Montag, 30. Juni 2008

Jesus of Suburbia

Also, Herrschaften, so haben wir nicht gewettet.

Eine kranke Katze, okay, ist nicht schön, und das Mäuschen war echt schlecht drauf. Und so. (Wobei „Und so“ bedeutet, dass ich meine tiefempfundene Dankbarkeit äußere, für den Erfinder des heißen Wassers und der Gummihandschuhe).

Aber, drei?

Er scheint ansteckend zu sein, dieser Infekt, und nun hab ich hier ein Katzarett.


Zum Glück hab ich aber auch lauter abwaschbare Fußböden, die einen Guss Desinfektionsmittel nicht weiter übel nehmen.

Auch sind die jüngeren zwei Kranken nicht so mies drauf wie Emily. Vermutlich weil sie jünger sind, und allgemein nicht so zusammengerutscht wie die Kleine.

Jedenfalls hat mich der gestrige Morgen wieder dran erinnert, wie sehr ich doch an den bepelzten Viechern hänge. So sehr, dass diese exorbitante Summe, die da mittels EC-Cash von meinem Konto gesogen wurde, erst gar nicht so hoch vorkam. Aber zu Hause dann musste ich doch schlucken.

Und gleich werd ich dann mit Emily zum TA gehen, damit der mir noch mehr Geld abnimmt damit er sie gesund macht. Bezüglich der zwei anderen werd ich mal fragen, ob er sie auch sehen will- ich kann eh nicht mit allen dreien auf einmal dahin. Bin ja schließlich nicht der Hulk. Oder der hier:


cat


Auch der Kleinneffe, den ich, zusammen mit seinem Bruder am Samstag hütete, ist nicht mehr der Meinung, dass ich der Hulk sei. Beim letzten Mal hat er sich nicht überzeugen lassen. Da war ich der Hulk, - und er war das Kleinkindäquivalent zu King Kong. Jedenfalls so sehr, wie man das mit 19 Monaten sein kann. (Zum Glück haben er und sein großer Bruder eine ganz entscheidend nette Eigenschaft: Solang sie wach sind, sind sie oft recht anstrengend. Hat man sie einmal in der Waagerechten, schlafen sie. Wie ausgeknipst. Das ist schön für die Babysitterin!)


Am Samstag kniete er dann in seinem Bett, verzweifelt streckten sich die Babyärmchen nach der kaltherzigen Schlampe, die da der Meinung war, 20 Uhr wäre spät genug für ihn... Ein kleiner Antipper brachte ihn dann mit dem Kopf aufs Kissen, woraufhin er die Augen schloss, und -still war. Zudecken, Moskitonetz schließen, Licht aus. Ruhe.

Sein Bruder hingegen ist süchtig nach Michel aus Lönneberga, wie ich, glaub ich, schon mal schrieb. Unter 50 Seiten ist da gar nicht an Aufhören zu denken.

Nachdem wir die Geschichte von Michels Taten anlässlich der Bibelprüfung beendet hatten, musste noch das Kapitel mit der Fahrt nach Mariannelund gelesen werden. Und dann war das Buch zu Ende.

Zum Glück hat seine Mutter Pippi Langstrumpf besorgt.

Vorlesen macht soviel mehr Spaß, wenn es sich um Bücher handelt, die man mag.


Aber auch er schlief dann ein. Und die Babysitterin konnte endlich auf die Terrasse, eine rauchen.


Meine beiden Patennichten, die sind 14 und 16, haben in der Woche davor beide in einem Theaterstück mitgespielt, zu dem man als gehorsame und liebende Patentante natürlich auch erscheint. Der Gedanke an drei Stunden Laientheater hat mir vorher, ehrlich gesagt, keine große Lust bereitet. Aber was tut man nicht alles für die Mädels.

Es gab „Die 12 Geschworenen“.Mutig, mutig. Und ich hatte bereits von der Jüngeren der beiden gehört, dass im Vorfeld Probleme bestanden hatten...Zum Beispiel mit Geschworenen, die nicht an Proben teilnehmen konnten.

Und was soll ich sagen? Unabhängig davon, dass das nun mal Nichten waren, die da mitspielten, hatte ich einen richtig netten Abend. Natürlich gab es die üblichen Probleme, vor allem mit der Technik (he, Veranstalter- wie wäre es mal mit einer Begrenzung der Musiklautstärke?) und auch mit verpassten Einsätzen, vergessenen Stichworten etc. Ist ja auch enorm lang, das Stück. Aber beide Nichten waren richtig gut, beide haben Talent. Und wäre nicht die teilweise enorm laute Musik gewesen, wäre es noch besser geworden. So mussten die Akteure gegen die Musik anschreien, was selbst mit Headsets nicht einfach gewesen wäre. Wobei sie nicht mal welche hatten.

Nachher hab ich auch erfahren, warum so viele der Akteure soviel Zeit in dem mit „WC“ gekennzeichneten Nebenraum verbrachten: Da lag ein Textbuch :)


Auf jeden Fall haben die Kinder jetzt Ferien. Mit Entzücken hab ich die Zeugnisse zur Kenntnis genommen. Die Anzahl der mit „sehr gut“ bewerteten Fächer bei allen drei Nichten, ob Patenkind oder nicht, überschritt die Anzahl der zweien in jedem Fall erheblich. Und eine drei hab ich auf keinem Zeugnis gesehen, mal zu schweigen von Exoten wie ausreichend oder schlechter.

Als ich 16 war, hatte ich so wenig Lust auf Schule, dass man das schon deutlich sah... Allerdings waren meine außerschulischen Aktivitäten auch wichtiger für mich, damals. Und sie sahen anders aus als bei den Nichten... Die spielen Saxophon (2) diverse Flöten (3), Keyboard und Gitarre, singen in Bands und Chören, Gospelgruppen und so, tanzen (Ballett und Standard), spielen Theater, und, und, und.

So ganz sicher bin ich mir nicht, ob ich das gut finden (und neidisch sein) soll, weil sie soviel Dinge machen (können), für die mir damals die Anregung und meinen Eltern die Kohle fehlte. Oder ob ich sie auch ein bisschen bedauern soll, weil ihnen die unbeobachtete Zeit fehlt, die Zeit für eigene Geheimnisse, und für ein bisschen teenage rebellion.

Sie sind alle drei in einem straffen Korsett gefangen, das morgens mit der ersten Schulstunde um halb acht beginnt, und irgendwann nachmittags gegen drei mit dem Mittagessen noch lange kein Ende nimmt. Hausaufgaben. Musikunterricht, Proben. Dafür gibt’s dann Urkunden der Schule, für besondere Verdienste um Kunst, Musik, und, immer wieder, Mathematik. Schulpreise, Preise für die Teilnahme an Landeswettbewerben (wieder Mathematik... ich hab immer gedacht, mein Sohn sei ein Exot, weil er sich bei Mathematik erholen kann. Aber vermutlich bin ich der Ausrutscher gewesen, mit meiner Dauer-Vierminus.) Wenn mein Sohn und die Nichtenschar sich auf Familienfeiern trifft, fragt irgendwann einer von ihnen nach einem Zettel und Stift, und dann werden irgendwelche Aufgaben gelöst. Merkwürdige Kinder, alle zusammen. Ich hoffe, sie haben während dieses vollen Programms genug Zeit, um wirklichen Spaß zu haben. Wie auch immer der für sie aussehen mag.


Apropos Zeit. Die eilt.

Und ich muss zum Tierarzt...



Lily


3 Kommentare:

Meise hat gesagt…

Auweia, gleich drei kranke Tiere zuhause zu haben... :( Wünsche baldige Genesung!!!

Toll! Eine Tante, die vorliest! :)

Wow! Wieviel die Kinder machen und für was sie alles Interesse haben: da kann ich wirklich nur staunen!

Lily hat gesagt…

Also, das Fellvolk ist bereits wieder vollkommen gesund, dem Vet sei Dank.
Lieber Vorlesen als Fußballspielen. Oder Kniffeln. Oder Schach, wie der Knabe anregte:-)
Was die Freizeitaktivitäten betrifft, so bin ich nicht sicher, ob man den Kindern damit einen Gefallen tut. Sie können viel, sie tun auch viel- aber Kind sein? Mist machen? sich langweilen? Fehlanzeige, fürchte ich.
Aber das kann auch Neid sein, wie gesagt:-D

Lieben Gruß,
Lily

Meise hat gesagt…

Hm. Stimmt. Draußen herumrennen, Löcher buddeln, Äste herausreißen und damit Pfeil und Bogen basteln, sowas hab ich in meiner Kindheit getrieben... unter anderem... ;)