Donnerstag, 30. Dezember 2010

Bilanzen.


Sind total beliebt, vor allem an Jahresenden, jeder schaut zurück, schaudert oder lächelt, stellt eine neue Liste, eine Agenda oder einen neuen Jahresplan auf und vergisst ihn dann unter der Schreibtischunterlage.
Meist bleibt vom Jahr nicht viel mehr als eine neue Kerbe in der Altersleiste.
Mal ehrlich- lohnt sich das Theater, das man um Silvester anstellt?
Ich find schon, selbst wenn man die ominöse Jahresanfangsvorsatzliste Mitte Januar schon zum Altpapier geworfen hat. Allein schon, um mal wieder dieses unvergleichliche Gefühl zu haben, das ich zuletzt in der zwölften Klasse gefühlt habe: Jahresende ist Jahresanfang- neue Hefte, neue Bücher, einmal durchstarten, bitte. Das war immer das Beste am Schuljahr, in etwa so, als sei man bei einem mächtigen Beichtvater gewesen, der mit dem schlechten Gewissen Tabula Rasa gemacht hat und mit jener sauberen Tafel kann man sein Glück nochmal versuchen.
Auch wenn alle 365 Tage ein neues Jahr beginnt, täuscht dieser Eindruck einer fälligen und verdienten Erneuerung aber leider  meistens, da man ja doch sein Gepäck mit sich herumschleppt, und nur selten in der Lage ist, wirklich was abzulegen (noch seltener: Etwas erledigt zu haben).
Dabei spielt auch eine Rolle, dass man vieles gar nicht ablegen oder erledigen will, einfach deshalb, weil selbst die Kerbe in der Schulter, die eine Last dort über Jahre eingegraben hat, zu unserem Selbstbild gehört, ihre schützenden Schwielen hat, und weil wir nicht wissen, welcher vermeintliche Segen sich als etwas erweisen wird, was auf der anderen Schulter die gleiche Deformation hervorrufen wird.
Oder eine noch schlimmere.
Was uns einschränkt, gibt uns auch Halt und eine gewisse Orientierung.
Neues macht Angst.
Zumal es uns oft nicht einfach zuwächst, sondern einer Willensanstrengung bedarf, um ins Auge gefasst und begonnen zu werden. Und dann ist da nicht nur die Furcht vor dem Neuen an sich, sondern auch noch die vor möglichem Gesichtsverlust, vor Blamage, weil irgendein Ziel nicht erreicht und irgendeine Latte vielleicht sogar mehr als einmal gerissen wurde.
Da finde ich doch, dass man dieses leise Neujahrs-Gefühl von neuem Aufbruch nutzen sollte, um wenigstens zu versuchen, etwas zu ändern. Ein kleines Bisschen, nur einen Schritt hin zu mehr Wohlfühlen mit sich selbst, mehr Ehrlichkeit oder mehr Rückgrat. Ob und wann und wie man das erreicht ist scheißegal, Hauptsache, man erreicht es irgendwann. Kleine Schritte erleichtern das, weil man dabei nicht so schnell aus der Balance gerät. Niemandem bin ich darüber eine Rechenschaft schuldig, außer mir selbst- und es ist ein sehr guter Anfang, wenn ich es schaffe, mich für ein Nichtgelingen nicht zu bestrafen, sondern vielleicht für mich den Schonraum in Anspruch nehme, den ich jedem Anderen problemlos einräume.

Mein erster, kleiner Schritt für das kommende Jahr wird es sein, mir einen klitzekleinen Vorsatz als Ziel zu gestalten, und mich wohlwollend an die Hand zu nehmen, damit ich das Ziel auch erreiche. Ein bisschen so wie die alte Dame, die gestern morgen die immer noch spiegelglatte Fahrbahn überqueren wollte, und mich ganz direkt gefragt hat, ob ich ihr wohl meine Hand dazu gebe.
Klar doch, das würde jeder tun- das Wichtigste dabei ist ja auch nicht, dass man ihr die Hand reicht.
Das Wichtigste ist es, zu fragen.

Ich wünsche euch allen und mir selbst auch ein ruhig und friedlich ausgehendes Jahr, und einen frischen Neuanfang am ersten Januar.

Lily

7 Kommentare:

Paula hat gesagt…

"Mein erster, kleiner Schritt für das kommende Jahr wird es sein, mir einen klitzekleinen Vorsatz als Ziel zu gestalten, und mich wohlwollend an die Hand zu nehmen, damit ich das Ziel auch erreiche."

Das klappt bestimmt, besonders das Wohlwollen hilft.

Gutes Neues Jahr!

Andreas Arnold hat gesagt…

Ziele sind wichtig. Klein genug, um erreicht zu werden, groß genug um es wert zu sein, erreicht zu werden. Und Silvester ist endlich mal ein Datum, sich um seine eigenen Ziele zu kümmern, nicht nur um die Zielvereinbarungen mit dem Brötchengeber. Also keinesfalls überflüssig, liebe Lily.

Jedenfalls wünsche ich nur das Beste für das neue Jahr und dass die gesetzten Ziele greifbar sein werden und sich noch zu dem gut anfühlen.

Es grüßt,
der Lichtträger

Georg hat gesagt…

Das ist der schönste Vorsatz für das neue Jahr. Ich werde versuchen ihn zu kopieren...

Dir ein gutes 2011...

Meise hat gesagt…

Das wünsch ich dir auch, liebe Lily.

rebhuhn hat gesagt…

danke! ich wünsch' dir auch ein tolles 2o11 in deinem sinne :D.

Anonym hat gesagt…

2011 wird ein überragendes Jahr ... ! Für uns alle. Wir glauben dran ! Deshalb. ;-))

Georg hat gesagt…

Ein frohes neues Jahr Lily.

Und auch den anderen hier.

Alles Gute für 2011