Sonntag, 6. Januar 2008

Liebe ist...

Mein Auto ist ein 93er Golf III, und ich liebe ihn. In intimen Momenten nenne ich ihn Moppel. Aber richtige Wärme wollte sich nicht mehr so recht zwischen uns einstellen, und ich stellte fest, dass jedes Treffen zwischen uns beiden mit immer mehr Vorbehalten meinerseits behaftet war...

Natürlich habe ich darüber nachgedacht, wessen Schuld das ist, und war schon halb und halb dazu bereit, zu akzeptieren, dass sich unter dem Alltagsstress wieder eine Beziehung verabschiedet. Tragisch, und irgendwo auch bitter, aber ich war nicht bereit, Arbeit und Zeit und emotionale Energie an etwas ohnehin Aussichtsloses zu investieren.

Irgendwie konnte meine grübelnde Zentralinnerei jedoch auch das Thema nicht einfach so versenken und vergessen- oh nein, so bin ich nicht gestrickt. Und so sah meine Heimatstadt und die anderen Orte, an die der Moppel mich trug, mich immer öfter über das Lenkrad gebeugt, eine Hand ausgestreckt über die Lüftungsschlitze an der Windschutzscheibe, und voll Trauer und vorweg genommenen Abschiedsschmerzes die Eiseskälte registrieren, die diesen scharfen Abgründen entstieg (Man kann auch besser sehen, wenn man näher an die Scheibe ran geht).

Ich habe für solche Momente immer ein paar Beziehungsorakel. Je nach zugrunde liegender Problematik unterscheide ich da fein, wen ich in Anspruch nehme.

Geht es um meine eigenen Verhaltensweisen, habe ich da ein paar weibliche Gewährsleute, die mir bestätigen sollen, dass ich mich noch im Rahmen des ganz normalen Wahnsinns bewege. Da geht’s dann um Themen wie „Abwasch und Selbstmotivierung“ oder die Frage, ob man, um modische Bekleidungs-Accessoires anlegen zu können, vorher zum plastischen Chirurgen muss (Legwarmers oder doch lieber tot überm Zaun hängen?)

Für andere Fälle habe ich da ein paar männliche Ratgeber. Zu allererst sei der genannt, Der Immer Dabei Ist (und wenn er das mal nicht ist, ruf ich ihn direkt anschließend an). Der muss für so einiges her halten. Moralische Bewertung von one-night-stands, unmögliches Verhalten gleichaltriger, zweit- und drittgradig Verwandter, deren erzieherische Kompetenz, gemeinsam durchlittene früh- und spätkindliche Traumatisierungen (ja, wir stammen aus der gleichen Familie) – alles ruft reflexartiges Herumdrücken auf meinen Handytasten hervor. Oder einen energischen Griff zum Festnetz.

Für EDV-Probleme gibt’s da einen Arbeitskollegen. Wenn ich den frage, dann aber erst, wenn mir wirklich nichts mehr einfällt. Meist bringt die Nachfrage dann auch nicht mehr viel.

Für Ratschläge aus noch mehr Distanz gibt’s da noch einen Arbeitskollegen, der schon mal herhalten muss, vor allem für Beziehungsprobleme der endzeitlichen Art.

In dieser neuen unguten Entwicklung zunehmender Kühle zwischen dem Moppel und mir waren sie alle mehr oder minder ratlos. Nur mit dem, Der Immer Dabei Ist (wenn du nicht aufpasst,wirst du hier zum DIDI) hatte ich einen Gedanken, der in etwa in die Richtung ging, die wir gestern dann auch eingeschlagen haben. Da wir jedoch beide keine KFZ-Therapeuten sind, habe ich zuvor sämtliche anderen männlichen Ratgeber konsultiert, die mir vor die Füße kamen. Alle hatten ein trauriges Lächeln und ein „kaputter Wärmetauscher“ im Angebot. Ein weiterer von mir angegangener wirklicher Fachmann, der sonst alle Autoprobleme für mich löst, und das auch kompetent tut, meinte sowas auch, und wollte sich ohne nähere Untersuchung des Moppels auf keine weitere Diagnostik am Telefon einlassen. Und wer fährt schon gern in die Werkstatt?

Mal abgesehen von den Kosten.

Jedenfalls haben der DIDI und ich dann gestern das Kühlmittel kontrolliert, und einen beklagenswerten Mangel desselben festgestellt. Irgendwann in grauer Vorzeit hatte ich irgendwo mal gehört, dass ein Kühlmittelmangel tatsächlich Heizungsprobleme zur Folge haben kann, also haben wir zwei unverzagt Kühlerfrostschutz beschafft und mit Wasser vermischt und eingefüllt. Mit dem Ergebnis, dass der Moppel mir zunächst weiter eine kalte Schulter zeigte. Grmpf. Nachdem ich jedoch dann auch tatsächlich losgefahren bin (während der Auffüllaktion dudelte der Motor munter im Leerlauf) sprang die Heizung dann jedoch an. Und blieb heiß. Egal, ob das Gebläse hoch oder niedrig eingestellt war.

Einfach wunderbar, mit warmen Fingern Auto zu fahren.

Zudem blieb die Temperaturanzeige konstant in den Bereichen, in denen sie bleiben sollte- was vorher nicht der Fall war.

Des Rätsels Lösung hat dann im Nachhinein das Große Ominöse Orakel Ganzheitlicher LebensErfahrung (die alte Tante Google) ausgespuckt. Wenn ich Golf III und Kühlmittel und Heizungsprobleme eingebe, lande ich auf diversen Forumsseiten, nach deren kursorischer Lektüre es offenbar so ist, dass bei zu niedrigem Kühlwasserstand der Wärmetauscher der Heizung schnell mal nicht mehr versorgt wird. Vor allem, weil der Motor seine Wärme erstmal selbst braucht, und total egoistisch ist, wenns darum geht, ihn gegen Überhitzung zu schützen. Dann gibt er einen Scheißdreck auf die kalten Finger der Moppel-Fahrerin und kümmert sich nur noch um sich selbst. Die technischen Details hab ich schon wieder vergessen, aber sie klangen logisch. Da gibt’s wohl irgendso eine Klappe oder ein Ventil oder so. Das erklärte in Grenzen auch, warum manchmal ein laues Lüftchen die Windschutzscheibe hochstieg, wenn man ordentlich lange gefahren war. Dann stieg vermutlich der Druck im System durch das sich erhitzende Kühlmittel so an, dass es für ein bisschen Wärme in der Heizung reichte. Ein Einschalten des Gebläses bewirkte jedoch ein unmittelbares Absinken der Temperatur, wie ja die durch die Heizung entnommene Wärme immer auch den Motor kühlt, und man kam wieder mit kalten Fingern an.

Die Beziehung zwischen mir und dem Moppel, in letzter Zeit etwas strapaziert, trägt demnach alle Anzeichen einer neu erwachten Liebe.

Tragisch ist, dass ich wieder was gelernt habe:

Es hat keinen Sinn, Teile seines Lebens und seines Alltags als „Männeraufgaben“ zu definieren. Davon gibt’s in meinem Leben nicht allzuviele. Die meisten Dinge kann ich selbst und mach sie auch selbst. Nur Autos haben bisher bei mir fahren müssen, und wurden ab und zu betankt, manchmal kriegten sie auch Wasser für die Scheibenwaschanlage (Gestern!!! Plus Frostschutz!!!111elf).Vielleicht mal neue Wischer. Mein alter Kadett, der mehr Öl als Sprit brauchte, kriegte auch das, weil er danach schrie.

Alles andere war in ein bequemes „Problem-Anderer-Leute-Feld“ abgespalten. Eben als Männeraufgabe. Besonders dämlich ist das dann, wenn man gerade keinen hat, oder keinen, der Ahnung von sowas hat.

Und da ich weiß, dass Intelligenz hilft, Routinen aber Leben retten, habe ich einen weiteren Vorsatz für mein Leben ab heute:

Demnächst beim Tanken auch mal nach Kühlwasser und Öl und sowas schauen, und den Reifendruck kontrollieren. Vielleicht schaffe ich es mal, nicht immer noch mehr Luft abzulassen als ohnehin schon nicht drin ist. Und vielleicht kriege ich auch mal einen Satz hin, der nicht ein Germanisten-Alptraum ist.

Schönen Sonntag :-))



2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Es hat aml wieder Spaß gemacht... Aber die SMS gestern und Dein Posting dazu...
Ich glaube es ist mehr zwischen uns als nur die Gnade der gemeinsamen Familie.

!?! DIDI???!!!???

weis nicht... Der, der immer dabei ist...

Anonym hat gesagt…

ÄH.. aml soll natürlich mal heissen