Paul hat hier sehr anschaulich und gut erforscht über Rasiersitten in der Paul’schen Familie referiert- und mich daran erinnert, dass frau auch so einige Körperstellen haarlos bekommen möchte, und dazu auch allerlei Hilfsmittel in Gebrauch nimmt.
Lasst uns ebenso historisch wie Paul ein wenig in der Zeit zurück schreiten und uns zunächst an das Bild erinnern, das uns die sechziger Jahre in die Netzhaut gebrannt haben.
Ein Damenbart galt als „rassig“, Frau war damals keine Frau ohne Pelz an strategischen Stellen, und manch eine war so hip, dass sie sich den Pelz sogar als Mantel anzog.
Zu deutsch: Auf manchem Foto und in noch viel, viel mehr Filmen aus dieser Zeit wallte und wolkte und lockte sich das Haar aus Kleidern, Blusen, Strümpfen- und landesweit aus jedem Slip.
Nacktfotos aus den sechziger und siebziger Jahren zeigen äußerst bebuschte Damen- selbige Bilder konnten bei pubertierenden Mädels mit spärlichem Anfängerinnen-Bewuchs schon für Komplexe sorgen. Darum wurden sie vermutlich auch vor uns versteckt. Gesehen haben wir sie trotzdem.
Mein lieber Herr Gesangverein... mehr mag ich dazu nicht sagen.
In den Siebzigern hab ich erstmals mitbekommen, dass manche Frauen sich die Beine rasierten. Irgendwie galt das als dekadent, jedenfalls tat man das nicht in meiner Familie. Kann sein, dass das auch daran lag, dass alle, alle blond waren. Ich auch, aber dunkelblond. Also krochen die Härchen durch die Nylonstrümpfe, und sahen hässlich aus. Ohne Strümpfe noch mehr, denn ich bin von blasser Hautfarbe. Und trotz des Gejammers meiner Mutter („Sie wachsen DUNKEL nach und sie wachsen überhaupt nach und struppig und viel, viel dichter!!“) kaufte ich eine Tube von dem Zeugs, von dem die Ausschläge kommen, und hüllte mich in seine ätzenden Ammoniakdämpfe.
Als die Rötung abgeklungen war, waren auch schon wieder Stoppeln zu sehen- Thema erstmal vertagt.
Nur Monate später hatte sich dann auch bis zu mir herumgesprochen, dass es von Eleganz und dem Bemühen um körperliche Hygiene zeugt, die Achseln haarlos zu bekommen. Gute Güte, dieses Enthaarungszeug ist die Hölle, wenn man anschließend Deo benutzt. Das musste beinahe verbunden werden. Aber ich war jung und hatte keine Ahnung. Auch nicht davon, dass eine gewisse Empfindlichkeit, die sich an den Beinen zeigt, in den Achseln normalerweise nicht geringer ausfällt.
In den nächsten Jahren unterblieb daher alles, was in diese Richtung unternommen werden konnte- bis ich mit meinem Mann zusammenzog, und feststellte, dass es Einmalrasierer gab. WOW!!! DIE Erfindung seit geschnittenem Brot.
Und so rasierte ich munter vor mich hin, im Sommer, zugegeben, mehr als im Winter, und dachte mir nichts böses dabei.
Einige Zeit und einen Mann später glaubte dieser, mir einen Gefallen zu tun, in dem er mir Unsere Liebe Frau von der Folternden Fraktion schenkte: Eine Epilady.
Heißa, das tat weh. Das tat WEH!!!.
Und bei jeder Benutzung tat das mehr weh, woraufhin dieses Ding im Müll landete.
Und Heißwachs in Erwägung gezogen wurde, das bis jetzt die komplettesten Ergebnisse bei vergleichsweise schmerzarmer Benutzung gezeigt hat. Aber... man heißwachst sich die Beine nicht mal eben so zwischendurch. Nein. Das ist was, was Zeit braucht- also gilt für den ganz normalen Alltag: Einmalrasierer olé.
Wobei ich immer noch nicht dahinter bin, warum die Dinger, wenn sie rosa sind, gleich einen ganzen Haufen mehr kosten, als wenn sie irgendeine Männerfarbe haben. Wtf??
Wenn „Lady“ dran steht, sind sie noch teurer, haben dicke Griffe (für pummelige, ungeschickte Weiberhände?? Das Duplo unter den Rasierern oder was?) und meist ein angeblich hautschonendes Zusatzzeugs dran. Forget it. Hier bleibts billig und no-name.
All diese Sachen und Zubehörteile sind jedoch nur begrenzt einsatzfähig, wenn es um die Haarlosigkeitsherausforderung der ausgehenden neunziger Jahre und des neuen Jahrtausends geht: Der sog. Brazilian setzt sich da durch. Begrifflich nicht immer sauber abgegrenzt, ist doch für viele klar, dass es sich um eine mehr oder minder komplette Haarlosigkeit „da-unten“ handelt.
Wer nie in der Badewanne gesessen, gelegen oder gestanden hat und versucht hat, ohne Amputation sensibler Körperteile sich der „dort unten“ wachsenden Hautanhanggebilde zu entledigen, der hat was verpasst. Manches Mal schien mir, ich hätte die Wahl zwischen Ertrinken und Verbluten, aber sei’s drum: Wer schön will sein, muss leiden. Wobei ich finde, dass es kaum etwas Wartungsintensiveres gibt, als so einen selbstgebissenen Brasilianer. Jeden zweiten Tag muss ordentlich nachgebessert werden, sonst juckt es gottserbärmlich.
Also, da stehen wir, gründlich glatt rasiert von Hals bis Fuß, und lesen dann mit Staunen und weit aufgerissenen Augen, dass man solche mehr oder minder vollständigen „Da-unten“-Enthaarungen auch -in Studios (von Fremden! Die dafür bezahlt werden, jemand anderem... achdenkenwirliebernichtdrübernach) machen lassen kann. Unwillkürlich fragt man sich, wie da wohl wer dran kommen will, und warum man sich das freiwillig antun sollte, wo man doch schon so ungern zum Gyn geht- und dann erfährt man, dass sowas tatsächlich gewachst wird. Mit Wachs. Und Wachs. Und aua.
Und dann wird man ganz nostalgisch,und wünscht sich die 60er Jahre zurück. Aber auf der Stelle.
Haarige Grüße,
16 Kommentare:
Darüber kam auch mal was im Fernsehen, ist aber schon länger her. Ich kann Ihnen nun aber auch nicht sagen ob "Schamhaaarfriseur" ein anerkannter Beruf mit dreijähriger Ausbildung und Abschlussprüfung ist.
Aber warum eigentlich nicht?
Ich tu das jetzt googlen :-)
*lach* You made my Vormittag!
Na ja, da sind wir Männer besser dran. Und ihr wäret es auch, hätte nicht irgendein Idiot die Rodung da unten zum Schönheitsideal erklärt. Ein gestutztes Wäldchen ... ja, aber oh Gott, was schreibe ich hier eigentlich? Ich wer grad von Peinlichkeit übermannt.
Ähm, schöner Post frau Lily. Aber ich kann dazu gar nichts sagen. :)
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Ich benutze seit Jahren Mehrfachrasierklingenhalter, die ursprünglich für Damen designt wurden - wem sich schon mal der Bleistiftgriff eines Herrenrasierers in der beschäumten Hand weggedreht hat (mit mehreren parallelen Schnitten als Folge) weiß warum. Dazu noch den passenden Rasierschaum und ein After-Shave-Balsam aus dem gleichen Regal.
Seither sehe ich zwar reizend, aber nicht mehr gereizt aus. Bzw. meine Gesichtshaut.
Mag sein, daß wahre Mannsbilder Petroleum (hieß das so?) und ähnliches benutzen müssen. Ich muß mir (auch) diesbezüglich nichts beweisen.
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Untenrum-Rasieren (Vorsicht, Terra incognita) stelle ich mir unter der Dusche deutlich weniger lebensgefährlich vor (Wasserspiegel!) als in der Wanne. Auch hier aber wieder: Einhändiger Handstand ist wohl was für "richtige Kerle".
Haariges Thema.
Ich hab es gleich aufgegeben und lass der Einfachheit halber auch im Gesicht die Haare in Ruhe.
Meine Frau juckt es da zupftechnisch schon, besonders bei meinen Augenbrauen, und unter lautstarkem Gejammere meinerseits darf sie sich dann auch gelegentlich dort austoben.
Aber mehr? Und dann noch mit Wachs?
Wenn der Liebe Gott das gewollt hätte, wäre ich als Schlange geboren worden.
Das Musical von damals darf dann wahrscheinlich auch nicht mehr aufgeführt werden,weil es niemand - außer angehenden Rentnern - verstehen würde.
Ich sach nur: wohl der, die blond ist!
Ein ewig (leidiges) Thema. *soifz*
(Gibt es nicht sonst für ALLES irgendwelche Pillen? Warum DAFÜR nicht???)
@Orinoko: Und? Und?? Gibts den Beruf? Ich weiß wohl, dass es Schablonen gibt, für das In-Form-Trimmen. Herzkes und sowas :-)
@Frau V: Das freut mich aber :)
@Paul: Erzähl ruhig weiter- was war mit dem gestutzten Wäldchen? Hier braucht dir nichts peinlich zu sein :D
@Steffen: In der Dusche müsste Frau teilweise auf einem Bein stehen. Das ist mir wiederum eindeutig zu gefährlich...
@Falcon: Augenbrauenzupfen kann sooo gemein wehtun wie sonst kaum was. Da leide ich doch mit dir.
@Paula: Blondes have more fun- eindeutig.
@Bea: Selektiv wirkende Tabletten auf dem Sektor gibts, glaub ich, noch nicht. Thallium, gutes, altes Rattengift, soll das Problem aber ganzkörperbezogen lösen. Obwohl es vermutlich noch ein paar ganz andere Probleme löst. Und zusätzlich ein paar schafft...
LG
L
Irgendwas is ja immer ...
Stimmt. Irgendwas ist wirklich immer.
So, eben erst wieder Heim gekommen. Also, mit der Anfrage: "Ausbildungsberuf Schamhaarfriseur" gibt Gugel nicht viel her, zu den Frisuren schon, da gibts eine eigene Seite. HA! Das Frisieren untenrum ist auch sonst recht geheimnisvoll, zumindest fand ich kein einziges Bild zu "Schamhaarfriserustuhl". Ich gebe zu, daß es mich doch interessiert hätte.
Von Schablonen dazu hab ich noch nie gehört, wo beziehen Sie die? *fg
Für den Fall, daß Sie es lieber ungeschoren lassen liegen Sie aber wohl nicht falsch. es scheint der Trend geht hin zur vollen Locke.
Siehe hier:
https://www.blogger.com/comment.g?blogID=5039185343573034424&postID=8346802038862123288
Oops, da ist mit dem Einfügen des links was falsch gelaufen, dieser hier war gemeint:
http://3.bp.blogspot.com/_aveiYdeJqhw/RxUGShVVTcI/AAAAAAAAASw/NC3QjDrzpnI/s400/schamhaar1.jpg
aaalso: der liebste c und ich rasieren uns da gegenseitig. und 'machen sogar noch was draus' :). tut nicht weh, ist nicht gefährlich, macht spaß ;)... na, wie wär's?
[diese methode ist natürlich nur anwendbar, so ein partner zur verfügung steht - sorry, single! ^^]
@Rebhuhn- und ich dachte schon, das wär ein Angebot :D
^^ ist mir beim zweiten lesen grad auch aufgefallen.. *rotwerd
neenee, der nachsatz ist schon wichtig! ;)
@Orinoko: Das Foto hab ich grad erst gesehen... Das ist aber ungünstig bei kurzen Röcken:-) Und das mit den Schablonen, das hab ich mal bei Shannon gelesen, www.everydaystranger.net
Sind nur ein paar Jahre, die man da noch mal lesen müsste, sonst würd ich das selbstverständlich raussuchen.
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