Montag, 9. Februar 2015

Spannung und Richtigstellung

Heute morgen, kaum betrat ich das idyllische Kleinbüro, überfielen mich schon die Kollegen mit ernsten Gesichtern:
Man hat eingebrochen, an diesem Wochenende. Die wirklich teuren Sachen sind hier geblieben (der teure Kopierer, was wohl an dessen Größe lag- die Diebe konnten das Gebäude nur durchs Fenster verlassen, die Zwischentüren der Etage sind sämtlich abgeschlossen und nicht aufbrechbar ohne sehr großen Aufwand). Statt dessen, und anstatt die recht neuen Computer mitzunehmen, beschränkten sich die Schandtaten auf einen antiken Laptop mit kaputtem Akku und auf einen Beamer mit Grünfehler. Und zwanzig Euro aus der Bar-Kasse. Das ist nicht die Ausbeute schlechthin, kann man sagen. Ich hoffe, die haben sich auch noch den Fuß verstaucht- das Zimmer, in das sie eingestiegen sind, liegt im Hochparterre über einem Treppenabgang.
Jedenfalls freut sich der Kollege, dessen Laptop ihn verlassen hat, über die Aussicht auf einen neuen, und wir brauchen den Beamer nicht reparieren zu lassen.
Und wir sind zwar Stärkungspaktgemeinde, aber 20 € können selbst wir noch verschmerzen.

Und die Richtigstellung?
Die richtet sich an alle die, die das letzte Posting als depressiven Leuchtturm gesehen haben. Darum ging es nicht, sondern darum, dass ich es vermessen finde, dass so viele Menschen derzeit äußern, "Charlie" zu sein. Der Durchschnittswohlstandsbürger hierzulande ist eben nicht Charlie. Nicht, weil er noch lebt, sondern weil er meist ja doch schweigt, wenn er sich äußern könnte, aus Angst oder Vorsicht oder aus welchen Gründen auch immer. Ich nehme mich davon nicht aus- und das wäre kein bisschen anders, wenn ich keine Beamtin wäre. Es ist auch so, dass wir Beamte tatsächlich eine Meinung haben dürfen, niemand hindert uns daran. Vielleicht können wir sie ja auch klarer äußern, weil wir keine Angst um unseren Arbeitsplatz haben müssen? Natürlich darf unsereiner nix Strafbares sagen, aber das würde ich ohnehin nicht so einfach tun- das ist ja schließlich für alle strafbar. Was ich bedaure, ist, dass ich mich nicht als Kandidat einer Partei zur Wahl des Stadtrates aufstellen lassen kann. Aber niemand hindert mich dran, es mal im Landtag zu versuchen, oder im Bundestag (Besser leben mit Diäten...)
Ansonsten habe ich mir ein wunder-, wunderschönes Notizbuch von Paperblank gekauft, Blautöne mit einer Silberfiligran-Verzierung, in A4, liniert und ich schwelge darin, es ob seiner Schönheit zu bewundern.
Zudem hab ich erneut The Lymond Chronicles von Dorothy Dunnett zur Hand genommen und schwelge, wenn nicht in der Schönheit von Notizbüchern, in der Üppigkeit dieser Geschichten, der Sprache und Atmosphäre des 16. Jahrhunderts und den sorgsam verwickelten Plots und Handlungssträngen. Meine Güte, konnte die Frau schreiben.
Schönen Tag zusammen!
DieLily

3 Kommentare:

Paterfelis hat gesagt…

Wie weit sind die denn gesunken, in einer Behörde einzubrechen? Beim Staat gibt es doch nix zu holen. Weiß doch jeder. Ts ts ts...

Helma Ziggenheimer hat gesagt…

Dein letzter Post ein depressiver Leuchtturm? Wo liest man sowas denn raus? Ich hab eigentlich nur ein Statement darüber gelesen, wie gedankenlos oftmals Parolen nachgeäfft werden, von denen man glaubt, dass sie gut klingen...
Ich meine, ich selbst empfinde es bisschen differenzierter, wenn Leute sowas sagen: Sie wollten sich wohl nur solidarisch denen gegenüber bekennen, die ums Leben kamen, weil sie ihre Meinung sagten bzw. darstellten. Respekt und Achtung dem Andersdenkenden gegenüber gilt wohl für beide Seiten, die Pro Charlie und die Contra Charlie.
Jedenfalls hoffe ich, dass das für die meisten der Beweggrund war. Aber vermutlich... ist das auch schon wieder zu optimistisch gedacht.

Lily hat gesagt…

@Paterfelis: Eben. Stärkungspaktgemeinde. Der Laptop wird also in der Aufstellung für die Polizei als "Antiquität" aufgelistet.
@ Helma: So war es gedacht :-)