Samstag, 3. August 2013

Urlaub mit Bildung

Der Kurs, den ich da gerade absolviert habe, ist auch als Bildungsurlaub absolvierbar. Man kann sich also für diese Tage vom Dienst oder von der Arbeit befreien lassen, um was für den eigenen Kopf zu tun. Anspruch darauf habe ich natürlich auch, aber da das eine eher spontane Idee war, habe ich leider die gesetzlichen Fristen verpasst. Schade eigentlich, denn ich bin meiner Freizeit im Grunde nicht böse. Trotz und alledem aber war das auch ein Stück Erholung, denn erstens ging das nur von 9 bis um 15 Uhr, und demnach weniger lang als mein normaler Bürotag, und zweitens (wie schon im ersten Post zu dem Thema gesagt) neige ich zum Vergammeln, wenn ich Urlaub ohne weitere Pläne habe. Sofern die Pläne nicht zwingend sind, kann es auch mal passieren, dass ich trotzdem meinen Hintern nicht hoch kriege, alles absage und zu Hause im sommerlichen Halbdunkel abhänge. Das ist teilweise ein Charakterzug (kein sehr förderlicher), aber auch ein Teil der Depressionen.

Für mich liegen die unbestreitbaren Vorteile von so einem Kurs darin, dass sie das Hirn mal in eine andere als die übliche Richtung biegen, und ein paar Zahnräder in Gang setzen, die zumindest bei mir eher eingerostet sind. Es war ein Ereignis zu sehen, dass ich die wichtigsten unregelmäßigen Werben noch mit allen drei Formen einfach mal so runterschreiben kann, und weder mit den Partizipien noch mit der Übersetzung Schwierigkeiten habe. Ein Dämpfer ist es, dass ich diese vertrackte englische Zeitenfolge und die so bewundernswert darin versteckten Bedeutungsunterschiede immer noch nicht sauber hinkriege. Einer meiner Ex-Lover ist Amerikaner, und hat versucht, mir in unserem gemeinsamen Jahr zu vermitteln, dass es darauf gar nicht ankäme- hat aber Unrecht. Vielleicht ist das in seiner Heimat nicht wichtig, aber Amerikanisch ist nicht Englisch. Außerdem hatte der nach zwanzig Jahren im fremdsprachigen Ausland (nämlich hier) auch eine dezente Sprachverwirrung im Gehirn.

Unser Lehrer war wirklich toll. Zuerst mal hat er eine gut verständliche Stimme (auch Erwachsene im Bildungsurlaub quatschen gern mal in der zweiten Reihe), das war für mich wichtig, denn das hat es mir erleichtert, mich zu konzentrieren. Die eigenen Erfahrungen mit Deutsch als Fremdsprache (was der Horror sein muss), haben ihn sicherlich weitgehend sensibilisiert für die Probleme des Zwischen-den-Worten-Verstehens. Deutsch muss für anderweitige Muttersprachler noch viel eigenartiger sein als Englisch für unsereine, schätze ich. Amüsant war, dass einige Mitlerner ganz verzweifelt waren, wenn es mal eine Form oder eine Struktur gab, die nicht erklärt werden konnte, sondern die einfach so ist, wie sie ist. Gerade in Deutsch ist das an der Tagesordnung, ihr Lieben. Das muss man pauken und behalten, und da muss man dann durch.
Mir hat auch der britische Humor gefallen- aber vor allem die Unterrichtsmaterialien. Selbst zusammengestellt, kein teures Buch nötig, Übungen drin... aber das Beste waren die eigenen Beiträge von ihm. Da war eine wunderbare Aufstellung der verschiedenen Zeitformen, die man dem Satz "I sit here" verpassen kann- und ihrer Bedeutungsunterschiede. Zum schwindelig werden- 9 verschiedene Zeitformen, von der schlichten Aussage bis zur Drohung, und alles nur mit geschickter Verwendung von verschiedenen Formen von past, present oder future, und den simple oder contiuous- Varianten. So eine Aufstellung hätte mir in der Schule das Leben gerettet :-) Vor allem aber hätte ich damit begriffen, dass das Beharren unserer Lehrer darauf auch einen Sinn hat.
Womit ich nicht ganz so d'accord ging war, dass er empfahl, unbekannte Worte nachzuschlagen- auf Deutsch. Denn bei einem B2-Kurs sollten alle so fit sein, dann ein englisches Wörterbuch zu benutzen, das reißt einen auch nicht so  aus der Sprache raus. 

Wenn ihr also die Gelegenheit habt, so einen Sommerkurs zu besuchen, oder mal Bildungsurlaub zu machen: Tut es! Es ist Sauerstoff für das Hirn, und man kommt mal wieder ans Lernen.

1 Kommentar:

Georg hat gesagt…

Ich hatte auch den Eindruck, dass es dir gut Tat. Einfach, weil du raus bist. Ob nun Taxi oder nicht. Du hast nicht aufgegeben. Gratulation dafür. Das war mehr, als sonst so möglich war. Hut ab.