Donnerstag, 26. März 2009

Brachland

Es ist halb dunkel, und vor mir liegt eine wüste Ebene, übersät mit Steinen, ab und zu einem Gebüsch, und sonst nicht viel.

Der Himmel ist bedeckt, und ein bisschen weiter brennt ein schwaches Feuer in einem Kreis von Zelten, die sich schwach vom Dunkel abheben. Ein paar Menschen gehören in diese Zelte, Menschen, mit denen ich verbunden bin.


Während ich noch zusehe, zerfallen die Menschen in Stücke.


Ich steh am Rand und frag mich, wann mich der Hammer trifft -und hoffe, dass er es nicht tut.

Wenn ich mir die Menschen ansehe, dann hat keiner von ihnen das verdient, was ihm auf diese Weise zustößt.

Ich eigentlich aber um so mehr (wenn ich ehrlich bin)... - waren sie alle nur zur falschen Zeit am falschen Ort?

Hat das, was man Schicksal nennt, gar nichts mit den Verdiensten des Einzelnen zu tun? Vielleicht nur damit, mit welchem Tempo jeder durchs Leben rennt? Damit, wie angreifbar er sich macht, durch Offenheit, Mut zur Veränderung und die Traute, sich neuen Dingen zu stellen?

Damit, dass wir alle nur Beute sind?

Kann man dem Hammer entgehen, indem man entweder niemals still steht, oder indem man sich den Rest seines Lebens nicht mehr aus seiner Höhle rauswagt?


Ich hab keine Ahnung- was mich ebenso erschreckt, denn ich bin schon so alt, dass ich es wissen müsste.


Aber nach all den Jahren bleibt eigentlich nur ein Verdacht: Solange die Hoffnung sich nicht definitiv als verlogene Schlampe herausgestellt hat, sollte man ihr weiter hinterher laufen.

Schließlich stirbt sie zuletzt- und in ihrer Nähe lebt man sicher länger als vergraben irgendwo in seinem persönlichen Loch.

Ich hoffe, die Menschen von denen ich hier rede, wissen, dass sie gemeint sind. Seid sicher, dass ich so gern mehr tun würde, als euch mit Worten abspeisen. Wenn ich könnte, wie ich wollte, würd ich alles gut werden lassen.


So lange das nicht geht, seit euch bitte ebenso sicher, dass mir keiner von euch auf die Nerven fällt. Und sofern es euch hilft, redet, weint oder brüllt rum- vielleicht hält man dadurch das Schicksal, das wilde Tier, ein bisschen länger vom Lager fern.



Lily, aus dem Dunkeln.




1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

„Ich bin. Aber ich habe mich nicht. Darum werden wir erst.“
Ernst Bloch, 1963 (78 Jahre alt)http://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Bloch

Sach ich mir immer und behalte die wesentlichen Fragen an das Leben immer im Hinterkopf, bis sie sich manchmal wie von selbst beantworten.

Beim Schicksal bin ich mir aber ziemlich sicher, dass der alte Germane Thor da seinen Hammer nicht mit im Spiel hat (http://de.wikipedia.org/wiki/Thor). Da glaube ich eher an eine Mischung aus buddhistischem Karma (selber Schuld) und Voluntarismus (jeder ist seines Glückes Schmied), und was die Hammerschläge angeht, an den Zufall im großen Chaos, wo alle mit allem verbunden sind.

Also alles ist möglich, im Guten wie im Bösen, und Weglaufen oder Verstecken nützt sowieso nichts. Nur wach muss man sein. Ob als Jäger oder als Beute.

Liebe Grüße und schönes Wochenende!