Sonntag, 1. Juni 2008

Kollateralschäden

Gestern hab ich was seltenes getan: Meine Couch (Cousine) zerlegt, und gründlich per Staubsauger von den Hinterlassenschaften meiner vierköpfigen Katzenschar befreit.

Dusty work, my dears, really dusty.

Aber abgesehen von den Staub- und vor allem den Haarmengen, die dabei bewegt werden, ist sowas einfach nur schweineanstrengend. Ich bin zwar im Besitz eines recht ordentlichen Staubsaugers, aber die Couch ist groß. Sie hat schwere Polster, die nicht ohne weiteres bewegt werden können (und die ich bei der Gelegenheit gleich mal gegeneinander ausgetauscht habe).

Als ich hier einzog, MUSSTE eine neue her, denn das alte Sofa hatte einen Riesenriss in der Sitzfläche. Ich mochte es, es war bequem, und es verschwand ohnehin unter einem Überwurf (Rölle? Mikka? Egal, jedenfalls Ikea). Aber mitnehmen? Never.

Also Sofa -> Sperrmüll, und Lily-> Sofageschäft.

Nur, was kauft man für Sitzmöbel, wenn man im Besitz mehrerer möglicher Möbelzerstörer ist? Nicht grundsätzlich destruktiv, sonst hätte ich niemals vier, sondern nur so als Potenzial...

Das Markieren von Mobiliar ist ja durchaus kätzisches (keltisches) Verhalten. Und bei kastrierten Katern heißt Markieren unter anderem: Kratzen.

Das Haarproblem hätte etwas Geschmackvolles aus Leder verhindert, das kann man abwischen, da bleibt nichts hängen.

Leider nimmt Leder auch gelegentliches Kratzen eher übel. Ein Beispiel ist der Katzensessel, ein altes Stück aus der früheren Wohnung, das immer noch im Arbeitszimmer steht, um den Pelznasen einen bequemen Aussichtsposten zu bieten. Da liegen sie immer zu Hauf, und schauen sich die bekloppten Vögel in dem Strauch vor dem Fenster an. Nebenbei schreddern sie den Sessel. Der inzwischen nicht mal mehr sperrmülltauglich ist.

Also hab ich mich beraten lassen in puncto Material, und bin dann auch fündig geworden. Ich habe eine Abneigung gegen die 3-2-1-Kombinationen, und zudem ein Riesenwohnzimmer, in welchem die obligatorische 3-er Couch eher verschwunden wäre, also hatte ich recht schnell so ein Mega-Möbel ausgesucht, und der nette Onkel in dem Laden riet doch dringend zu Microfaser.

Selbige sei pflegeleicht, und selbst die zentimeterlangen Krallen meiner Hausgenossen könnten da nicht diese kleinen weißen Fädchen rauszupfen, die den gemeinen Velours so gerne verunstalten.

Ich weiß aber bis heute nicht, welcher Teufel mich ritt, als ich dieses Sofa in dunkelblau aussuchte. In dunkelblau mit weißen Kissen. Hört sich mehr nach Schalke an als es danach aussieht, aber sei’s drum. Blau.

Mit vier hellen Katzen.

Nach zwei Tagen pflegt dieses Sofa von einer dünnen Schicht Katzenhaar bedeckt zu sein, nach drei Tagen hat es einen Pelz, und nach vieren miaut es. Um das zu verhindern, hab ich in der Regel alle wirklich wichtigen Stellen, nämlich die Sitzfläche und die umlaufenden Lehnen mit Decken abgehängt. Die ihren Teil zu den Energiekosten hier beitragen, denn die muss man oft waschen, und sie müssen in den Trockner, sonst bleiben die Haare einfach drin.

Dafür bleibt das wirklich seltene Kratzen am Sofa tatsächlich ohne Auswirkungen.

Aber herrje, ist das anstrengend, den Rest-Pelz da wieder runterzukriegen. Und wenn man es dann, wie ich es wirklich selten mache, zerlegt, dann kann es passieren, dass die rechte, die den Staubsauger führende Hand, anschließend deutliche Verfallserscheinungen ausweist. Heute morgen schmerzt das Handgelenk sogar, wenn ich die Kaffeetasse anheben will, und das Feuerzeug muss ich mit links benutzen.

Mir fällt gerade auf, wie blöd sich das liest, mit Decken abgehängtes Sofa.

Ruft Erinnerungen hervor von grauslichen Schonbezügen... ich finds nicht ganz so schrecklich wie es sein könnte, und es hat den positiven Nebeneffekt, dass auch bei drei oder vier Tagen Staubsaugerabstinenz es trotzdem möglich ist, mittels raschem Entfernen der Decken eine halbwegs haarfreie Couch zu produzieren. Wenn mal wer kommt, der sich wirklich setzen will :-)

Wobei man eigentlich auf diesem Ding kaum sitzen kann, weil es a) niedrig ist und b) weich und c) die Sitzfläche sehr tief ist und d) man keine richtige Rückenlehne hat.

Also sitzt man chez Lily ohnehin meist in der Küche.


Nur beim Fernsehen, Lesen oder Filmegucken mach ich mich da lang. So wie nachher, wenn ich den freundlicherweise vom besten Bruder aller Zeiten ausgeliehenen „Paten“ anschauen werde.

Und dabei die Zigaretten mit links anzünden.


Schreiben schmerzt übrigens auch.

Aber Bläschen hab ich nicht mehr an den Fingern, danke an Steffen :-) und Grüße nach Woauchimmer.


Euch allen einen schönen Sonntag,




Lily


Bloodhound Gang, „The Bad Touch“ ruft hier gerade Erinnerungen an Hornkaninchen hervor. Nee, nee...


6 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Erlauchtes Horrorkaninchen,
freut mich, Eure Hoheit (offenbar immer auf dem Grat der Belastbarkeit unterwegs?) einen kleinen Dienst erwiesen haben zu dürfen.

Lily hat gesagt…

Den Grat der Belastbarkeit erreicht zu haben bemerke ich immer erst dann, wenn ich abrutsche und mit Karacho zu Tal gleite.
Wobei ich auf den Tag warte, an dem ich mir bei der Rutschpartie das Steißbein breche.
Vielleicht sollte ich von Horn- oder Horrorkaninchen auf Mauersegler umschulen. Oder auf Couchkartoffel.
Schönen Sonntag,

Lily

Anonym hat gesagt…

gruesse vom Hornochsen aus SoCal. Meine Mutter sagte auch gerne:"Ich bin ein Kamel..!". Die arme Tierwelt. Anyways, microfaser Sofas sehen nach 3 Jahren , abgehaengt oder nicht, auch nicht mehr toll aus. Habe eins in creme, die Katze haart, der Hund sabbert, die Mitbewohner verschuetten Kaffee, und waschen kann man die Bezuege auch nicht. Suche auch immer noch nach der Ideal loesung! Bitte melden wenn gefunden..

Lily hat gesagt…

Uschi, Uschi- sollst du dich so beschimpfen? Antwort: NEIN.
Dass das Sofa nicht lange hält, fürchte ich auch- deshalb habe ich auch ein billiges gekauft, und nicht so sehr darauf geachtet, dass es auch noch in 10 Jahren eine gewisse Klasse ausstrahlt. Dann tut es mir auch nicht so leid, es nach vier Jahren rauszuschmeißen.
Ansonsten hab ich es eher mit dem zeitlosen Mobiliar, welches noch dazu leicht zu zerlegen und umzuräumen ist.
Sofatechnisch hab ich auch schon an geflieste Ytong-Steine mit AUflagen aus dem Gartenmarkt gedacht- das kann man zur Not mit dem Hochdruckreiniger sauber kriegen. Und die Auflagen waschen.
Aber diese Lösung hat eine gewisse Dauerhaftigkeit, die meinen Vermieter in Rage bringen könnte. Ebenso, wie es die nötige Bequemlichkeit vermissen lässt :-)

Anonym hat gesagt…

Abgesehen davon, dass deine schoenen Holzfussboeden wahrscheinlich dem Hochdruck Wasserreiniger auch nicht ewig lang standhalten, Beton steine kruemeln, und die Gartenstuhlauflagen auch nicht sooo bequem sind..Ich mag aber deine gelben Waende, die Farbe hab ich auch, (Mango), was fuer freundliche Menschen!

Anonym hat gesagt…

Also ich finde Dein Sofa schön, weiß/blau, zeitlos geschmackvoll. Über meinem Microfasersofa liegen seit ewigen Zeiten riesige Tagesdecken, die eigentlich für Doppelbetten gedacht sind, z.Zt. aus schwerer magentaroter (Barbie-rosa?)gewebter Baumwolle, gab's mal bei Habitat (Ikea in edel). Wird alle zwei Wochen in die Waschmaschine gesteckt und gegen einen ähnlichen in türkisblau umgetauscht. Sieht überhaupt nicht spießig nach "Schonbezug" aus, sondern eher bohèmien (? hab mal wieder mein Französich hervorgekramt, klingt so chic)und sind sehr robust und praktisch. Das olle Sofa darunter kann dann ruhig abgewetzt und unmodern sein, wenn es alle zwei Wochen ein neues Gesicht kriegt.

Ich steh ja sowieso auf schwedisches Design, z.B. http://www.habitat.de/fcp/categorylist/browse/bed-and-bath/bedspreads/
Auf das Webmuster kommt es an und auf die Schwere des Stoffs, dann verrutscht er auch nicht.

Schönen Abend noch!
Paula