Mittwoch, 4. Juni 2008

Girls, Girls, Girls

Neulich sah ich einen Film.

Nee. Nochmal von vorne.

Gestern war ich im Kino.

In Sex and the City. The Movie.


Ganz ehrlich?

Rosamunde Pilcher hat schöne Naturaufnahmen.

Hedwig Courths-Mahler hat Dialoge geschrieben, die vermutlich fetziger sind.

In meinen Blog-Posts kommen mehr zweideutige Worte vor.

Werbung hab ich zu Hause billiger, wenn auch nicht für Westwoods Brautkleider.

Wer Madonna ästhetisch und schön findet, der kann bestimmt auch Sarah Jessica Parkers Größe 32 (oder ist es doch nur 30? Na?) was abgewinnen. So sehnige Gliedmaßen sieht man außerhalb von Selbsthilfegruppen für sportabhängige Magersüchtige vermutlich auch nur selten.
Die Alibi-Frau in dem Film (also, die einzige Dicke) war auch noch schwarz. So schlägt man zwei Fliegen mit einer Klappe.

Die Handlung: Vorhersehbar, kitschig, flach, und komplett spießig.

Ich weiß nicht genau, was ich erwartet habe, weil ich nämlich kein Fan der Serie war/bin. Was nicht daran liegt, dass ich die Serie nicht mochte, sondern daran, dass ich einfach nie eingestiegen bin.
Ich hab auch nicht grundsätzlich Schwierigkeiten mit dieser Art Serien oder Filmen. Im Gegenteil, manche von den „Mädchen“-Streifen seh ich gern, Gilmore Girls zum Beispiel. Aber dazu, sich in einer Serie festzusehen gehört auch, dass man zu der Sendezeit nicht gerade gewohnheitsmäßig was anderes macht, und dass man sie möglichst von Anfang an sieht.
Nun gut, also war ich vollständig unbeleckt. Das sollte kein Hindernis sein, einen Kinofilm anzusehen. Vielleicht kriegt man nicht jede Anspielung oder jedes Zitat mit- aber ein paar witzige und eigenständige Einfälle sollten auch für einen Film noch drin sein- oder?

Ich glaube aber, ich habe was Originelleres, Abgefahreneres erwartet, mit mehr Spott, Selbstironie und vor allem nicht mit diesem saccharinsüßen Plot. Was heißt Plot…

Übel fand ich diese klapperdürren Gestalten, die für mich keine Weiblichkeit mehr ausstrahlten. Was immer Weiblichkeit ist: Meinem persönlichen Empfinden nach gehört dazu nicht, dass man jeden Muskel und jeden Knochen sehen kann. Hager ist nicht gleich jung. Eine wilde Lockenpracht täuscht auch nur von hinten den Schmelz der Jugend vor- wenn man von vorn scharfe Gesichtszüge dazu trägt, ist der Kontrast schmerzhaft, weil soviel Selbstbetrug sichtbar wird.

Die Kostüme waren grauenhaft.

Schlappe Ballonröcke über Mikado-Beinchen.
Stoffstücke in schrillen Farben und bemerkenswerten Winkeln aneinander genäht.
Ein viel zu großes Brautkleid, dessen Corsage beinahe mit der Insassin spazieren ging.
He, Mädchen: Für Corsagen braucht man Oberweite!

Vielleicht, so beschleicht mich hier gerade ein Gedanke, hab ich die Botschaften auch nicht ganz verstanden. Am schrillsten und hässlichsten angezogen war Frau Hauptdarstellerin, während sie sich ihren ganz persönlichen Irrwegen widmete.
Als sie wieder ganz ein braves Frauchen war, ließ auch die Schrägheit der Klamotten nach.
Da muss ich noch mal drüber nachdenken. Und mir mal ein paar Staffeln ausleihen, vielleicht wird mir dann was klarer.

Seufz.
Heute abend schau ich mir einen Jungs-Film an. Mit Helden und so. Oder mit Piraten.

Lily

6 Kommentare:

Falcon hat gesagt…

Ich hab es mir doch fast gedacht.
Nicht dass ich auch nur ansatzweise in die Versuchung geraten wäre, den Film anzuschauen, aber trotzdem.
Übel nehme ich meinem Lieblingskino aber, dass es ausgerechnet diesen "Die Nacht der plappernden Leichen"-Spot vor Indiana Jones eingeschoben hat.
Wahrscheinlich wahr ich auch deswegen etwas ungnädig.

Lily hat gesagt…

Vermutlich bestand der Trailer auch, wie üblich, aus den besten drei Szenen im Film...
Der Stoff hätte auch in einer Folge Platz gefunden, längstenfalls in einem double feature. 145 min. waren definitiv zu lang.

Anonym hat gesagt…

Ich hab den Film nicht gesehen. Aber interessant fand ich, dass die Ladies die in der Schlange standen fuer diesen Film alle todschick angezogen waren, samt Hut, Stoeckelschuhen und Designer taeschchen, und in der Zeitung stand, dass ganze Frauengrueppchen mit Schampus stilgerecht im movie angestossen haben...

Anonym hat gesagt…

Wusstest Du noch nicht, dass die white urban professional women in den USA total neurotisch, magersüchtig, puritanisch sexbesessen sind und keine Ahnung haben, dass Liebe was mit Geben und nix mit Haben wollen und Marktwert zu tun hat?
Was mich schon vor 10 Jahren geärgert hat, dass mein kleiner Sohn und seine Klassenkameradinnen die Sch.... im Fernsehen gesehen haben und die Mädels von davon alle beeinflusst wurden. Einige von denen strampeln sich schon im zarten Alter von 20 in Fitnessstudios ab, essen abends keine Kohlenhydrate mehr und gehen nicht mehr ungeschminkt aus dem Haus.

Allein schon der bescheuerte Titel "Sex and the City", wenn es wenigstens "Sex in the City" heißen würde und die Sexszenen richtig zur Sache gingen....

Bevor ich mich hier noch mehr echauffiere, den Film kann man getrost in die Tonne drücken.

Paula

Lily hat gesagt…

Ich wusste schon, dass das kein Film ist, der die Sorgen eines Blaustrumpfs aus den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts zum Thema hat, und was tiefgehendes hatte ich ja auch nicht vermutet. Aber auch bei dünnen, blondierten Damen kann ja mal eine witzige, respektlose und amüsante Bemerkung, oder eine abgefahrene Handlung vorkommen- zumindest habe ich das nicht per se ausschließen können.
Ob aber alle jungen, berufstätigen weißen und städtischen Frauen in den USA so neurotisch etc. sind, wage ich doch zu bezweifeln.
LG
Lily

Anonym hat gesagt…

Stimmt natürlich, dass sicher nicht alle so sind, aber Vorurteile machen eben auch Spaß!

Ich bin generell ziemlich wütend auf die Vorbilder für Frauen, die fast alle aus den USA stammen, angefangen von den "kranken" Barbie-Puppen, den abgehungerten Fitnesskörpern (Jane Fonda hat schon in den 80ern Trends gesetzt und Jahrzehnte später eingestanden, dass sie damals magersüchtig war), bis hin zu den operierten Monstern mit den Riesen-Basubies (wie hieß sie noch gleich, die Baywatch-Ikone?)

Wenn Schauspielerinnen und Models das Schönheits- und Lifestyle-Ideal bestimmen, kann man sich in meinem Alter schon schwer darüber hinwegsetzen, aber die jungen Frauen haben da ganz schlechte Karten, weil auch junge Männer das US-Medien-Ideal "dünn, fit, erfolgreich, sexy" schon für natürlich halten.

Paula Schlaumeier