Sonntag, 28. September 2008

Mahlzeit!

Man nennt mich auch „Dröge Elli“.

Zum Entsetzen der die fettige Variante bevorzugenden Mitmenschen esse ich mein Brot in der Regel ohne jede vorstellbare Art von darauf appliziertem Streichfett. Will sagen, ich mag weder Butter noch Margarine auf meinem Brot, meinen Brötchen oder meinem Toast. Bei letzterem, sofern er heiß ist, mache ich eine Ausnahme, was die Applikation von Salzbutter betrifft, aber das ist weiß Gott nur sehr selten der Fall.


Diese Tatsache gerät im näheren Verwandtschaftskreis auch nach 45 Jahren noch gern in Vergessenheit. Was bedeutet, dass meine Mutter es sich einfach nicht merken kann, dass eines ihrer vier Kinder kein Streichfett benötigt. Ja, nicht nur nicht benötigt, sondern aus tiefster Seele verabscheut.


Die krude Art, mit der die Genetik manchmal ihre Schleifen zieht, hat dafür gesorgt, dass ich nicht länger allein an der Platte mit den fertig geschmierten Schnittchen oder Brötchen sitze und mich grusele: Nichte Nummer drei hat meinen Weg eingeschlagen; mit einem Unterschied. Ihre Ausnahme findet bei Kräuterbutter und Knoblauchbutter statt. Gern auch zum Frühstück.


Zwei Nachteile hat diese Angewohnheit:

Es gibt Menschen, die andeuten, dass ich mit Verzicht bzw. Einschränkung der unter dem Schinken aufgebrachten Menge von Butter oder Margarine bereits Massen an Kalorien einsparen könnte- mein Lächeln darauf ist immer sowohl höhnisch als auch schief.


Und: Mein Marmeladen-Balancier-Geschick ist minderwertig ausgeprägt.


Wie ich heute morgen feststellen durfte.

Ich esse selten Marmelade oder so etwas, aber manchmal habe ich Lust darauf. Manchmal, so wie heute, steht da verlockend das Glas mit dem Quittengelee (dafür würde ich Sünden begehen, meine Lieben) – aber trotz aller Begeisterung für dasselbe erscheint es mir doch zu süß, so alles in allem.

An solchen Tagen bin ich hochzufrieden, wenn ich in den Tiefen meines Kühlschranks ein Päckchen nicht abgelaufenen Speisequarks finde. Wobei ich gestehen muss, dass dieser abgelaufen war- aber er hatte noch nicht den Winter eingeläutet und ein Pelzmützchen aufgesetzt. Ergo= Essbar.

Scheibe Toast (weil Sonntag), Quark ansprechend drauf verteilen. Mittels eines Löffels* das/den Gelee darauf ausgebreitet.

Scheibe Toast zum hungrig aufgesperrten Mund gehoben und energisch hineingebissen.

Dann gewundert, warum 1. so gar nichts süßes dabei zu schmecken war und 2. sich plötzlich ein kühles, glitschiges, klebriges Gefühl im Ausschnitt und auf den Beinen breitmachte.


Eins steht fest: Es ist noch einiges zu tun, um die Traktionseigenschaften von Gelee zu optimieren.


Jetzt geh ich duschen.


* Es gehören immer Löffel zum Marmeladenglas. Denn es gibt kaum was Fieseres als Krümel oder -bewahre!- Butterreste im Glas. Oder Margarine, oder Quark.


Elli Lily

6 Kommentare:

Meise hat gesagt…

Na, ich hoffe, es hat trotzdem geschmeckt! ;)
Werde mir jetzt auch mal mein Frühstück bereiten. Bei mir gibt's heute zum Toast allerdings lecker Lachs! *seufz*

Anonym hat gesagt…

Unsere nicht allzu weit von uns entfernten Nachbarn in Skandinavien haben in mir eine Leidenschaft für Smörre-Bröd entfacht, das ich in allen Varianten zum Frühstück verspeise.

Gestern: zwei Scheiben Schwarzbrot mit Remoulade, darauf hartgekochte Eierscheiben (wahlweise kalte Frikadelle oder auch Fisch in Gelee, darauf eine Scheibe Käse, darauf ein paar dünne Scheiben Gurken (wahlweise Tomate), zusammengeklappt und dazu einen Becher schönen starken Kaffee mit Milch. WOW!

Lily hat gesagt…

Wenn ich überhaupt frühstücke, dann auch meist eher herzhaft. Allein schon, weil Marmeladen, Honig oder Nuss-Nougat-Creme so schlecht messbar/abschätzbar sind, was ihren Zuckergehalt betrifft. Allerdings ziehe ich bei sauren Gurken in allen Variationen, zu allen Tages- und Jahreszeiten und in allen Kulturkreisen meine Grenze. Uärgh. Saure Gurken.

Lily

Anonym hat gesagt…

Quittengelee laesst sich aber auch wirklich schlecht verteilen.
Ich fruehstuecke cereal. Honeybunch of oats. (gibts das bei euch? ) Keine langweiligen cornflakes, oder zuckersuessen frosted flakes, sondern ernaehrungstechnisch ausgereiftes vollwertiges und gut schmeckendes Geflocke. Mit fat free milk. Geht schnell, haelt ne Weile vor (he, ich steh um 4:30 morgens auf, da kann man nicht so waehlerisch sein.)

Anonym hat gesagt…

Der Löffel in der Marmelade, or the lack thereof, gehört genauso in die endlose Liste der Trennungsgründe wie die zerdrückte nicht-aufgerollte Zahnpastatube!
Was die Gleiteigenschaften von Quittengelee (lecker! aber erst ernten, wenn die Bodenfröste nicht mehr fern sind) angeht: Fett auf dem Brötchen/Brot dürfte das Sssst (und das anschließende Platsch) nur beschleunigen, unsereins ist da deutlich im Nachteil. Abhilfe: Brötchenhälfte ausbaggern.
Mahlzeit!
Schon mal Salzgurken, richtige, Spreewälder, probiert?

Lily hat gesagt…

Ich hätte da noch ein paar anzubieten: Socken im Bett. Socken unterm Bett. Wasser in alle Behälter auf/in/neben der Spüle, damit alles schön einweicht (und dann nicht spülen, bis alles ekel-grau ist). Barthaare im Waschbecken. Zahnpasta dito. Hochgeklappte Klobrillen.

Und Gelee-technisch mögt ihr im Nachteil sein, aber ihr habt vielleicht mehr Übung- ich überlegte schon, aus dem Quark eine Art Wanne zu formen. Nachteil ist, dass man beim Abbeißen auch den das sst-platsch verhindernden Rand entfernt...
Und Gurken esse ich nur uneingelegt. Egal woher sie kommen, und wenns aus dem Zauberwald wäre. Überhaupt: Tadelloses Gemüse mit heißem Essigzeug zu überschütten zeugt von nicht unerheblichem Gewaltpotenzial.
Das musste mal gesagt werden.

Allerdings muss ich auch sagen, dass ich noch nie welche absichtlich und am Stück gegessen hätte. Höchstens mal in irgendeinem Salat versteckt. ICh weiß nicht genau, was man mir anbieten müsste, damit ich sie probiere. Aber es wäre viel, da bin ich sicher.

:-)

Lily