Dienstag, 12. Oktober 2010

Das Geheimnis

meiner Fotos- ist eigentlich keines. Time meinte in ihrem letzten Kommentar, dass ihre Bilder immer nichtssagend seien. Abgesehen davon, dass das nicht stimmt (ich hab schon einige besonders schöne Bilder von ihr gesehen) ist es auch rein technisch nicht schwierig, die Aussagekraft der eigenen Bilder zu erhöhen.
Am Anfang steht die Kamera- ein bisschen mehr als Ritschratschklick sollte sie drauf haben, sonst ist das Fotografieren ein Glücksspiel- und dazu ist das Hobby doch ein bisschen zu teuer. Ich habe neben der 450 D noch eine Canon Powershot, das ist eine kompakte Digitalkamera, und in der Ecke liegt noch eine Olympus der ersten Jahre, die aber nicht viel taugt, weil sie einfach endlos lang braucht, um sich in einen fotografierfähigen Zustand zu versetzen.
(Die Powershot ist grad im Ausleih bei meiner Mutter, die damit gut zurecht kommt)
Eine kurze Wieder-Bereit-Zeit ist von Wichtigkeit, wenn man Menschen oder Tiere fotografieren will- das mache ich auch, aber ich poste keine Bilder mit Menschen drauf.
Für die Art Fotos, die hier erscheinen, benutze ich die digitale Spiegelreflexkamera meist mit dem Telezoom mit 55-250 mm Brennweite. Das reicht aus, um sehr stark zu vergrößern, um z. B. Pflanzenteile auch ohne Makro scharf in den Vordergrund zu nehmen. Für Landschaften ist das auch ganz gut, nur bei Architektur hätte ich gerne ein Weitwinkel, um ein bisschen mehr in die Breite gehen zu können. Vielleicht schenkt mir wer die 700 €, die ich dafür brauche? Spaß beiseite.
Wenn ich fotografiere, überleg ich mir bei jedem Bild, was genau drauf sein soll. Ist es ein kleines Detail, versuche ich es bildfüllend draufzukriegen. Mit dem Tele ist dann automatisch der Hintergrund verschwommen.
Ist es ein Tier oder ein Mensch, dann gilt dasselbe- möglichst bildfüllend, das verhindert auch das Auftreten von Störmotiven, wie z. B. Straßenschilder, Hochspannungsmasten, andere Leute oder Zäune oder so.
Bei Fotos im Zoo stelle ich die Kamera um auf manuellen Fokus, dann kann man auch durch Zäune hindurch fotografieren, die dann, weil außerhalb des Fokus', so gut wie nicht auffallen. Auch nicht ganz saubere Glasscheiben an Tiergehegen irritieren den Autofokus, den man dann auch abstellen sollte.
Das funktioniert nur nicht bei schnell laufenden oder fliegenden Tieren, da ist man mit dem manuellen Scharfstellen nicht schnell genug.
Bei der 450D ist trotz aller Beschränkung auf bildfüllende Motive das, was nachher auf dem Bild ist, mehr als das, was man im Sucher findet. Ich benutze übrigens IMMER den Sucher, und nie das Monitorbild zum Auswählen eines Motives, weil ich nicht in der Lage bin, an zwei ausgestreckten Armen die Kamera so ruhig zu halten, dass auch etwas dunklere Motive nicht verwackeln. Abgesehen davon sieht das einfach nur Scheiße aus. Das vermeide ich sehr gerne.

Sofern man nicht bildfüllend fotografieren konnte, schneide ich das fertige Bild mit Picasa, manchmal muss ich es geraderücken oder die Farben etwas lebhafter gestalten- das mach ich alles mit Picasa. Fotoshop wäre besser, weil man da wirklich ins Detail gehen kann, aber ich beherrsche das Programm nicht, und ich hab es  auch nicht. Picasa ist von Google, kostenlos und reicht für meinen Geschmack vollkommen aus.
Die meisten Leute gehen anschließend mit einer Software über ihre Bilder, und warum auch nicht?

Es macht Sinn, sich ein Buch über seine Kamera zu kaufen, wenn es eines gibt. Da die 450D sehr verbreitet ist, hat mein bestester Freund mir zu Weihnachten ein EInsteigerbuch geschenkt, und ich hab mich damit beschäftigt, weil ich nicht immer zufrieden war mit den Bildern, aber nicht wusste, wie ich das ändern soll.
Oft ist mir aufgefallen, dass ich besonders kalte Rottöne nicht wirklichkeitsgetreu wiedergeben konnte, das wurde gern zu gelblich, und das hat mich geärgert. Auch, dass kleine, helle Motive vor einem dunklen Hintergrund immer ausdruckslos waren- da hab ich dann im Buch gelesen, dass die Kamera sich bemüht, die Lichtmenge, die sie "sieht" zu optimieren, und bei hellen Motiven vor dunkler Kulisse letztere aufhellt. Zwangsläufig werden helle Bildbestandteile dann zu einem weißen Matsch. Dagegen kann man die Kamera programmieren- außer dem Automatik-Modus hat sie nämlich noch weitere Möglichkeiten, wie man Teile der Einstellung gezielt verändern kann. Ich hab einen Modus so programmiert, dass die Kamera bei hell-vor-dunkel-Motiven unterbelichtet. Das bedeutet, dass der Hintergrund dann nichtssagend schwarz wird, aber die Strukturen des hellen Zentrums erhalten bleiben. Damit hat man dann auch die Möglichkeit, dunkle Wolken mit gleißenden Rändern sauber aufs Bild zu kriegen, oder die ersten Buchwindröschen im Frühling im dunklen Wald.
Um auszuprobieren, was richtig und was falsch ist, mache ich meist mehrere Bilder, oft zehn oder noch mehr von einem Motiv, mit verschiedenen Einstellungen. Das ist inzwischen weniger geworden, weil ich jetzt schon vorher weiß, wie ich die Einstellungen wählen muss.
Lichtmangel versucht die Kamera in manchen Einstellungen auch mit dem Blitz zu korrigieren. Das geht oft schief, weil der Blitz harte Schatten zaubert (bei Porträts total übel), und weil Bilder mit weggezwungenem Blitz oft zu lang belichtet werden müssen- aus der Hand allein wird das meist unscharf. Bei Zuhilfenahme eines Stativs ist dann das Bild oft gelblich, weil das Umgebungslicht kein Weiß mehr darstellt- das muss man ausprobieren, und irgendwie das passende Licht finden, ohne das es Schatten gibt- ein weißleuchtender Deckenfluter, den man an einer hellen Wand reflektieren lassen kann, gibt oft viel angenehmeres Licht und das in ausreichender Menge.
Insgesamt behelfe ich mir oft mit irgendwelchen Tricks. Aber am wichtigsten ist, den Blick zu schulen, und Details auch zu sehen, wo sie einem begegnen. Noch viel tausendmal wichtiger ist es allerdings, die Kamera eigentlich immer mitzunehmen... wobei es oft auch gut tut, sie zuhause zu lassen, und einfach mit allen Sinnen zu genießen, was die Umwelt hergibt.
Ach ja- und anschließend die Karte zu entleeren und die Bilder auf dem großen Monitor anzuschauen und zu selektieren ist eines meiner größten Vergnügen. Wenn man das nicht gern macht, wird die Bildqualität nicht besser werden. Nur dabei kann man nämlich seine Fehler sehen und draus lernen.
Also los, schnappt euch die Kameras und geht dem Herbst nach...
Lieben Gruß
von
der Lily.

7 Kommentare:

rebhuhn hat gesagt…

wau! ;) danke für die ausführliche anleitung! :) einfach knipsen isses halt wirklich nicht, was ausreicht... noch ein tipp für automatik-knipser [wie mich ^^]: wenn die kamera beim scharfstellen schon überbelichtet, kann man einfach etwas helleres in ähnlicher/gleicher entfernung anvisieren, scharfstellen, mit halb gedrücktem knopf wieder zurückschwenken und dann knipsen :D. funktioniert oft!

Tina hat gesagt…

Sehr interessant... ich spiele eh mit dem Gedanken mir auch eine Kamera zu kaufen. DAnke für die Tipps :).

Georg hat gesagt…

So bekommt man wieder Lust auf´s Bildermachen. Ich beneide Dich um Dein Auge...

Einfach toll.

Mary Malloy hat gesagt…

Herbstbilder heute gerade online gestellt! Also nur ein paar, aber dafür gefallen die mir ganz gut! ;) *klick*

Time (schniefend und röchelnd) hat gesagt…

Ok, ich werde mich vielleicht mal um eine andere Kamera bemühen müssen. Für so Gelegenheits-Urlaubsknipser wie mich ergeben sich andere Probleme: ich will endlich mal was auf dem Display sehen können! Da wo ich Urlaub mache scheint üblicherweise die Sonne. Wenn das technisch nicht machbar ist, dann brauche ich einen Sucher. (Die Sorte mit der man sich die Brille zerkratzt.) Und wenn man im Urlaub wie die anderen tausend irgendwas fotografiert muss man schnell sein, bevor der nächste Hornochse durchs Bild latscht. Da hat man dann die Tendenz, draufzuhalten, ganz schnell auszulösen und dann das Beste zu hoffen. Die Sachen wie Brennweite und Co, habe ich noch nie begriffen. Dazu kommt, dass das Teil nicht mehr als das Freigepäck von 20 Kilo wiegen sollte. Wird schwierig.

Claudia hat gesagt…

Hallo Lilly !
Erlaube mir bitte zu diesem Thema noch auf die meiner Meinung nach wichtigste Voraussetzung für interessante Fotografien hinzuweisen: Den BLICK für das Motiv, denn selbst die hochwertigste Kamera ist nichts weiter als ein Werkzeug.
Grüße von Claudia aus Kiel.claudia.hoehne

Lily hat gesagt…

@ rebhuhn: Funktioniert oft, stimmt- desgleichen kann man auch mit dem Autofocus bestimmte Dinge anpeilen, und dann die Kamera schwenken. Ich fand es jetzt einfacher, das entsprechende Programmier-Dingens zu benutzen.
@ Tina: Jederzeit :-)
@ Georg: Dir fehlt nur die Kamera. Den Blick hast du!
@Mary: Deine Bilder sind echt toll, aber das hab ich bei dir schon geschrieben.
@ Time, hoffentlich bald entschnieft und entröchelt: Da solltest du dir überlegen, ob es nicht eine kompakte Digitalkamera der etwas komfortableren Art gibt- wenn man keine Spiegelreflex mitschleppen will, dann ist die Suche nach einer Kamera mit Sucher heutzutage nötig, weil längst nicht mehr alle Kameras einen haben. Für einige gibts, glaub ich, einen entsprechenden Vorsatz für den Sucher, damit man eben die Brillengläser nicht verkratzen kann. Aber bei mir ist das noch nicht passiert, und das trotz der Kunststoffgläser. Displays sind wirklich immer dann Mist, wenn zuwenig oder zuviel Licht vorhanden sind. Auf einem beinahe schwarzen Display das Motiv nicht zu erkennen ist genau so doof, wie wegen des Blendeffekts des Umgebungslichts nichts zu sehen. Und gegen die Durch-das-Bild-Renner gibts auch nur ein Heilmittel: Woanders hingehen zum Fotografieren :-=
@Claudia: Du hast natürlich Recht, ohne den Blick geht gar nichts. Aber den kann man schulen, und heute einfacher als früher, allein schon weil man nicht mehr ein Vermögen zahlt, um seine Fehler auf dem Abzug erstmalig zu sehen. Die meisten Leute haben ja ohnehin die misslungenen Fotos nicht mitgenommen. Ich hab das immer getan, auch wenn auf die Weise eine Menge Geld durch den Schornstein ging. Ich hatte als analoge Spiegelreflexkamera eine uralte Rollei, bei der man noch alles per Hand einstellen musste. Verrissene Bilder konnten einem da schon gut helfen, was zu lernen.
Liebe Grüße,

lily