So traurig ich auch bin, so froh bin ich gleichzeitig, dass diese Zwischenzeit ein Ende hat. Denn wir haben im Prinzip von Raphaels Geburt an gewusst, dass er nicht lange bei uns sein würde, dafür waren seine gesundheitlichen Probleme einfach zu ernst. Dabei zu stehen und zu warten war übel. Und zu erleben, wie die Dinge ihren Lauf nahmen, konnte einem das Herz umdrehen- die Prognose war von Anfang an infaust und trotzdem flammte immer wieder so etwas wie Hoffnung auf. Wie zum Beispiel als er anfing, selbst zu atmen- nicht nur seine Mutter hatte Probleme, diese Tatsache mit dem, was die Ärzte prognostiziert hatten, in Einklang zu bringen. Ich weiß, was eine EEG-Nulllinie ist, und er hatte sie in jedem einzelnen EEG, das geschrieben wurde- und trotzdem konnte er seit dem Wochenende schlucken.
Die Hoffnungen waren nicht nur unbegründet, sie hatten auch gleichzeitig schlimme Bilder im Gepäck- die von einem Erwachsenen, seit Geburt beatmet, der irgendwo in einer Pflegeeinrichtung liegt und nicht in dieser Welt ist, aber auch in keiner anderen. Das ist eine Horrorvision für mich. Auch und vor allem, weil so ein Bild automatisch bedeutet, dass auch seine Eltern in dieser Zwischenwelt gefangen sind.
Und das hat einfach niemand verdient.
Die Trauer um dieses verlorene Leben umfasst keine Erinnerungen an ein lebendes, lachendes, spielendes Kind, sondern den Abschied von Plänen, Wünschen und dem, was hätte sein können. Aber sie bedeutet auch, dass die anderen Leben, rings um den Kleinen, nicht auf ewig in dieser Zwischenzeit gebunden sind.
Und dafür können wir dankbar sein.
Mittwoch, 7. Mai 2014
Zwischenzeit
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1 Kommentar:
So traurig, wenn ein kleines Leben schon zuende ist, bevor es überhaupt angefangen hat. Aber er hatte nun wirklich keine Chance, besser so. Mein Mitgefühl!
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