„Ich will“ ist eine Formulierung, die der gemäßigt devote Kleinbürger seinen Kindern beizeiten abgewöhnt, im vorgeblichen Interesse guter Manieren.
Statt dessen sagt das gepflegte Kleinkind „Ich möchte“; weil Mama das höflicher findet.
Das mag es sein, es ist aber auch gelogen.
Zumindest zu Beginn der erzieherischen Einflussnahme.
Denn dieser kleine Mensch da „möchte“ nicht, er will, und zwar mit jeder Faser seines Wesens.
Manchmal will er auch nicht. Dann ist das kein wischi-waschi „Ich würde etwas anderes bevorzugen, vielen Dank auch“. Sondern mit Verve wird abgelehnt, was nicht in die unmittelbaren Pläne passt. Es ist ein Beharren auf dem Gegenteil dessen, was vorgeschlagen wird oder zur Verfügung gestellt werden soll. Ein Nichtwollen, anstelle eines lediglich nicht Wollens.
Meiner Meinung nach bestimmt Sprache das Bewusstsein, und wir sind nur dann zu klarer Erkenntnis fähig, wenn wir im Besitz der notwendigen Worte für das zu Erkennende sind.
Eine stets korrigierend eingreifende erzieherische Macht, die dem Subjekt der Erziehung vermittelt, es wolle nicht, sondern habe lediglich einen höflichen Wunsch, vernebelt die Dinge, verschleiert Beweggründe und sorgt für Verwirrung.
Später dann muss man jede Menge Zeit dafür aufbringen, mal abgesehen von Energie und Kosten, um wieder in Kontakt mit den Dingen zu kommen, die man wirklich will.
Gerade die Äußerung „Ich will“ hat alles mit Zielen, manchmal sogar Lebenszielen zu tun.
Wenn man lernt, dass es sich nicht gehört, „Ich will“ zu sagen, lernt man immanent, dass Ziele ebenso ein bisschen pfui sind.
Nun ist es derzeit so, dass ich etwas will. Mit einem ziemlich großen Anteil meines Herzens- ich wills einfach.
Es spricht jede Menge dagegen, das zu wollen, nicht zuletzt ein gehöriges Maß an Schwierigkeiten, die mit diesem Traum verbunden wären.
Aber ich wills.
Und das ist doch schon mal was. Oder?
L
Dienstag, 3. Februar 2009
Ich will.
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9 Kommentare:
Ehrlich gesagt sind mir ich-möchte-Kinder lieber als die ich-will (möglichst noch garniert mit einem filmreifen Auftritt mitten im Supermarkt)-Kinder. "Ich möchte" drückt eine gewisse (natürlich nur gespielte)Bescheidenheit aus und fällt in die Kategorie:"was sagt man?" worauf "danke" erwartet wird. Das zeugt für mich davon, dass sich jemand Gedanken um die Sozialverträglichkeit seiner Kinder macht und sie nicht zu pöblenden Rotzblagen verkommen lassen will.
Als Erwachsener kann man "ich will" und "ich möchte" auseinanderhalten, das kann man als Kind eben noch nicht.
Für Dein ich-will wünsche ich Dir jedenfalls gutes Gelingen, auch wenn ich nicht weiß, worum es geht.
Du hast vollkommen recht:
es IST wichtig, zu wissen, herauszufinden, was man will, wohin man strebt.
Was will der Kopf, was will das Herz, was will ICH?
Nicht: Was wollen die anderen, dass ich will?
Natürlich klingt es aus Kindermund höflicher, wenn es bescheiden ein Bitteschön flüstert, als wenn es lauthals "Ich WILL das aber!" plärrt. Aber es geht hier ja nicht um irgendeine Trotzphase eines dreijährigen Kindes.
Ich halte es für möglich, dass durch erlerntes Drumherum-Reden und Höflichsein, verlernt werden kann, geradeheraus sagen zu können, was man wirklich meint, vielleicht sogar verlernt werden kann, wirklich zu denken, was man eigentlich denkt bzw. empfindet!
Darum:
Liebe Lily,
wenn du WILLST - TU'S! ;)
Ich unterschreibe einfach unter Meises Kommentar, wenns recht ist. *kritzel* :)
HEUREKA!!!
Ich muss jetzt echt überlegen, ob ich jemals dieses Wort von dir gehört habe...und wenn es das ist was du willst, dass ich denke das es ist dann doppelt Heureka!!!! Und stampf ruhig mit dem Fuss auf und schrei "ICHWILLICHWILLICHWILL" verdammt noch mal!!! Dann sei doch mal wieder ein "ungezogenes" dreijähriges Kind! Ich find das Argument so treffend, dass es gelogen ist, wenn Kindern ein "ich möchte" anerzogen wird! Höflichkeit hin oder her und ich mag das Wort "möchte" meist auch lieber aber manchmal muss es einfach ein "ich will" sein! Egal ob es sich jetzt um das lebensnotwendige Ü-Ei an der Supermarktkasse oder anderes handelt...man muss einfach mal ein bisschen mehr wollen wollen um wieder Leben in die Bude zu kriegen ;-)
In diesem Sinne WILL ich jetzt einfach nur abhängen und nicht wischen oder bügeln! HA! Fühl mich gleich viel besser ;-)
Doch nicht etwa "ja,... ich will!"?? mit dem goldenen Ringtausch usw.?
Ich will auch.. auf jeden Fall!! Willwillwill! Und zwar sofort......
Nein, nein Lily. Pfui, pfui. Der "Willi" ist ins Wasser gefallen. Sag schööön artig "bitte".
;O)
@Time: Grundsätzlich bin ich mit dir insofern einer Meinung, als Sozialverträglichkeit auch eins meiner Ziele wäre, hätte ich die Aufgrabe, ein oder mehrere KInder zu erziehen. Aber ich glaube, dass man das erreichen kann, in dem man zwar Höflichkeit einfordert, nicht jedoch dem Nachwuchs klar macht, er "hätte nichts zu wollen", wie das zumindest bei uns so war. Wie Meise schon ganz richtig schreibt, man kann damit schon sehr verwirren, wenn man das wollen verbietet.
Einen Gang zum Altar sieht das Willensrepertoire zur Zeit aber definitiv nicht vor.
Ich halte euch auf dem Laufenden :-)
Ich persönlich habe gar nichts gegen "ich will". Ein "ich will nicht" hingegen jagt mir regelmäßig die Magensäure die Gurgel hinauf (was selbstredend nichs Gutes ist). Fürwahr ist ein "ich will nicht" leichter (dahin-)gesagt, ein "ich will" verlangt Position zu beziehen *für* etwas und nicht *gegen* den Rest der Welt.
Ich will mehr solche Sätze von Dir lesen! ;-)
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