Samstag, 25. Juli 2015

Grillteller, oder: Wo ist Tante Else?

Erstmal muss ich mich kräftig für die netten Kommentare zum letzten Posting bedanken...
Also ein leckeres, liebliches "Bedankt!" an euch alle.
Heute ist ein besonderer Tag, denn heute muss ich nicht an die Schüppe (Ruhrgebietsformulierung für drohende Arbeit). Durch den besonderen, unermüdlichen und fiebergefeuerten Einsatz eines einzelnen, hier öfter genannten Bruders wurde gestern nacht um 23.30 der Estrich im neuen Bad meiner Eltern endlich fertig. Meine Güte. Das Zeug muss heute erstmal trocknen, und morgen wahrscheinlich auch, den Göttern der Betonmischungen sei an dieser Stelle ebenfalls vielfacher Dank zuteil. Wer sich wundert, warum wir so endlos lang brauchen, dem sei gesagt, dass unter uns vier Geschwistern ein Handwerker ist, zwei Beamte und eine Krankenschwester. Der Handwerker hat Metall gelernt, nicht Stein, der eine Beamte ist ein begabter Schreiner, hat also eher was mit Holz zu tun, die Krankenschwester ist ein Arbeitstier und durchaus rohbauerfahren, und ich steh rum und schüttle den Kopf.
Uns stellt alles, was nicht fegen, schleppen, sägen, bohren (hier Alltagsfertigkeiten ergänzen) ist, vor das Problem, dass wir nicht nur die Tricks nicht kennen, sondern auch noch diskussionsfreudig sind. Nur soviel dazu: Mein letzter Gedanke gestern vorm Einschlafen war: Das KANN nicht passen, ich hab seit mittags gesagt, der Sand ist ZU HOCH!
Das war er, der Möglichkeiten waren nicht viele, um dem abzuhelfen. Danke, Georg!!

Außerdem: Die Tür. Göttin hilf, die Tür. Anstelle der bisherigen Raumspartür (irres Wort, komplett sinnlos, wenn man drüber nachdenkt) musste eine Tür mit der eleganten, lichten Weite von einem Meter eingebaut werden. Der Sturz der bisher vorhandenen Tür war...aus Holz, aus Holz schlechter Zeiten (letzte Kriegsjahre). Dieses Haus ist allgemein eine Art Grillteller, voller Überraschungen und Knorpel. Ganze tragende Wände aus verdächtigen Steinen, Bimsdiele, Holzkeilen und Sand, durchsetzt von irrationalen Beton-Teilen, die dem Standard-Steinbohrer durchaus zu trotzen vermögen. Direkt daneben hat das sprichwörtliche Kleinkind mit dem Breilöffel durchaus gute Chancen auf einen zügigen Mauerdurchbruch.

Nur soviel: nach dem Entfernen der Toilette und der darunter liegenden Fliesen fanden wir... nix. Ein Loch, ca. 50 cm tief. Das Bad ist nicht unterkellert, aber nach aktuellem Wissensstand auch nicht mit sowas wie durchgehendem Grundstück darunter versehen- Ein Wunder, dass in den letzten 70 Jahren niemand beim K... einfach verschwunden ist.
Obwohl.... Tante Else? Wer hat Tante Else gesehen?

Die neue Tür jedenfalls hat es ermöglicht, dass wir vier mit insgesamt 200 Jahren Lebens- wenn auch nicht Bau-Erfahrung, uns stundenlang Gedanken gemacht haben (mit Geräuschpegel, ist ja nicht so, dass wir stumm wären), immer unter dem Motto, besser eine Stunde geredet als anschließend alles wieder raushauen (mit der Gefahr, dass uns die Bude überm Kopf zusammensackt).
Wir haben sie dann schlussendlich aufgebaut und eingebaut, unter Anwendung der Technik unseres hausbauenden Großvaters (Augen zu und durch, Leute!) sowie eines großen Teils des zuvor rausgehauenen Schutts und mehrerer Säcke Mauermörtel. Opa war Autodidakt, hat aber als Polier gearbeitet.  Für Poliere sind wir zu demokratisch, also muss man jedesmal alle anderen von der Sinnhaltigkeit der eigenen Ideen überzeugen, was nur schwer möglich ist, weil wir uns nicht gern gegenseitig ausreden lassen.

Unsere Mutter sorgt in der Zwischenzeit für das Dekor, räumt ständig Wasserflaschen, Gläser, Kaffeetassen in die Spülmaschine und bittet uns seit gut 14 Tagen beinahe stündlich darum, doch endlich die Gardine abzunehmen, die immer noch hängt.

links in der Ecke: Das Loch.

Schönen Samstag, Ihr Lieblichen da draußen!

5 Kommentare:

Paterfelis hat gesagt…

Was seid ihr denn für Beamte? Nicht nicht mal eine Arbeitsanweisung vorbereitet? Unglaublich, ja nahezu skandalös. :-D

Die Sache mit dem Loch würde mich allerdings massivst beunruhigen. Hat da jemand eine normale Toilettenschüssel auf ein altes Plumpsklo gesetzt? Oder seid ihr auf einen uralten Pütt gestoßen?

Lily hat gesagt…

Ich vermute, dass die alten Wannenabflussrohre nicht dicht waren und das ein oder andre Sandkorn mitgeschwemmt haben. Und Arbeitsanweisungen machen nur Führungskräfte. Alle andren finden das überflüssig.Democracy rulz!

Georg hat gesagt…

Guten Morgen.
Ich habe, obwohl der jüngste der viere, geschafft etwas Licht in das Mysterium des Lochs zu bringen..
Damals, im Jahre 1975, entschloss man sich das Haus mit einer Öl Heizung auszustatten. Um dann vom Anbau, in welchem die Technik ihr Dasein fristet, in das Haus zu gelangen grub man sich einfach unter dem zur Hälfte unterkellerten Haus hindurch, bis man im selbigen ankam. Da man aber bereits soviel Zeit und Energie darauf verwendet hatte diesen Tunnel zu graben, tröstete man sich damit es nach verlegen der Rohrleitungen so zu lassen und fertig.
Es ist erschreckend, wenn man einen Beton Bodenplatte herausstemmt und man schaut ins NICHTS ( Herr Ende möge mir verzeihen). Wir haben dann soviel Sand und Schutt wie möglich hineingefüllt. Wenn ich bedenke, dass dort vier Jahrzehnte auch eine Badewanne stand...

Eine witzige Form von Tagesbruch wäre das gewesen.

Mit unendlichem Muskelkater

Georg

Anonym hat gesagt…

"Die Vier von der Baustelle", könnte glatt ein neuer Filmtitel werden.

Paula hat gesagt…

Das war ich.