Donnerstag, 3. September 2015

*röchel*

Leider hat auch der Sport nicht dabei geholfen, mir die Bakterien oder Viren oder was auch immer mich röcheln lässt, vom Hals zu halten. Die Nachbarn haben viel Spaß, wenn ich die halbe Nacht huste und die andere Hälfte damit verbringe, wie irgendeine biblische Gestalt im Kreis zu laufen und Kaffee zu trinken. Biblisch bezieht sich hier natürlich auf den Kreis, nicht auf den Kaffee. Was die Bibel-Bewohner bei Flüssigkeit hielt, außer Wein, war bestimmt nicht irgendeine Java-Variante.
Was mich wiederum dazu veranlasst, über Technik zu weinen, denn meine geliebte frühlingsgrüne Senseo hat mich vorzeitig nach drei Jahren verlassen. Eigentlich bin ich von den Dingern besseres gewohnt. Meine allererste tut immer noch ihren Dienst in einem Büro unserer schönen Stadtverwaltung, wo ich sie beim letzten Stellenwechsel habe stehen lassen. Naja, die Frühlingsgrüne war halt schon nach drei Jahren im Eimer. Jetzt hab ich eine rote, eckige. Auch schön. Wenn ich auch, ehrlich gesagt, das klassische Senseo-Design netter finde. Auch finde ich bemerkenswert, dass die nützlicheren Features, wie Entkalker-Warnlampe, Vorwahl der Tassengröße etc. ziemlich erratisch über die Modelle verteilt sind. Man sollte doch glauben, dass es sinnvoll ist, alle Maschinen mit diesen Warnlämpchen auszustatten, und allen Leuten zu erlauben, gleichzeitig mit dem Einschalten der Maschine schon mal die Ein- oder die Zwei-Tassen-Taste zu drücken. Dann kann man sich nämlich nach einer Minute oder so den Kaffee gleich abholen, und muss nicht daneben stehen und warten, bis die Maschine aufgeheizt und arbeitsbereit ist, um dann erst die Taste zu drücken. Aber nun ja, vermutlich steht am Ende des Bands bei Philips eine Fee, die mit einem hübschen, funkelnden Zauberstab willkürlich die Features unter die Produkte streut. Eine andere, einen Tisch weiter, macht dann die Preise dran. So in etwa stell ich mir das vor, Herrschaften. Den Zwerg, der anschließend entscheidet, in welcher Kiste noch eine geschenkte Senseo-Tasse wohnen soll, und welcher Karton nur rätselhafte Gutscheine enthält, den lassen wir mal außen vor.
In der frühlingsgrünen Bürosenseo-Kiste waren auch ein paar dieser Zettel. Angekündigt waren, so glaube ich, 50 Pads als Goodie. Theoretisch waren die auch dabei, wenn es einem nix ausmacht, für 50 Pads seinen Namen, seine Anschrift und seine Bankverbindung preiszugeben. Die wollten sie nämlich haben, damit sie einem die Dinger zuschicken/gutschreiben/wasauchimmer konnten. Da hab ich mir doch die mitgeschickte Tasse unter den Nagel gerissen und gut war es. Sooo toll schmeckt mir der Originalkaffee nun auch nicht. Ehrlich gesagt, vermeide ich es, den zu kaufen und bleibe bei Discounter-Sorten. Wirklich gruselig schmeckt der Cappucino. Vorgesüßt. Das ist so ziemlich das übelste, was man sich einfallen lassen kann. Außer vielleicht die "extra kräftige" Frühstückskaffeevariante in der zwei-Tassen-Pad-Version. Wenn man wirklich wach werden will, nimmt man besser einfach zwei normale Pads, dabei kommt dann nicht nur Spülwasser heraus.

Apropos Wasser.
Das Bad der Eltern-Einheiten ist beinahe fertig. Jawohl! Jausa! Man kann zumindest nach (immerhin!) 9 Wochen dort wieder zur Toilette gehen. Jetzt fehlt nur noch die abschließende Fugen-Runde, Tapete, Wandfarbe, Duschabtrennung, Waschtisch und Handtuchwärmer, sowie ein paar Schalter. Aber dann. Meine Mutter fantasiert derzeit darüber, von allen künftigen Gästen einen Klogroschen zu nehmen, um die Refinanzierung sicher zu stellen. Wenn man die Kubikmeter neu umbauten Raums mal zum Maßstab nimmt, dann kann sich die Bauzeit insgesamt bestimmt mit gewissen Flughafenprojekten messen.Und man wird in der neuen Dusche ähnlich fantastisch singen können wie in Hamburgs schöner Elbphilharmonie. Dafür ist die Anfahrt kürzer.
Ich hatte zwischendurch ernsthafte Zweifel, ob meine Eltern das Ende der Maßnahme noch erleben würden. Abgesehen jetzt mal von boshaften Formulierungen von meiner Seite lag das daran, dass die mit diesem Projekt verbundenen familiären Verwerfungen und Zerwürfnisse doch den Charakter der Dauerhaftigkeit zu tragen scheinen- meine Mutter kann damit nicht gut leben. Mein Vater kriegt das nicht mehr mit, dafür kann man dankbar sein oder es schlimm finden, einerlei, es ist so.
Der Steuermann aus einem der letzten Posts, den gemeinsame Anstrengungen, Anwürfe und schiere innerfamiliäre Repressalien dazu bewogen haben, sein Versprechen zur Mitarbeit dann doch noch umzusetzen, macht seinen Teil- aber in eisigem Schweigen. Er ist der einzige Handwerker unter uns, und hat sich ganz zu Anfang auf ausdrückliche Anfrage meiner Mutter hin bereit erklärt, die "Bauleitung" zu übernehmen- nur um dann, als er dringend benötigt wurde, mit dem Verweis auf Urlaub auszusteigen. Urlaub, bei dem er nicht mal den Ort verlassen hat. In dem man ihn eine Stunde am Tag per Telefon erreichen konnte. Urlaub, der natürlich auch für seine Kernfamilie da sein sollte, aber den er vorher als Gelegenheit angekündigt hatte, sich diesem Badezimmer widmen zu können...

Wir haben alle eine Menge gelernt, wobei ich mir nicht sicher bin, ob ich das in Kauf genommen hätte, hätte ich es vorher gewusst. Illusionen sind was Nettes, Herrschaften. Die Illusion, dass man, wenn man schon nicht mit den Geschwistern solidarisch geht, wenigstens aus Loyalität mit ziemlich strapazierten und belasteten Eltern einfach mal sein dummes und aggressives Maul hält und die Kelle in die Hand nehmen würde. Die Illusion, dass ein Erwachsener, wenn er zwei konkurrierende Versprechen abgibt, dieses Dilemma mit einem Kompromiss zu lösen versuchen würde.
 Tja. Illusionen... blüh'n im Sommerwind... trallalla. Aber sowas von.
Dass das ganze illusionäre Züge getragen hat, weiß ich, weil es schon in den vergangenen Jahren immer mal wieder böse Überraschungen von seiten dieses Bruders gegeben hat. Er selbst verlässt sich auf eine Menge geschwisterliches Goodwill, gewährt jedoch keines, woran natürlich niemals er die Schuld trägt.
 Mich selbst hat er einmal am Telefon von seiner Alten abwimmeln lassen, als ich an einem eiskalten und verregneten Novemberabend in Bochum mit einem Motorschaden liegen geblieben bin. Dazu muss man wissen, dass er einen Pickup mit Abschleppvorrichtung sein Eigen nannte, und seine berufliche Qualifikation so ist, dass er "meine Werkstatt" war. Erst war ich nur auf seine Alte sauer (der Ausdruck "Alte" ist hier ausdrücklich gewählt, um nicht ordinär werden zu müssen), bis ich dann, Jahre später, erfuhr, dass er bei diesem Telefonanruf hinter ihr stand. Der Tipp, doch ihren Lieblingsschrotthändler anzurufen, der mich bestimmt abschleppen würde (und bei meiner Schwester absetzen, die mir bestimmt die nicht geringe Abschleppgebühr über die 60 Kilometer vorstrecken würde), der hat getroffen. Es wären mehrere Auswege aus dieser Situation möglich gewesen, z. B. zu sagen, hör mal, ich hab ne zwölf Stunden-Schicht hinter mir und hab keine Lust mehr, zu fahren- nimm ein Taxi nach Hause und wir fahren irgendwann die Tage hin und holen den Wagen ab... zum Beispiel. Aber sich am Telefon verleugnen zu lassen? Dabei noch Andeutungen über finanziell besser gestellte Familienmitglieder mit höhnischem Unterton abzusondern??  No way.
Dieses Abwimmeln, das ist in meiner Familie ungewöhnlich. Wenn wer um Hilfe bittet, und wir diese leisten können, dann tun wir das, und unter uns Geschwistern normalerweise ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Es ist genauso okay, wenn das nicht geht, aber dann werden keine boshaften Bemerkungen dazu gemacht. Und vor allem: Es wird nicht gelogen.
Wie gesagt: Innerfamiliäre Verwerfungen... von denen ich nicht glaube, dass sie jemals wieder ausgeglichen werden.  Vielleicht ist es ganz normal, in seinem Leben auch Geschwister zu verlieren. Ich weiß es nicht. Grundsätzlich finde ich das schon traurig, in diesem Spezialfall tut mir das allerdings kein bisschen Leid.




2 Kommentare:

Georg hat gesagt…

Ich sage da nur:"Gute Besserung "
Und das mit unserem "Steuermann" geht mir nicht am Arsch vorbei. Nur habe ich keine Energie um auch noch diesem Kleinkind seinen Egoismus auszutreiben.
Er ist mir im Moment einfach egal.
Das vorzeitige Ableben deiner Senseo bedaure ich sehr. Sie war wirklich sehr schön. Ich besitze ja seit 2007 einer dieser netten Kapsel Maschinen. Der Kaffee ist ok. Ich nutze mittlerweile auch fast ausschließlich den der Konkurenten. Der nächste Shop ist in Köln. Und wer will da schon hin. Und online ist mir einfach zu doof.
Dann hoffe ich, dass du deine Erkältung in den Griff bekommst. Ich werde jetzt mal die Brut wecken und zur Schule bringen. Anschließend wartet ein netter Dienst auf mich.
Bis bald.

Paula hat gesagt…

Senseo, pah, viel zu anfällig! Und erst der Kaffee in den Pads, bäh! Da lob ich mir meine Standard Braun-Kaffeemaschine mit ganz normalen Filtertüten, schöner Kaffeedose daneben mit Schöpflöffel drin voller Idee-Kaffee (Darboven, Hamburg, bester Kaffee, der nicht auf den Magen geht.

Tja, das ist bitter, wenn man einen Bruder aufgeben muss. Hab ich auch mal, sogar den einzigen. Inzwischen nach mehr als 10 Jahren gibt es wieder einen etwas unterkühlten Kontakt per e-mail und gelegentliche Besuche zu runden Geburtstagen (was ja bekanntlich nicht so oft vorkömmt). Der hat mir übrigens mal nach 30 Jahren gesteckt, dass er es gehasst hat, meine alten Schrottkarren für fast nix bei seinem Werkstattkumpel zu reparieren. Dieser moralische Verwandtschaftsdruck ist nicht immer angenehm. Aber, das finde ich ja auch, hätte er ja sagen können. Aber so ist das wohl mit dominanten Schwestern...

Ich wünsche Deiner Lunge gute Besserung!