Dienstag, 2. September 2008

Uralub. Äh. Urlaub.

Ein seltenes Ereignis hier chez Lily. Bzw. eigentlich schon recht oft, aber recht selten am Stück. Was daran liegt, dass es
a) schwierig ist, für 4 befellte Übeltäter einen Vertretungsbewährungshelfer (Warum, WARUM kennt OpenOffice dieses Wort, aber Resturlaub nicht?) zu kriegen und
b) zu Hause für 14 Tage am Streifen auch nicht gerade witzig ist.
Wegfahren ist auch budgettechnisch derzeit eine Unmöglichkeit. Also zerstückel ich den Urlaub so nach und nach, und was ich derzeit gerade habe, ist der Resturlaub aus 2007. Für 2008 hab ich dann noch mal 30 Tage. Die breche ich wahrscheinlich gegen Weihnachten dieses Jahres an.

Trotzdem ist es schön, mal nicht ins Büro zu müssen. Leider musste ich heut morgen trotzdem um sechs raus, weil meine unbekraftfahrzeugten Eltern eine Fahrt in eine Nachbarstadt vorhatten. Mein Vater kriegt dieser Tage einen Schrittmacher, und da ist das mit den Bussen und Bahnen, die die Beiden sonst nutzen, ein Problem.

Eine Fahrt zu einer unbekannten und stressbesetzten Destination, im Gepäck den Patienten und seine Frau, ist immer ein Stück, das von Loriot ausgedacht sein könnte.
Leider hatte der Kardiologe den Termin vereinbart, und meine Eltern hatten weder einen Flyer mit Informationen zum Krankenhaus noch eine Telefonnummer oder sonst irgendwelches Infomaterial bekommen. SEHR unglücklich, um nicht zu sagen: Scheiße.
Es fing an, als ich das erste Mal nicht sicher war, ob wir abbiegen müssten oder nicht...
Mitten im Durcheinander von Gelsenkirchen Mitte, wo ich mich überhaupt nicht auskenne, rief meine Mutter immer von hinten: „Die L633 müssen wir suchen, da müssen wir her“- das war mir auch klar. Allerdings ist Gelsenkirchen eine sehr, sehr arme Stadt, spart schon an Straßenschildern (HASS)-- da erwartet niemand wirklich, Landstraßennummern bei 70 km/h erstens zu finden und zweitens lesen zu können. Niemand- außer meiner Mutter.
Google Maps hatte also unvorsichtiger Weise zwar die Landstraßennummern mit erwähnt. Leider war auf der mitgedruckten Kartenansicht nur ein grauer Strich vor grau schattierten anderen Strichen zu erkennen, aber kein einziger Straßenname, man kennt das. Einmal vom vorgedruckten Weg abgekommen und man ist am Arsch.
Wir haben es gefunden, selbst ich konnte mich noch dumpf an den Stadtteil erinnern, in dem meine vor 25 Jahren regelmäßig frequentierte Fachhochschule steht. Also, an die Richtung. Einmal dort angekommen, gab es ungefähr alle drei bis sieben Kilometer einen Wegweiser.
Schon die Website dieses Großkrankenhauses war dazu angetan, einen mit den Zähnen knirschen zu lassen... denn nirgendwo da gab es eine Anfahrtsskizze. Eine Wegbeschreibung von den drei oder vier Autobahnen aus, die rings um Gelsenkirchen ihr Unwesen treiben. Oder auch nur eine Anschrift. Stattdessen das Leitbild, allerlei christliche Werte sowie genaues über Hausordnung und Mahlzeiten. Eine Anfrage per Suchfunktion ergab immer „Die Datenbank ist nicht vorhanden“. Prima.
Die Adresse musste ich also aus der Teleauskunft suchen- immer mit dem Risiko, nur eine nominelle Anschrift zu haben, nicht aber die des Haupteingangs.
Und so war es auch. Die Hausnummer, die dieses Krankenhaus hat, lag mitten in einer kleinen, engen Nebenstraße, keine Klinik in Sicht. Woraufhin auf den billigen Plätzen Panik ausbrach, weil ich ja wohl die falsche Anschrift rausgesucht hätte.
Ich mag es, in einer unbekannten Gegend rumzusuchen, Einbahnstraßen, Gegenverkehr und Schulkinder inklusive, und mich gegen Angriffe von der Rückbank verteidigen zu müssen.

Wunderbarerweise war innerhalb des Hauses dann von der miesen Homepage nichts mehr zu merken. Stattdessen wussten offenbar alle, was sie taten- und eine dreiviertel Stunde nach dem Termin war mein Dad auf seinem Zimmer und Muttern und Lily auf dem Weg nach Hause. Welches wir auch gleich gefunden haben :-)

Und ich hab Spaß: Morgen und übermorgen fahren wir wieder dahin- bin gespannt, wieviel Wege wir bis dahin finden werden.

LG

Lily

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Das ist das Wunderbare an Routenplanern: es werden irgendwelche Straßennamen angegeben, nur ist die Straße entweder nicht beschildert oder es steht ein Baum davor. Einfach anzugeben, welche Richtung da als Fernziel ausgeschildert ist, wäre ja zu einfach. Vermutlich ist das eine Verschwörung, um mehr Navis an die Frau zu bringen.

Anonym hat gesagt…

Oder man findet die eigene Straße nicht, weil die Trottel von Scouts ein Baustellenschild fotografiert haben (statt des nicht vorhandenen Straßenschilds, zugegeben), und GoogleMaps aus "Zu den Häusern 9-24" ein "Zu der Hausern" gemacht haben. Wär eigentlich mal ein Fall für http://revealingerrors.com/ ...

Lily hat gesagt…

Zu den Hausern- könnte auch ein lokalgeschichtlich beeinflußter Straßenname sein.
In meinem Geburtsort gab es eine Straße, die hieß mal "Schrullenkamp". Bis die ersten Neubauten hochgezogen wurden- wohnen wollte da keine.
Ob Schrulle oder nicht.

Meise hat gesagt…

Ich drück dir die Daumen, dass alles gutgeht!