Mir geht eine Menge im Kopf herum, und
auch in der Seele. Nicht (nur) wegen Emily hab ich viel über Trauer
nachgedacht. Für mich geht keine Welt unter weil sie nicht mehr um
die Ecke gewackelt kommt, aber sie fehlt mir sehr. Schließlich hat
sie 14 Jahre bei mir gelebt, und war dort fast konstanter vertreten
als Menschen. Sie war schon eine „fertige“, also erwachsene Katze
als sie zu mir kam, zusammen mit ihrem Bruder. Wie viele Kätzinnen
konnte sie ein Biest sein, aber weil sie so winzig war kam diese
Empörung für mich eher belustigend rüber.
Zusammen mit dem ewig leicht
beleidigten Gesichtsausdruck der Perser erinnerte sie mich oft an die
Internatsleiterinnen in Romanen früherer Zeiten, die in ihrem
Kämmerchen aus medizinischen Gründen die Sherryflasche umarmten und
sehr pompös, rundlich und wohlerzogen über ihre Mademoiselles
(OpenOffice bietet mir die folgenden Rechtschreibvorschläge:
Malergeselle, Maurergeselle, Memorialquelle, Maskenkapitelles –
wtf??), und die Schülerinnen wachten. Sie wollte ein bisschen
erobert werden, dann aber kam immer das Kitten zum Vorschein, das gar
nicht genug davon kriegen konnte, unterm Kinn gekrault zu werden. Und
wie immer, wenn eine meiner Katzen in die Ewigen Schnurrgründe
eingeht, frag ich mich, ob ich sie genug gestreichelt habe. Ich
glaube, sie wäre gerne eine Einzelkatze gewesen, und nachdem ihr
Bruder Henry nicht mehr da war, hat sie nie einen richtig vertrauten
Umgang mit den Katern gefunden. Das hab ich ihr versaut, weil ich
nicht geduldet habe, dass sie ihre schlechte Laune damals an den
winzigen Welpen ausließ, die meine Freundin mir im Körbchen in den
Flur setzte, Eddie und Paul, damals gerade 7 Wochen alt und mit einer
eher pflichtvergessenen Mutter gestraft (Teenieschwangerschaft, man
kennt das ja). Manchmal glaube ich, ohne mein Zutun hätte sie sich
eine Gruppe anhänglicher Sklaven groß gezogen - aber damals kam sie
mir riesig und bedrohlich vor, wenn sie ausholte, um einem der
nervigen Zwerge eins über zu braten. Henry hingegen schleppte die
zwei herum, putzte sie und spielte mit ihnen, und tolerierte jeden
Unsinn.
Als Mensch kann man Kitten nicht
großziehen, weil man die Sprache nicht wirklich beherrscht, und auch
kein Pendant zu den blitzschnellen Reaktionen einer Katze hat - wer
jemals versucht hat, eine wirklich mies gelaunte Katze zu streicheln,
der weiß, was ich meine. In diesem Zusammenhang grüße ich herzlich
Elenas Katze Frieda. Die hasst mich, ebenso wie ihre Vorgängerin
Katzi das tat. Aber Katzi ließ sich bestechen, Frieda ist da der
Joachim Gauck unter den Katzen. Ernsthaft und konsequent, und
unkorrumpierbar.
Was Tiere betrifft, bin ich derzeit
durch eine Obstfliegenplage gestraft. Weiß der Kuckuck, wie ich mir
die eingeschleppt habe (der Verdacht, dass sie aus den zwei
neuerdings erworbenen Zimmerpflanzen stammen, ist zumindest durch
einen Zeitfaktor begründet). Ich hatte noch ein Päckchen
Fliegenfänger, und keine Hemmungen, einen aufzuhängen, und zwar in
der Küche über dem Futterplatz. Da das Katzenvolk keine Anstalten
macht, seine Näpfe in einem Zug zu leeren, ist da gern ein Rest als
Futter für diese Fliegen vorhanden, und ich bin tagsüber nicht zu
Haus, um dem einen Riegel vorzuschieben. Heute morgen um halb fünf
bin ich dann auf dem Weg zur Kaffeemaschine mit den Haaren in dem
Ding hängen geblieben - so schnell war ich noch nie unter der
Dusche. Bäh... Nachher besorg ich Hefe und bastel mir eine
Obstfliegenfalle.
Es ist in einer Affengeschwindigkeit
Herbst geworden, hier chez Lily. Die Blätter fallen von den Bäumen
dass es nur so donnert, und in der Luft liegt Herbstgeruch. Wow- ich
vergesse immer wieder, dass der Herbst meine Lieblingsjahreszeit ist.
Da kann mir Hitze und so gern gestohlen bleiben. Das einzig doofe
ist, dass man meinen neuen Nagellack auf den Fußnägeln nicht mehr
bewundern kann- rechts grün, links rot. Das nennt man „mit den
Füßen abstimmen“, ihr Lieben.
Ich wünsch euch ein wunderschönes
Herbstwochenende!
5 Kommentare:
Gegen Obstleitern hilft bei mir ein Glas mit Einem Apfelessig / Wasser / Spüli Gemisch. Der Essig sollte mindestens 25% haben, mit dem Spülmittel erledigt man die Oberflächenspannung. Die Katze der Nachbarn hat daran gerochen, es aber nicht getrunken. So denke ich, es konnte auch bei Dir klappen!
Soll natürlich Obstfliegen heißen
Emily ging vor dem ersten kalten Herbsttag.
Kein schlechtes Timing...wenn man sich's recht überlegt.
Trotzdem, viel zu früh. :-(
Es tut mir leid, dass Deine Katze sich verabschiedet hat. Hoffentlich ist sie im Mäusehimmel gelandet, dann hat sie jetzt richtig viel Spaß!
@Georg: Hast du mal probiert, obs auch gegen Obstleitern hilft? Was immer das ist. Hefebrühe macht dem ganzen auch schnell ein Ende. Ich warte drauf, dass die Katzen draus trinken und dann besoffen hier herum torkeln. Und ein bisschen schäumen, wegen des Tropfens Spüli darin...
@Womble: Sie verpasst einen bestimmt prachtvollen Herbst. Aber sie wohnt da, wo mir sie niemand wegnehmen kann.
@Keks: Ich hoffe, dass sie Spaß hat, wo immer sie jetzt ist. Obwohl Mäuschen nicht ihr Ding waren, sie hat lieber auf der Couch gelegen und majestätisch ausgesehen...
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