Dienstag, 27. September 2016

Ja dann...

Ja dann, sag ich mir, und träume ein bisschen vor mich hin, ja dann muss das wohl so sein. Das Navi schweigt beleidigt, es hat gerade versucht, mich über eine gesperrte Ausfahrt von der Autobahn zu locken. Jetzt steh ich drin, im Stau, nachts um elf.
Vor mir macht ein polnischer LKW Anstalten, mit Anfahrts- und Bremsmanövern seine Ladung abzuschütteln, was zum Glück misslingt. Bei der nächsten Lücke links von mir fahr ich raus, LKW mit PKW hinten drauf sind mir unheimlich. Auf der Spur ganz links bohrt ein Typ in der Nase. Vermutlich hat man ihm gesagt, dass man durch die Fenster seines Daimlers nicht reinschauen kann. Da hat man ihn wohl belogen.
Wenn ich es nicht gerade eilig habe, stört mich nur der Spritverbrauch im Stau. Und heute, dass ich so müde bin. Das Rotlichtgeorgel vor mir hält mich wach, und eine Weile denke ich drüber nach, ob das wohl schmeichelhaft für den Teint ist, so intensiv rotes Licht. Dann wandert mein Gehirn durch die vielen Dinge, die in der letzten Zeit passiert sind, es gab viel Tod und viel Krankheit in den letzten zwei Jahren. An manchen Dingen wächst man, lernt, sich besser zu orientieren im Leben, sich klarer zu werden über das, was gerade passiert. Es fällt mir aber immer noch schwer, die Realität mit ausreichender Aufmerksamkeit zu bedenken. Zu oft geh ich den einen Schritt zur Seite, klinke mich aus und lass um mich herum alles so geschehen, wie andere oder auch das Schicksal das so gestalten. Das ist ein bisschen so, wie auf der Autobahn die Spur nicht zu halten. Irgendwann kommt wer von hinten und scheucht einen mit Hupe und Fernlicht wieder nach rechts, dahin, wo man herkommt. Keine Therapie, keine Grübelei, kein proaktives Handeln oder auch psychoaktives Mittel hat da bisher geholfen. Hirn auf Urlaub, manchmal.
Ja, denke ich- vielleicht muss das dann so sein.


2 Kommentare:

Paula hat gesagt…

Mir hat ja vor ein paar Jahren mal eine Prise Thyroxin geholfen, in der Spur zu bleiben, das brauche ich jetzt nicht mehr. Jetzt ist es das Metformin, was hilft (ja ja, Diabetes II, es ist soweit). Ansonsten nützt nur schwarzer Tee (Ostfriesenmischung,ohne Zucker). Also mein eigener Hormonhaushalt schafft das auch nicht mehr so wie früher mal, was soll's! Solange man nicht völlig neben der Spur ist, muss das eben so sein.

Lily hat gesagt…

Ja, ein hoher Blutzucker macht schläfrig und unzurechnungsfähig für so manches. Ein zu niedriger macht aggressiv/unruhig/albern...