…zurück aus der Ballerburg.
Alle, die entweder eine rasende, tobsüchtige Irre erwartet haben oder aber eine effiziente Arbeitserledigungsmaschine musste ich enttäuschen. Weder das eine noch das andere hat da das Licht der Welt erblickt.
Eigentlich hat sich gar nicht soviel verändert. Mir stoßen immer noch Sachen zu, die halt meist nur mir passieren, gefolgt von der allgegenwärtigen und solide verankerten Schreckstarre. Daran hat die Psychiatrie nicht viel geändert- außer, dass ich manchmal glaube, den ein oder anderen Fehler müsste ich doch mal nicht begehen- nur um kurze Zeit später eines Besseren belehrt zu werden.
Was ich gelernt habe, und was mir viel geholfen hat im letzten Jahr, ist ein bisschen mehr Offenheit in Bezug auf die Dinge. Oft hab ich dann festgestellt, dass a) entweder doch auch anderen Leuten Sachen passieren, die sie hätten verhindern können oder b) dass es Leute gibt, die einem helfen können/wollen.
Dazu beigetragen haben die Menschen, die ich in der Klinik kennengelernt habe, und mit denen mich heute Freundschaft verbindet.
Zu der ein oder anderen Sache, zum Beispiel zu ein wenig mehr Geduld mit mir und dem Leben hat das Malen mir verholfen. Obwohl ich auch da die Tendenz habe, binnen kurzer Zeit Perfektion zu erwarten, lässt das so langsam nach, außerdem hat mir das Malen ein bisschen mehr Konzentrationsfähigkeit vermittelt. Die ist allerdings leider immer noch abhängig davon, dass mir eine Sache Spaß macht. Hab ich auf etwas keinen Bock, so wird auch dann meist nichts Dolles draus, wenn ich mir Zeit damit lasse. Ansonsten lenkt mich immer noch jedes glitzernde oder sonst wie verlockende Ding am Wegesrand ab. Es gibt Tage, da finde ich, dass das meinen Charme ausmacht. Meist nervt es aber.
Was immer noch unverändert ist, ist mein verdammt schlechtes Gedächtnis für alle die Zusammenhänge, die ich mir mühsam zusammengeklaubt habe, und immer wieder vergesse: Z. B. den Zusammenhang zwischen ausreichend Schlaf und einer wachen Lily. Ist nicht immer so präsent, also muss ich das dann alles noch mal lernen. Entweder ist das meine persönliche Art, Selbstboykott zu betreiben, eine frühe Form von Alzheimer oder einfach meine ganz individuelle Neurose- egal. Momentan beschäftigt mich die Frage, ob ich dem begegne, in dem ich meine Wohnung rundum mit Parolen behänge, oder ob ich einfach so weiter mache wie bisher. Letzteres ist sicherlich designtechnisch überzeugender.
Fakt und Ergebnis ist, dass ich für vieles noch einen langen Atem benötigen werde.
Aber Fakt bleibt auch: Ich bin am Leben!! Eins eins elf. Und habe, alles in allem, nicht vor, daran etwas zu ändern.
Warum auch.
Warum auch.
Einen schönen Tag wünscht
Die Urlaubsende-Lily.