Samstag, 1. März 2008

Treibgut

Unbeantwortete Fragen


Warum sitzen meine Kater so gern in der Badewanne?


Warum holen sie immer den Kalender mit den Katzenbildern von der Wand, aber nie den mit den Müllabfuhrterminen?


Warum funktioniert auch der erneuerte Lichtwarner an meinem Auto nicht? Und warum vergess ich so oft, dass ich das Licht ausmachen muss? Warum zieht mir das verdammte Parklicht alleine (das was anbleibt, wenn der Blinker eingeschaltet ist) schon immer die Batterie leer?


Warum hab ich nur dann Lust, meinen Balkon aufzuräumen, wenn Sturmwarnung gegeben wurde?


Warum bin ich nicht früher draufgekommen, meinen Schreibtisch anders aufzustellen?


Warum stellt man so hirnlose Fragen, an einem Samstagmorgen um halb 10?



***

Ungeliebte Antwort.


Darum. Nur- darum.



Was eine genauso dumme Erwiderung ist wie die, die man als Eltern erschöpfend diskutierfreudiger 4-10-jähriger Kinder gern gibt:

"Weil ich das jetzt so will".

Das hilft nur gegen das Genervtsein. (Aber in manchen Stadien des Elternseins ist es das einzige, was vor einer Flucht in dünn besiedelte, kinderfreie Wüsten bewahrt.)

Eingedenk der Tatsache, dass es lang her ist, dass mein Sohn so jung war, frage ich mich, warum mir das jetzt gerade durch den Kopf schießt.

Die Antwort ist vermutlich "Darum."



Ein weiteres Rätsel:


Robbie Williams, und "Monsoon". Nach den meisten Internetressourcen die ich so finden konnte, singt er:

'so put your hands above the water, oh mushroom, monsoon-comes soon'

Das kann nicht wahr sein, es sei denn, irgendeine Slang-Bedeutung von mushroom ist mir entgangen.

"Oh Pilz"?? Echt? 'Monsoon, monsoon - comes soon' ergibt mehr Sinn. Andererseits hört man deutlich, dass er "mushroom" singt. Zum Mindesten auf "Live in Knebworth", und zwar beim 2. Refrain. Beim dritten bin ich mir nicht sicher.


Habt ihr früher auch am Cassettenrecorder gesessen (die Jüngeren am CD-Player:-) ) und mit Stift und Block in der Hand versucht, die Texte mitzuschreiben? Leider hab ich keine Mitschriften von damals mehr- wenn ich überleg, wie schlecht mein Englisch in der siebten oder achten Klasse war, müssen dabei amüsante Stücke Wortmüll rausgekommen sein.

Die Bänder wurden vom ständigen Zurückspulen auch nicht besser. Und das Band mit Nilssons "Can't live (if living is without you)" hab ich zwischendurch flicken müssen. Uhrmacherwerkzeug, Pinzette, Uhu. Cassettenhülle aufschrauben, Band wieder aufwickeln, verknitterte Teile glätten oder rausschneiden und wieder zusammenkleben. Ging ganz gut, bis auf ein Mal, da hab ich das Band verdreht und die Rückseite lag am Tonkopf an. Erbärmlich.

Und die rasche Betätigung der Aufnahmetaste wenn man Mal Sandocks "Diskothek im WDR" hörte, samstags und mittwochs abends, führte zu jeder Menge Bruchstücke, plus blödem Reingeschwafel vom Moderator.

So besorgte man sich früher die Musik, Kinders! Nix downloads.

Und dann wurde das ganze Zeug weitergegeben, indem man samt "Überspielkabel" bei der Freundin antanzte, und sich das, was man haben wollte, mittels komplizierter technischer Präparation auf die Cassette spielte. Nix High-Speed-Dubbing, das war da noch nicht erfunden. Auf jeden Fall nicht für uns.

War man richtig arm, hatte man kein Überspielkabel. Das erforderte dann den Einsatz eines Mikrofons. Nicht die Variante, mit der man Mücken husten hört, sondern die im Radiorecorder eingebaute Version.

*rauschknackknister* ...Waterloo- finally facing my Waterloo...*knatterhupTürenknall*

Kleine Geschwister wurden geknebelt und in den Bettkasten geräumt, sonst quatschten die dazwischen. Nur gegen Verkehrslärm konnten wir nicht richtig was tun. Sowie gegen hereinplatzende Mütter, die besorgt nachschauten, warum es plötzlich recht still im Kinderzimmer wurde.


Die Top-Ten-Hits konnte man textlich ergründen, in dem man so ein monatlich erscheinendes Heft (ich glaube, es hieß auch "Top") erwarb, und mit roten Ohren und dem Langenscheidt die Übersetzung in die Wege leitete. (Das Internet mit den Texten drin hab ich erst später erfunden.)

War man aber Fan einer Gruppe, die keine Top-Ten-Hits produzierte, oder fand man die Sachen schön, die nicht aus den LPs ausgekoppelt (und somit in den Single-Charts enthalten) waren, blieb einem nichts anderes übrig, als zu Block und Stift Zuflucht zu nehmen. Es sei denn, irgendwer hatte die LP gekauft, und es waren Texte drin abgedruckt. Meine Favoriten waren rot auf grün gedruckte Texte, die Augenkrebs verursachten. Oder weiß auf schwarz. Mit unscharfen Rändern bei den Buchstaben. Lecker.

Später, Ende der siebziger, Anfang der achtziger Jahre, kamen dann Lieder mit deutschen Texten, die verstand man wenigstens. Leider verstand auch meine Mutter die Texte.


Ich zitiere "Witthüser und Westrup":


Nimm einen Joint, mein Freund

Let's spend all Leut Freud, mein Freund

Some people say Hasch makes lasch

But give me the joint....

If you are lying in your Bettgestell

And the horror is your Sleep-Gesell

And you have no Valium under the Kissen

Dann bist du ganz schön in den Arsch gebissen.


Herzerfrischend.


Oder Zupfgeigenhansel (da bin ich mir nicht ganz sicher- da gabs noch andere)


Ein Mönch kam in ein Nonnenkloster, hei-juchhei-

mit einem langen Paternoster

falleri, fallera,

mit einem langen Paternoster, falleri-era.

Und seinem Kling-klang-klonimus, Dominus...


So weit, so schlecht

Und so viel sei verraten: Das war nicht die NDW-Zeit. Sondern die Zeit, in der wir hinter der Turnhalle gekifft haben, oder im SV-Raum. Und der Drogenverbindungslehrer saß dabei, und hats nicht mal gerochen. Womit der im übrigen die Drogen verbinden sollte, ist mir immer unklar geblieben. Was härteres als Kiffen hab ich im übrigen nie gemacht- dafür bin ich zu sehr Kontrollfreak.


Jedenfalls hatte ich da das erste Mal Ärger wegen meiner Musik, und hab dann schnell zu Kopfhörern Zuflucht genommen. Es gab auch die elterliche Prognose, dass Kinder, die zu Franz-Josef Degenhardt gestillt werden, spätestens mit 13 in eine Kommune ziehen (so eine altmodische WG-Art, ihr Lieben). Und mit 17 bauen sie die erste Bombe. Na, da hat Mama aber falsch gelegen. Es sei ihr verziehen.

Mein Sohn hört Metal. Die Feinheiten politisch-radikalen Liedguts sind ihm immer fremd geblieben. Ab und zu spielt er mir was auf meinen mp3-player, damit ich nicht komplett vergreise.

Aber Texte hin oder her: Diese Sorte 'Protest'song war meist grottenschlecht, musikalisch betrachtet...und manchmal sehnte man sich schon nach Musik zum Entspannen und Durchdrehen.

Vermutlich bin ich deshalb heute bei Robbie Williams hängengeblieben, und kann altersgemäßer Unterhaltung nicht so recht was abgewinnen.


So. Draußen schüttelt der Sturm Emma die Büsche durch, hier drin ist gerade ein Katzenkampf ausgebrochen, und Robbie W. singt darüber, dass er was fühlen will. Ein schönes Wochenende euch allen.


Lily

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Hallo Lilly

Das ist ja klasse. o
Ob ihr es glaubt oder nicht, auch damals war ich schon dabei. Ich wurde glaub ich aber nicht im Bettkasten, sondern in der Dusche verstaut. Ich kann mich gut an diese Zeit erinnern. Der Sennheiser und Du...

Ich kann mich gut an Ton Steine Scherben erinnern oder BOTS... Man was bin ich alt...

Ich erinnere mich an Konstantin Wecker und dergleichen gute Dinge. Hach was macht das Spaß. Und Extrabreit. Da dachte ich, ich könnte Mutter Schocken. Aber ich denke Du hast das alles damals schon für mich gemacht ;-)

Ich habe Dich lieb