Gestern hab ich ein bisschen gegoogelt, nach Preisen für gebrauchte Motorräder und so, und stieß dabei in einer Annonce auf folgende Formulierung:
„...Scheckheft teilweise gepflegt.“
Alles richtig geschrieben, oder?
Wie man an der Uhrzeit dieses Postings erkennt, ist heute Samstag und ich bin NICHT im Büro. Nein, heute nicht. Statt dessen genieße ich die Schlaflosigkeit zu Hause. Gewickelt in einen Bademantel, eine rote Decke und mehrere Katzen.
Alles in allem ist es eine gute Idee gewesen, ein bisschen wirklich ruhige Zeit in die Arbeit zu investieren. Natürlich bin ich nicht gern hingefahren, denn es war jedesmal ein himmlisch schönes Wetter- und das hätte ich gerne auf dem Balkon verbracht (wem mache ich hier was vor? Ich sitze nie auf dem Balkon- allein schon, weil meine Viecher nicht wissen, warum sie nicht zu mir dürfen, wenn ich draußen bin. Und meine Stühle sind unbequem).
Aber sobald meine Kollegin und ich die heiligen Hallen geentert hatten, hatte sich der Widerwille auch schon gelegt, und wir haben munter vor uns hin gearbeitet.
So dass ich, HALLELUJA, inzwischen die Wiedervorlage (Wiedervereinige) komplett erledigt habe. Und ein paar weitere Sachen, wie Platz schaffen im Aktenschrank.
Gegen meine grundsätzlichen Ängste im Zusammenhang mit der Arbeit hat das nichts ausgerichtet: Sonst habe ich Alpträume davon, von einem verrutschenden Aktenberg erschlagen zu werden. Heute Nacht habe ich geträumt, ich wäre allein im Büro, und im gesamten Gebäude wäre niemand außer mir... und dann. Dann hörte ich Schritte, und auf meine Rufe hat niemand geantwortet.
Gna.
Und wenn das auch keine tiefe Wahrheit beinhaltet, so doch diese:
Wenn man schon ins Büro geht, sollte man niemals ganz allein dort sein. Der, der immer dabei ist, ruft mich dort einmal täglich an, und samstags macht meine innere Zimperliese dann immer einen meterhohen Sprung- weil, ehrlich, wer rechnet damit, dass einen da jemand anruft?
Allein schon diese langen, stockfinsteren Gänge, durch die man dort gehen muss... Im Normalfall sind sie hell beleuchtet, aber wir schalten das Licht nicht ein, schließlich muss man nur zur Stechuhr und zum Klo durch diese Flure gehen, oder ab und zu zum Kopierer. Es treibt sich dort keine Kundschaft herum, und wir kennen alle Fliesen, auf die man nicht treten darf, wenn man sich den Knöchel nicht brechen will.
Also bleibts dunkel.
Und obwohl man weiß, dass man allein dort ist, weil man sich eingeschlossen hat, beeilt man sich, durch diese hallenden Flure zu gehen.
Und dann schnappt sich die Raucherin von den beiden Arbeitsbienen die Hausschlüssel, um vor der Tür etwas Frischluft in Gestalt von Teer, Kondensat und Nikotin zu sich zu nehmen und entdeckt, dass die Haustür OFFEN ist. Obwohl zwei Stunden zuvor selbige Tür eigenhändig von der Kollegin verschlossen wurde, und seither niemand dort war. „Niemand“ heißt hier: Weder sie noch ich.
Sie hat definitiv abgeschlossen, ich habe es gesehen und gehört.
Der Panikverschluss war auch nicht offen. Also, wer bitteschön war außer uns noch da?
Das Rätsel hat sich teilweise gelöst- ein Kollege sprach mich gestern morgen an, und fragte, ob ich seit neuestem im Büro übernachte. Ich hoffe, dass das bedeutet, dass er am Donnerstag auch in seinem Büro (in einem Nebengebäude) war, und zum Stechuhr-Betätigen ins Haus musste. Und dass wir nur aneinander vorbei gelaufen sind.
Und ich weigere mich, weiter drüber nachzudenken.
Soeben kam Eddie aus der Küche, mit einem kalten Rösti zwischen den Zähnen. Die fressen inzwischen wirklich alles. Ich habs ihm abgejagt.
Wenn ich eine bessere Hausfrau wäre, würde sowas nicht passieren.
Auch würden nicht die Ausscheidungskämpfe im Katzenfußball in meiner Diele stattfinden, als Ball diente auch nicht eine der Halteklammern meiner Werkbank. Ordentliche Hausfrauen/Heimwerker hätten die schon wieder an besagter Werkbank angebracht.
Oder sich einen Partner gesucht, der die Werkbank verwaltet.
Diese Werkbank hat eine Geschichte. Als ich hier einzog, hatte ich beinahe meinen Frieden damit gemacht, mich um diese Renovierung und diesen Umzug komplett allein zu kümmern. Den eigentlichen Umzug nicht, aber all den Kram, der im Vorfeld anfällt. Die Renovierung der Wohnung davor haben Handwerker in Tateinheit mit meinem Vater vollbracht, aber die Handwerker bezahlte der Vermieter.
Diesmal nicht, und mein Vater hatte unmissverständlich erklärt, er fühle sich zu alt, um da nochmal mitzuspielen. Was sich, mit 74 Jahren, auch erstmal okay anfühlt... über den Rest dieses Teils der Geschichte schreib ich mal, wenn ich besser drauf bin.
Also stand ich vor der Frage, wie ich die Renovierung plus Fußböden-Neuverlegung in Angriff nehmen sollte- und als erstes musste ein Auto her.
Und Werkzeug.
Also Stichsäge gekauft (hallo Renate :-)). Werkbank. Laminat-Keile. Gummihammer. Neue Bohrer.
Japan-Zugsäge und anderes exotischeres Zubehör hab ich mir geliehen (danke, Georg!) und dann bin ich los, Laminat kaufen. Für 65 m² Fußbodenfläche. Und alles unter der Maßgabe, dass Laminatverlegen eine der einfacheren Aufgaben ist.
(Da kommt die Werkbank ins Spiel: „Schwester, wer eine Werkbank zusammenschrauben kann, der kann auch Laminat verlegen!!Einseinself!!)
Im Gepäck des weiteren das Versprechen meines damaligen Partners (Baby, ich lass dich damit nicht allein!) und eine telefonische Hotline ins Rheinland zum besten Bruder aller Zeiten, hab ich dann die erste Packung Laminat geöffnet, munter losgelegt- und nach zwei Stunden und effektiv einer Reihe Laminat war ich einem Nervenzusammenbruch näher als einem Fußboden.
In einer Imitation des bekannten Psychiater-Spielzeugs (das mit den aufgehängten Kugeln) lief die Verlegerei so:
Eine Reihe gelegt, prima. Zweite Reihe dran, ging auch noch.
Die dritte hatte es in sich. In dem Moment, in dem ich mit dem Gummihammer zuschlug, sprang die erste Reihe wieder ab.
Alles rutschte, mir lief der Schweiß in Strömen über den Rücken und das Gesicht, und biss in den Augen, weil es Juli war, und brüllend heiß, mir taten die Knie weh und ich habe jede.Minute.gehasst.
Diese Scheiß-Reihen, sechs Meter lang und in sich schon instabil, wollten nicht so wie ich wollte. Und wer mich kennt, der weiß, dass ich sowas nicht hinnehme. Nicht hinnehmen kann.
Am Horizont kein Anzeichen, dass sich hilfreiche Hände, vorzugsweise am Partner-Körper befestigt, näherten. Und der beste kleine Bruder diesseits der Alpen musste arbeiten. Gna.
Dann hab ich am Telefon eine emotionale Kernschmelze hingelegt und die Partner-Einheit hierhin beordert. Unter Bedrohung mit empfindlichen Übeln wie „KEIN Essen mehr“ „NIE WIEDER Sex“ ist er dann hier aufgeschlagen, und hat mir gezeigt, dass man am besten eine der schweineschweren Laminat-Kisten auf die bereits liegenden Reihen stellt- dann rutschen sie nicht mehr.
Dann ist er wieder verschwunden.
Ich habe noch gut zwei Wochen lang weiter mutterseelenallein mein Laminat verlegt, die Fußleisten und die Hohlkehl-Stäbe angebracht, Steckdosen angeschlossen, Silikon-Fugen erneuert, Kisten geschleppt und Millionen Fuhren zur Müllkippe hinter mich gebracht. Letzteres unter Assistenz durch meine Schwester.
Und dabei viel gelernt, unter anderem, dass ich leichtgläubig bin.
Insofern ist die Werkbank-Befestigungs-Klammer etwas, was dazu dient, mir meinen Geisteszustand zu verdeutlichen, wenn ein Mann in meinem Leben ist. Auch dreißig Jahre Erfahrung auf dem Gebiet haben es nicht wirklich besser gemacht.
Und summa summarum muss ich sagen: Die netten, zuverlässigen Männer sind alle zu nah verwandt, vergeben, oder sie leben in einem Paralleluniversum. Oder sie sind schwul.
Abgesehen davon verliebe ich mich nie in nette Männer.
Bei mir landen immer die High-Maintenance-Sensibelchen, oder die, die emotional nicht über die Pubertät hinausgekommen sind. Wobei ich dazu neige, mir deren Probleme auf meine Fahne zu schreiben, und sie mit meinen nicht zu behelligen. Was mein eigener Fehler ist, aber trotzdem unbefriedigend.
Und so lang ich den Fehler nicht im Griff habe, lebe ich besser alleine.
In diesem Sinne geselligen Samstag allerseits,
Lily
1 Kommentar:
Etwas hast Du vergessen:
Deine Wohnung ist wunderschön und Du hast das alles alleine geschafft.
Ich war und bin ob dieser und anderer Leistungen sehr stolz auf Dich.
Und das solltest Du auch sein.
Ich liebe Dich
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