Mittwoch, 1. Juli 2009

In Dublin’s fair city...




Bei Laurie konnte ich heut morgen mein (eher schwach ausgeprägtes) Fernweh ein bisschen spazieren führen, denn sie war in Dublin.

Insgesamt bin ich nicht weit herum gekommen, abgesehen von Irland vor 10 Jahren war da Spanien im Jahr 2000 (Andalusien), Frankreich (zweimal, einmal davon seulement Paris), und der obligatorische ein oder andere Trip nach Holland, was in dieser Gegend hier eher nahe liegend ist. Ach ja, und ein eher erschreckendes, aber zum Glück kurzes Erlebnis in Tschechien war auch dabei, am Vorabend der Aufnahme dieses Landes in die EU.

Mein damaliger Lebensabschnittsbegleiter und ich hatten ein paar Tage in der Sächsischen Schweiz verbracht, und wollten vor der Heimreise noch kurz nach Tschechien hinein, billige Zigaretten kaufen und einfach mal schauen, wie es da so ist.

Nach dem Aufenthalt in Sebnitz (wunderschönes Hotel in wunderschöner Stadt, nebenbei) fuhren wir also über die Grenze gen -hier richtige Himmelsrichtung einfügen- und betraten eine Art Basar. Lauter Fertighäuschen und Containergebäude, voller Billigware und schriller Auslagen, und voller Menschen, die Riesenplastiktüten mit Zeugs in ihre Autos schleppten. Nicht sehr idyllisch (keine Ahnung, was ich erwartet hatte, aber das wohl eher nicht), also beschlossen wir, weiter zu fahren und genossen eine Weile die schöne Landschaft. Jede Menge Grünzeug, Wälder und so, und ich hatte mich grad entschieden, es sehr idyllisch zu finden, als wir den Ort erreichten. Ich hab keine Ahnung, wie das Dörfchen hieß- aber der erste Eindruck war, dass die Leute dort in Konstruktionen aus Sperrmüll und Spucke lebten, das ganze garniert mit Schmutz. Nun ja. Westeuropäischen Städtebauimperialismus mal beiseite, die Sonne schien und der erste Hinweis auf Prag war bereits auf den Hinweisschildern erschienen, so dass wir nicht zögerten, uns den Weg um staubige Hühner, dreibeinige Hunde und die schmutzigsten Kinder, die ich je in freier Wildbahn gesehen hatte, zu suchen und Onward! Upward! Immer vorwärts durch den Ort schlichen.

Wie so oft im Leben landeten wir - an einem Feldweg. Es schien nicht weiter zu gehen, also klar zur Wende in drei Zügen und zurück ging die Fahrt.

Kurze Zeit später erreichten wir dann auch erneut den Ortskern, und hatten gerade überlegt, einen der (für meine Augen) finsteren Gestalten, die an der ein oder anderen Hütte lehnten, nach dem Weg zu fragen (über die sprachliche Seite hab ich mir wohl keine Gedanken gemacht- merkwürdig).

Da öffnete sich ein Stück weiter eine Tür, und eine Frau schoss heraus, sichtlich jung (unter zwanzig), nicht unbedingt für einen öffentlichen Auftritt gekleidet, und höchst schwanger.

Und dann kam das 1000-Meter-Pantoffelrennen in der Hausfrauenklasse, als nämlich das Mädchen Fahrt aufnahm (in unsere Richtung), und ganz entschieden Tempo gewann- immer verfolgt vom Gatten (bzw. einem Mann, älter, in ungeklärter verwandtschaftlicher Beziehung zu ihr), der ihr mit einem Besenstiel in der Hand und wilde Verwünschungen ausstoßend folgte.

Völlig ungerührt beobachtet von den Männern, die da an allerlei Gehütte herum standen.

(Zu deren Ehrenrettung muss man sagen, dass sie sie auch nicht eingefangen haben.)
Hühner, Hunde und Kinder machten Platz, wenn auch eher gelangweilt.

Und zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich nicht eingegriffen habe. Statt dessen hab ich nur gezischt: „Gib Gas- und wenn du hier anhältst, sprech ich nie wieder ein Wort mit dir. Nie wieder, hörst du?!“ Der letzte Satz ging schon im Aufheulen des Motors unter. Wenn er will, und der Fahrer will, kann so ein Zafira ganz schön aus den Hufen kommen.

Danach sind wir dann, in stillschweigendem Einverständnis, über die Grenze zurück nach Deutschland und Richtung Heimat gefahren.

Nach Prag möchte ich aber trotzdem irgendwann.

Und Dublin? Das wird eine andere Geschichte.



2 Kommentare:

Falcon hat gesagt…

Prag? Schöne Stadt, auch wenn ich sie noch zu Ostblockzeiten erlebt habe. Diese an der Straße aufgereihten Marktstände sind aber auch wirklich gruselig; ich glaube, am Besten ist es, mit Bahn oder Flugzeug in die tschechische Hauptstadt zu reisen.
Und ja, Dublin. Gaaanz wunder Punkt. Das letzte Mal war ich vor 15 Jahren da und es zieht mich mittlerweile doch wieder massivst dorthin (wie auch ins übrige Irland).
Meine einzige Sorge ist, dass Dank der EU zwischenzeitlich viel vom irischen Charme verloren gegangen ist.

Lily hat gesagt…

Also, wenn ich die Fotos in Lauries Post richtig interpretiere, dann ist tatsächlich ein Sanierungsbesen über Dublin hinweggegangen. Ich hatte mehr shabby chic in Erinnerung, und etwas weniger "Unser Dorf soll schöner werden".
Aber ich möchte auch noch mal wieder hin, auf jeden Fall. Noch mal Erdnüsschen im St Steven's Green essen, und noch mal auf einer riesigen Kreuzung mitten im Linksverkehr als Rechtsabbieger falsch abbiegen. Mitten in den Gegenverkehr. Derzeit sind Flüge nach Irland oft ziemlich günstig. Wir haben damals noch ein Vermögen gezahlt. Die ganze Reise hat ein solches gekostet. Aber wir wollten es nicht anders ;-)