Sonntag, 25. November 2012

Lily spielt Tetris und ist ein Frack.

Die wo eure Lily ist, hat ja eine sehr schöne große Wohnung, jawoll. Dieser Wohnung fehlt jedoch etwas, und das ist ein Keller. Dafür hab ich eine Garage, in der vieles drin steht, nur kein Auto. Man braucht nicht lange zu überlegen, um den Grund dafür herauszukriegen: Die Garage ist der Ausweichkeller. Lange Zeit war sie das nicht, sondern ordnungsgemäßes Zuhause für meinen fahrbaren Untersatz, dann zog aber der beste Sohn von allen hier ein und lagerte einige Dinge zwischen (kann man "zwischenlagern" auseinandernehmen? Hm. Aber "er zwischenlagerte" hört sich noch dööfer an. Dööfer? Echt?). Die stehen da heute noch herum. Ein Bett in Einzelteilen, ein gewaltiges Ikea-Bild, welchselbiges an der Wand einen plötzlichen Rahmenbruch erlitt und um ein Haar mein Kind geköpft hätte, diverse weitere Trümmer, ein auseinandergebauter Schrank. Sowas steht sonst gern in Kellern herum, ebenso wie große Kartons, in denen Computer, Nähmaschinen, Rückenmassage-Geräte etc. geliefert werden.
In einer Wohnung ohne Keller werden Kartons irgendwo auf Schränken deponiert, der Staubsauger teilt sich Platz mit dem Werkzeugkasten, die Stichsäge steht neben dem Bügelbrett und oben auf dem Kleiderschrank liegen zwei Rollen Maschendraht (Reste von der Balkoneinzäun-Runde).
Das stört mich. Gewaltig. Entweder man schläft in einer Art Werkzeugschuppen, oder man hat überall in der Wohnung hinter Türen, unter und auf Schränken und sonstwie schlecht versteckt all dies Gerümpel herumstehen.
Ich mag lieber andere Dinge herumstehen haben, Sachen die ich schön finde zum Beispiel. Mein Staubsauger ist auch schön, aber mehr auf die, naja, nutzbetonte Art.
Und wie ich so am Donnerstag abend fürbaß saß (Andere Leute schreiten fürbaß. Ich kann das im Sitzen), da überkam mich doch der Gedanke, dass ich mir vielleicht wirklich noch einmal überlegen sollte, mir weiterhin den Luxus von zwei (!) Wohnzimmern zu gönnen... und der Gedanke ward geboren, aus dem derzeitigen kleinen Schlafraum eine Abstellkammer zu machen, und ab sofort im kleinen Wohnzimmer zu schlafen.
Gestern morgen war es dann soweit, das Wohnungs-Tetris zu beginnen. Sofern die Wohnung nicht leer ist, befiehlt die mehr praktische Intelligenz ihrem Eigentümer ja ein mehr schrittweises Vorgehen. "Tetris" ist in diesem Zusammenhang einfach bekannter als das viel treffendere Spiel "Klotski" von mir in früheren Jahren bis zum Stillstand der Augen gespielt.
Alles fing gegen 10 damit an, dass der kleine Küchentisch einem der drei Wohnzimmer-Arbeitstische weichen musste... und endete abends gegen acht, mit einer komplett kaputten ("Frack") Lily. Dazwischen lag eine Reihe von weiteren Spielzügen, die nicht unerheblich davon profitiert haben, dass meine Küche sowohl vom Flur als auch vom Wohnzimmer aus begehbar ist. Anderenfalls hätte ich zwischendurch auch mal klettern müssen...
Jetzt habe ich ein großes Wohn- und Arbeitszimmer, bissel eng, und ein Schlafzimmer, in dem nichts steht außer meinem Bett. Bzw. es liegt, nämlich die Matratze auf dem Boden. Ein neuer Lattenrost ist per Post unterwegs, und dann wird auch das Bett wieder aufgestellt.
So. Und nun muss ich nur noch den Sperrmüll anrufen, damit die Garage leer wird und die überflüssigen Dinge aus der Abstellkammer endlich in die ewigen Jagdgründe wechseln können. Und dann hoffe ich doch sehr, dass der neue Lattenrost die Rückenschmerzen beendet...

Schönen Sonntag!

Lily.



Montag, 19. November 2012

Und hier...

ist ein neuer Bilder-Post entstanden.

Viel Spaß beim Anschauen.

Samstag, 17. November 2012

Der Rest vom Ruhrgebiet: Bottrop

Der von mir sehr gern gelesene Herr Buddenbohm, Alltagsprosazauberer von der Elbe, hat dort das ehrgeizige Unterfangen, über die Stadtteile Hamburgs zu schreiben, zu einem Blogprojekt gemacht und Hamburger Blogger dazu aufgerufen,über ihre Stadtteile zu berichten...

Rührig wie der Ruhrmensch nun mal ist, hat sich Anne auf Ach komm geh wech vorgenommen, dieses Konzept mal ins Ruhrgebiet zu tragen. Und obwohl Bottrop schon wech ist, kommt hier mein Beutel Kleingeld zu meiner Heimatstadt.

Was ich zu Bottrop kaum habe, ist Distanz. Das liegt daran, dass ich hier a) geboren bin, b) aufwuchs und c) immer noch wohne. Ich bin also eine waschechte Insiderin, und als solche betriebsblind, voreingenommen, parteiisch und so. Außerdem stolz drauf.

Aufgewachsen bin ich in einem Teil des Ortes, der keinen Namen hat- irgendwo auf einer gedachten Linie von der Altstadt zum Ortsteil Eigen. Vor dem Haus meiner Eltern (na gut, dazwischen lagen die Häuser gegenüber und noch eine weitere Straße) ist der Stadtpark (okay, die Ausläufer), dahinter ist viel Garten, von meinem Vater in preußisch-gerade Form gebracht. 
In meiner Kindheit war alles voll mit Kindern, die niemand daran hinderte, Spiele wie „Deutschland erklärt den Krieg“ auf der Straße zu spielen. Kennt einer die Regeln? Entweder ich hab sie nicht behalten, oder sie waren damals schon so nebulös, dass sie nur aus Rumschreien und Mit-Kreide-Herumschmieren bestanden. Die gefühlte Idylle des Auf-der-Straße-spielen-Könnens ( Tempo 50, Spielstraßen waren noch nicht erfunden) leidet im Nachhinein darunter, dass ich mich an mindestens fünf teils schwere Unfälle erinnern kann.
Ich bin in den Jahren des abflauenden Babybooms geboren, genauer gesagt kurz nach Aussterben der Velociraptoren, 1963. In meine Klasse gingen 42 Schüler, und einige haben nichts gelernt, andere dafür waren recht erfolgreich. Wichtig war es, ordentlich aufzupassen, die Hausaufgaben zu machen und nicht unbrav zu werden. Insofern unterscheidet sich vermutlich Bottrop in den Sechzigern nicht von irgendwelchen anderen Städten, es sei denn durch den extrem schlechten Ruf als schmutzig, ungebildet und proletenhaft.
Betrachtet man die Vergangenheit, so ist festzustellen, dass der Anteil an klassisch-bürgerlichen Bevölkerungsteilen früher vermutlich sehr gering war.
Die Stadt selbst, hervorgegangen aus einem Dorf am Rande des Münsterlandes, wurde zu Beginn des Kohleabbaus überschwemmt von Arbeitssuchenden, zusammengewürfelt aus ganz Deutschland und aus Polen- die ersten Gastarbeiter, später dann gefolgt von denen der zweiten Generation, die dann aus Südeuropa kamen.
Es kamen die Ärmsten der Armen, die, die keine Chance hatten in ihrer Heimat- wer verlässt sonst schon in Massen den Mittelpunkt seines Lebens, außer denen, denen das tägliche Brot, das Dach überm Kopf oder der Frieden vor der Tür fehlt?
Natürlich prägt so ein Massenzulauf der Armen und Ungebildeten auch den Charakter einer Stadt- und so ging es hier Jahrzehnte lang nur um Arbeit, überwiegend schwere körperliche Arbeit unter Tage.
Nach Feierabend brauchte der Mensch schlichtes Erholen, oder Energie, um mit einem zweiten Job und der Arbeit im Garten das Futter für die Familie aufzubessern. Denkt man sich noch eine Welt, in der Bildung selbst in einem Kleinstadtgymnasium Geld kostete, so kann man sich vorstellen, dass Bottrop für einen großen Teil des zwanzigsten Jahrhunderts die kleine, dumme, schmuddelige Schwester neben den Stars wie Essen war.
Mitten in die Zeit, als man sich hätte berappeln und ein paar Dinge hätte starten können, kam das Zechensterben und der Rückzug des Bergbaus. Sehr schlecht für eine Stadt, die Kohle hatte und sonst kaum etwas.
Heute ist es so, dass die Finanzdecke immer noch zu dünn, zu löchrig, und auch zu kurz ist an allen Enden. Die öffentliche Umgebung verfällt, egal, wie viel Mühe sich die Menschen geben. Jede neue Aufgabe, die uns zuwächst, kostet- Konnexitätsprinzip hin oder her- mehr, als wir zur Kompensation bekommen. Wir zahlen immer noch für Städte im Osten, und nicht nur der Kämmerer ballt die Fäuste in der Tasche deswegen.

Klein ist hier alles geblieben. Die Beschränkung auf das Machbare und das Bezahlbare hat über die Jahrzehnte trotzdem ein beachtliches Gesamtwerk zu Tage gebracht. Mit dem wird gern geworben, zu Recht, aber irgendwie ist das  nicht meine Stadt (nicht nur, jedenfalls).

Viele Dinge, denkmalgeschützte Gebäude, alte Waldbestände, gewachsene Wohn- und Lebensstrukturen in alten Siedlungen, sind nur geblieben, weil wir immer arm waren, und uns auch den Hau-es-um-und-bau-es-neu-Wahnsinn der sechziger und siebziger Jahre nicht leisten konnten. Viele ebenfalls schöne Dinge haben schon den Krieg nicht überlebt, weil wir hier durch die Schwerindustrie doch sehr im Mittelpunkt von Angriffsinteressen lagen.
Natürlich wurde für den Wiederaufbau in der ganzen Republik Kohle und Stahl gebraucht, natürlich brauchte man dafür Arbeiter, die Wohnungen brauchten, die dann aus dem Boden gestampft wurden - und heute wird gelächelt, geschimpft und gespottet über die alten Straßenzüge mit den Nachkriegsbauten. Schön sind sie wirklich nicht.
Ich lebe an so einer Straße. Zugegeben an dem „neuen“ Ende, einer Verlängerung aus den Endneunzigern, gebaut auf verkauftem Tafelsilber meiner Stadt, Teil eines Naturschutzgebietes.

Die Straße selbst war in den alten Teilen so marode, dass sie bereits in Plänen von vor zehn Jahren als „unbefahrbar“ eingestuft wurde. Was macht eine Stadt wie Bottrop mit so einer Straße? Richtig. Sie stellt Schilder auf, auf denen „Straßenschäden“ steht, und wartet eine Dekade mit der Reparatur. 
Wenn ich eine Qualität meiner Heimatstadt benennen sollte, wäre es die Geduld...

Von meinem Wohnzimmer aus könnte ich das Tetraeder sehen, wenn die rechte Wand eine Außenwand mit Fenster drin wäre (ist sie aber nicht). Gehe ich bis zur Ecke und überquere die Hauptstraße, bin ich in besagtem (s.o.) Naturschutzgebiet, und kann lange darin spazieren gehen, und wenn ich richtig gehe, treffe ich auf ein hübsches Schlösschen, das zur Nachbarstadt gehört. Die nächste Einkaufsmöglichkeit ist 25 Minuten strammen Fußmarsches entfernt. Ich nehme das Auto, danke schön.

Meine Kindheit war noch geprägt von Rußflocken (samtig und sehr schwarz) auf weiß lackierten Fensterbrettern, vom Geruch der Kohlefeuerung in den Öfen der Wohnhäuser und schwarzem Schnee. Aber auch von sommerlichen Radtouren, die vom Stadtpark aus bis ins Münsterland führten, ohne dass man andere Städte auch nur berühren musste, und von vielen Nachmittagen im Museum für Ur-und Ortsgeschichte, das später Teil des Quadrats wurde.

Rußflocken übrigens sehen nur gut aus, solange sie auf Fensterbrettern liegen. Versucht man, sie in die Hand zu nehmen, wird Dreck draus. Schade.


Schönes Wochenende von der

Lily.

Freitag, 16. November 2012

Gerüchte über meinen Tod

sind maßlos übertrieben. Richtig ist vielmehr, dass ich, zurück gekehrt aus meinem Krankenschein, feststellen musste dass meine Stelle eingespart wurde. Nun bin ich als Beamtin erstmal unkündbar, und zweitens wusste ich auch, dass die Stelle im Rahmen der Haushaltskonsolidierung zur Disposition stand. Wie das beim Stellenpoker so ist, hat da wer irgendwo anders was nicht mitmachen wollen, und die Nebenwirkungen der Beteiligung politischer Gremien waren dann dergestalt, dass die eigentlich erst für 2015 vorgesehene Einsparung vorgezogen wurde.

Eine Woche bin ich dann noch im alten Fachbereich geblieben, dann hatte ich eine Woche Urlaub, und seit Montag dieser Woche bin ich in meinem neuen Einsatzbereich.

Da ich ein neugieriger Mensch bin, stört mich so ein Neuanfang erstmal nicht, sondern erzeugt einen Interesseschub, der über so einiges hinweg hilft.

Gelandet bin ich nun im Referat für Migration und dort zuständig… für alles? Naja, so ziemlich. Es ist eine sehr, sehr kleine Einheit, und dort war bisher niemand für Verwaltungsdinge an sich verantwortlich. Das hatte die Folge, dass diese Sachen mehr schlecht als recht erledigt wurden. Verwaltung wird ganz gern behöhnt, und Erbsenzählerei gehört zu den Dingen, die mich mehr als sauer machen, aber ganz ohne ist auch schlecht- zumindest für einen Bereich innerhalb einer Stadtverwaltung. Denn die Zusammenarbeit ist da oft ziemlich übelst durchorganisiert, und wer sich nicht an die Regeln hält, weil er sie nicht kennt, zieht den Kürzeren, fällt übern Rand, oder sieht sonst wie alt aus. Also sorge ich hier erstmal für eine Bereinigung der Defizite, mach ein bisschen Ordnung und harre der Dinge, die da kommen wollen.

Zusammenfassend kann ich nach einer Woche sagen, dass es sehr schön ist, wenn man begrüßt wird, als hätte man Manna, billiges Benzin und die richtigen Lottozahlen im Gepäck.

Ich sitze wieder in einem alten Altbau, und erfreue mich halbwegs guter Baubiologie sowie hoher Decken, wenn es hier auch vergleichsweise eng ist im Vergleich zu den Räumen, aus denen ich komme. Dafür ist der Umgang hier weniger förmlich, und das gefällt mir.

Die Woche Urlaub hab ich mit dem besten Freund verbracht. Wir haben uns die mittelalten Knochen ordentlich strapaziert mit Hunderten von gefahrenen Autobahnkilometern sowie einem dreistündigen Gewaltmarsch durch den Gelsenkirchener Zoo, diversen zeitintensiven Einkaufsbummeln und, und, und. Nach all dem haben wir uns dann jeder einen Shiatsu-Massagesessel gegönnt. Man wird halt alt. Übrigens kann man auf den Ausruf „Shiatsu!“ mit „Gesundheit!“ antworten… oder auch mit einem herzhaften „Hyundai!“

In diesem Sinne schönes Wochenende,



wünscht die Lily

Mittwoch, 14. November 2012

Woanders...

liest man seltsame Namen...
Yggdrasil? Ist das der Namensgeber Ernst?
Und beim Standesamt waren sie wohl sämtlich volltrunken...

findet
dieLily