Donnerstag, 19. März 2009

Eifersucht

Worum geht’s dabei eigentlich?
Darum, etwas nicht verlieren zu wollen? Dagegen spricht, dass man auch eifersüchtig über Menschen wachen kann, die nicht zu einem gehören.
Darum, Ausschließlichkeit sicherstellen zu wollen? Die Nummer eins bleiben zu wollen?
Dafür gilt das gleiche, denn man muss weder die Nummer eins sein noch denjenigen, den man beeifersüchtelt, ausschließlich für sich haben, um unter Eifersucht zu leiden.

Und Eifersucht ist etwas, unter dem man leidet. Oh ja. Eins der unangenehmsten Gefühle überhaupt, und, wenn man sich dem nicht ungebremst hingibt, eines der Leiden, die am meisten Selbstbeherrschung von einem fordern.

Denn so ziemlich jedem hier und heute ist klar, dass Eifersucht als solche kein Liebesbeweis ist. Also gibt man ihr nicht die Zügel frei, und lässt sie toben, sondern versucht, sie zu verbergen und zu verdecken. Das gelingt nur schwer. Ich glaube, Eifersucht ist eine Art vorweggenommene Trauer über den Verlust wichtiger Elemente im Leben. Trauer, gemischt mit Zorn und dem Bestreben, zu haben und zu halten, zu behaupten und zu verteidigen. Und auch gemischt mit Angst, die spielt sicherlich eine Rolle. Und vor allem ist da das tiefe Gefühl, die Bindung oder die Partnerschaft eigentlich gar nicht zu verdienen- vielmehr entweder durch Gottes Gnade oder einen unverdienten Schicksalseinfluss in den Genuss der plötzlich in Frage stehenden Beziehung gekommen zu sein.

Gleichzeitig ist Eifersucht aber auch ein beinahe sicherer Schritt, auch noch den Rest Vertrauen zu zerstören, aus einem gelassenen Gesicht und einer entspannten Haltung etwas Verkniffenes und Verkrampftes zu machen. Liebenswertes zu verzerren, Trost zu versagen.

Viele haben entweder die Erfahrung gemacht, mit Eifersucht jemanden vertrieben zu haben, oder aber sind selbst als Ziel derselben vertrieben worden. Sobald Eifersucht am Horizont auftaucht, ist daher höchste Besorgnis angebracht.

Richtig dumm ist jedoch, dass beinahe jedes gängige Instrument zur Bekämpfung der Eifersucht die gleiche Wirkung hat wie die E. selbst.
Es mag beruhigen, einen Schreibtisch, eine Jacke, eine Brieftasche zu durchsuchen. Aber es macht nicht, dass man sich besser fühlt, im Gegenteil. Zusätzlich zu dem eh schon angeschlagenen Ego muss man sich nun vielleicht noch vorwerfen, misstrauisch, paranoid und all so was zu sein- mal abgesehen davon, dass man vielleicht auch noch dabei erwischt wird und dann ganz blöd da steht.

Und was tut man, wenn man was findet? Tatsächlich eine Hotelrechnung aus Sonstwo-Hausen am Meer? Wenn doch offiziell in der Zeit die Gattin oder der Amtlich Zugewiesene auf einem Kongress in Langeweile-City weilte?
Einen Liebesbrief? Eine Kreditkartenrechnung mit einem inkriminierenden Abrechnungsposten? Die Präsentation der Beweise hat den Nachteil, dass man sein eigenes kontrollfreakiges Verhalten sozusagen ans Tageslicht befördert.


Eine Scheißsituation, alles in allem.

Falls man nichts findet, gilt das gleiche wie für Verschwörungen: Je weniger Beweise deutlich ans Tageslicht kommen, desto mehr beweist sich dadurch, dass die Verschwörung oder Affäre ganz besonders gut versteckt wurde, eben weil nichts zu finden ist.

Der Weg über diese Schiene ist somit nicht sehr empfehlenswert.

Noch beschissener: Über Beweise stolpern, ohne vorher einen Verdacht gehabt zu haben…da würde ich aber zu spontanem Verhalten raten. Einfach mal ins Blaue rein explodieren. Das befreit vermutlich ganz beträchtlich.

Aber die Situation? Ist auch Scheiße.

Ich hab es weiland vor Jahren mal anders versucht- wobei an der Tatsache, dass da wirklich jemand anderes war (und das noch dazu für längere Zeit) nichts zu deuten war.
Ich hab konfrontiert. Damit, dass ich offen gemacht hab, wie sehr es mich verletzt und kränkt, dass intime Details meiner Beziehung plötzlich gemeinschaftliches Wissen zwischen Mr X und seiner „besten Freundin“ waren. Dass ich Thema ihrer Gespräche war. Dass soviel Zeit von der Familie abgezogen und dieser Person gewidmet wurde.
Woraufhin sich eine wirklich massive Krise entwickelte (wo ich vorher schon annahm, dass wir eine solche hatten. Falsch gedacht.)

Ebenfalls eine Scheißsituation.

Denn zusätzlich zu dem ohnehin angeschlagenen Gesamtzustand der Beziehung und ihrer Protagonisten kam dann noch der Einfluss chronischen Schlafmangels durch nächtelange Diskussionen mit ins Spiel.

Da mein Jetzt-Ex sein unbestreitbares rhetorisches Talent in der Folge dazu nutzte, mich mundtot zu machen (und dazu gehört einiges…) kamen wir auf diesem Weg nicht wirklich weiter.

Besser wurde es erst, als ich mich ehrlich gefragt habe, ob ich das so weiter haben will oder nicht. Was ich benötige, um mich wohl und sicher und gut aufgehoben zu fühlen.
Die Antwort war: Kontrolle über mein Leben zurückgewinnen. Mich nicht mehr wie eine Marionette vorführen zu lassen, und zur Verfügung zu stehen, wenn jemand anderes gerade Zeit und Lust hat. Es hat mich endlose Nächte gekostet, Nächte, in denen ich vor Zorn und Angst und Trauer und Verzweiflung nicht geschlafen habe. Und natürlich auch vor Eifersucht, denn der Corpus Delicti war natürlich nicht zu Hause, sondern bei der Frau Gefährtin.


Ich hab ihm dann ein klassisches Ultimatum gestellt: Sie oder ich.


Was angeblich Erpressung ist- in Wirklichkeit jedoch nicht.

Denn natürlich habe ich ihm damit gedroht, auf mich verzichten zu müssen, wenn er weiterhin mit dieser Dame den für mich zu engen Kontakt pflegt. Und dass für mich zu meiner Ehe gehört, sie mit einem Menschen zu führen, und nicht mit einem Paar.

Damit habe ich ihm jedoch nicht mit einem empfindlichen Übel oder einem schweren Nachteil gedroht, sondern lediglich klar gestellt, unter welchen Umständen ich bereit bin, eine Beziehung zu ihm weiter in Erwägung zu ziehen.

Und es ging mir nur noch um mich.

Er hat nicht wirklich geglaubt, dass ich gehe, wenn er die Sache nicht beendet.

Ich bin aber gegangen.

Ohne auch nur einmal den Schreibtisch durchsucht zu haben, oder am Telefon gelauscht, oder sonst etwas in Richtung Überwachung unternommen zu haben- aber herrje, war das schwer, sich da zu beherrschen. Echt jetzt.

Ich würds mir nie wieder gefallen lassen, mich so lang zum Affen machen, so sehr jemanden meine Person unterspülen lassen.

Man kann jederzeit gehen, und das würde ich in so einer Situation auch jedem und jeder Betroffenen raten.

Und vorher? Wenn nur ein Verdacht, ein ominöses Gefühl, eine Unsicherheit da ist? Das Gespenst Eifersucht noch weit weg zu sein scheint, aber schon in die eigene Richtung schielt?

Rausgehen. Kontakte pflegen. Kein eigenes Fremdgehen, das macht es nicht besser. Sich ein Leben aufbauen, das nicht nur im Fall der Fälle ganz toll ist im Hinblick auf eine Art soziales Netz- sondern das einen fordert, das einen beschäftigt und mit anderen Perspektiven versorgt. Im besten Fall machts einen interessanter, im schlimmsten Fall hat man Telefonnummern, die man auch morgens um drei anrufen kann.

Durch alles andere muss man durch, leider.



In diesem Sinne…


Lily.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ich kann jedes Wort unterschreiben.
Ich frage mich nur, ob die Trauer über die gescheiterte Liebe irgendwann weniger wird.
Das ist es, was mich am meisten beschaftigt...

Anonym hat gesagt…

Ich finde, Eifersucht ist durchaus etwas, wozu man stehen kann. Was ist verkehrt daran, in einer Beziehung dafür zu sorgen, dass es einem selbst gut geht? Manchmal hilft eben nur ein Ultimatum.

Lily hat gesagt…

Irgendwann legt sich die Trauer. Versprochen. Das dauert nur, und unter Umständen recht lange.

UNd: Es ist überhaupt nichts verkehrt dran, dafür zu sorgen, dass es einem selbst gutgeht. Im Gegenteil, es ist verkehrt, das nicht zu tun.

:-)

L