Freitag, 30. Mai 2008

Fängt harmlos an.

Guten Morgen, liebe Stelle-in-meinem-Hirn-die-aufpasst-dass-mein-Blutzucker–nicht-so-tief-absinkt! (Was für ein langer Name. Darf ich dich Erwin nennen? Ja?)

Lieber Erwin.
Ich weiß, du meinst es nur gut. Ich weiß auch, dass dein Treiben notwendig ist, damit der blöde Zucker nicht zu tief runtergeht. Ich weiß, dass du Sachen ausschüttest wie Adrenalin und Wachstumshormon und so, und dafür sorgst, dass Reserven an Zucker aus der Leber freigesetzt werden.
Ich weiß, dass das alles nützlich ist.
Ich weiß auch, dass diese Adrenalinkiste dazu dienen soll, mich zu wecken, damit ich selbst was dagegen tun kann, nämlich zum Beispiel rasch größere Mengen an Glukose zu mir nehmen.
Ich weiß auch, dass ich, wenn ich das trotz Adrenalinrausch überschlafe, einen Dröhnschädel kriege, und zwar kräftig, zur Strafe, sozusagen.

Was ich nicht weiß, ist, warum du mich heut Nacht um halb drei mit einem BZ von 41 mg/dl geweckt hast, warum ich schweißgebadet und mit dezent zittrigem Händchen im Wohnzimmer meinen Traubenzucker ausgepackt hab, und warum ich dann heute trotzdem Kopfschmerzen habe. Eins von beiden hättest du dir sparen können, lieber Erwin.
Darauf stoßen wir doch einfach mal an.
Mit einer sprudelnden Schmerztablette.
Prost!


And now to something completely different…


Gestern abend, es war recht spät, und ich eilte von der Stätte meines abendlichen Wirkens Richtung Heimat, lauschte ich den Worten der Radio-Nachrichten. Angeschlossen war auch Radio Bremen.
Dort berichtete man über die aktuellen Zahlen des Arbeitsmarktes.
Und voilà.
Die Lösung für den endgültigen Abschied von den deprimierenden Zahlen, die angeblich die niedrigsten seit 15 Jahren sind.
Und nicht einmal von Politikern ausgedacht, von Lobbyisten eingebracht oder von Interessengruppen bei Montagsdemos angebracht.
Nein.
Eine schlichte, dennoch brillante Formulierung, vermutlich von irgendeinem übermüdeten Redakteur rasch und unabsichtlich in seine Textverarbeitung gehauen, und die sozialpolitische Sonne ging für mich auf.
Natürlich rein metaphorisch- selbst im Ruhrgebiet, der Gegend, wo es niemals richtig dunkel wird (fein zu unterscheiden von New York, the city that never sleeps) würde es auffallen, wenn zwischen A 2 und A 42 plötzlich abends gegen viertel vor 12 der Stern Sol seine Tagesreise beginnt.

Welche Formulierung denn nun, fragt ungeduldig der Leser?
Ganz einfach.
Die Rede war von der „Zahl der als arbeitslos ausgewiesenen Menschen“.
Was soll das bedeuten?
Warum sagt man nicht mehr „Arbeitslose?“ Oder, klassischer, „Erwerbslose“? (Klassischer, weil meine Oma das immer so formulierte.) Oder, wenn Etikettierung vermieden werden soll, „die Zahl der arbeitslosen Menschen“?

Dahinter steckt Methode. Dahinter steckt eine Idee, und vermutlich hat der oben genannte Redakteur unfreiwillig selbige verraten.

Man nehme….

sich ein Beispiel an Nokia, nur dass man diesmal nicht die Arbeitsplätze, sondern deren ehemalige Inhaber exportiert (Neudeutsch für „ausweisen“ -da hat wohl der Redakteur gepatzt!).
Das wäre es doch, nicht wahr?
Machen wir Arbeitslosigkeit zum Problem anderer Leute. Früher hatten wir Gastarbeiter, heute kriegt Rumänien einen Schub Gast-Arbeitslose.
Schließlich sind die Unterhaltungskosten für den Durchschnittsmenschen irgendwo in Nema Problema vermutlich erheblich niedriger als in Essen-Kray. Oder im Ennepe-Ruhr-Kreis, oder in Düsseldorf-Oberbilk.
Da kommt man endlich der Kritik zuvor, die da besagt, dass für einen Erwachsenen 347 € mtl. zum Leben zuwenig und zum Sterben zuviel sind, wenn er davon Essen, Trinken, seine Kleidung und seinen Strom bezahlen muss. Mit 207 € im Monat kann man in Witocki Kozynnia vermutlich sogar ein Kind dreißig Tage lang ernähren, kleiden und zur Schule schicken, sowie dafür sorgen, dass es seine musischen, sportlichen und kulturellen Fähigkeiten optimal ausbaut.
Schließlich muss Armut nicht zwangsläufig Bildungsferne bedeuten.

Sehen wir den Tatsachen doch ins Gesicht: Die Menschen-Nebenkosten sind in den neuen EU-Staaten einfach niedriger.
Und diesen Realitäten haben wir uns zu stellen.

Für den Standort Deutschland.

Als kleines Bonbon geben wir ihnen dann doch einfach die Deutschland-Card mit, was immer das auch sein mag. Vielleicht wird die dann ja auch verlängert, wenn sich die Nationalmannschaft lang genug im Turnier hält?


Lily.

Das ist natürlich Satire. Bös gemeint. Nicht das, was tatsächlich in Politikerköpfen und –Agendas so rumschwirrt.
Obwohl.
Man weiß ja nie.
Es gibt Leute, denen traue ich ALLES zu.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Also ich weiss aus zuverlässiger Quelle, dass unser Arbeitsamt entschuldigung unsere Agentur für Arbeit bereits einige Hoch- und Tiefbauer in einen Tschechisch-Kurs schickt um sie anschließend über die Grenze zu befördern, natürlich bekommen sie dann selbstverständlich auch den dortigen angemessenen Lohn, haben hier aber noch Kind und Kegel, die garantiert nicht in die Tschechei auswandern wollen...