Mittwoch, 4. März 2015

Noch was Neues.

Ein Kratzbaum muss her, wenn man Katzen bei sich wohnen lässt. Gibt man ihnen keinen, kratzen sie am Sofa. Gibt man ihnen einen, tun sie das auch, aber hoffentlich nicht so oft.
Kratzbaumanforderung Nummer eins hier chez Lily ist Stabilität. Die wurde vorgelebt von dem Baum, der jetzt im Müllmobil wohnt, weil er auf dem Weg ist zur städtischen Deponie. Der hat die meistens vier, inzwischen nur noch drei Fellmonster insgesamt 6 Jahre überlebt.
Man kann seinen Zustand gestern aber nur noch als "durch" bezeichnen. "Durch" mit Katzenhaardeko.
Der Traumbaum steht im örtlichen Katzenzubehörhandel, und kostet schlappe 300 €, was mir zuviel war, also musste wieder das online-Versandhaus herhalten, wo man einen für hundert kriegen konnte. Hundert Euronen, nicht hundert Katzen. So einen hab ich bestellt und gestern erhalten. Einige Flüche, Rückenschmerzanwandlungen und andere Kraftakte sowie drei Stunden Schraubarbeiten später steht er, in katzenhaargrau, und wackelt. Ein bisschen Wackeln ist normal, aber dieses Wackeln zeigt mir: Der hält keine sechs Jahre. Wenn ich Glück habe, hält er eines. Die Stämme sind selbst für das kleine Puscheltier zu niedrig, sie macht sich gern lang und streckt sich beim Krallenwetzen- da braucht sie mehr als 60 cm hohe Papprollen-mit-bisschen-Seil-drum. Schlechte Bäume, so auch dieser, haben oben und unten an den Kratzstämmen Plastikplüschabdeckungen, die nicht etwa nur die obere Kante verdecken, sondern tatsächlich alles sind, was oben und unten am Stamm zwischen einem Satz scharfer Krallen und einer billigen Pappröhre sitzt. Sämtliche Bretter, auf denen das Gekatze lagern soll, sind zu klein für Paul und Karl, und der Brüller ist die Kuschelmulde. Traditionsgemäß ist das ein Ring mit darüber gespanntem Stoff, in denen es sich die Pelznasen bequem machen sollen. Beim alten Baum war das ein ovales Holzbrett, am stumpfen Ende des Ovals mit rundem Ausschnitt versehen, 18 mm dick und mit Stoff überzogen. Durch das obere Ende des Ovals wird die Schraube in den Stamm geschraubt.
Der neue hat zwei solcher Teile, aus Metall. Die biegen sich schon so, dass Paul beinahe rausfällt. Mal gespannt, wann er das tatsächlich tut. Vielleicht sollte ich einfach die zwei Mulden ineinanderlegen und mit einer Schraube befestigen, vielleicht hält sie dann.
Den Stoff musste ich bei dem alten Baum auch einmal erneuern, weil die Krallen natürlich ihr Zerstörungswerk vollführten, ungeachtet meiner innigen Bitten. Auch habe ich einen neuen Stamm zwischendurch nachgerüstet, weil der alte beschädigt war und das Gekatze mittlerweile am Papp-Innenleben kratzte (und mir die Wohnung mit Papp-Fetzchen vollmüllte).
Leider war das nicht nur mein bisher einziges negatives Erlebnis beim großen Internet-Versandhaus, sondern auch noch ein ziemlich teurer Spaß. Und dann hielt das Ersatzrohr nicht mal anderthalb Jahre durch.
Ab sofort spare ich für einen richtig guten neuen Baum. Einen selbst konzipierten, für vermutlich viel Geld, der dann aber sowohl zwölf-Kilo-Schlafnase als auch sehr scharfkrallige Zwerg-Puschel verträgt. Und schön aussieht. Und leicht sauberzuhalten ist.
Noch was?
Ach ja: Bei dem frisch gefundenen Kratzbaum-Wunderland sollte bis dahin jemand eine Preisliste erstellt haben. Wenn man so gar keine Vorstellung davon hat, was die Prachtstücke kosten, dann schreckt das eher ab.


6 Kommentare:

Frau Vau hat gesagt…

Wir hatten früher einen selbst gebauten Kratzbaum in der Wohnung, der hat mindestens 15 Jahre überlebt (und dann flog er nur raus, weil meine Eltern umgezogen sind). Besorg dir einfach einen richtigen Baum vom Förster, die Höhe knapp weniger als deine Deckenhöhe. Wird fest verschraubt auf Spanplatten, diese dann an der Decke befestigen (wenn möglich auch am Boden, ist meistens aber nicht so beliebt bei Vermietern... *g*). Wenn Seitenäste da sind, kann man ja auch ein bissel seitlich an der Wand stabilisieren (unser Baum stand direkt an der Treppe an Stelle eines Geländers). Rinde sollte natürlich abgehobelt sein. Und unten um den Stamm und teilweise auch an den Seitenästen wickelst du einfach dickes Sisalseil (= Wäscheleine). Enden mit Nägeln oder Schrauben sichern. Damit das Teil auch wirklich gern genutzt wird dann ein paar Tropfen Baldrian drauf. Das Seil kann man alle paar Monate je nach Zustand tauschen.
Wenn du den passenden Baum hast, kann dann natürlich auch mit Hilfe von Spanplatten alles Mögliche an Schlaf- oder Sitzplätzen installiert werden. Teppichreste drauf kleben oder ein Körbchen festschrauben. Unschlagbar billig und sieht um Längen besser aus als alles Gekaufte ;) Vielleicht wäre das ja eine machbare Idee für dich!

Lily hat gesagt…

Liebste Frau Vau, die Idee spukt auch schon lang in meinem Hirn... ich hab nur überhaupt kein Werkzeug mehr für sowas. Und keinen Keller... sowie einen krassen Mangel an Bauerfahrung. Mal sehen, vielleicht findet sich ja jemand, der mithilft.
Seufz.

Frau Vau hat gesagt…

Ja, gutes Werkzeug sollte frau schon haben.. ;)
Irgendwann komm ich vielleicht ja mal wirklich mit meiner Bohrmaschine vorbei und dann bauen wir das Ding zusammen!

Paterfelis hat gesagt…

Ja, so ein richtiger Kratzbaum aus dicken Ästen ist hier auch der Traum aller Wohnungsinsassen. Wer weiß, irgendwann mal... Veröffentliche mal eine Bauanleitung, wenn du damit fertig bist. Wir warten. :-D

Paula hat gesagt…

Wie wär's mit einem richtigen Stück Baum aus dem Wald, mit einer Verzweigung und einem Ast daran? Vom Boden bis zur Decke? Der duftet wenigstens nach Natur und wäre für die Katzen bestimmt viel reizvoller als so ein Kunstding. Think Big.

Lily hat gesagt…

Ich hab mich mal ein bisschen schlau gemacht, bei Leuten, deren Katzenhaltertum noch älter ist als ich...
Also. Ein Kratzbaum mit Rinde macht wohl entschieden Dreck. Außerdem besteht die Wahrscheinlichkeit, dass Insekten (von der Käferlarve bis zum Holzwurm) eingeschleppt werden. Ein entrindeter Stamm hingegen pflegt früher oder später zu reißen, weil er eben nicht, wie Bretter, entsprechend verarbeitet wird... Am besten und dreckärmsten sind wohl spezielle Pappröhren mit mindestens 0,8 cm Randdicke, deren Sisalauflage geschraubt und vernutet ist und nicht getackert oder geleimt. Eine entsprechende Randdicke der Röhre vorausgesetzt, kann Sisalseil erneut draufgespult werden, wenn nötig. Lauter Dinge, von denen ich nix wusste und die man dann doch eher mit einem Aha?! zur Kenntnis nimmt...