Samstag, 24. Mai 2008

KEINE rosa Viren. Auch keine magenta-farbenen.

Die Mutter aller Migränen hatte mich gestern in ihrem Griff, und zwar feste.

Da rächt sich dann das Alleinleben, wenn man nämlich keine Medikamente hat, und wegen massiver Sehstörungen (Bahnstörungen- OpenOffice ist nicht gerade mit Mitgefühl gesegnet) nicht zur Apotheke kommt. Herrje, war mir übel, und sogar das Denken tat weh. Ganz zu schweigen von Dingen wie Im-Bett-umdrehen, Atmen oder Zellteilung.

Gegen fünf war ich in der Lage, meine Handtasche durchzukramen und habe tatsächlich noch zwei Tabletten gefunden. Und gegen sechs konnte ich dann ans Auto, und das Katzenfutter aus dem Kofferraum holen, damit das Pelzvolk nicht auf das Abendessen verzichten muss.

Ganz ehrlich? Ich hätte lieber gestern eine Doppelschicht im Büro gemacht, als sowas...

Normalerweise hab ich vorher eine Aura mit einem Flimmerskotom, und kann frühzeitig reagieren, bevor der durchdrehende Magen keine Vernunft in Gestalt von Medikamenten mehr annimmt. Diesmal hab ich das wohl überschlafen, und das war es dann.


Heute ist es besser, nur die Nackenmuskeln sind etwas ermüdet vom verkrampften Versuch, zu entspannen.


Ich fürchte auch, ich habe meinen Bruder beleidigt, weil ich nicht zu seinem Geburtstag erschienen bin- aber ich wäre nicht mal bis zur Ecke gekommen, und ganz bestimmt kein guter Gast gewesen.

Da anzurufen war schon schlimm genug, das Freizeichen hat so fürchterlich gedröhnt.


Und wie immer, wenn Migräne ins Haus steht, ist auch der Blutzucker im Aufruhr. Aber was solls, das geht vorbei.


Die Katzen waren nicht sehr kooperativ, keine von ihnen hat mir mit leisen(!) Worten ein feuchtes Tuch auf die ermattete Stirn gelegt und mir zugeflüstert, dass sie mich liebt. Hm. Da ist noch ein bisschen Training zu absolvieren.


Ein Blick in den Kühlschrank heute morgen hat mir folgendes Frühstücksangebot gezeigt:

Eine Packung Tofu, abgelaufen. Zwei Schlangengurken. Eine angebrochene Packung Butterschmalz. Zwei traurige Stangen Spargel. Keine Eier, kein Käse, keine Wurst, keine Marmelade. Drei Scheiben Vollkornbrot.

Tim Mälzer, übernehmen Sie... Ich fürchte, es gibt Gurkensandwiches. Das ist zwar ganz d’accord mit meiner anglophilen Lektüre, aber nicht mein Lieblingsfrühstück (und mein Magen knurrt eh schon laut, also gibt’s hier jetzt keine Phantasiereise an ein Frühstücksbüffet)


Also ist gleich erstmal einkaufen angesagt, zumal die beste Nichte von allen heute Geburtstag hat und stolze 14 Jahre alt wird. Und das kommt so plötzlich, dass Lily erstmal shoppen muss.

Ganz ehrlich möchte ich nicht noch einmal 14 sein. Nicht mal, wenn ich alle Erfahrung der letzten 31 Jahre mitnehmen und neu durchstarten könnte. Wenn ich mir nämlich meine Nichten so anschaue, und natürlich auch meine Neffen, dann beschleicht mich manchmal der Gedanke, dass auch in dem Alter schon gut zu erkennen ist, wo sie so hinsteuern werden. Da gibt’s das Sonnenscheinchen (Sonnenscheichen), an dem aller Ärger ab perlt, da gibt’s die Kinder, die von Beginn an alles mit sich schleppen, wie eine Hundepfote den Schnee, und da gibt es die, die vorwärts stürmen wie ein wütender Bulle, immer mit dem Kopf durch die Wand. Und manchmal schmerzt meine Zukunftsdrüse, wenn ich mir ausmale, wie sich diese Verhaltensweisen in ihrem Leben noch auswirken werden.

Wenn ich schreibe: „Die beste Nichte von allen“ ist damit natürlich nicht gemeint, dass alle Anderen mir nicht ebenso am Herzen liegen- aber in ihr erkenne ich mich wieder.

Das Gefühl, eigentlich überall falsch zu sein?

Auf einem winzig kleinen Stück festen Bodens zu stehen, und nicht genau wissen, ob das Grün ringsherum Grasnarbe oder ein schwimmender Algenteppich (Augenteppich...)ist?

Verbindung zu anderen zu suchen, und doch sehr viel Zeit alleine verbringen zu müssen, weil man sonst auch nicht glücklich ist?

Wahrscheinlich bin ich innerlich auch noch nicht viel älter als sie.


Und ich muss offenbar was essen. Hunger ist auch was, was weder sie noch ich gut ertragen.



:-)


Lily



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