Nein, ich bin nicht Charlie.
Ich bin nicht die Krankenschwester, die in den USA vor einer Abtreibungsklinik erschossen wird, ich bin kein NSU-Opfer, ich fliege nicht mit einer Autobombe vor einer Grundschule in Bagdad in die Luft.
Ich habe keinen Grund und auch nicht das Recht, mir den Überlebensmut, die Courage, die Intelligenz anderer Menschen auf die Brust zu schreiben.
Ich muss nicht hungern, ich friere nur beim Rauchen auf dem Balkon.
Ich trage eine Schere im Kopf, die mir oft die Meinungsäußerung schon beschneidet, bevor ich sie zu Ende formuliert habe.
Ich bin ein kleines Rädchen in einem bedeutungslosen Getriebe an einer überflüssigen Maschine, die eine unwichtige Arbeit auf einem abgelegenen Bauernhof nicht besonders gut erledigt.
Ich habe die Pflicht, in Frieden mit meiner Umgebung und unserer Welt zu leben.
Ich habe die Pflicht, Andersdenkende zu respektieren.
Ich habe die Pflicht, die zu lieben, die mich das tun lassen.
Ich habe die Pflicht, mein verdammtes Maul aufzumachen und eigene Gedanken herauszulassen.
Samstag, 31. Januar 2015
Je ne suis pas.
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4 Kommentare:
Aber in erster Linie hast du auch die Pflicht, die selbst zu lieben und zumindest ein bisschen klasse zu finden. Ich glaube nämlich, dass eine Menge Menschen dich viel lieber mögen als du denkst und vor allem lieber als du dich selbst hast.
Entschuldige meine kleine Küchenpsychologie, aber ein winziger Schuss von meinem Narzissmus würde dir ganz gut tun.
Herzliche Grüße von einer, die dich mag.
Svenja
Je suis Lily
Und ich liebe Dich.
Du bist das größte Rad in meiner Maschine.
"Ich habe die Pflicht, mein verdammtes Maul aufzumachen und eigene Gedanken herauszulassen."
Gute Idee, das wäre doch ein Grund mal aus dem Öffentlichen Dienst auszuscheiden und die Beamtenmütze an den Nagel zu hängen. Oder?
Doch! Wir, die wir gegen den Terrorismus sind, SIND auch Charlie. Und zwar als Symbol. Natürlich (oder besser: Zum Glück!) nicht direkt. Aber ich habe das für meinen Teil so verstanden, dass gegen JEDE Art von Extremismus, gegen den mordenden Islamismus in Paris im Besonderen, Stellungnahme genommen wird.
Und ja, ich habe meinen Mund aufgemacht, ich habe in meinem Blog geschrieben. Und ich habe auch mal wieder Prügel bezogen. Und Zustimmung erhalte. Prügel von denen, die nicht verstanden haben, dass ich NICHT gegen den Islam sondern gegen die radikalisierten, mordenden Zweige bin. Von denen, die mir unterstellen, mit meinem Votum, dass nicht der Islam, aber die Muslime zu Deutschland gehören, von denen, die mir unterstellt haben, nicht den Islamismus vom Islam unterscheiden zu können. Und ich bekam - per Email - oft auch Zustimmung von den Menschen, die Angst haben, ihre Meinung offen zu artikulieren und voreilig und pauschal in die rechte Ecke gestellt zu werden.
Ach, so schwer, eine eigene Meinung zu haben. Und diese zu vertreten. Besonders dann, wenn sie nicht unbedingt der PC entspricht.
LG, Holger
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