Donnerstag, 17. Januar 2008

Der Segen der bösen Tat.

Dieser Tage ein vertrautes Bild: Vor den Türen unserer Rathäuser und anderer Bürogebäude stehen frierende Menschen, die blau angelaufenen Finger um die schwach glimmenden Enden ihrer Zigaretten gewölbt, und zittern. Gerade wenn man sich wundert, seit wann die Welle des sozialen Abstiegs in Form der Obdachlosigkeit auch die gut Gekleideten hinweg reißt, dämmerts einem. Die sind nicht obdachlos. Die haben kein Mitleid verdient: Das sind RAUCHER.
Fiese, gesundheitsmufflige, süchtige, stinkige, unbelehrbare, Kinder verderbende Raucher.
Jawoll.
Ekliges Volk.

Oder?

Erinnern wir uns:
Rauchen (oder vielmehr die Tabaksteuer) wurde im Jahr 2003 teurer- um den Irak-Krieg, den Kampf gegen den Terror, sowie Teile der Leistungen der Krankenkassen (Mutterschaftsgeld) finanziell abzusichern (Der erste Krieg, der mithilfe von Steuern auf Tabak finanziert wurde, war übrigens der 30jährige. Das hat alles eine gewisse Tradition!)

Ein wahrhaft staatstragendes Verhalten ist es seither, sich die Kippe anzuzünden, opfert man doch seine eigene Gesundheit (sowie die in der Nähe stehender Personen) für höhere Ziele!

Seither ist viel geschehen.

In beispielloser Verleugnung der Nützlichkeit der rauchenden Bevölkerungsanteile wurde vor 14 Tagen oder so das Nichtraucherschutzgesetz in Teilen in Kraft gesetzt.
Abgesehen von einigen Ungereimtheiten (warum darf der zu Verhörende im Verhör rauchen, der ihn verhörende Polizist jedoch nicht? Ist das Verweigern einer Zigarette gegenüber einem süchtigen Verdächtigen eine verbotene Vernehmungsmethode, weil es möglicherweise mit Entzugssymptomen unzulässigen Druck ausübt? Und wenn ja, warum ist das Interesse des potenziell Verurteilten an seiner psychischen Unversehrtheit als höheres Gut einzuschätzen als das Interesse der Beamten an der Aufrechterhaltung ihrer Gesundheit? Fragen über Fragen.) ist festzuhalten, dass die gesellschaftlich zu lobenden Nebenwirkungen des Rauchens bis dato noch gar nicht in vollem Umfang gewürdigt werden konnten…

Tja, meine Damen und Herren, haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, was geschieht, wenn
a) der Raucher als solcher, durch das Verbot des Rauchens im Büro an die frische Luft gezwungen, die Zigarettenmenge auf das Unerlässliche einschränkt (sagen wir auf ein Drittel?)

b) der Raucher seinem Laster ab sofort an der frischen Luft nachgeht, anstatt dies in dumpfen, licht- und sonnenlosen Büroräumen zu tun?

c) Selbiger zukünftig vier bis fünfmal täglich die Treppen herunter und herauf sprintet, immer im Bestreben, möglichst wenig Arbeitszeit zu verschwenden (nicht wegen der Arbeit. Sondern wegen der Auszeit, die er gezwungen ist, zu nehmen)?

d) der Raucher und die Raucherin zukünftig, anstelle mit lahmem Kreislauf blass am Schreibtisch zu hängen, sich mehrmals täglich gesunden Klimareizen aussetzt?
Tja.
Sie werden es erleben: Besser und gesünder als jeder Mallorca-Urlaub, jedes Fitnesscenter-Abo, jeder gute Vorsatz ist es, ungefähr 10 Zigaretten täglich zu rauchen. Eine auf dem Weg zur Arbeit. Eine auf dem Nachhauseweg. Eine vormittags, eine nachmittags und eine in der Pause. Macht 5, bleiben 5, die man auf dem heimatlichen Balkon rauchen kann. Die Zusatzbewegung (Treppensteigen, Sie erinnern sich) macht schlank, beweglich, und trainiert Herz und Kreislauf.

Die Sonne und die Luft verbessern das Hautbild und sorgen für eine frische Gesichtsfarbe. Da der Aufenthalt an der Luft nie länger als vier Minuten dauert, ergeben sich keine negativen Folgen für die Haut durch schädigende UV-Strahlung.

Die Klimareize durch den Wechsel zwischen der Kälte draußen und der Wärme in den Büros härten ab, und senken dadurch den Krankenstand.

Und, worüber noch kein Arbeitgeber so richtig nachgedacht hat: Man kann Parkplatz-Security-Kosten sparen.
Wer entdeckt denn den jugendlichen Missetäter an des Abteilungsleiters Jaguar, wenn nicht seine Vorzimmerdame, die mal eben eine rauchen geht? Wer sieht, dass der SUV des Chefs (wozu der den für die drei Meter zur Arbeit braucht weiß keiner) vorne links kaum noch Luft auf dem Reifen hat? Dass Kollege Xs Cabrio offen ist, und von Osten eine Regenfront naht?
Die Leute, die rings um den Standascher stehen.

Na bitte.

Rauchen ist somit nicht nur gesundheitsfördernd. Es spart auch Kosten!



Das schwierigste für den Staat und die Arbeitgeber wird jedoch sein, das Rauchen zwar zu erschweren, aber nicht so sehr, dass die Raucher damit aufhören und dann keiner mehr Zigaretten kauft- schließlich wollen wir doch weiter Krieg führen.

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