Oioioioi Eltern. Hier chez Lily spielt sich jetzt das ab, was eine seltsame Ärztin mal "Sandwich" nannte (sie frug, eindringlich und mehrmals, ob ich "auch Sandwich" hätte. Da ich ja "Zucker hab", war es nicht so merkwürdig, danach gefragt zu werden, ob ich ein Lebensmittel hätte. Ich wusste nur nicht, ob sie das Sandwich verspeisen oder mich dagegen behandeln wollte). Die seltsame Ärztin meinte jedoch, ob ich, wie eigentlich die meisten Menschen mit Kindern, in beide Richtungen fürsorgend und aufopfernd (Frauenlos! Schicksal! Chromosomen!) tätig sei- in Richtung der jüngeren wie auch der älteren Generation. Was damals nicht war, ist inzwischen geworden.
Kurz und gut: Meine Eltern werden rapide älter, vor allem mein Vater verfällt zusehends, und sie brauchen jetzt mal ihre Kinder, zwecks Unterstützung und zum-Einkaufen-fahren.Und Gartenumgraben. Und Anträge stellen. Und Vorhänge anbringen. Und was uns sonst noch so einfällt...
Nun hab ich das Glück, nette Eltern zu haben. Im Wesentlichen (und vor allem inzwischen) sind sie recht entspannt, und selbst mein vor sich hin alzheimernder Vater ist noch immer witzig und uncharmant wie eh und je, soweit es die Tagesform zuläßt.
Jahrzehntelang hab ich in ziemlicher Distanz von ihnen beiden gelebt, nicht so sehr räumlich als in Bezug auf Lebensführung, Ziele und so, und daher ist ein Element von Kennenlernen nach mehr als 50 Jahren interessanterweise sehr präsent. Diese Distanz macht sich jetzt bezahlt- über manche Begleiterscheinung kann ich einfach lachen und die amüsante Seite an der ein oder anderen Fehlleistung sehen, die wir drei so vollbringen. Meiner Mutter rettet das manchmal den Tag, weil sie aus lauter Pietät vor dem geistigen Abbau meines Vaters die absurden und irrwitzigen Facetten nicht so richtig würdigen kann, oder aber sich nicht traut, über manches Geschehen laut loszukichern.
Und obwohl es viel Zeit in Anspruch nimmt, sich zu kümmern und zur Verfügung zu stehen, fühlt es sich richtig an und vor allem auch nötig. Wie Familie halt.
Mittwoch, 1. April 2015
The Mamas and the Papas
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
2 Kommentare:
Wie schön, das könnte auch ganz anders - viel nerviger - sein. Und gut wenn man den alten Eltern ihre "Sünden", die sie an einem vor Jahrzehnten begangen haben, verzeihen kann. Das ist mir erst ganz zum Schluss, als es schon fast zu spät war, gelungen.
Weißt du, je älter ich geworden bin, desto klarer wurde mir, dass auch Eltern nur Menschen sind- und solange sie nicht wirklich bösartig an ihren Kindern gesündigt haben, sollte man früher oder später bei der Erkenntnis ankommen, dass auch sie Fehler machen durften und dürfen. Das nehm ich ja auch für mich in Anspruch, sonst könnte ich nicht mehr ruhig schlafen :-)
Kommentar veröffentlichen