Ach, die unendliche Badezimmergeschichte... Gestern habe ich das erste Mal Beton verarbeitet. Und das kam so:
Dieses neue, aus dem Zusammenwirken vieler Kräfte entstehende Eltern-Bad ist als barrierefreier Raum geplant. Hierzu gehört eine Reihe von Dingen. Unter anderem soll die Dusche mit einem Rollstuhl befahrbar sein. Das schließt konventionelle Duschtassen naturgemäß aus, es bleibt nichts als eine relativ ebenerdige Fläche übrig, natürlich mit einem Gefälle, welches erstens minimal und zweitens Richtung Abfluss konstruiert werden soll.
Irgendeiner der hier Beteiligten warf für das Gefälle die Prozentzahl 2 aus. Das wäre alles nicht unser Problem, hätten die Eltern genug Geld, um teure Firmen zu beauftragen. Wir sagen uns aber munter, dass wir zwar allesamt arm, aber nicht doof sind, und denken uns, dass wir das selbst können- großenteils.
Ergo sahen wir uns vor das Problem mit der Konstruktion einer Art eckigen Trichters gestellt, 1 m x 1,30 m groß, mit exzentrischem, rechteckigem Abfluss. Die zwei Prozent Gefälle gelten nur für die lange Kante, die anderen Flächen haben entsprechend stärkere Absenkungen, da, wie gesagt, der Trichter ein exzentrischer ist. Insgesamt soll also der Rand an allen Stellen 2 cm oberhalb der Abflusskante liegen.
Das wird amüsant, wenn man sich überlegt, dass der Abfluss in uraltem, bröckeligem und mit Steinen durchsetztem Beton sitzt, und dass auf den darauf neu aufzutragenden, in Form zu bringenden Beton Fliesen geklebt werden müssen, deren Maße von 30 x 60 cm recht üppig ausfallen und dass Fliesen nicht für ihre Biegsamkeit bekannt sind. Nachdem wir uns am letzten Wochenende schon lautstark über die Details gezankt auseinandergesetzt hatten, waren wir im Sinne des Familienfriedens recht glücklich darüber, dass die Klempnerfirma den Abfluss zu tief gesetzt und deshalb erstmal nachbessern musste, bevor magische Beamtenhände dem Baustoff irgendeine taugliche Form geben mussten.
Gestern also huben Bruder Georg und ich an, nach dem Motto "Wer vor Ort ist, bestimmt", die Dinge in Angriff zu nehmen. Ohne lästige Handwerkerbrüder.
Und was soll ich sagen... Elende Matscherei, das. Aber mithilfe eben jener zitierten magischen Beamtenhändchen, einer Wasserwage und nicht weniger als 150 Kilo Beton haben wir zwei das Kunststück hingekriegt.
Das Ergebnis ist, dass man diese flachen Gefälle kaum wahrnimmt (sollen ja auch nur das Wasser abfließen lassen und nicht den Rollstuhl verselbständigen), und dass ein Richtscheit (oder eine zweckentfremdete Wasserwaage, s.o.) das wichtigste Ding auf der Welt ist, wenn man schöne glatte Flächen zaubern will. Und dass etwas feuchterer Beton sich viel besser verarbeiten lässt als bröckelige Matsche.
Wobei ich soeben eine Whatsapp-Mitteilung vom besten Bruder aller Zeiten bekomme: Ihm ist die halbe Wand entgegengekommen. Und dahinter ist das Bernsteinzimmer.
Wundern würde es mich nicht. Vermutlich hätte Opa mit einzelnen Stücken die Mauern ausgebessert, wenn er es in die Finger gekriegt hätte. So, wie er auch die Küchenwand mit Stücken von Bimsdiele und Holzkeilen irgendwie zum Stehen gekriegt hat. Wer vom Badezimmer aus in diese Wand Löcher bohrt, kriegt als Warnung immer gesagt: Wenn was weißes kommt, hast du die Küchenschränke angebohrt. Kommt was rotes, war es unsere Mutter.
Schönes Wochenende!
Freitag, 31. Juli 2015
Betonwerke
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
2 Kommentare:
Großartig, wie ihr in die Hände spuckt und den Mut zu Betonbau, Fliesenlegen und Klempnerarbeiten habt. Wenn ich daran denke, dass unsere Badverschönerung der bloßen Oberflächenputzbehandlung fast 2 Monate gedauert hat, kann ich mir ungefähr ausmalen, was für eine Aufgabe ihr Euch da vorgenommen habt....
Müssen denn die Eltern solange das Bad der Nachbarn benutzen?
Zum Glück haben die noch ein weiteres Bad im ersten Stock... Alles andere hätte Handwerker erfordert, die den Umbau in wenigen Tagen durchziehen. Und auch das ist eigentlich schon unzumutbar, weil mein Vater ewig braucht, um die Treppe raufzukommen. Wie dem auch sei, die Fliesenarbeiten wird dann doch ein Profi machen, Heizung und Keramik auch. Wir haben das alte Bad abgerissen und den Rohbau vorbereitet, und bis auf Verputz und Spachtelarbeiten sind wir damit fertig. Gestern haben wir die Rigipsplatten gesägt, mit den neuen Lampen versehen und an die Decke geschraubt, morgen schaut sich der Heizungsbauer an, ob der Beton glatt genug ist für die Fußbodenheizung. Rigips spachteln und die restlichen Löcher verputzen machen wir morgen oder wenn der Fußboden fertig ist... Vermutlich letzteres, wir hoffen nämlich, dass die Heizung morgen gelegt werden kann. Drück mal die Daumen.
Kommentar veröffentlichen