Samstag, 4. Juli 2009

Einzug

Tja. Meine Adresse ist nun seit beinahe drei Jahren unverändert, was chez Lily schon als "länger" gelten kann. Das kürzeste Intermezzo hat die Wohnung direkt nach der Trennung von meinem Exmann gesehen, das waren knapp zwei Jahre. Eigentlich bin ich nicht nomadisch veranlagt, allein schon, weil ein Umzug so fiese Kollateralschäden mit sich bringen kann (und wird, wenn man Lily heißt). Außerdem ist sowas immer teurer als veranschlagt, es helfen immer weniger Leute, als zugesagt haben und man braucht immer mehr Kisten, als man für menschenmöglich halten würde. Problematisch sind immer die Räume mit kleinteiligem Inhalt (Küchen...) und die in großer Stückzahl anfallenden Schüttgüter, wie Bücher zum Beispiel. Da ich eine große und mir sehr liebe Familie habe, die zur Gänze handwerklich geschickt, erheblich organisierter als ich und durch Babysitting und Ohren-Leihen bestechbar ist, müssen die armen Schweine immer ran, wenn hier mal wieder ein Umzug ansteht.
Die letzte Wohnung, die vor dieser hier, wollte ich aber eigentlich nie wieder verlassen, weil sie unpraktisch, schlecht zu heizen und schwer zu pflegen war, aber dafür schön.
Aber dann wurde sie erst teuer und dann abgerissen. Sehr dumm.
Nachdem ich mir eine billige, schöne, leider im Souterrain liegende neue Wohnung gesucht hatte [burgähnliche Wände, die obligatorisch reizvolle, aber skurrile (und vermutlich unpraktische) Aufteilung, Schießschartenfenster] um mein weiteres Leben darin zu verbringen, sorgte eine Großbaustelle im Verein mit dem hierorten eher wasserhaltigen Untergrund für ein sehr dummes Gesicht der Vermieter bei der Schlüsselübergabe.
Hatte doch ein Starkregen in krimineller Zusammenarbeit mit ein paar unzureichenden Baugrubenpumpen dafür gesorgt, dass die Wohnung leider knietief unter Wasser stand. Zum Glück vor dem Einzug...
Das allein war schon doof, noch dööfer (das ist ein Wort, ganz bestimmt!) war, dass die alte Wohnung sich in einem ordnungsgemäß gekündigten Zustand befand.
Den Laren und Penaten (so eine Art alte, römische Hausratversicherung, für die, die die Jungs nicht kennen) sei Dank dafür, dass ich mir einen Vermieter mit mehr als einer Wohnung ausgesucht hatte.
Hurra, und nochmal hurra- denn das hat sich, alles in allem, als eher segensreich erwiesen. Zwar war die Ausweichwohnung teurer, aber auch größer, erheblich neuer und komfortabler. Die Fenster in der Küche allein haben mehr Fläche als die in der ganzen anderen Wohnung zusammen gehabt hätten.
Meine handwerklichen Fähigkeiten wurden auch gefordert, und ich lernte, Laminat zu verlegen. Dafür hab ich mir eine schöne Stichsäge gekauft, eine Werkbank, und, quasi in Tateinheit, mir zusätzlich die erste massive Krise in der damals aktuellen Beziehung eingehandelt.
Nichts lässt die Charaktere der Menschen mehr hervortreten als die Aussicht auf Dübeln, Anstreichen und größere Mengen zu verlegenden Fußbodens.
In den Monaten vor dem Umzug hatte sich bereits meine Spülmaschine dankend verabschiedet, die nie ein Beispiel für zuverlässige, frauenwunscherfüllende deutsche Wertarbeit gewesen war, und sich nunmehr, wie viele andere Dinge, bei dem Riesenberg an Sperrmüll befand, der zwei, drei Tage nach meinem Auszug vor dem alten Wohnhaus stand.
Diese Aktion muss noch kurz um die Schilderung eines brillanten Stücks Arbeitsvermeidung bereichert werden: Als der Ausräum- und auf-die-Straße-schlepp-Trupp sich in meinem Keller einfand, stand da nicht nur das Gerümpel, welches ich in den sechs Jahren dort angesammelt hatte (nicht so sehr viel, war ein gruseliger Keller)- nein. Die Nachbarn von oben, die mit den sechs Kindern, hatten ihren Müll (eine halbe Wohnungseinrichtung) einfach mal dazu gestellt.
Ein freundliches Angebot kostenlos zu erlangender Fitness... Aber auch ich war nicht blöd, und ihr Keller nicht abgeschlossen.
Fairerweise haben wir meinen Schrott tatsächlich an die Straße gestellt. Und danach meine Kellertür mit einem neuen Schloss gesichert.
So, und jetzt hab ich euch genug gelangweilt, um zum Kern der Sache zu kommen: Letzte Woche hab ich eine neue Spülmaschine erworben. Naja, neu ist nicht ganz richtig, der Elektroriese Eb*y hatte eine günstige und eher bejahrte Maschine für mich.
Der beste Sohn von allen hat mich begleitet (dem Klapsenschaffner sei Dank, der mich so lang getreten hat, bis ich nicht mehr davon fantasiert habe, die Maschine alleine nach Haus zu bringen), und es hat sich gezeigt, dass es sich allein schon lohnt, Kinder gut zu ernähren, damit sie einem im Alter die Spülmaschinen aus dem zweiten Stock eines engen Altbaus schleppen. Es waren auch nur 40 Grad im Schatten, den es nicht gab, und nur ungefähr 80 % relative Luftfeuchte, was derzeit als kühl und trocken gelten kann.
Am Mittwoch nun hab ich versucht, die Maschine anzuschließen. Da kenn ich gar nichts und keine Verwandten, was muss, das muss.
Leider hab ich sowas noch nie gemacht. Leider steht meine gesamte Restküche auf Stücken alter Arbeitsplatte, da ich ein bisschen zu groß bin, um eine Standardküchenhöhe bequem zu finden. Das letzte Stück Arbeitsplatte hat jedoch schon vor Monaten einen Platz auf der Müllhalde gefunden.
Außerdem hab ich keine Zähne, und es ist heiß.
Und überhaupt.
Das mit dem Wasserzulauf hab ich hingekriegt. Das mit dem Ablauf hat mir Probleme gemacht- denn da ist zwar ein weiterer Anschlussdings am Siphon, aber irgendwie kam es mir komisch vor, den Ablaufschlauch einfach nur da hineinzustecken... musste aber richtig sein, weil anders gings einfach nicht (war nicht richtig. Das hat mir der Kaffeerest gezeigt, den ich wenig später in die Spüle gekippt habe).
Trotzdem lief das Ding leider nicht. Die Maschine pumpte und pumpte und wollte dann Wasser ziehen- aber da kam nix.
Zusätzlich war es heiß. So heiß, dass mir mehrmals die Brille einfach von der Nase gerutscht ist, salziger Schweiß mir in die Augen lief und ich nach zwei Versuchen nicht mehr wusste, in welche Richtung man Überwurfmuttern auf Wasseranschlüsse aufschraubt.
Und hab ich schon erwähnt, dass ich keine Geduld habe? Und ohne Brille blind bin wie ein Maulwurf? Und ungeduldig bin? Plus reizbar durch Hitze?

Und Zähne hab ich auch nicht.

Also musste wieder mein Kind ran.

Zum Glück hab ich nicht soviel Kohle, dass er studieren kann nach Herzenslust, nein, er muss nebenbei arbeiten, und da hat er so einiges gelernt.

Jedenfalls war klar, irgendwas mit dem Aquastopp-Dings war nicht in Ordnung, und eine Anfrage beim Kundendienst für Leute, die alles selbst machen (aka. Google) ergab eine mögliche Fehlerquelle.
Kleiner Bruder Nummer eins hatte noch ein Stück Arbeitsplatte, und ein paar Plastikteile für die Anbringung des Ablaufschlauchs.
Gestern dann war es soweit.








Gutes Werkzeug ist alles.





Willige Helfer auch.

Und nur anderthalb Stunden später steht sie da, meine neue alte Spülmaschine.
Und sie funktioniert.

Der langen Rede eher kurzer Sinn: Zum endgültigen Einzug hier fehlt nicht mehr viel. Und das schon nach drei Jahren!

Einen schönen Samstag wünscht euch



Lily

7 Kommentare:

Georg hat gesagt…

Klasse. Das hast Du super gemacht. Ich hätte ja nicht die Geduld gehabt. Bei den derzeitigen Temperaturen bleibe ich lieber im Haus. Das Ding hätte bei mir wohl flügel bekommen (ich hätte es rausgeworfen).

Toll geschrieben, tolle Bilder.Und echt geile Stichsäge. Ich sehe wir haben das gleiche Blut. So macht das Lesen echt spaß...

Lily hat gesagt…

Ich suche immer noch ein Thema, mithilfe dessen ich meine Oberfräse endlich mal ins Spiel oder ins Bild bringen kann.
Oder die geile Wasserwaage vom Werkzeugretailer Aldi. Die ich leider immer noch nicht benutzt habe, um das Bild aufzuhängen, welches mir vor Monaten von der Schlafzimmerwand gefallen ist. Nicht, weil da Halligalli im Schlafzimmer war, sondern weil das schwere Bild an zwei dünnen Nägeln aufgehängt war. Da ich grad so schön dabei bin, könnte ich natürlich auch mal versuchen, die letzte noch fehlende Tür an meiner Küche anzubringen. Leider haben die Katzen die an den Schrank geklebte Schräubchentüte versteckt. Ich muss mal unter der Küchenzeile nachschauen.
Lerne Ordnung, liebe sie, sie erspart dir Zeit und Müh.
Oder: Chaoten beherrschen das Chaos. Ordentliche Menschen machen schlechte Reime.

Paula hat gesagt…

Herzlichen Glückwunsch! Ich träume schon seit 20 Jahren von einer Spülmaschine, bisher wurde das nichts, da zu dem Zweck unsere gesamte Miniküche umgebaut werden müsste. "Make your sink shine" fällt dann ja wohl weg und man kann sofort mit dem Aufräumen anfangen...

Time hat gesagt…

Herzlichen Glückwunsch zur neuen Spülmaschine!
Mit den willigen Helfern meintest du ja wohl nicht Deine Pelztiere, oder? Katzen lehnen es grundsätzlich ab, sich in irgendeiner Form nützlich zu machen - es ist einfach unter ihrer Würde - aber sie entspannen sich gerne und besonders gut in Gegenwart schwer arbeitender Menschen.

Georg hat gesagt…

Oberfrä was?
Zeig doch bitte mal ein Bild ;-)

Meise hat gesagt…

Ich erstarre in Ehrfurcht!

Marion hat gesagt…

Herzlichen Glückwunsch zur neuen alten (und vor allem unentbehrlichen) Haushaltshilfe.

Aber heißt es nicht: Ein Genie beherrscht das Chaos? ;-)