Samstag, 1. August 2009

Besserwissen mit Lily

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Der kleine Haushaltsalmanach



Rubrik „Der gepflegte Raum“

Teil Eins:

Fenster putzen


Wenn es draußen richtig hell ist, sollte es das, mit ein wenig Abstrichen, auch drinnen sein.

Ist dies nicht der Fall, und sind weder Rollläden noch Jalousien geschlossen, noch die Lichtschutzvorhänge vorgezogen, dann, ja dann ist es Zeit für die beliebte Übung des Fensterputzens.


Zu erst sollte man sich merken, dass man nie alle Fenster am gleichen Tag putzen sollte. Denn das bedeutet, dass sie auch beim nächsten Mal alle auf einmal schmutzig sind- und das heißt, außer in Zweiraumwohnungen, dass viel zu viel Arbeit auf einmal auf uns lauert. Und wer will das schon? Abgesehen davon, wäre das eine Samstagsarbeit. Und da schlafen wir doch lieber. Richtig? Richtig.


Philosophie beiseite: Armschmalz und Hirn sind gefragt.


Wir beginnen mit den Essentials: Man kann nur Putzen, wo Platz dazu ist.


In vielen Wohnungen stehen Blumen, Nippes und Kram auf den Fensterbänken herum. (Bei mir nicht, dafür sitzen da Katzen.) Jetzt ist der Moment, in dem man dieses alles forträumt.

Katzen sollten verscheucht werden.

Blumen sollte man in der Wanne oder Dusche parken. Man kann Wasser einlassen, und sie bei der Gelegenheit tauchen- muss man aber nicht.

Papiere, Bücher, Kram anderer Art sollten wir zügig und konsequent in den Raum bringen, der sie auch später beherbergen soll- so ein Zeug bleicht eh nur aus auf der Fensterbank, oder es vergilbt. Hat da also nichts verloren.

Dann machen wir uns einen halben Eimer mit warmem Wasser (im Winter: Kaltes Wasser! Und Handschuhe. Aus Gummi, natürlich. Warmes Wasser neigt dazu, auf eiskalten Scheiben anzufrieren. Kaltes komischerweise nicht so sehr.)

In dieses Wasser kommt Spülmittel- nicht viel, nur ein guter Spritzer. Haushaltsreiniger anderer Art geht auch, ist aber nicht nötig, Spülmittel ist billiger und funktioniert mindestens genauso gut. Das Wasser sollte nicht schon im Eimer schäumen.

In diesen Eimer mit warmem Wasser versenken wir allen wasserfesten Nippes von der Fensterbank. Der neigt nämlich extrem zum Verstauben, und so wird er richtig sauber. Und deshalb ist der Eimer auch nur halb voll: Damit Nippes reinpasst. Großen Nippes zu den Blumen stellen, damit das Zeug nicht so einsam ist.


Dann schnappen wir uns unser Handwerkszeug.

Bei Lily ist dies ein Schwamm mit einer Scheuerseite (da lohnt es sich niemals, die billigen zu kaufen- besser was investieren. Die Dinger kann man waschen). Dazu kommt ein Mikrofasertuch der flauschigen Art, ein Fensterleder und ein altes Geschirrtuch, vorzugsweise Halbleinen. Baumwolle fusselt schon mal.


Kann es jetzt losgehen? Jep- es geht los. Es folgt die Variante für normal verschmutzte Fenster...

Das erste, was wir säubern, ist immer das Glas auf der Wohnungsseite der Fenster.

Da ist nämlich das Glas am saubersten und somit wird das Wasser nicht sofort so schmutzig, dass es gewechselt werden muss.

Zuallererst ist der Schwamm dran, und zwar mit der Schwammseite. Man macht ihn gut nass, und fängt oben an der Scheibe an, diese abzuwaschen. Nicht so, dass das Wasser wer weiß wie lospladdert, aber so, dass man die Scheibe richtig überall benetzt und auch in den Ecken den Schmutz erwischt. Den Schwamm zwischendurch auswaschen, und mit neuem Wasser weitermachen. Bei starker Verschmutzung sollte man das ruhig wiederholen- aber immer von oben nach unten arbeiten, was für alle senkrechten Flächen im Haushalt gilt, außer für lackierte Türen.

Niemals mit der Scheuerseite des Schwamms auf dem Glas herum schrubben, das kann zu blinden Flecken führen, wenn man Pech hat.

Nachdem man den Schmutz gründlich angefeuchtet und abgewaschen hat, ist die Scheibe sauber, aber nass.

Trocken bekommt man sie, indem man zunächst mit dem Mikrofasertuch nacharbeitet. Dazu macht man das Ding erstmal nass, und wringt es dann gründlich, wirklich sehr gründlich aus, so dass es nur noch eben feucht ist.

Damit fängt man dann wieder oben an, die Scheibe vorzutrocknen. Dabei merkt man dann auch, ob das Glas wirklich sauber war- sonst ist das Tuch nämlich ganz schnell schmutzig.

Wenn man die Scheibe dann mit dem Tuch bearbeitet hat, ist sie im Idealfall schon fast trocken- und man kann, in dem man das Geschirrtuch in der Hand zu einem Bausch knüllt, sie endgültig trocken reiben. Vorsicht, keine runden Ecken arbeiten- das sieht Scheiße aus. Besser mit einem tuchumwickelten Finger auch da mal nachbohren.

Wenn das Fenster nicht blank wird- war das Glas nicht sauber. Oder das Geschirrtuch nicht. Dann hilft nur Reinigung wiederholen, und das Geschirrtuch wechseln.


So. Scheibe sauber. Rahmen leider immer noch schmutzig.


Da das Glas nun sauber ist, sollten wir in den folgenden Arbeitsgängen etwas vorsichtig mit dem Wasser sein, und den Schwamm nur gut anfeuchten, bevor wir weitermachen.

Zuerst bei geschlossenem Fenster die Rahmenteile abwischen, die direkt am Glas befestigt sind. Niemals, niemals, niemals mit Scheuermilch oder der grünen Seite des Schwamms drauf herumscheuern- das ist megaböse, weil das die Oberfläche ankratzt, die danach nie mehr dieselbe ist.

Also hier: Mit dem Schwamm anfeuchten, säubern, mit dem Mikrofasertuch nachpolieren. Trockenreiben ist nicht nötig, das gibt keine Putzstreifen, wenn es richtig sauber ist.

Anschließend wird das Fenster geöffnet. Vorher Katzen einsperren, bzw. aussperren!

Jetzt macht man die Rahmenteile sauber, die an der Mauer befestigt sind... auf die gleiche Weise wie die schon gesäuberten Dinger.

Aufmerksamkeit erfordern die Falzen. Das sind alle die Teile der Schmalseiten, die Vertiefungen, Rinnen, Metallteile und so aufweisen. Der Dreck, der sich unten in der Rinne ansammelt, kann mit dem Schwamm teils rausgewischt werden, man kann ihn auch raus spülen, wenn man nicht gerade Hektoliter an Wasser reinkippt.

(Vorsicht Nachbarn! Wenn man da gut, kräftig und mit viel Wasser spült, kann man denen die sauberen Fenster mit dem Schmutz versauen, und wenn man Pech hat, entführen sie einem dann den Gartenzwerg, was nicht sein muss.)

So- im Idealfall sind jetzt die Innenseite des Fensters sowie alle verdeckten Teile sauber, und es folgt die Reinigung von außen.

Dazu sollte man erstmal Schwamm und Mikrofasertuch gründlich auswaschen. Dann fängt man bei den Rahmen an- man braucht außen dazu soviel Wasser, dass eine saubere Scheibe wieder nass und schmutzig würde, was doppelte Arbeit wäre.

Erst macht man die fest stehenden Rahmenteile sauber, wiederum ohne den Einsatz scheuernder Mittel. Ältere Kunststoffrahmen neigen dazu, Dreck förmlich auf zu saugen. Da muss man durch- es gibt Spezialreiniger dafür, und unter Umständen kann sich das lohnen, die mal zu besorgen. Meist sehen die Rahmen aber auch nur von wirklich Nahem grau aus, von weitem merkt das kein Mensch, und man kann das getrost so lassen, wie es nach einer normalen Putzaktion aussieht.


Auch die Scheibe außen ist ein bisschen anders als die innere Glasseite. Ich weiß nicht, ob das an Umwelteinflüssen liegt, an einfach dreckigerem Untergrund oder ob das Glas bei Isolierverglasung außen anders ist als innen- jedenfalls erfordert das oft ein, zwei Wiederholungen der Nummer mit dem Schwamm. Manchmal kann es nützlich sein, einen zusätzlichen Spritzer Spülmittel auf den Schwamm zu geben, dann kann man das Glas richtig abseifen. Vorsicht hier, bei geöffnetem Fenster kann man sich empfindliche Fußböden mit herab tropfendem Wasser versauen.

Sollte man versucht sein, die grüne Seite vom Schwamm zu benutzen, dann NIEMALS mit Druck. Es schäumt das Glas etwas besser ein, wenn man diese Seite nimmt, aber man sollte wirklich vorsichtig sein.

Wenn auch dieses Glas sauber ist, wird, angefangen mit dem Rahmen, das ganze äußere Fenster mittels Mikrofasertuch abgewischt, und, falls noch sehr viel Feuchtigkeit auf der Scheibe verbleibt, erst mit dem Fensterleder, und dann mit dem Geschirrtuch nachpoliert.

Dann wenden wir uns der Fensterbank zu, die abgewischt wird und getrocknet.

So.

Fenster schließen, bewundern, Zigarette rauchen. Katzen wieder reinlassen.


Die Nippessachen werden aus dem Wasser gerettet, mit dem Fensterleder abgetrocknet und wir wanken mit dem Eimer ins Bad, um ihn ins Klo zu entleeren. Vorsicht, vorher alle Lappen, Schwämme etc. rausfischen!

Blumen aus der Wanne retten, Töpfe, wenn nötig, trocknen, und alles wieder hübsch aufstellen.

Fettisch? Fettisch.



Was hier nicht erwähnt wird:

Butzenscheiben. Oberlichter, sowie komplizierte Apparaturen zum Öffnen und Schließen derselben- die muss man auch sauber machen, aber ich hab sowas nicht.

Auch wurde keine Leiter erwähnt. Weil ich keine brauche.

Bei letzterer ist wichtig: Niemals den Eimer hinter sich auf einer Leitersprosse aufstellen. Das macht nasse Füße, im Idealfall. Worst case ist ein gebrochenes Genick. Und das wär nicht wirklich gut, dann lieber ein schmutziges Fenster.

Des weiteren: Bei allen Arbeiten auf der Leiter richtige Schuhe anziehen. Keine Pumps, keine Socken, keine Schläppchen, Flipflops oder ähnliche Behelfe. Richtige Schuhe- sonst geht’s manchmal recht schnell abwärts.

Vielleicht hat jemand bemerkt, dass ich keine Sprühreiniger benutze, und keine Abzieher oder ähnliches. Sprühreiniger sind für mein Gefühl teurer Mumpitz- wenn das Fenster putzreif ist, reicht das allein niemals aus, und ich hab immer das Gefühl gehabt, dass das Zeug einen Film hinterlässt, der das Glas schneller anschmuddeln lässt. Ich hab sowas da, benutze es aber nur für Spiegel, und auch da nicht oft.

Abzieher hinterlassen bei mir immer Streifen. Das Ding liegt hier in der Wanne, für die Fliesen nach dem Duschen. Da macht das nichts aus, wenn Streifen bleiben.



So. Besserwissen für heute beendet.


Schönen Samstag, ohne Fensterputzen :-)


Lily

13 Kommentare:

Paula hat gesagt…

Manno, jetzt muss ich doch noch Fenster putzen, aber mit Abzieher und Sprühreiniger hinterher und viel Papier von der Haushaltsrolle. Die 50-er Jahre Methoden meiner Mutter und Großmutter (beide in Hauswirschaftsschulen geschult), die ich mal gelernt habe, sind mir viel zu aufwändig..

Georg hat gesagt…

Wie um alles in der Welt hast Du denn diese Orgie in Deiner letzten Wohnung vollbracht. Das ging doch ohne Hublift gar nicht...

Georg, der nun die Fenster putzen geht...

Lily hat gesagt…

Also, ich hab die Erfahrung gemacht, dass die mittel traditionelle Weise, also unter Verzicht auf Spiritus und Zeitungspapier, dafür mit Schwamm und so, sich zwar lang liest, aber insgesamt am schnellsten geht. Es ist echt keine Orgie- das hat man schnell raus und dann gehts fix. Bei meinem Küchenfenster und im Arbeitszimmer dauert das keine Viertelstunde.
Und die Oberlichter? Die auf drei Meter fünfzig Höhe? Da hatte ich eine entsprechende Leiter- aber in der Höhe auf dem Ding stehen hat mich Jahre meines Lebens gekostet. Dafür hab ich das, glaube ich, ganze vier Mal gemacht, in sechs Jahren. Sah kein Mensch im zweiten Stock. Meist hingen eh die Jalousien drüber, war genug Licht da durch die unteren Fenster- und zum Schluss wurde das Haus abgerissen. Da hat das dann kein Schwein mehr interessiert :-)

Time hat gesagt…

Für weitere Tipps empfehle ich frag-mutti.de. Gibts auch als Buch, lehrreich und lustig - vor Allem die Kommentare zu den Tipps.
Henriette Davidis gab es im Haushalt meiner Eltern auch, behauptet meine Mutter. Außerdem behauptet sie, ich hätte das Buch verliehen. Ich vermute eher, dass es sich irgendwo im Haushalt meiner Eltern befindet, die zwar das Buch hatten, aber die Tipps zur ordentlichen Haushaltsführung nie beherzigt haben.

Georg hat gesagt…

Jep.
Fenster geputzt.
Ging echt gut und schneller als gedacht...

Danke Frau Lily ;-)

Marion hat gesagt…

Ich benutze nur lauwarmes Wasser und Microfasertücher und bin ruckzuck fertig.

Dabei gehört Fensterputzen zu meinen Lieblingsbeschäftigungen im Haushalt. Dafür hasse ich Bügeln.

Gibt es dafür auch einen "Vereinfachungstip"? :D

Lily hat gesagt…

Vereinfachungstipp fürs Bügeln? Hm.
Heiraten? Am besten wen, der gern bügelt?
Oder einfach die Sachen raus geben zum Bügeln.
Oder das Aufhängen perfektionieren. Oder die aus dem Trockner kommenden Sachen sofort glatt ziehen, und gut auffalten und weglegen- unter einem schweren Buch begraben.
Oder mit knittrigen Sachen laufen.
Nur die Vorderseiten bügeln, und immer einen Blazer anziehen.
Mutter zum Essen einladen, dafür dass sie bügelt.
An Ideen mangelt es jedenfalls nicht...

Marion hat gesagt…

Heiraten??? Das würde eine Beziehung voraussetzen. Das ist ein "no go" für mich.

Die anderen Vorschläge klingen teuer oder umständlich.

Bleibt nur die Mutter. Darüber werde ich mal intensiv nachdenken. ;-)

Lily hat gesagt…

Beziehung? Nur wegen Heiraten?? Um Gottes Willen, nur das nicht!

Ich meine sowas, wo man nur wegen des Bügelns zusammen ist :-)
Ein one-iron-stand, sozusagen.

Frau Vau hat gesagt…

Zum Fensterputz: ich hab so ein Ha*ra-System.. die Flasche mit dem Putzmittel ist 8 Jahre alt und immer noch halbvoll (was aber nicht unbedingt für die Sparsamkeit des Mittels spricht, auch wenn man angeblich pro großem Fenster nur einen Tropfen braucht.. *g*)
Zum Bügeln: in den Trockner, auf minimum Mangeltrocken, dann gleich glatt auf die Leine hängen - spart mindestens die Hälfte der Bügelwäsche und der Rest geht in der halben Zeit!
Jetzt geht Mutti Vivaldi aufs Sofa, ihren Sambuca-Schwips ausschlafen. Hicks.
Schönen Abend noch.. ;-)

Marion hat gesagt…

"one-iron-stand"... eine sehr gute Formulierung. :D

Meine derzeitige *hüstel* "Affäre" wäre damit aber nicht einverstanden. Ausserdem würde ihn das Bügeln meiner Wäsche wieder in den Beziehungsstatus heben.

Mamaaaaa....ich brauche eine Bügelhilfe. ;-)

Mama ist halt doch die Beste...

Svenja-and-the-City hat gesagt…

Ich hab mir letztes Jahr so ein NoName Hara gekauft und seitdem macht Fensterputzen (fast) schon Spaß.
Aber für mich ist das kein Fettisch. Ich finde nicht, dass Fensterputzen was sexuell anregendes hat. Aber das kann natürlich jede anders empfinden und ist ja auch nicht schlimm.

Bea hat gesagt…

Ich müsste auch mal wieder ...