Heute wäre ich 22 Jahre verheiratet. Wenn, ja wenn ich nicht schon seit 15 Jahren geschieden wäre. Es ist seltsam. Beinahe jedes Rechtsgeschäft mit Ewigkeitswert löst bei mir Fluchtinstinkte aus. Gib mir einen Trauschein, und ich geb dir einen guten Ausblick auf mich, wie ich die Kurve kratze. Das gleiche poetische Bild konnte man auch in Bezug auf die Hypotheken -Urkunde sehen: Die Lily, wie sie einen langen Schuh macht. Eins wie das andere, also heiraten ebenso wie Haus kaufen, würde ich nie wieder machen. Außer auf dem Totenbett. Beides hat aber auch kein Glück gebracht und eine Menge Geld gekostet. Alles Gründe, keine Wiederauflage zu riskieren. Man kann sehr gut als Single zur Miete wohnen. Das macht all die kleinen Alltagskatastrophen so viel besser kalkulierbar. Auf der anderen Seite steht, dass man bei allem was schief läuft, niemand anderen verantwortlich machen kann. Und man muss selbst zum TÜV. Vieles kann man lernen, wie Lampen anbringen, Abflüsse entstopfen, Löcher in Wände machen (wobei Bohrlärm schon doof ist). Anderes konnte ich schon, wie Rasenmähen, Kochen und Steuererklärungen, Anstreichen oder Schals stricken.
Jetzt aber ist mein Auto jenseits des TÜVs. Jetzt muss ich mir was neues besorgen. Jetzt spann ich einen Freund ein. Und das, wo ich so, so, so ungern Hilfe in Anspruch nehme... Der im Rede stehende Freund ist da schrecklich sachlich und vernünftig. Ich habe leider einen Hang zu großen Motoren und Autos, die ich schön finde. Mein Traumauto ist der Chrysler Crossfire, übermotorisiert, spritsaufend und einfach nur schön. Nach Jahren der Halbschrottgölfe (Halbgottschrölfe... Golbhattschrölfe) wäre das mal was. Aber dann spricht die Freundesstimme. Zweitürer, raunt sie. 14 Liter... Kein Kofferraum. Da passen nur zwei Leute rein, für die Rücksitze braucht man Zwerge. Da kriegste keine Sprudelkiste rein.
Seufz. Wenn nicht jetzt: Wann dann?
Freitag, 29. April 2016
Freitag, der 29. April
Montag, 25. April 2016
Willkommen in Absurdistan.
Soeben, vor der Tür des Bürogebäudes. Da, wo außer Büros niemand wohnt.
Beteiligte:
a) Der Postbote
b) zwei Kollegen
c) die Lily.
A) fährt vor. Er stellt sein Rad ab und kramt in einem seiner Körbe, um dort drei (!) Exemplare von in dünner Plastikfolie eingeschweißten Werbeblättchen zu entnehmen. C) brüllt gleich los: Lassen se das Zeug mal stecken, hier sind nur Büros. Wir brauchen keine Werbung.
A) sortiert und kramt ungerührt weiter, befreit die Blättchen aus ihrer Verschnürung und drückt, unter Gekicher von b), c) drei Exemplare in die Hand. Dazu kommt noch ein in Folie eingeschweißtes Blättchen eines Online-Büromaterial-Discounters.
Dann steigt a) auf sein Rad, und pedalt davon.
C) steigt die Treppe hinunter und befördert drei und ein eingeschweißtes Blättchen direkt in den Papiercontainer.
Jetzt kriegt man sogar schon Müll geschickt.