Weit draußen auf dem Ozean der Zeit, verdeckt vom Schleier tiefer Dunkelheit, ziehen in einer Nacht des Jahres zwei Schiffe aneinander vorbei.
Eines ist leer, unbemannt und seine Planken und Masten sind nur eine Idee vor dunklen Wolken, das andere ist angefüllt mit Menschen, Erinnerungen - und Dingen. Gespenster gehen unter Deck um.
Am Steuerruder steht der Kapitän, oder jedenfalls jemand, der seine Zeichen trägt. Seine Karten sind verschlissen und vielfach geklebt, und er kann sie im Kerzenlicht nur schwach erkennen.
In der Kombüse langweilt sich der Smutje, und der Schiffsjunge schnitzt an einem Stück Treibholz, gefunden am Strand einer vergessenen einsamen Insel. Der Erste Offizier ist seit Tagen betrunken.
Im Bauch des Schiffes rollt Gerümpel hin und her, und prallt im Rhythmus des Seegangs an die Bordwände.
Den Matrosen knurren die Mägen.
Die löchrigen Segel fangen kaum genug Wind, um das Schiff voran zu treiben, und die Ruder sind schon lange zerbrochen und verfeuert.
Die Schiffe nähern sich, und gehen für einen kurzen Moment längsseits.
Der Kapitän -oder jedenfalls jemand, der seine Zeichen trägt- schreit und brüllt Befehle, und die Mannschaft schleppt und rennt, während der Erste Offizier den Rum stehen und der Smutje die Töpfe im Stich lässt, und alle an der Reling warten, auf den Augenblick, in dem sie auf das andere Schiff hinüber wechseln können.
Dann sind sie drüben, und sehen das alte Schiff am Horizont ihrer Erinnerung verblassen, während die Masten und die Planken um sie herum Gestalt annehmen und sie davon tragen.
Ein gutes und erfolgreiches Jahr 2008, eine Schatzkarte in der Kapitänskajüte, immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel und vergesst die Gespenster auf dem alten Schiff…
Lily.
1 Kommentar:
Oh wie hübsch! Ich sag doch: mach da was draus ;-)
Kommentar veröffentlichen