Freitag, 9. Juni 2017

Wir fräsen, oder: Geglückte Investitionen

Wer kennt das nicht? Something shiny am Horizont. Irgendwas glitzerndes, das sich verlockend auf der Amazon-Seite räkelt und verführerisch raunt: Kauf mich.
Aus den verschiedensten, im Endeffekt nicht immer stichhaltigen Gründen fällt man auf dieses Geraune herein, und klickt mit zugekniffenen Augen auf SofortKaufen, nur um zehn Tage später mit sinkendem Mut zu konstatieren, dass das wohl ein Schuss in den Ofen war, und man das Ding nun eigentlich wirklich nicht braucht. Entweder, weil es nicht so funktioniert wie gedacht oder weil es dann doch zu teuer ist für das, was man sich davon erhoffte.
Fleißige Menschen schicken es dann zurück. Leute, denen ihre Fehlentscheidungen peinlich sind, räumen das Ding weg und versuchen, es unter "Dumm gelaufen" zu verbuchen, verbunden mit dem festen Vorsatz, das nie wieder zu machen. Der Vorsatz ist so fest wie kurzfristig.
Unter diese Kategorie kann ich Dinge wie den Staubsaug-Roboter verbuchen, der seit Jahren von Herrchen zu Herrchen wandert, weil niemand ihn wirklich gebrauchen kann. Der Nutzvorteil, nämlich die Katzenhaar-verseuchte Bude dauerhaft von denselben zu befreien, war gleich Null, der Nachteil, die Katzenhaarverstreuer zu verschrecken, maximal. Zudem war meine Wohnung offenbar nur für Menschen und Katzen navigierbar, Roboter finden sich nicht zurecht und verenden regelmäßig unter einem Möbelstück, von wo aus es kein Entkommen gibt.
Es gibt aber auch beglückende und dauerhaft erfreuliche Erwerbungen.
Davon habe ich in den letzten Wochen mehrere gemacht:
1. Der Schredder.
Ich bin ein Unterlagen-auf-Stapeln-Ableger. Ein Exfreund sprach von mir als der Bergbauerin. So eine baut Berge. Von Unterlagen. Die mindestens mit meinem Namen, wenn nicht mit noch mehr persönlichen Daten versehen sind, was es unmöglich macht, sie einfach so weg zu werfen. Daher haben sich im Laufe vieler, vieler Jahre viele, viele Unterlagen zu einer stattlichen Anzahl Stapel gesammelt. Die nehmen Platz weg, sehen Scheiße aus und bedrücken, weil man irgendwann auch nicht mehr weiß, ob nicht doch was wichtiges drin liegt. Dazu sammeln sie Staub an, welchselbigen man wirklich nicht mit einem Staubsaugerroboter weg kriegt.
Also habe ich mir nun endlich einen Aktenvernichter gekauft. Nicht den allerbilligsten, aber auch keinen CIA-Beweisannihilator, der zwei Aktenordner je Minute schreddert.
Und seither sitze ich abends da, neben mir der Schredder, der friedlich und glucksend vor sich hin fräst, und vor mir ein Stapel von Papier. Der minütlich kleiner wird.
Gut angelegte 29 €.
2. Der Kurs
Vor einigen Jahren schon habe ich über ZeitzuLeben einen Selbstcoaching-Kurs gemacht, und Anfang diesen Jahres noch einen. Beide hatten einen nachhaltigen Effekt auf mich, und haben zudem noch Spaß gemacht. Das ganze fand jetzt einen vorläufigen Höhepunkt in einer sogenannten Challenge, was auch ein Kurs ist, aber schneller. Jeden Tag, über 30 Tage, gibt es eine Aufgabe, und die Summe der Aufgaben und Übungen führen einem im Idealfall zu einem Ziel. Diesmal ging es um Sowas wie Zielentwicklung und persönliches Wachstum. Ein wunderbarer Kurs, der mich 79 € gekostet hat und mehr gebracht hat als 12 Wochen stationäre Psychotherapie, was die Zielbildung betrifft. So ein Kurs hätte mich nicht so aufbauen können, wie die Klinik das damals tat, aber in Bezug auf das Leute-in-die-Gänge kriegen ist deren Ansatz echt unschlagbar. Ich habe es tatsächlich geschafft, aus dem vagen Gefühl des "Es wird sich nichts mehr tun in deinem Leben" zu einem "Oh doch" zu kommen. Zu einem sehr konkreten Oh-doch. Ich genieße jede Minute.
Das nur für heute.
So siehts aus, Herrschaften!



2 Kommentare:

JULiANE hat gesagt…

Aha.
Und wer oder was fräst denn nun?

Lily hat gesagt…

Oh. Ich vergaß. Der Schredder fräst, sich durch die Papierberge nämlich.