Dienstag, 16. Juni 2009

„Das war mein Widerspruchsgeist,“ sagte die kleine Prinzessin.

„… und ich habe einen sehr starken Widerspruchsgeist“.

So oder so ähnlich erzählt es Michael Ende über die Prinzessin Li Si, die in seiner Jim-Knopf-Geschichte vorkommt.
Damit erklärt sie, warum sie weggelaufen ist und in der Folge von der Drachin Frau Malzahn (Mahlzahn?) geschnappt und in Kummerland gefangen gehalten wurde.
Wie alle Leute, die die Wilde 13 kennen, wissen, wäre auch Jim K. beinahe Opfer dieser finsteren, beschuppten Dame geworden, wenn die Piraten nur richtig schreiben gelernt hätten.

Li Si ist meine heimliche Heldin. Ich mag den Gedanken an ein dünnes kleines Mädchen, das sich nicht unterkriegen lässt und im Grunde hart ist wie Federstahl.
Denn bei allem Elend, das sie sieht und unter dem sie auch selbst leidet, trotz aller Schläge und des Angekettetseins an ihre steinerne Schulbank, lässt sie sich nicht beirren, weint nicht, hält durch, keeps smiling.

Im wirklichen Leben ist Widerspruchsgeist etwas Tückisches, wenn er das ist, was er bei Li Si war: Rebellion um des Rebellierens willen, und nicht der Sache zuliebe.
Denn so klug sie sich in der Gefangenschaft bei der Drachin verhält, so kindisch, dumm und trotzig war es von ihr, wegzulaufen und sich in Gefahr zu begeben. Dabei hat sie es doch so gut gehabt bei ihrem Vater, dem Kaiser von China. Und dann läuft sie weg, weil sie sich über ihre Gouvernante ein bisschen geärgert hat und weil sie trotzig sein WILL.

Ich glaube inzwischen, dass man ein vorgegebenes Maß an Rebellion in sich hat.

Eines, das raus will, und raus kommt. So oder so.

Und wenn man nicht an den richtigen Stellen protestiert und die Hebel ansetzt, dann bricht der Widerspruchsgeist sich seine Bahn. Egal, wie schädlich die Wirkung ist, egal, wie vernünftig es wäre, anders zu handeln, egal, was Intelligenz sonst von uns verlangt.
Dann gnade uns WerAuchImmer.

1 Kommentar:

nicole hat gesagt…

wer hat das nicht schon erlebt...und es passiert immer wieder ;o)