesmal hab ich den Klebstoff dazu genutzt, alles irgendwie
vage auf die bretterne Unterlage (ich sag jetzt nicht Bastelsperrholz, da kommt
das B-Wort drin vor) zu heften. Vorher hatte ich alle einzelnen Schächtelchen
mit Geschenkpapier eingewickelt, damit es wenigstens ein bisschen harmonisch
aussieht. Leere, an einem Ende offene Schachteln in Papier einzubinden ist
übrigens nicht einfach, weil man kaum das Papier schön glatt streichen kann-
dann klappen die Schachteln zusammen, und das ist doof.
Klebstoff und auch Leim hielten nicht
richtig, daher habe ich Klebeband zur Hilfe genommen- breites, klares
Paketklebeband. Hält…
Und dann, wie gesagt, alles nett auf dem (auch geschenkpapierten) Brett
arrangiert- und zum krönenden Abschluss mehrere Meter von dem Klebeband außen
rum gewickelt. Sieht alles so aus, als wäre es nicht richtig aus einer
Zellophanhülle befreit worden. Und von weitem, bei spärlicher
Lampenbeleuchtung, sogar richtig hübsch.
Und weil es sich so prima bewährt seit Sonntag, bin ich am
gestrigen Tage in die Stadt marschiert und habe wie eine dreijährige
Kindergartenanfängerin ein Bastelgeschäft aufgesucht- will auch eins für Mama
machen, menno!!
Dreimal dürft ihr raten, was sie nicht haben? Rrrichtig.
Schachteln. Zumindest keine, die eckig und hochkant und irgendwie…schachtelig
sind. Nur Herzchenformen und sowas, und das kann kein Mensch gebrauchen… Aber
es gibt Firmen, die winzig kleine Tüten in 11 x 7 x 4 cm Größe herstellen, aus
dem gleichen Zeug, aus dem die Papiertüten beim Discounter sind- bzw. noch
stabiler.
Dazu habe ich ein bisschen Scrapbook-Zubehör gekauft. So
bedruckten Bastelkarton (ihh, B-Wort).
Mit dem bunten Karton hab ich dann die einzelnen Papptütchen
zu einer Reihe zusammen geklebt und hab mir sehr viel Mühe gegeben, nicht alles
einzusauen. Dann hab ich mit mehr von dem Druckkarton wieder Bastelsperrholz
bezogen, und die gruppierten Tütchen sowie zwei noch vorhandene Schachteln
darauf befestigt. Es sieht irgendwie merkwürdig aus, aber es ist alles drauf,
und sogar ordentlich geklebt. Und ganz ohne Paketklebeband, hält aber trotzdem.
Und morgen werde ich wie ein Kindergartenkind meiner Mama
was Selbstgebasteltes zum Geburtstag schenken. Und vorsichtshalber noch ein
Buch, damit es nicht ganz so peinlich ist.
Schönen Tag Euch allen, und denkt immer dran: Leim und
Zwingen halten Finger und Holz zusammen!
DieLily.