Donnerstag, 15. Dezember 2016

Was das Leben leichter macht

Da gibts so n paar Dinge, die erleichtern den Alltag. So manche(r) setzt da gnadenlos auf Optik, verstärkt durch Klamotten und Styling, um besser durchzurutschen im Leben.
Nach einigen entsprechenden Rückmeldungen hab ich beschlossen, mal auszuprobieren, ob ich tatsächlich eine erotische Telefonstimme habe (solange weder Bildschirmtelefonie verbreitet ist noch die Lily schöner wurde, kann ich auf Sichtbares nicht so bauen... :-))Und siehe da. Wohl moduliert, ein bisschen rau an den Ecken gelassen, etwas Satzmelodie zur Abrundung, und es wird ...

Handwerker? Behörden? Versicherungen?  Alles prima, solang keine Frau heterosexuellen Glaubens an der Strippe ist. Das ist dann nicht so erfolgreich. Aber man kann nicht alles haben.
In diesem Sinn:
Fröhliche Neukonzeptionierung und einen guten Rutsch ins neue Jahr,

vonne Lily

Mittwoch, 30. November 2016

Es wuselt.

So ein Haushalt gerät schnell aus den Fugen, wenn da ein neues Herzchen einzieht. Im Grunde läuft es ganz gut, bedenkt man, dass alle Beteiligten keine Kinder mehr sind. Es gibt vergleichsweise wenig Gebrumm, und seltener noch ein Fauchen. Ab und zu kriegt einer mal eine Watschen ab, aber ohne wirkliche böse Absicht.
Klar, die Karten werden neu gemischt, und die Stammbelegschaft sieht die eigene Position in Gefahr. Der Große Vorsitzende macht seinen Job ganz gut, und demonstriert Anwesenheit, ohne allzu aufdringlich zu sein. Die kleine Miez ist nur halb so hoch und so schwer wie die zwei Anderen, behauptet sich aber tapfer, wobei ihr zu Gute kommt, dass sie die Verspielteste und vermutlich Intelligenteste der Bewohner ist. Sie leert auf jeden Fall das Fummelbrett entschieden schneller als die zwei Großen, und hat daher das meiste von den Leckerchen auf ihrer Seite des Parcours'.
Das Trudi-Tierchen hat noch nicht genug Entspannung aufgebaut, um in Ruhe zu spielen oder auch nur mit den Beiden herumzutoben, sie schaut aus dem Fenster und ergötzt sich an vorbei fahrenden Autos, die sie wohl endlos faszinierend findet. Jeden Morgen, wenn ich ihr Zimmer betrete, hüppt sie auf die Kratztonne, schmeißt sich auf die Seite und schnurrt laut, während ich sie kämme und das dicke Fell bürste. Sie ist richtig langhaarig, scheint aber nicht in so einem Tempo Fell abzuwerfen, wie Karl das noch tat. Der hatte zwar kurzes Fell, aber ordentlich Unterfell, das in ganzen Wolken in der Wohnung unterwegs war.
Trotzdem ist natürlich die Anspannung für mich fühlbar, und ich merke auch, dass mich das sehr in Anspruch nimmt. Sobald irgendwo was grummelt, bin ich alarmiert. Manchmal bringt tatsächlich nebenan jemand die Bohrmaschine zum Einsatz, manchmal ist es Trudi, die sich in die Enge gedrängt fühlt.
Die Dinge sind in Bewegung, soviel ist sicher.




Dienstag, 22. November 2016

Fotos

von der Neuen.




Das Fahrrad und den Müllsack verzeiht mir, bitte- Altkleider und ein Fahrrad aus dem derzeitigen Katzenzimmer im Flur-Asyl. Das Rad kann da nicht umkippen.

Alles in Allem eine imposante Erscheinung, die etwa die Hälfte von Paul wiegt. Der hat derzeit zu kämpfen, denn er ist der Clanchef. Und da kommt dann so eine Braveheartine daher, und ist einfach anwesend. Da muss man sich aufregen...


Samstag, 19. November 2016

Und immer wenn du denkst, jetzt reicht es hier...

wackelt von irgendwo eine Katze zu mir.

Der freie Platz auf meiner Couch ist ab morgen wieder vergeben. Gundi zieht bei mir ein, sie ist eine sehr liebe und geplagte Maine-Coon-Katze, sieben Jahre alt und leider höchst unglücklich, weil der ebenfalls bei ihren Dosenöffnern lebende Hund sie auf dem Kieker hat. Da sie sich nicht wehrt, ist sie Beute.
Die Besitzer sperren jeweils ein Tier weg, aber das ist keine Lösung. Vor allem, da die Katze nur Stress hat und der Hund natürlich auch einen Rappel kriegt.
Ich hatte mir geschworen, frei werdende Plätze nicht mehr neu zu besetzen und das Katzenthema auslaufen zu lassen... aber nicht damit gerechnet, dass ich diesen Entschluss schon so bald vor mir selbst verteidigen müsste. So hat mich die Freundin kalt erwischt, die einfach angefragt hat, ob ich die Pelzdame nehmen würde.
Eine Nacht hab ich überlegt, und gestern Abend habe ich sie kennengelernt.
Was soll ich sagen: Love at first sight.
Seufz.


Mittwoch, 16. November 2016

Das Lied des Kastraten

Hier chez Lily gibt es ja nur ehemalige Kätzinnen und Ex-Katzenmänner. Also, alles Kastraten. Wie viele von den menschlichen Kastraten, die bis in die Neuzeit hinein um ihrer Stimme willen Teile ihres Körpers verloren, hat auch Paul, der Ex-Mann, keine besonders bassige Stimme entwickelt. Nein, er soprationiert so vor sich hin, am liebsten abends, am liebsten im Flur, denn da hallt es so schön.
Er pault halt gern, der Jaul.
Äh.
Vorgestern abend, es dunkelte schon, saß er wieder im Flur und sang die Wände an, Lieder von Trauer und dem Abschied von allem Weltlichen... ich singe dann immer den Kontraalt dazu und versuche, ihn davon zu überzeugen, dass er nicht "alleun auf döser Wööölt" ist, wie Seelefant bei Urmel sang.
Irgendwann dann schwieg er, kam auf mich zu, als ich mein Handy ans Ladegerät hing (kommt zwischen Zähneputzen und Ins-Bett-Gehen), schlängelte sich in Achten um meine Knöchel und maunzte nur noch leise.Ich kraulte ihn ein bisschen, es war dunkel in der Wohnung und ich schon ein bisschen schläfrig.
"Hast du etwas gesagt?" ertönte plötzlich eine kühle Stimme hinter mir- und mir blieb das Herz fast stehen.
"Ich habe dich nicht verstanden!" sagte die Stimme, und ich war bereit, jemanden mit meinen (zugegeben, kurzen) Fingernägeln zu zerfleischen, um meine Tugend Katzen gegen jeglichen Angreifer zu verteidigen.

War aber nicht nötig. War nur mein Handy, das mein Gequatsche mit dem Kater auf sich bezogen und dann nicht verstanden hatte.
Puh. Noch mal davon gekommen.

Montag, 7. November 2016

Neue Kiste

Da wir Anfang Dezember zum Rudelimpfen gehen, die Katzis und ich, habe ich jetzt eine neue Box beschafft.

Sitzt, passt, wackelt und hat Luft
Ich bin mir nicht hundert Prozent sicher, ob es eine gute Idee ist, mit beiden in einer Kiste zum TA zu fahren. Bisher hatte ich immer je Katze eine Box, aber in keine davon passte Paul (links im Bild) so richtig rein. Da musste man immer ordentlich falten, damit man ihm weder Ohr noch Schwanz abklemmte. Bzw., bei den Frontladern, waren die Türöffnungen zu schmal für ihn, der brauchte sich nur aufplustern und schon ging nix mehr. Eigentlich mag ich für Katzen lieber Toplader, da können sie nicht einfach alle Viere ausfahren und sich außen (oder innen...) fest in der Türöffnung verankern. Aber die werden meist auch nur von einem Schloss aus Plastik gehalten, und ich traue den Deckelgriffen und auch den Plastikschlössern nie so richtig. Bei einer besonders preisgünstigen Box ist mir mal der Griff aus der Verankerung gerutscht. Zum Glück ist das ohne Blessuren und ohne Flucht ausgegangen. Aber die arme Emily war schon reichlich verdattert.
Karl hab ich in der Deckelbox mittels Schulterriemen transportiert, aber die zwei sind wehrhafter, weil gesund, und ich fürchte um meine Kleidung.
Aber wer weiß. Vielleicht pack ich auch die Kleine in die Klappkiste, die ist immer noch nicht soo zahm, und obwohl Paul der schwerere Brocken ist, ist er auch ein echter Gemütskater. Aber trotzdem:




Das falsche Ende der Katze.

Am Wochenende hab ich (natürlich? natürlich.) die Homepages der Tierheime in der Umgebung angeschaut. Nur mal so.
Aber zum Glück hat nichts mein Herz so bewegt, dass ich Grund zum Losfahren-und-Kennenlernen gehabt hätte. Und das war auch gut so. Es gibt viele arme Kätzchen und Kater und Katzen, die im TH sind, aber ich bin derzeit mal echt froh, nur eine Katze pro Hand kraulen zu müssen.
Außerdem hatte ich mir vorgenommen, die Plätze nach und nach abzubauen. Denn je mehr Katze, desto mehr Futter, Streu, Spielzeug und Arztkosten.

Und auch mehr Herzschmerz, wenn sie gehen. Ich glaube nicht, dass ich das noch oft aushalte.

Mittwoch, 2. November 2016

Da waren's nur noch zwei

Gestern Abend, spät, sollte Karl noch sein Abend"essen" kriegen,  wehrte sich jedoch mit aller restlichen Kraft. Ich hab ihn gelassen... denn er hatte offenbar Blähungen😯 und da wollte ich ihn nicht noch mehr verstören.
Heute morgen dann hat er laut gejammert und geschrien, als ich mit der Spritze voll Päppelzeug kam. Da gab es dann die zweite Dosis Novaminsulfon. Minuten später robbte er von der Couch, fiel zu Boden und krampfte. Es gab nur eine Lösung: Er musste wieder mit ins Büro. Von da aus ist man schneller bei der Tante Tierarzt. Und man ist unter Kontrolle, was mir wichtig war.
Inzwischen kennen die mich da, also bei der Tierärztin, und wir kamen schnell dran. Die Ärztin teilte meine Meinung, dass alles weitere Behandeln Quälerei wäre, und er ist auf meinem Arm sehr friedlich eingeschlafen.
Ach, mein Karl.

Ach... :-(((




                                                                       Karl.

Dienstag, 1. November 2016

Also.

Gestern sind der Katz und ich dann zur Tierärztin unseres Vertrauens. Zum gefühlten hundertsten Mal. Ich hatte die leise Hoffnung, dass uns der Grund für dieses Desaster etwas klarer wird, ich glaube aber nicht, das Karl-Josef auch mit dieser Voreinstellung in die Box sank. Es ging ihm sehr schlecht. Unsere Medikamentenbestände hatten wir aufgebraucht, auch dafür mussten wir hin. Frau Vet war nicht amüsiert über seinen Zustand.
Wir einigten uns dann darauf, dass wir alle, inklusive der zweiten Tierärztin, Kämpfer sind, und sie nahm ihn kurz auf, zum Röntgen, einer angewärmten Infusion, Rotlicht und so.
Das Röntgen ergab zum Glück eine inwendig recht solide verarbeitete Katze. Herz und Nieren unauffällig, kein Wasser in der Lunge, Leber bisschen klein, und ein komplett leerer Magen-Darm-Trakt. Hübsche Rippen. Nachdem nun ausreichend Flüssigkeit in der Katze war, einigten wir uns auf das nächste Therapieziel: Katze füttern. Klar, nach über 14 Tagen Nahrungskarenz wäre ich auch schlapp.
Ich muss gestehen, dass ich schon sehr viel gelassener nach Hause fuhr, fest entschlossen, das Katertier mit Kalorien zu füllen, komme, was da wolle.
Zu Hause bereitete ich dann das vor, was ich in Zukunft nur noch Lilys Zaubertrank nennen werde.
In etwas Brühe gekochtes Hühnchenbrustfilet, fein püriert, die Brühe mit Sahne und etwas Rapsöl vermischt, eine Messerspitze Bisolvon und 500 mg Lysin (wg der Viren) hinzu, in einer 20 ml Spritze aufziehen und dem Kater verabreichen. Das Fleisch, fein püriert, fressen gerne die anderen Katzen. Er nicht. Aber die Sahnebrühe war ein Hit. Ich musste allerdings ein bisschen die Futtertechnik anpassen. Gibt man Flüssigkeit ins Maul, sollte man nicht einfach im rechten Winkel zur Katz losspritzen. Auch nicht Richtung Zungenwurzel nach hinten. Beim ersteren Weg lässt ein gewiefter Kontrahent einfach alles aus dem anderen Mundwinkel wieder raus laufen. Spritzt man nach hinten, würgt und hustet er. Also ein bisschen nach vorn Richtung Zungenspitze abdrücken. Dann geht's.
Auf diese Weise hat er gestern noch fast hundert ml kalorienreiches Zeug zu sich genommen, und endlich was im Magen. Die Kalorienschwemme hat ihn ziemlich umgehauen, und wurde alle halbe Stunde mit 10-15 ml wiederholt. Als ich um eins ins Bett ging, schlief er auch.
Heute Morgen hatte er dann, zu meiner etwas zwiespältigen Freude, ins Wohnzimmer gepieselt, und zwar nicht reines Wasser, wie sonst, und auch nicht auf seine Unterlage. Sondern tatsächlich ein wenig vom Schlafplatz entfernt. Leider musste ich ihn dann trotzdem saubermachen, weil bäh. Er hat sich tatsächlich mit einem nassen Waschlappen säubern und anschließend auch wieder abtrocknen lassen, und grunzte die  ganze Zeit recht befriedigt vor sich hin. Es gibt einen Videobeweis. Danach wollte er unbedingt nach draußen. Ich hab mich dann geeinigt auf "warm eingewickelt an der Balkontür, für fünf Minuten".
Heute morgen hat er schon 20 ml auf, ist wieder trocken und schlabbert so durch die Gegend. Gleich fang ich ihn ein, zweites Frühstück im "Krug zum kranken Kater". Haltet uns weiter die Daumen. Ach, und Paul hustet😠

Montag, 31. Oktober 2016

Katzenelend

Es ist gruselig. Dem Tier geht es nicht besser, es geht schlechter. Der Infekt will nicht weichen, antiviralen und antibiotischen Medikamenten zum Trotz. Ich kriege nur die Sachen rein, die man spritzen kann. An orale Gaben ist nicht zu denken. Nichtmal Malzpaste wird noch genommen. Mal ganz zu schweigen von Sekretolytika, Diuretika und was dergleichen leckeres Zeug zu Hause wartet. Letzte Woche war ich viermal beim Tierarzt. Heute gehts wieder los.
Gestern hab ich ihn nach einer halben Stunde intensiven Trinkens (!) vom Napf weg geholt- da er nicht frisst und ihm somit auch Elektrolyte fehlen, besteht erhöhte Gefahr von Wasser in der Lunge. Heute hat er eindeutig einen ödematösen Bauch. Er pinkelt, wenn, dann auf seine Unterlagen, meinen Bademantel, die Decken, in die ich ihn wickle. Der Urin ist niederosmolar und wässrig, er riecht auch nicht.
Es gibt nicht viel Auswahl an Krankheiten, die diese Symptome zeigen. Die beste davon (rein von der Prognose her) ist Diabetes. Aber schon ein bisschen entlegen... Ich vermute eher FIP, FIV oder ein malignes Lymphom, wo immer das sich bei ihm manifestiert. FIP ist unwahrscheinlich, vor zwei Jahren hatten wir einen komplett FIP-freien Bestand.
Vorgestern hat Paul gehustet. Gestern hat Gretel geniest. Sekunden später war Bisolvon über ihrem Futter und das Lysin-Zeug gegen Viren. Vor drei Wochen hätte ich nicht mal registriert, dass sie husten. Inzwischen weiß ich, dass ich ganz sicher nicht mit drei Tieren umgehen könnte, die krank sind. Einer allein absorbiert soviel Aufmerksamkeit, dass meine Bude aussieht wie ein Handgranatenwurfstand mit medizinischem Schwerpunkt.

Donnerstag, 27. Oktober 2016

Zwei...

Tierarztbesuche weiter, und das Mäuschen rotzt und hustet und röchelt. Katzenschnupfen, und zwar mindestens mit Calici-Viren, ein komplett entzündetes Mäulchen, alles voller Beläge, die offenbar Schmerzen verursachen. Eine bakterielle Infektion hat sich oben drüber gelegt. Die Nase ist so verstopft, dass an Trinken nicht zu denken ist.
Ich bin diesmal mit sämtlichen Medikamenten als Injektionen nach Hause gegangen. Da er nicht mal Forelle oder Tunfisch frisst, ist natürlich gar nicht damit zu rechnen, dass er Medizin nimmt. Flüssigkeit kriegt er subkutan gespritzt von mir, dafür hat die TÄ mr Infusionsbestecke, Ringer-Laktat und Glukose mitgegeben.
Gegen die Virenlast gibt es Lysin. Etwas gegen Schmerzen, Vitamine, Schleimlöser.... und ich kann an kaum was anderes denken als an den kranken Kater.
Zum Glück kann ich ihn mitnehmen ins Büro, so dass er auch hier seine Einheiten bekommt.
Alles doof.

Montag, 24. Oktober 2016

Schon wieder.

Schon wieder schreib ich, schon wieder ist eine Katze krank.
Karl hat irgendeine Pest. Die TÄ sagt, Bronchitis und rhinotracheale Infektion, hat ein Antibiotikum verordnet. Das Tierchen mag nicht fressen und nicht saufen, hat offenbar Halsschmerzen und die Nase verstopft. Ich bin immer wuschig, sobald eins von den Tieren krank ist, und kann damit extrem schlecht umgehen.
Jetzt hockt er hier neben mir im Büro in seiner Box, und wir warten, dass die Praxis aufmacht.
Drückt mir die Daumen.

Mittwoch, 19. Oktober 2016

Ähm ja.

Ja ich weiß, ich wollte nicht mehr schreiben. Aber mein Hirn ist irgendwie auf Contra programmiert, es macht nie das, was ich mir vornehme. Vielleicht ist es auch nicht mein Hirn sondern nur die Finger, wer kann das schon sagen. Ich jedenfalls nicht.
In meinem Hirn sitzt die mit den guten Vorsätzen. In der einen Ecke. In der anderen sitzt eine, die das alles komplett spießig findet. Dann gibts ne Ecke mit einer, die besorgt den Kopf schüttelt, jemanden, der konsequent den Stinkefinger zeigt und eine, die den ganzen Tag vorm Spiegel hockt und sich am liebsten abwechselnd einen Sack über den Kopf ziehen oder eine Haarverlängerung basteln lassen würde.
Voll in meinem Kopf.
In dem Stimmengewirr geht es manchmal drunter und drüber, alles brüllt durcheinander, und hält sich die Ohren zu.
Nicht sehr effektiv, die Bande. Manchmal singen sie sehr hübsch im Kanon, meist eher nicht.
Eigentlich hätte ich genug damit zu tun, für Ruhe und Ordnung in mir zu sorgen. Leider zwingt mich die Außenwelt dazu, zu funktionieren wie es einem normalen Erwachsenenleben zukommt.
Das Theater in mir drin sorgt dann zuverlässig fürs Termine verpassen, Sich-nochmal-umdrehen-wenn-der-Wecker-schon-geklingelt-hat, Weiterrauchen, und, und, und.
Doofes Ding, das Hirn.

Wollte ich nur mal erzählt haben.

Donnerstag, 13. Oktober 2016

Nur eins noch.

Also, ich hab ja ne Senseo. Und bin immer begeistert gewesen- bis zu dem Tag, an dem meine vorletzte Maschine einfach ihren Deckel nicht mehr aufklappen wollte. Das war ärgerlich, in Großbuchstaben, und sowas passiert immer
a) abends um zehn
b) morgens, vor der Fahrt zur Arbeit und noch vor dem Duschen oder
c) am Wochenende.
Also hab ich mir eine neue gekauft.
Als ich diese aufstellte, einmal Wasser durchgelaufen war und der erste Kaffee duftend in die Tasse troff, hörte ich hinter mir ein leises, seufzendes "Plopp".
Und die alte Maschine hatte ihren Deckel selbst gelöst.
Doofes Ding.

Am Montag Abend nun war die aktuelle Senseo ein Opfer der vierteljährlichen Entkalkungsaktion im Hause Lily, und ich wollte gerade zwei alte Pads einlegen, die eventuelle Kalkpartikel auffangen sollen, als ich feststellte, dass Fall a) eingetreten war.
Der Deckel rührte sich keinen Millimeter. Und es war abends.

Diverse Internetseiten und -Tricks später hatte sich immer noch nix getan, und die bei Anschaffung recht teure Senseo quadrante machte keinerlei Anstalten, ihren Deckel zu bewegen. Woraufhin ich sie über Nacht stehen ließ, damit sie Zeit hatte, ihr Verhalten angemessen zu bedauern.

Was sie nicht tat. Am Dienstag Morgen musste ich den Kaffee per Hand aufbrühen. Das hebt die Laune, da kommt Stimmung auf.
Dienstag Mittag stand ich im Elektroladen, der ein "Wir reparieren Kaffeemaschinen"-Schild draußen stehen hat. Der freundliche Kaffeemaschinenservicemann teilte mir dann mit, dass er da auch nix machen könne, wenn die Internettricks nicht klappen (Zahnseide, Luftpumpe...). Die einzige Chance sei rohe Gewalt, und das führe eher dazu, dass der Deckel zerbräche oder der Hebel abreiße.Ich konnte ihm nur zustimmen, und entschloss mich dann zur Anschaffung einer neuen Nichtsenseo. Die hab ich Dienstag Abend nach Hause geschleppt, in der Erwartung, während des ersten Spülgangs das bekannte, seufzende Plopp zu hören.
Was jedoch nicht geschah.
Der neue Vollautomat ist meine ganze Freude und der ganze Stolz meiner nachklimakterischen Jahre.
Ich trinke Kaffee in rauen Mengen, die Katzen werden sich irgendwann an das Geräusch des Mahlwerks gewöhnen.
Ich jedoch werde mich nie an das seufzende Plopp gewöhnen, dass die Senseo heute morgen von sich gab.
Zur Strafe kommt sie nicht in den Müll. Sie wird jetzt zu Ende entkalkt, dann entleert und kommt in die Reserve, für den Fall, dass der Automat in der Wartung ist.
Das hat sie jetzt davon.

Montag, 10. Oktober 2016

So.

"So" ist immer ein ominöser Anfang. Hier führt er zu etwas, worüber ich seit längerm nachdenke- einem Ende.
Und zwar zum Ende dieses Blogs. Ein bisschen wehmütig, aber überwiegend erleichtert möchte ich mich von euch allen hier verabschieden, euch danken für die langen Jahre des Hiermitlesens, die zivilisierten und freundlichen Kommentare, viel Zuspruch, und viele Kontakte, die immer noch eine wichtige Rolle in meinem Leben spielen.
Am 30.09.07 hab ich das erste Mal geschrieben, und 1.346 Postings, 6747 Kommentare und 172139 Seitenaufrufe später bin ich ausgeschrieben, so fühlt es sich zumindest an.
Viele Blogs, die mal in der Roll waren, sind nicht mehr online, besonders fehlt mir Helen, von Everyday Stranger, die schon vor ein paar Jahren aufgehört hat. Britta aus Norddeutschland fehlt. Paterfelix denkt ans Aufhören oder hat das schon getan, der Klapsenschaffner ist aus meinem täglichen Leben nicht wegzudenken, schreibt aber auch seit Jahren nicht mehr.  Euch Andere, Meise, Frau Vau, Paula... werde ich weiter lesen. Auch der Blog hier wird nicht verschwinden, einfach, weil ich mich vielleicht auch noch mal schwindelig lesen will an meinen eigenen Texten, wer weiß.
Und wer weiß auch, ob ich nicht eines Tages einfach wieder da bin.

Bis dahin wünsch ich euch das aller-, allerbeste.

Dienstag, 4. Oktober 2016

Herbscht ist.

Bis zum Wochenende war ein superschönes Wetter zum Fotografieren, und vor allem in meiner letzten Urlaubswoche habe ich mir die innerfamiliären Aufgaben vom Hals gehalten und bin losgezogen- diesmal mit dem Handy, nicht mit der großen Kamera.
Nun ja, das ist eigentlich im großen und ganzen recht gut gelaufen. Allerdings sind die Bilder, die auf 3 Zoll zusammengequetscht toll aussehen, oft nicht so brüllerhaft, wenn sie dann auf Bildschirmgröße aufgeblasen werden. Da merkt man dann schon die Grenzen der Objektive...
















Das schillernde auf den letzten zwei Bildern ist die örtliche Algenpest. Abgesehen davon, dass das bestimmt die Gärtner nicht erfreut, ist es ein hübscher Anblick. Oder? Seit Jahren versucht man, diesen Algenwuchs mittels Be-Sauerstoffung des Wassers zu verhindern. Aber da die umliegende Landschaft den Wasserwechsel durch die Teichzuflüsse nicht ausreichend sicherstellen kann, bringt das nicht viel. Der Teich hat dadurch zwar im Sommer ein paar hübsche Fontänen, das war es aber auch. Vielleicht ist auch hier die Umgebung durch die Bergschäden so abgesackt, dass eben keine Zuflüsse mehr da sind, vielleicht hat das ganz andere Gründe, wer weiß das schon.
Innerfamiliär hat sich so langsam etwas Ruhe eingestellt. Wenn die Person, um deren Wohl und Wehe in den letzten Jahren fast alle Aktivitäten kreisten, plötzlich wegfällt, dann ist das schon merkwürdig. Eine Weile kreist das noch weiter, durch die anstehenden Aufgaben von Beerdigung, Formalitäten etc... dann hört auch das auf. Und dann? Am Sonntag ist das Sechswochenamt, danach ist erstmal gar nichts mehr. Natürlich, der Grabstein wird aufgestellt, das Gras über dem Wiesengrab wird wachsen. Aber oft und oft, und so geht es auch jetzt schon, kommt irgendein Anlass, bei dem einem einfällt, dass man jetzt schnell nach Hause muss, weil man die Betreuungsperson bei Papa ablösen muss. Oder, dass jetzt der Termin für die Schrittmacherkontrolle ist, oder dass Dienstag ist, und er sein MTX benötigt. Dann fällt mir oft erst später ein, dass man diese Termine jetzt ignorieren kann oder muss. Ein Gefühl der Traurigkeit lässt mich dann oft innehalten und darüber nachdenken, wie unterschiedlich die Menschen meinen Vater wahrgenommen haben, und wie wenig ich ihn kannte. Mir war der zerbrechliche alte Herr mit seiner Schwäche und seinen Exzentrizitäten viel vertrauter als der Mann, der offenbar weit und breit für seine Offenheit, seine Freundlichkeit und seine Hilfsbereitschaft berühmt war. Seinen trockenen Humor hab ich oft als Feindseligkeit empfunden, und ich gebe gerne zu, dass ich jahrzehntelang mehr Angst vor als Respekt oder Zuneigung zu ihm hatte.
In den letzten Wochen vor seinem Tod war er oft viel klarer als in den Jahren zuvor- einer der Ärztinnen, die mittels Erkundigung nach seinem Vornamen sein Maß an Desorientierung überprüfen wollte, hat er noch gesagt: "Wenn ich sagen würde, ich hieße Franziska, so könnten Sie mich der Lüge bezichtigen" (Original so). Da er einen Sprachfehler hatte, hat er viele Sätze so umgebaut, dass er ohne die problematischen Laute etwas Sinnvolles zustande kriegte, und das führte halt oft zu einer sehr gewählten Sprache, die merkwürdig aufgesetzt und/oder ironisch distanziert rüber kam.
Das letzte, was er überhaupt gesagt hat, war "Nei-en!" auf meine Frage, ob er noch etwas Wasser haben wolle. Nun denn, das haben wir respektiert, nicht ohne uns immer zu fragen, ob wir da nicht jemanden verdursten lassen- es hat, trotz allem, Überwindung gekostet, die Patientenverfügung umzusetzen. Denn das muss man als Angehöriger tun, und deutlich damit wedeln. Das ärztliche und pflegerische Personal in den Kliniken hat das Tun gelernt, nicht das Nicht-handeln. Den Menschen fällt es schwer, nicht zu reagieren, nicht tätig zu werden und jemanden sterben zu lassen, vor dessen Tür der Tod schon steht. Das Loslassen ist dann Aufgabe der Familie. 



Dienstag, 27. September 2016

Ja dann...

Ja dann, sag ich mir, und träume ein bisschen vor mich hin, ja dann muss das wohl so sein. Das Navi schweigt beleidigt, es hat gerade versucht, mich über eine gesperrte Ausfahrt von der Autobahn zu locken. Jetzt steh ich drin, im Stau, nachts um elf.
Vor mir macht ein polnischer LKW Anstalten, mit Anfahrts- und Bremsmanövern seine Ladung abzuschütteln, was zum Glück misslingt. Bei der nächsten Lücke links von mir fahr ich raus, LKW mit PKW hinten drauf sind mir unheimlich. Auf der Spur ganz links bohrt ein Typ in der Nase. Vermutlich hat man ihm gesagt, dass man durch die Fenster seines Daimlers nicht reinschauen kann. Da hat man ihn wohl belogen.
Wenn ich es nicht gerade eilig habe, stört mich nur der Spritverbrauch im Stau. Und heute, dass ich so müde bin. Das Rotlichtgeorgel vor mir hält mich wach, und eine Weile denke ich drüber nach, ob das wohl schmeichelhaft für den Teint ist, so intensiv rotes Licht. Dann wandert mein Gehirn durch die vielen Dinge, die in der letzten Zeit passiert sind, es gab viel Tod und viel Krankheit in den letzten zwei Jahren. An manchen Dingen wächst man, lernt, sich besser zu orientieren im Leben, sich klarer zu werden über das, was gerade passiert. Es fällt mir aber immer noch schwer, die Realität mit ausreichender Aufmerksamkeit zu bedenken. Zu oft geh ich den einen Schritt zur Seite, klinke mich aus und lass um mich herum alles so geschehen, wie andere oder auch das Schicksal das so gestalten. Das ist ein bisschen so, wie auf der Autobahn die Spur nicht zu halten. Irgendwann kommt wer von hinten und scheucht einen mit Hupe und Fernlicht wieder nach rechts, dahin, wo man herkommt. Keine Therapie, keine Grübelei, kein proaktives Handeln oder auch psychoaktives Mittel hat da bisher geholfen. Hirn auf Urlaub, manchmal.
Ja, denke ich- vielleicht muss das dann so sein.


Montag, 19. September 2016

Step by Step

Der Alltag, das Leben, die Arbeit hat mich wieder. Drei Wochen Urlaub sind schnell um, wenn es viel zu tun gibt... und es gab viel zu tun. Eine Beerdigung war zu organisieren, mit allem was da dran hängt. Viele Dinge, die in den letzten Wochen liegen geblieben sind, waren nachzuholen. Der Garten schrie nach Zuwendung.
Wie jeden Urlaub in den letzten drei Jahren hab ich auch diesen überwiegend mit Eltern(Teilen) verbracht.Auch aus den Plänen, einige Tage wegzufahren, wurde nix, dafür war zuviel zu tun.
Ein bisschen grimmig hinterlässt mich das. Von Beruf Tochter zu sein, ist nicht das, was ich mir so vorgestellt habe... Und irgendwie sind es ja doch meist die Töchter, nicht wahr?Meine Schwester und ich wohnen vor Ort, ein Bruder ziemlich weit weg, und der andere sozusagen im Vorort. Letzterer hat sich allerdings bei allen Vorfällen, Sorgen und Nöten des letzten Jahres fein herausgehalten, und sich einfach nicht gemeldet. Als er dann spitz kriegte, dass es mit unserem Vater zu Ende geht, hat er ihn noch besucht, war auch mit im Krankenhaus und auf dem Friedhof, aber seither- Fehlanzeige. Er hat offenbar beschlossen, dass es jetzt reicht mit der familiären Zuwendung.Meinetwegen kann er das ruhig beschließen. Ich hoffe nur, er wundert sich dann später nicht, wenn seine Kinder ihn genauso im Stich lassen. Denn Kinder lernen ja gut aus Beispielen.
Für den Beerdigungskaffee hab ich eine Diashow/Präsentation mit Fotos meines Vaters aus acht Jahrzehnten zusammengebastelt, und die dann über den Laptop laufen lassen. Und wenn man sich intensiv mit alten Bildern beschäftigt, die man auch in den Bilderkisten anderer Leute findet, dann gewinnt so eine Person eine ganz neue Dimensionalität. Papa als Kleinkind, als junger Mann, als Bräutigam... und dann mit uns Kindern, immer wieder mit meiner Mutter, später dann ist der Verfall deutlich zu sehen und man kann die verschiedenen Abschnitte der Krankheit am Gesicht ablesen. Und immer wieder die Erinnerung daran, dass wir bei jedem Stadium dachten, jetzt sei es aber sehr schlimm. Nur um Wochen oder auch nur Tage später zu sagen, oha, das geht jetzt aber flott abwärts.
Der Schritt vom gebrechlichen, fast immobilen alten Mann zum Sterbenden ging dann sehr schnell- am Tag X konnte er noch allein essen und trinken, am Tag x + 1 war das vorbei, er konnte nicht mehr sitzen, nicht mehr aufstehen, und war darauf angewiesen, dass wir ihm Essen und Getränke anreichten. Am Tag x + 2 waren es nur noch kleine Portionen Wasser, dann auch das nicht mehr, und dann starb er. Dass wir alle da sein konnten, weil es ein Wochenende war, und dass wir gemeinsam Damalsgeschichten erzählen konnten, zusammen gebetet und gesungen haben (es war uns ziemlich egal, was der Rest der Station davon hielt), das war ein außergewöhnliches Erlebnis. Und er hat, trotz seines komatösen Zustands, davon noch allerhand mitbekommen. Das konnte man an seinem Puls fühlen, und weil ihn laute Geräusche aufregten, sind wir dann irgendwann alle still gewesen. Es war entsetzlich heiß, und wir waren eindeutig zu viele Leute für das kleine Zimmer, aber niemand wollte gehen, außer, er musste.
Diese zwei Tage werde ich wohl nie vergessen.
Es ist alles noch nicht wieder richtig zusammenhängend, aber das geht auch noch nicht, da fehlt jemand. Dieses Loch muss zuwachsen. Ein bisschen hat die überwältigend gut besuchte Trauerfeier geholfen, denn die Kirche war voll, und die Kondolenzkarten gehen in die Hunderte. Es tut gut, wenn man erfährt, wie sehr auch andere Menschen den Vater oder Ehemann geschätzt haben. Eines hab ich draus gelernt: Kondolieren ist wichtig. Nicht für den Verstorbenen, sondern für den Angehörigen.Man muss ja nicht die Karte kaufen, auf der "In tiefer Trauer" steht, wenn man den Betreffenden nicht sehr gut kannte.
So. Und jetzt werde ich versuchen, rauszukriegen, warum ich seit zwei Wochen keinen Internetzugang habe zu Hause.
Grrr.

Montag, 29. August 2016

Der Weg des Vergessens

So beschreibt meine Mutter die letzten Jahre des Lebens mit meinem Vater.
Der Anfang waren Momente voller Angst und Schrecken, weil der Mann, der sich überall zurecht fand, plötzlich keine Ahnung mehr hatte, wo er war. Das hat ihn alarmiert und zu den Ärzten getrieben, zu denen er ein kindliches Vertrauen hatte.
Dann kamen Halluzinationen, nach einer schweren Herz-OP, und das sei völlig normal, denn die Psyche müsse erst fertig werden damit, dass die Herzlungenmaschine das Herz ersetze.
Von kurzen Durchblutungsstörungen war die Rede. Alter. Verkalkte Carotis. Dagegennehmensiebittedreimaltäglich.
Der Alltag wurde schwierig. Die Episoden häufiger. Manchmal machte ihn das wütend, oft ängstlich und als Reaktion wieder zornig und ungehalten. Andererseits wurde er weicher, hilfloser. Weniger Macher.
Der erste Verdacht auf eine Hirnabbaustörung tauchte am Horizont auf, das böse Wort Alzheimer fiel. Die ersten Termine in der Memory-Klinik, die Termine in der Demenzsprechstunde. Medikamente halfen. Vorübergehend. Meine Mutter hat noch am meisten mitbekommen, was alles nicht mehr ging, und hat unendlich viel aufgefangen.
Einige schwere Erkrankungen hat er gemeistert, schon mit Alzheimer. Prostatakrebs, Herz-OPs. Rehaaufenthalte, und die Menge an bunten Pillen wurde mehr. Chemotherapeutika dabei, so giftig, dass sie nur mit Handschuhen dosiert werden durften.
Blutdrucksenker, Lipidsenker, zwei, drei Präparate gegen die Nebenwirkungen.
Dann kamen die wirklichen, spürbaren körperlichen Beschwerden. Der Gehstock, der Rollator, der Rollstuhl, die Schutzhose gegen Inkontinenz. Die Höllennächte, wenn er meine Mutter nicht erkannte, obwohl sie bei ihm und neben ihm war, und er panisch durchs Haus wollte um sie zu suchen, aber nicht laufen konnte.
Meine Mutter, einszweiundsechzig, neben ihm, einsneunzig, im Schneckentempo.

Neue Sätze. Ich kann das nicht mehr. Ich würde dir so gern helfen, aber ich kann das doch nicht mehr.
Der Mann, der immer und jedem geholfen hat, litt darunter, dass das nicht mehr ging, dass er uns, seine Kinder brauchte, damit sie ihm Arme und Beine ersetzten, die ihm ins Auto halfen, seine Wohnung renovierten und ihm sagten, Papa, setz dich hin, ich mach das schon.
Mir kaum erträglich die Dankesworte. Die wollte ich nicht. Ich wollte die Verantwortung nicht, ich wollte cool sein, distanziert wie immer, kompetent, und ohne die Emotionen, für die es nie Worte gab. Uns verband kaum ein Thema, und nie ein ausgesprochenes Wort der Zuneigung.
Aber irgendwas hat uns verbunden.
Nach der Kurzzeitpflege kam die Tagespflege, dann die häusliche Pflege, dann das Heim. Und immer die Angst vor dem Alleinsein, vor dem Verlassenwerden, eine Erinnerung an Erlebtes.
Und dann kam die Lungenentzündung zurück, die ja laut Krankenhaus so ausgeheilt war, dass man ihn dort entlassen konnte.
Freitags haben wir ihn ins Heim gebracht. Am Samstag der folgenden Woche musste er wieder ins Krankenhaus. Wir waren alle da, haben seine Hände gehalten, die ganze große Familie, für die er immer gesorgt hat, solange er es konnte.
Wir haben gesungen und gebetet, geweint und gelacht.
Und dann ist er gestorben.
Einfach so.

Montag, 22. August 2016

Willkommen im Irrenhaus. Bewohner: Du





Vor drei Wochen, am 5. August, ging mein Vater abends ins Bett. Nicht fit, nicht ohne Hilfe, aber er ging.
Am nächsten Morgen war er nicht zu wecken. Der herbei gerufene Rettungsdienst fuhr ihn in ein örtliches Krankenhaus. Nach nur sechs Stunden hatten sie dann entschieden, dass sie ihn da behalten. Untersuchungen ergaben Mitte der folgenden Woche, dass er eine Lungenentzündung hatte. Diese wurde mit Antibiotika behandelt. Klar war da, dass er nicht mehr weiter zu Hause bleiben konnte. Erstens mangels Infrastruktur, wie Pflegehilfsmittel, z.B. Bett, zweitens mangels qualifizierter Pflegekräfte, die ihn rund um die Uhr betreuen könnten. Wir haben es geschafft, innerhalb von zwei Tagen ein Heim aufzutun, welches ihn aufzunehmen bereit war- nachdem das Krankenhaus versprochen hatte, ihn bis zum Aufnahmetag ins Heim (19.08.) zu behalten.
Das haben sie nicht getan. Am Montag, dem 15. August nachmittags bekamen wir die Info, dass sie ihn am Dienstag, dem 16. 8., entlassen würden. Ungeachtet der Tatsache, dass der Mann auf der Terrasse würde schlafen müssen, weil keine Möglichkeit bestanden hätte, ihn ins Haus zu kriegen. Ungeachtet der Tatsache, dass er nicht mehr allein isst, nicht mehr allein trinkt…
Eine mitfühlende Pflegedienstleitung einer örtlichen Kurzzeitpflegeeinrichtung hat sich meiner verzweifelten Mutter erbarmt, und wir brachten den armen Kerl dann aus dem Krankenhaus in Einrichtung Nummer eins, nur um ihn dann drei Tage später in Einrichtung Nummer zwei zu bugsieren. Vollkommen egal, dass ein dementer Mensch solche Verschubungen nicht gut verkraftet (dafür muss man aber nicht unbedingt dement sein). Wie war das noch mit dem ärztlichen Eid? „Niemandem Schaden zufügen“?
Jetzt sitzt der alte Herr in einem Rollstuhl, ohne eine Ahnung davon, wo er eigentlich ist, die Familie nähert sich dem Zustand kompletter Entropie, und ich will emigrieren. Auf den Mars. Dahin, wo Ruhe ist, und keiner was von mir will. Nie wieder.

Montag, 8. August 2016

Schon seltsam.

Da kümmert man sich um was. Weil man muss, oder weil man sich verpflichtet fühlt. Vielleicht schlägt man neue Wege ein, vielleicht auch nicht. Man gibt sein Bestes. Es sind andere Menschen ebenso betroffen von dem, worum man sich gekümmert hat, allein darum gibt man sich Mühe.
Kaum hat man sich gekümmert, bricht die Hölle los. Und alle die, die auch zuständig gewesen wären, heben jetzt entweder mit dem Großgemecker an, oder sie lassen einen mitsamt dem Baby sitzen.
Jedenfalls landet man immer mit der Nase an der Wand.
Und mit den Fingern über der Tastatur, bereit, die ultimative Aussteige zu verkünden:
Leckt. Mich. Alle.
Und macht euern Scheiß in Zukunft doch allein.

Montag, 1. August 2016

Lily und die Telekommunikationsanbieter- Teil (hier hohe Zahl einsetzen)

Herrrreinspaziert meine Damen und Herren- hier ist wieder Ihre Lily mit den neuesten Schauer- und Horrorgeschichten aus den geschäftlichen Kontakten mit dem Telekommunikationsanbieter (TKA).

Ja, Leute, es ist wieder so weit.
Nur bin ich es diesmal nicht, sondern meine Eltern, die ein Problem haben.
Und das kam so:

Vorletzten Mittwoch, da trudelten bei meinen Eltern zwei Rechnungen von ihrem TKA ein. Man muss wissen, dass meine Eltern bei denen so einen "Seniorenanschluss" haben- im Grunde ein Handy, das aber nur in einem bestimmten Umkreis um eine Basisstation funktioniert. Dafür zahlen sie einen geringen Betrag, und Gesprächsgebühren für alle bis auf ein Handynetz (das des Betreibers).
Laut diesen Rechnungen hatte mein Vater (dement und so weiter, ihr kennt das) am Sonntag zuvor zwei iPhone 6S gekauft, und auch gleich 2 Verträge abgeschlossen.
Die Rechnungsadresse war die meiner Eltern. Lieferanschrift war eine andere als die, zu der die Rechnungen kamen. Diese Lieferadresse liegt schräg gegenüber von meinem Büro, eine Anschrift, an der wir niemanden kennen. Da meiner Mutter die Hausnummer meines Büros nicht geläufig ist, hat sie erstmal angenommen, ich hätte ihnen zwei Handys bestellt- und da sie die Kontonummer nicht kannte, für die die Rechnungen die Abbuchung in Aussicht stellte, nahm sie erstmal an, dass  das wohl mein Konto sei (ist es nicht).
Am Donnerstag kam ihr das dann doch etwas spanisch vor, und sie hat meine Geschwister und mich angerufen. Natürlich bestelle ich nicht zur Lieferung an eine Anschrift, an der ich niemanden kenne, zwei Handys, die ich weder will noch brauche, und lass meine Eltern dann Empfänger der Rechnung sein. Wenn ich bisher etwas für die zwei  bestellt habe, ging das immer direkt an sie, so dass niemand Laufarbeit hatte... das war nämlich immer der Sinn der Sache.
Nun gut, ich bin also hingefahren, hab mir die Rechnungen angesehen und dann versucht, beim Provider anzurufen.

Vollkommen, total und unmissverständlich nutzlos.

Denn man wird menügeführt ausgefiltert, und für diese Art Sachverhalt gibt es keine Menüpunkte. Man hatte auch keine Möglichkeit, mit einem Kundendienstmenschen zu sprechen. Bis dahin kam man gar nicht, sondern an irgendeinem Punkt wurde einfach verkündet, dass man ja wohl offensichtlich kein Problem habe, bei dem die Hotline helfen könne, und das Gespräch wurde beendet.
So weit, so zornerregend.

Die Kollegin hier und ich sind dann in der Pause losgezogen, und haben erstmal bei dieser Anschrift auf die Klingelschilder geschaut. Nun ist mein Geburtsname ein in Deutschland sehr, sehr selten vertretener Name. Wenn es in diesem Land überhaupt hundert Menschen gibt, die diesen Namen tragen, dann sind mindestens 80 davon mit uns verwandt.  Aber es sind nicht so viele- vierzig oder so ist realistisch. Auf den Klingelschildern war nun auch niemand mit dem Namen meines Vaters (Vor- und Zuname) eingetragen. Hätte mich auch gewundert... Zu der Seltenheit des Namens kommt noch, dass der Name sehr häufig falsch geschrieben wird, aber längst nicht immer mit den gleichen Fehlern.
Diese gleiche falsche Schreibweise, die der Provider stets und unbelehrbar benutzt, stand auch auf den Rechnungen drauf. Was darauf hindeutet, dass da schon jemand Zugriff hat auf den dort gespeicherten Datensatz. Jedoch stand im Kopf beider Rechnungen jeweils eine andere, von der meiner Eltern abweichende Kundennummer.
So weit, so unverständlich.

Kollegin und ich haben uns dann weiter fortbewegt, diesmal zur Niederlassung des TKA, inmitten der Fußgängerzone.

Der dort in Lohn und Brot stehende Angestellte war dann eine Offenbarung.

Warum ich denn meinen Vater nicht mitgebracht habe?
Hinweis auf mentalen und körperlichen Zustand.

Ja, aber ich sei doch kein Kunde, und sie könnten nur Kunden Auskunft geben.
Hinweis darauf, dass ich keine Auskunft wolle, sondern lediglich seinem Arbeitgeber Ärger und Unannehmlichkeiten ersparen und diesen vermutlichen Betrug melden wolle. Auskunft brauche er mir in diesem Zusammenhang nun wirklich nicht geben.

Warum ich denn nicht mit der Hotline telefoniere?
Hinweis auf meine diversen Versuche hierzu.

Daraufhin meinte er, dass das Politik des Hauses sei. Ich sei ja schließlich keine Kundin.

Woraufhin ich mit "Da bin ich aber froh, dass ich in Ihrem Affenstall keine Kundin bin" den Laden verlassen habe und die örtliche Polizeidienststelle aufgesucht habe.

Die dortigen Kollegen haben dann eine Strafanzeige aufgenommen. Sie haben zwar angesichts des Sachverhalts auch nicht sofort eine Idee gehabt, wie es zu dem Vorfall kam, und fanden es merkwürdig, dass jemand da eine abweichende Adresse mit so einem seltenen Namen verknüpft, aber bereits bei dem Wort iPhone wurden sie stutzig- das sprach ihres Erachtens am deutlichsten für Betrug.

Damit, so dachte ich, sei das erstmal erledigt- die Kollegin hatte die angegebene Bankverbindung schon überprüft und festgestellt, dass das genannte Konto eines der Sparkasse Lüdenscheid war, aber dass die IBAN plausibel ist. Ob es das Konto wirklich gibt, kann man natürlich nicht sagen. Aber keine Software würde diese Nummer so ohne weiteres als Fehler auswerfen. Es bestand jedoch m. E. noch die Möglichkeit, dass die Abbuchungsbemühungen des TKA an diesem Konto abprallen würden (vielleicht, weil nicht existent, vielleicht aber auch wegen eines wachsamen Kontoinhabers). Dann würde ich mir nicht paranoid vorkommen, anzunehmen, dass der TKA versuchen würde, die Rechnungsbeträge (2 x iPhone 6 S, Herrschaften...) von den angeblichen Bestellern und Rechnungsempfängern zu bekommen. Der guten Ordnung halber hab ich am Freitag noch ein Schreiben rausgehauen, in denen ich den Sachverhalt geschildert und den Laden ernsthaft davor gewarnt habe, in irgendwelcher Weise Druck auf meine Eltern auszuüben, noch mehr Schreiben zu schicken oder Mahnungen/Abbuchungsversuche zu unternehmen.

Am Samstag kriegte meine Mutter erneut Post, diesmal drei Schreiben. Zwei Mitteilungen, dass der TKA "die Sim-Card gesperrt habe, weil verdächtige Aktivitäten auf dem Konto" beobachtet worden seien.
Eine "Letzte Mahnung" über einen Betrag von 0,00 € (ja, wirklich). Wenn diese Summe nicht bis zum 5.08.auf deren Konten oder im Laden hier vor Ort eingegangen sei, drohte man mit Pest, Pocken, Schufa und Cholera, und machte mit schleimigen Worten dem Briefempfänger Angst, dass er dann im Grunde am Wirtschaftsleben nicht mehr teilnehmen könne, weil sein guter Name  zerstört sei. Classy, Ihr Arschlöcher vom TKA. Gleichzeitig drohte man mit einer Schadensersatzforderung von weit über tausend Euro. Wobei ich mich schon fragte, wie man bei einem Rechnungsbetrag von 0,00 € auf diesen Schaden kommen könnte.Von den Handys war nicht die Rede; die Rechnung ist erst am 05.08.2016 fällig.

Das war Samstag. Ich hab mich also wieder ans Telefon gehängt und versucht, da wen Menschliches zu sprechen. Die Hotline-Automatentussistimme ist so brechreizerregend, dass man sie in Flaschen füllen und in Apotheken und Giftnotzentralen verkaufen könnte...und ich bin natürlich wieder daran gescheitert, dass man sich nicht bis zu  diesem Problem durch die Menüs klicken kann. Im Internet auf der Homepage des Betreibers habe ich es an irgendeinem Punkt geschafft, einen Fließtext in ein Mailformular einsetzen zu können. Mir war klar, dass das komplette Hirnwichserei war- denn a) die Mailadresse war nicht sichtbar. b) es wurde weder nach einem Namen des Kunden noch nach einer Kundennummer gefragt und c) man kriegt keine Kopie auf sein eigenes Mailkonto. Aber man kann vom Leder ziehen, und das tu ich bekanntlich gern- wenn auch meist über mehr als die gestatteten 500 Zeichen.

Ergo sah mich der Montag bei der Verbraucherberatung. Mit allen fünf Schreiben von "Denen" und dem einen von mir, samt der Strafanzeige und den Vollmachten meines Vaters.
Die Sachbearbeiterin dort war eine echte Sahneschnitte, kompetent und sehr freundlich. Sie hatte sofort eine Kundenberaterin vom TKA an der Strippe, und fand in Windeseile heraus, dass die Telefone tatsächlich ausgeliefert wurden... und dass der Knackpunkt für den TKA ist, dass die Lieferung eine PostIdent-Abgabe erfordert hat. Da, wie gesagt, dort niemand mit dem Namen wohnt (in den Rechnungen stand sinngemäß: Lieferanschrift: NamemeinesVaters, AndereStraße, Hausnummer Irgendwas, PLZ Ort.) und es keine namensgleiche Person dort gibt, muss irgendein Schmu oder eine sehr große Schlamperei seitens des Lieferanten gelaufen sein- sonst ist es nicht möglich, dass jemand diese Telefone da abgegriffen hat.

Denn im PostIdentverfahren ist die Aushändigung wohl nur gegen Identitätsnachweis möglich. Seinen Personalausweis hat mein Vater jedoch noch, er hat keinen Reisepass und auch keinen Führerschein- und ist weder körperlich noch mental dazu in der Lage, auch nur bis zu dieser Anschrift zu kommen. Zum Glück, muss ich sagen. Denn so leid es mir tut, dass es meine Eltern trifft, so klar ist, dass niemand von den Beiden das hingekriegt hätte. Allein schon, weil im Haus kein Internetzugang ist, und sie keine entsprechenden Geräte ihr eigen nennen. Keine Computer, keine netzfähigen Handys, nüscht.
Aber selbst wenn, wäre der Vertrag aufgrund der geistigen Situation meines Vaters nicht wirksam- und eine Aushändigung der Telefone an meinen Vater ist an der genannten Adresse nicht möglich, weil er das Haus nicht mehr verlassen kann.

So.
Wir harren der Dinge, die da hoffentlich nicht mehr kommen... und können eigentlich nur den guten Rat geben, jeden Brief zu öffnen, der da kommt, auch wenn die letzte Telefonrechnung zwei Tage zuvor bereits eingetrudelt ist. Es ist nicht immer Werbung, was in den Umschlägen steckt. Auch kontrolliert eure Kontoauszüge, damit im Falle eines Falles eine Abbuchung rückgängig gemacht werden kann, wenn da ein Arsch am Werk war und euch über den Leisten ziehen wollte.
Und immer flott zur Polizei und auch zur Verbraucherberatung. Im Zweifel ist man gegen die Datenkraken und die Großunternehmen recht machtlos. Da hat man gute Verbündete an seiner Seite. Und es kostet 25 €. Billiger als ein iPhone :-)) 

EDIT: Gestern trudelte ein Schreiben ein... man werde jetzt prüfen, was vorgegangen sei, entschuldige sich für die Unannehmlichkeiten, und weder keine weitern Schritte hinsichtlich Mahnungen o.ä. einleiten. Vorerst. Nun, das ist ihr gutes Recht. Und immerhin haben wir jetzt einen Namen, aus dem ich schon irgendwie eine Mailadresse zusammengestoppelt kriege, wenn es sein muss.
















Samstag, 30. Juli 2016

Rätsel

Wer mich kennt, weiß, dass ich dazu neige, mir das zu machen, was man gemeinhin einen Kopf nennt. Nicht dass ich nicht schon einen hätte, aber wenn mich was gefesselt hat, will ich das auch lösen. 

Unter die Rätsel fallen Dinge wie Mah Jongg, Kreuzworträtsel im Zeitmagazin, Krimis, und dergleichen Denksport. Am meisten beschäftigen mich aber menschliche Rätsel. Also Verhaltensrätsel... zum Beispiel, warum irgendwer  glauben könnte, dass Standardwerbung irgendwen dazu bringt, noch ne neue Käsesorte, buntere Schuhe oder Kaugummi  der Geschmacksrichtung Knoblauch-Nuss zu kaufen. Und soeben schafft es einer dieser bunten, seichten Fernsehfilme, mich erneut mit einem meiner ungelösten Lieblingsprobleme zu konfrontieren...
Warum, ja warum scheinen Männer in der Regel Frauen zu bevorzugen, die sie schlecht behandeln? Ich hab nicht nur einmal erlebt, dass sie bei den Frauen blieben, die sie rumkommandieren, laufend Druck machen und überhaupt sie so behandeln als seien sie ihr Eigentum. Und mit Beobachtung meine ich jetzt nicht eigene Beziehungen. Obwohl das schon so war. Nö, das kann man oft genug in freier Wildbahn erleben. Und es ist ein Thema für die diversen Filmchen, die aber das Rätsel auch nicht lösen, sondern anderthalb Stunden bunter Bildchen draus machen. 
Habt ihr da eine Idee? Ich meine, was richtig Erhellendes zum Thema? Umgekehrt ist das vermutlich genau so- genug nette und freundliche Männer werden sich vermutlich oft auf dem Abstellgleis wiederfinden, während die Ex mit irgendeinem schmierigen Typen in den Sonnenuntergang reitet. 
Mein Hirn krieg ich nicht um diese Kurve geschoben.  Ihr seid gefragt😞

Mittwoch, 20. Juli 2016

And now.

And now to something completely different.
Ich hab ja ein Auto, das hat ein (tadaa) Radio- und Cassettendings drin. Nun hab ich schon lange keine Cassette mehr gesehen, nenne keine mehr mein eigen, aber hab das Regal voller CDs, die ich gern beim Fahren hören würde. Geht aber nicht...
Also sann ich auf Abhilfe.
Der Möglichkeiten waren einige:

--Den CD-Player aus dem alten Auto nutzen. Das schied aus, weil mir das intakte Cockpit vom Bora so gut gefällt, und ich da nicht mit Chromfirlefanz und dem Kenwood-Logo stören wollte. Außerdem hab ich das Ding im Golf nie richtig fest gekriegt, weil der nötige Adapter für normale Geräte auf VW-Norm nicht richtig hinten ins DIN-Fach passte.

--Einen FM-Wandler kaufen, und Musik vom Handy hören, Downloads aus der Cloud zum Beispiel. Ist eine Option, mir aber, ehrlich gesagt, einiges zu fummelig. Vor allem, wenn man, wie ich, auch schon mal einzelne Sachen auf einer CD oder Playlist gerade nicht hören will. Dann hat das Telefon schon wieder das Display abgeschaltet und man sucht sich nach Wiedererweckung erstmal durch die Menüs. Nee.

--Das gleiche, nur mit einer Adaptercassette. Der beste Schwager von allen hat mir eine geliehen, Soundqualität ist allerdings gleich Müll. Hinzu kommen die Probleme wie oben. Scheidet also wirklich, glaubhaft und wahrhaftig aus.

--Handy und der Brüllwürfel, aka Bluetooth-Lautsprecher. Musikfindung wie oben schwierig, Soundqualität ganz gut, kann auch als Freisprechdings benutzt werden, beides muss aber eigentlich ständig am Strom hängen, sonst ist Essig mit Musik. Letzterem kann man mit einem Verteiler für die Bordsteckdose abhelfen, wenn der ein richtig langes Kabel hat, kann man die Steckdose im Kofferraum nutzen und das Kabel unter Teppich legen. Dose(n) selbst unter der Armstütze anbringen, und alles ist gut. Vorn in der Mittelkonsole will ich das Gebammel nicht haben, da stört es den Ganghebel.
Die Verteilerlösung ist überhaupt schon deshalb nötig, weil mit Navi und Telefon eh meist zwei Verbraucher im Auto sind.


-- Die Königslösung: Ein Original-CD-Player für den Golf IV/Bora. Gibts beim großen Onlinehandelshaus, für unter 50 €.
Alles prima, jetzt muss man es einbauen. Richtig? Richtig.
Nun hat der Bora in der Mittelkonsole drei DIN-Schächte für die Aufnahme diverser Dinge. Ganz unten ist bei mir die Klimaautomatik. Darüber das Radio/Cassettendings, und ganz oben eine Ablage.
Nix davon sieht irgendwie herausnehmbar aus.
Muss es aber sein, denn es gibt Leute, die da ihre Sauna Whirlpool Heimkinoanlage CD-Player untergebracht haben.
Was macht die kluge Frau, wenn sie was vorhat, aber nicht weiß, wie es geht? Richtig. Bei DuRöhre nachsehen.
Was ich getan habe. Da kann man zuerst mal lernen, wie man das Radio rausnimmt. Im zugehörigen Video zeigt ein dynamisch-sympathischer Jungbastler, wie er mithilfe einer Laubsäge, zweier Scheckkarten, eines Teppichmessers und eines Maßbands zwei Haken bastelt, mit denen man die eingerasteten seitlichen Sperren beim Radio löst.
Als ich das sah, fiel mir wieder ein, dass ich mal einen Satz diverser Montagehaken und -Hebel gekauft habe, um beim Golf 2 das Originalradio zu entfernen. Genau die hier benötigten Haken fanden sich jedoch leider nicht mehr in der Sammlung. D.h. es waren mal zwei, gefunden hab ich einen. Mit einem Haken allein klappt das allerdings nicht. Denn man löst die Sperre dann zwar einseitig, müsste aber das Radio ganz rauskriegen, um den Haken entnehmen und auf der anderen Seite des Radios verwenden zu können.
Also musste ein zweiter Haken improvisiert werden, und das hab ich mithilfe einer Kundenkarte, eines Eddings und einer Büroschere auch gemacht. Ging ganz hervorragend.

links im Bild: Originalhaken und Imitat aus Kundenkartenplastik.
Nach dem Abstellen der Schulterklopfmaschine musste jetzt nur noch das Radio hier angeliefert werden.
Auch das geschah, wie geplant und bestellt... und es handelt sich tatsächlich um ein nigelnagelneues CD-Playerchen der doppelten Bauhöhe und der VW-Herkunft.

Und dann kam der Mittag, mit ihm die Pause und der Kollege und ich sind losgezogen auf den Parkplatz, das alte Radiodings auszubauen und das neue CDdings einzubauen.

Die Rausziehhaken fix genutzt, das Radio entnommen, die Kabel abgefummelt, ein bisschen am oben drüber eingebauten Ablagefach gewackelt und dessen Entfernung erstmal verschoben. Stattdessen den Aufkleber neben dem Antennenstecker des CDteils gelesen.
Sinngemäß und auf rotem Untergrund:
Achtung. Kann sein, dass das hier alles nicht so richtig passen will. Dann brauchen Sie nen Adapter (Das "Ätsch!" haben sie nicht abgedruckt.)
Seufz.
Natürlich ist mein Auto aus einem früheren Baujahr. Und natürlich ist der CD-Player nicht abwärts- und selbstverständlich das Auto nicht aufwärtskompatibel. Wo kämen wir denn da auch hin?
Doppelseufz.
Und, wo kommen wir hin?
Richtig, in die Foren und Chaträume, um alldorten zu forschen nach dem Adapter.
Gesucht, und tatsächlich gefunden und bestellt... was mal wieder Wartezeit bedeutet (inzwischen sind knapp 14 Tage ins Land gegangen, Herrschaften...)
Dann kam der Mittwoch in der letzten Woche, als mich eine strategisch falsch aufgefasste Salzstange zahnfleischmäßig so aus dem Konzept brachte, dass ich von Donnerstag bis einschließlich gestern mittag nur ohne die Prothese im Oberkiefer die Schmerzen halbwegs in Schach halten konnte (heißt: Ohne Zähne keine Arbeit, weil ich dann nicht verständlich sprechen kann. Mal abgesehen von Nachwirkungen der Antibiotika, der ständigen Schmerzmittelschluckerei und einem gewissen Schlafmangel). Montag und Dienstag bin ich also zu Haus geblieben und habe Metamizol und Ibuprofen und Antibiotika gleichzeitig und beidhändig gefuttert.
Jetzt geht es wieder gut, und heute morgen machte ich mich dann trübäugig ob der Uhrzeit auf dem Weg ins Büro.
Und fand auf meinem Schreibtisch -tadaa- den Adapter vor. Den für die Datenkabel und den für das Antennenkabel, denn beides passte nicht.
Der Kollege und ich sind dann mit dem adaptierten und damit erheblich im Wert gestiegenen CDdings wieder auf den Parkplatz gelaufen, dann hab ich erst das Radio, und dann mit roher Gewalt die Ablage darüber entfernt, die Kabel verbunden, die Antenne angeschlossen, das CDdings in den Schacht geschoben (passt nicht... mehr Druck...passt nicht...noch n bisschen... sitzt!), den hellen Moment bewundert, der mich dazu gebracht hat, die dem CDdings beiliegenden Aufkleber auf die Bedienungsanleitung für das Auto zu kleben, den Code eingegeben (auf wundersame Weise auf einer Tastatur mit nur 6 Ziffern eine Codezahl mit einer Neun drin... ) und...
Trommelwirbel...
Sitzt, passt, wackelt und hat Luft und funktioniert sogar.

Jetzt wollen wir mal hoffen, dass sich keine elektronischen Zicken entwickeln. Ich las in einem Forum, dass es da Adapter gäbe, deren Eigenschaft es sei, Airbagelektronik zu stören. Nicht originär, aber man nimmt sich die Freiheit. So als Adapter.
Ich tröste mich damit, dass der Artikel von 2008 ist.
Und freue mich über meinen neuen CD-Player.



Donnerstag, 14. Juli 2016

Intermezzo

Nach fast einem Jahr mal wieder den Fernseher angeworfen.
Feststellungen:

a) Set-top-Box macht nicht mehr das, was sie soll (behoben, Gerät resettet.)
b) Fernbedienung streikt bei einigen Tasten (behoben, neue besorgt)
c) Reklame scheint auf bestimmten Sendern keine Produkte mehr zu promoten. Dafür wird das Einkaufen als Tätigkeit beworben. Höchst irritierend. Lad dir ne App, damit du Rabatte und Boni kriegst, um irgendwas billiger zu kaufen, was du wahrscheinlich niemals brauchen wirst? Lass dir kistenweise Produkte zum Ausprobieren schicken, die du vermutlich ebenfalls nicht brauchst? Da lob ich mir das ZDF. Haftcreme und Inkontinenzeinlagen werden wir alle brauchen. Irgendwann.

Fazit: DVDplayer reaktiviert. M.A.S.H. geguckt. Mit Staffel eins bin ich jetzt durch. Auch nicht viel intelligenter, aber wenigstens ohne diese haarsträubenden Spots.

Dienstag, 5. Juli 2016

A Knife Between my Teeth


Zurzeit gibt es hier chez Lily genau zwei Aggregatzustände: Müde oder wütend. Oder den überlappenden Zustand aus beidem.

Mich bringt alles in Wut. Leute, die was von mir wollen, Umstände, die ich nicht ändern kann, meine Eltern, die Kollegen (selten), das Wetter, die Katzen, deren Bedürfnisse. Zuviel zu tun, zu wenig Lust, was zu tun, zu wenig Dinge, die ich mir als schön vorstellen kann (außer die, die man kaufen kann), die Spritpreise, Werbung, mein Kontostand- lauter Sachen, die mich aufregen, bis es Abend ist und ich vor Zorn nicht schlafen kann.
Es ist mir klar, dass das ein pathologischer Zustand ist. So schnell und gründlich bin ich meist nicht aufzuregen, wenn auch vielleicht etwas fixer als Ottonormalfünfzigerin. Mein letzter Urlaub war irgendwann vor Oktober 2014, ich weiß nicht mehr genau wann, und das hat bestimmt damit zu tun.

Mich ärgert die Selbstverständlichkeit, mit der Leute über mich verfügen, und das Gejammer meiner Mutter. Mich macht mein Arschlochbruder sauer, der sich die Eier breitsitzt und Andere machen lässt- er wäre außer mir der einzige hier vor Ort und ebenso in der Pflicht wie die anderen. Wobei die anderen zurzeit auch durch Abwesenheit glänzen und ich hier mit zwei Enkeln meiner Eltern und meiner Wenigkeit versuche, die unhaltbaren Zustände zu halten. Mich ärgert es, mir dreimal am Tag meine Mutter anzuhören, wie sie mit leidender Stimme die gleichen Sachen erzählt und mich flugs mit ominösen Gesundheitsproblemen aus dem Sonntag holt, wenn ich den Samstag nicht bei ihnen verbracht habe. Mich regt es auf, wenn sie zeigt, dass sie das passiv-aggressive Manipulieren zu einer Kunstform entwickelt hat. Entsprechend gereizt reagiere ich dann, woraufhin sie sich mit Jammerstimme entschuldigt und ich sie fast anschreie, dass sie aufhören soll mit dem Entschuldigungsgeseire. Es macht mich aggressiv, dass ich hier gefühlt alleine ausbaden kann, dass meine Mutter sich Jahre nicht darum gekümmert hat, sich und/oder meinen Vater für eine Altenwohnung oder einen Pflegeplatz anzumelden. Um ein Haar in einen hysterischen Wutanfall hat es mich heute getrieben, dass sie meinte, sie brauche eine Sekretärin (für den Schriftwechsel mit einer (!) Krankenkasse(!)). Dreimal dürft ihr raten, wer sich nicht bewirbt? 
Richtig.
Und dann hab ich das getan, was für einen kurzen Moment einen roten Blutschleier vor meinen Augen verursacht hat:
Ich habe gegoogelt „Wohin mit meiner Wut“.

Jetzt weiß ich, was ich tun soll. 
Nicht etwa Leute aufschlitzen, faulen Ärschen die Nase platt hauen, jemanden so lang vors Schienbein treten, bis er lacht, einen geschliffenen, bösartigen Brief an die Krankenkassen schicken oder sonstwie für die Veränderung der Umstände sorgen… Nein. Mir was Schönes ausdenken. Ein Bad nehmen. Mir vorstellen, dass es schlimmer kommen könnte. Glücklich sein, dass ich lebe. 

Da fällt mir doch nur ein WHAT THE FUCK IS WRONG WITH YOU??? ein…(Man beachte die Zahl der Satzzeichen…) 
Überall wird von Frauen offenbar erwartet, dass sie entschuldigend ein Wattebäuschchen vor sich her pusten, wenn die einzige Lösung ein bewaffneter Aufstand wäre. In keiner der verdammten und verzuckerten Beispiele von Niederjournalismus im Psychologenpyjama ist die Rede davon, dass man sich vielleicht mal hinsetzen sollte (mit dem spitzen Bleistift, nicht zwingend mit dem Stilett) um zu überlegen, wie man an den Umständen was ändern kann. 
Wo man tatsächlich vielleicht Recht mit seiner Wut hat. 
Wo es krank macht, sich immer vorzustellen, dass man ja auch einbeinig in einer Grashütte auf den äußeren Hundsinseln leben könnte- nur um nicht zu merken, dass man verarscht, manipuliert und ausgebeutet wird.
 
Mein Eindruck war eigentlich, dass wir die Fünfzigerjahre lang hinter uns gelassen haben und dass inzwischen klar ist, dass alberne kosmetische Schraubereien an der eigenen Zufriedenheit weiß Gott nicht jedes Problem lösen. Und dass sich das auch schon in die Blättchen herumgesprochen hat, die man aus unerfindlichem Grund Frauenzeitschriften nennt. Aber weit gefehlt… 
Für richtige, vollständige, hirntragende Frauen sind die Dinger nun wirklich nicht gedacht. Staats- und familienerhaltende Schleimabsonderungspostillen sind das. Und so eine Art verbales Narkosemittel, vermutlich.
Und jetzt geh ich raus. Barrikaden anzünden. Und wenn es nur die in meinem Kopf sind.