Sonntag, 10. August 2008

Eine kleine Stadt in Deutschland, irgendwann zu Anfang oder Mitte der Siebziger Jahre...


Auf Schulhöfen sieht man immer öfter die folgenden unheimlichen Szenen:


Ein Kind steht abseits von allen anderen. Es herrscht fröhliche Pausenstimmung, es wird gerannt und gespielt und geprügelt- und dann. Und dann hebt das Kind die Arme, verdreht die Augen, so dass nur noch das Weiße sichtbar ist, und geht mit ausgestreckten Armen und weit gespreizten Fingern auf seine Schulfreunde zu...


Es schwankt ein bisschen, weil es nichts sieht. Es stolpert vielleicht, aber unentwegt und unbeirrbar steuert es auf Klaus, Jürgen, Barbara und wie sie alle heißen, zu. Es nähert sich- und starren Lippen entringt sich ein Wort.


„Belphégor“ röchelt es, und noch einmal „Belphégooooor!!!“.



Und ich? Ich kannte diese Serie wirklich nur vom Hörensagen. Denn meine Eltern hätten mich das nicht anschauen lassen. Noch einmal hundert Euro in den Therapiefonds, bitte!


Es muss sich um eine Wiederholung der Serie gehandelt haben, denn bei der Erstausstrahlung ging ich noch in den Kindergarten. Aber es hat die Kollegen schwer fasziniert. Und mich natürlich auch, wie alles, was nicht erlaubt ist. Wieviele von uns sich das tatsächlich angucken durften? Keine Ahnung.

Aber nachdem mir ein Arbeitskollege die DVDs geliehen hat und ich gestern zehn der 13 Folgen angeschaut habe, möchte ich mal behaupten, dass es nicht allzu viele waren. Und verstanden haben es sicher noch weniger. Denn die ersten drei Episoden (von denen immer 5 zu einer Folge gehören- komisch, irgendwie) haben Georg und mich recht ratlos zurückgelassen. Vieles wird nur angedeutet, die Konversationen zwischen den Akteuren gewinnen erst mit der Zeit an Schwung und Verständlichkeit, und manches ist wirklich sehr subtil.


Ein paar wirkliche Perlen sind dabei- so zum Beispiel, wenn sich zwei der Louvre-Wächter darüber streiten, wer eine nackte Statue waschen darf. Sabbern inklusive.


Oder auch die Szene im Knast, wenn M Bellegarde seine Geliebte dort besucht. Die Geliebte lacht an einer Stelle laut, womit sie den Unmut der Wärterin auf sich zieht.

Befragt, ob denn das Lachen verboten sei, antwortet diese:

„Nicht direkt verboten. Aber nicht vorgesehen, was vielleicht noch schlimmer ist“.


Die Serie ist in schwarz-weiß, wobei die gelungene Kameraarbeit selbst für Banausen wie mich erkennbar ist. Sechziger Jahre Gruselfilme haben ja oft einen eher amüsanten, trashigen Charakter- aber dass da jemand am Werk war, der wusste, was er tat, kann man sehen.


Schade, dass ich die DVDs wieder abgeben muss :-)


Was mich an diesen Serien-DVDs immer so ärgert, ist die Zeit, die für endloses Abspielen von Vor- und Abspännen (Abspannen? Merkwürdiges Wort im Plural) draufgeht. Kann man das irgendwie abstellen, bitte?



Ansonsten ist es heute entschieden herbstlich. Ich hoffe, dass ich nicht dran schuld bin. Es regnet, es sind keine zwanzig Grad draußen, und die Sonne scheint woanders.

Die Katzen schlafen.

Ich werd gleich bügeln und vielleicht mein Schlafzimmer aufräumen. Obwohl man dazu vermutlich einen Raupenschlepper braucht- ich mag gar nicht hinsehen.



Schönen Sonntag, ihr Lieben!




Lily

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