Das ist ganz einfach (so fangen alle hirnverbrannt schwierigen Erklärungen an, scheint mir):
Am Allerwichtigsten ist natürlich, dass die Wolle überhaupt filzend ist. 100 % Schurwolle ist schon ein prima Beginn, noch besser, wenn nicht "Superwash" oder "Filzfrei" drinsteht- die geben maximal einen unansehnlichen Klumpen ab, diese Wollen.
Erschtmal machst a Maschenprob, die sollte 20 Maschen x 20 Reihen groß sein, und natürlich einmal vermessen werden, im ungefilzten Zustand.
Die muss dann gefilzt werden, also in einem singulären Waschgang mit einem Tennisball darin gewaschen werden. Wenn du sie wieder herausholst (es empfiehlt sich, Längs- und Querrichtung irgendwie zu markieren- wenn gefilzt ist, sieht man kein Maschenbild mehr) kannst du an dem Ding ablesen, wie sehr das Teil schrumpfen wird. Es steht 30-40 % auf der Wolle, die ich verwendet habe (Lana Grossa Feltrino. Das ist die dünnere der beiden zur Verfügung stehenden Ausspinnungen, die dickere heißt Feltro) Fakt ist, dass es in der Längsrichtung mehr als 50 % Schrumpfung waren, quer hingegen ungefähr ein Drittel.
Dann strickst du das, was du nachher haben willst, in der entsprechend aufgeblasenen Größe- also + x %, und stellst es soweit fertig, wie es geht. Also Nähte schließen, Ziernähte anbringen (falls du die haben willst) Träger etc. dranbasteln, und dann auf 40° in der Waschmaschine im ganz normalen Buntwäscheprogramm mit etwas Feinwaschmittel waschen. Am besten allein, dann wird das Filzergebnis am besten (so sagt meine Schwester, die das wissen muss, weil sie schon ein paar Sachen mehr gemacht hat)
Allein waschen, bis auf den Tennisball, oder besser noch zwei, denn dann filzt es einfach besser.
So, und dann ist es eine Weile spannend wie im Fääärnsehen: Bis nämlich die Maschine durchgelaufen ist. Wenn du das Ding dann rausholst, gibt es eine Menge in Form zu ziehen und zu zuppeln, weil die gut verbogen aussehen, die Strickstücke... und vor allem sehr dick werden und entsprechend schwer hinzubiegen sind.
Meine erste Tasche lässt teilweise noch Maschen sehen, die hab ich zusammen mit ein paar alten Jeans gewaschen. Diese zweite Tasche jetzt ist wirklich komplett verfilzt, und ist ziemlich dick und zäh- die hab ich jetzt mit ein paar Klemmen eingespannt und zum Trocknen hingelegt. Man kann sie auch, wenn man etwas entsprechendes hat, z B. ein passendes Buch, "ausstopfen", damit eine bestimmte Form erreicht wird. Das, was man in die Tasche stopft, sollte man in eine Plastiktüte wickeln, damit es nicht unter der Feuchtigkeit leidet.
Sofern einem der erste Wasch-/Filzgang nicht ausgereicht hat, kann man ihn problemlos wiederholen. Ich hab festgestellt, dass Seitentaschen ruhig schon angebracht sein können, wenn man die Sachen wäscht. Da haftet nichts aneinander.
Ich wär nur vorsichtig mit metallenen Teilen, Schnallen und Knöpfen. Die sollte man vielleicht wirklich erst nach dem Filzen anbringen.
Die fertigen Stücke sind mit der Hand waschbar wie alle nicht filzfrei ausgerüsteten Woll-Stücke.
Noch Fragen?
Sonntag, 20. Dezember 2009
Höchstprivatime Filzerklärung für Rebhuhn und andere Interessierte.
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12 Kommentare:
Das scheint mir wirklich nicht so schwierig zu sein. Das probiere ich auf jeden Fall mal aus.
Danke für die Anleitung. :-)
nä - danke! :) allerdings fehlt mir dazu noch ein tennisball und versierte strick-kenntnisse... kann nur rechts und links, hab' noch nie was mit muster gemacht ^^.
Rechts und links müsste aber doch ausreichen. Man sieht vom "Muster" nachher doch sowieso nichts mehr. Oder hab ich da jetzt was falsch verstanden?
Man sieht nicht mal den Unterschied zwischen glatt und kraus rechts... Farbunterschiede schon, und die sind auch das Salz in der Filzsuppe. Melierte Wollen sind dafür ganz toll.
Wenn man rechts und links stricken kann, kann man das allerwichtigste schon, alles andere sind nur Varianten davon.
Ich kann nur häkeln...
wolltest du nicht Weihnachten vorbeikommen? Stricken ist schnell gelernt (und man kann auch Gehäkeltes filzen :D)
Du tauschst Dich wohl nicht zufällig mit der zweiten Frau meines ersten Vaters regelmäßig aus?
Die ließ nämlich gestern fragen, ob sie unserem Töchterlein ein Paar Hausschuhe filzen solle und beschrieb den dazu notwendigen Prozeß fast wörtlich wie Du.
@Falcon: Das liegt daran, dass, egal wo in dieser schönen Republik, Wolle sich überall gleich filzt :-)
danke für die detailierte anleitung! klingt ja wirklich nicht schwer, vielleicht probier ich das auch mal aus!
Hier noch ein Tipp (gerade per Newsletter erfahren):
bei www.burdastyle.de gibt es einen Gratis-Download zum Thema Filzen. Ich hab mir das noch nicht näher angesehen, aber ist vielleicht ganz interessant.
Also ich fang jetzt nicht an, bei dir Stricken zu üben!!! Nä!
Aber wenn das mit Häkeln auch geht... Hmjaaa, dann könnte ich mir ja mal ne warme Mütze häkeln...
Hab mal die angebotene Wolle im dafür zuständigen (weil nah) Laden gecheckt:
Bäh, nur doofe Farben! Und auch nur drei! Püh.
Da muss ich mich wohl mal woanders umgucken...
Die Wortbestätigung hat passend dazu mal wieder Recht:
destrist
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