Die Crew des Muppet-Raumschiffs, die Küchenbesatzung von Smörrebröd und seinen Kumpanen sowie Waldorf und Stadler waren meine absoluten Lieblingspuppen. Seit Herr Huber und Bibo nicht mehr in der Sesamstraße mitspielen, heißt das. Auch Miss Piggy hat ihre Meriten. Und wenn ich mich auf den Straßen und anderswo umschaue, dann hat sie auch Fans, wie Barbie.
Kermit aber wohnt auf meinem Schreibtisch. Er sitzt auf einem kleinen Gummi-Floß auf einer kleinen Gummi-Kiste und rudert mit einem kleinen Gummi-Stab Richtung Papierwüste.
Direkt neben ihm hockt ein kleiner Buddha. Den hat mir mal wer geschenkt, und weil derjenige sehr selten was schenkt, und ich in der Situation etwas (oder besser, viel) Glück gut gebrauchen konnte, ist das heute noch ein sehr geschätzter Gegenstand für mich.
Ein Glücksschwein steht auch da herum, sowie eine Muschelscherbe, geschenkt von meiner damals 4 jährigen Nichte, und eine kleine Tonfigur. Die soll mich daran erinnern, dass man dem Leben auch lächelnd entgegentreten kann.
So.
Ein Haufen von Glücksbringern, Amuletten und kleinen magischen Gegenständen, die ihr Leben in meiner Gesellschaft fristen. Oft ist das ein sehr langes Leben.
Mit sieben habe ich mal einen kleinen Stoff-Esel gekauft- ein bemitleidenswertes Tier, schief zusammengenäht, und mit einer viel zu schweren Last von drei Taschentüchern auf dem Rücken. Er war so hässlich. Ich musste ihn retten.
Er ist immer noch hässlich, und hat ein Zuhause auf meinem Sachbuch- Regal gefunden.
Ich glaube, niemand außer mir hätte ihn gekauft, und er wäre mitsamt zerknüllter Kassenzettel, Kaugummipapierchen und beschädigter Ware eines Tages in einem Mülleimer gelandet und hätte nie das Tageslicht gesehen. Böser Onkel Karstadt.
So aber gibt es ihn immer noch, und bei dem Gedanken, dass ich normalerweise nicht an ihn denke, habe ich ein schlechtes Gewissen. Ja, ich weiß, ich habe eine Meise. Die auch.
Außerdem glaube ich bei sowas immer, dass es Unglück bringt, nicht an seine Glücksbringer zu denken.
Ganz allgemein bin ich abergläubisch. Jawoll.
Früher hab ich immer meinem Sohn oder meinem (jeweiligen) Partner ein „Fahr vorsichtig“ mit auf den Weg gegeben. Wenn nicht, war das geradezu eine Einladung an eine Nebelwand, sich im Kamener Kreuz über die Leitplanke zu hieven.
Mir ist schon ausgesprochen klar, dass das eine ziemlich alberne Angewohnheit ist. Und weil das so ist, spielt sich das eigentlich alles in mir drin ab, so dass man mich selten beim sprichwörtlichen Klopfen auf Holz oder sowas erwischt. Aber es ist eine extrem stabile Angewohnheit, und sie --- macht unglücklich.
Wenn ich Urlaub habe, denke ich unentwegt daran, was ich wohl alles übersehen oder vergessen haben könnte bei der Arbeit- denn dann kann nichts mich unangenehm überraschen, wenn ich wieder ins Büro muss.
Habe ich Geld für mich alleine ausgegeben, um mir mal was schönes zu gönnen (oder auch nur etwas notwendiges- wie zum Beispiel die Aufstockung der vorhandenen warmen Hosen von eins auf drei) kann ich mich nicht daran freuen- vielleicht kommt ja nächste Woche die Stromjahresrechnung. Und dann? (Sie KANN zwar nicht kommen, weil ich damit gerechnet habe(!) und mir schon mal prophylaktisch Sorgen mache(!!), aber der Spaß ist weg. Ist doch ganz einfach, oder? Ich denke daran, Volkshochschulkurse zu geben. So gut, wie ich das erklären kann...)
Eine Einladung zu einer Feier? Da sind bestimmt lauter Leute, die mich für doof halten- und dann gehe ich lieber nicht hin. (Übrigens: Dauernde Absagen erhöhen definitiv NICHT die Anzahl der Leute, die dich auf ihrer Unbedingtdabeihabenmüssen-Liste haben)
Die neue Frisur sieht nach Potenzial aus, solange die Haare noch feucht sind, die Friseurin föhnt dir aber eine Vorstadt-Metzgersgattinnen-Betonhaube auf die Birne? Vergiss alles, was du an Potenzial erkannt hast- du wirst ab sofort nicht mehr das Haus verlassen. Oder nur noch mit einem Helm auf dem Kopf. Jeder wird, bis zum nächsten Friseurbesuch, nur die wackere Frau Metzgersmeisterin sehen.
Da sämtliche eventuell erfreulichen Dinge mit dieser Art Denken binnen kürzester Zeit so gar keinen Spaß mehr machen, kann man eigentlich das Schöne-Sachen-Planen gleich beenden.
Eigentlich bleibt da nur noch das Extrem-Couching- das ist sicher. Und hat Zukunft. Und kostet nichts- die Stromrechnung kann kommen.
Gut, manche Sachen sind insgesamt wirklich nicht so gelaufen, wie ich es geplant habe. Dabei war ich da so sicher...
Wie zum Beispiel an dem Tag, an dem ich meine zu jener Zeit sehr kurzen Haare à la Annie Lennox hellblond bleichen wollte. Ja klar alleine- was denkt ihr denn? Friseur? Viel zu teuer. (Vielleicht kommt die Stromrechnung.)
Die Farbe besorgt, angerührt, auf die Haare aufgetragen, einwirken lassen.
Abgewaschen.
Schreikrampf bekommen.
Die Chefin angerufen (abends um 10) und für den nächsten Tag Urlaub klar gemacht.
Zum Friseur gegangen. Mit einem Helm auf dem Kopf (Ohne Scheiß. Die Haare waren meistens orange. An manchen Stellen auch gelb. Denkt euch ein Zebra auf psychedelischen Drogen).
Da die Haare so kaputt waren von der Bleiche, konnte man sie nicht mal überfärben, nur tönen. Sonst wären sie einfach ausgefallen. Das wäre dann kein Bad-Hair-Day, sondern ein No-Hair-Day gewesen.
Ich bin wochenlang alle 3 Wochen zum Nachtönen zum Friseur gegangen. Hat ein Vermögen gekostet.
Dann kam die Stromrechnung.
Sowas kann einem schon den spontanen Zugang zu den schönen Seiten des Lebens versauen.
Trotzdem habe ich gerade das Eselchen von seinem Sitz heruntergeholt und in meine Tasche gesteckt. Als Glücksbringer muss es sehr mächtig sein, denn mir ist nichts Ernsthaftes passiert in den letzten dreißig + x Jahren, seit ich sieben war.
Und er ist allemale niedlicher als mental vorweggenommenes Pech. Obwohl er so hässlich ist.
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