Und es begab sich also zu der Zeit, als die Frau Merkel Königin von Deutschland war, dass ein Duft ausging von der Pommesbude an der Ecke. Ein Duft, sag ich euch…
Vergebens kämpften die Menschen dagegen an, sabbernd standen sie in der Schlange, klein beigebend und den Kampf beendend mit der Aussicht auf Currywurst und Bohneneintopf wie bei Muttern.
Dann saßen sie da, auf den Eckbänken, an den rustikal-braunen Tischen, Beine Vollholz-Imitat, und schwangen Messer und Gabel über der speichelfest bedruckten, karierten Wachstuch-Tischdecke. Dabei fühlten sie sich wie zu Hause.
In der Mitte der Tische standen Aschenbecher mit der Reklame für Wicküler-Bier, und an der grün gekachelten Wand hinter den Bänken piepte und dudelte der Spielautomat. Manchmal blinkte er auch.
Draußen regnete es, und ab und zu fuhr ein Auto vorbei, langsam und auf Parkplatzsuche.
Die Schaufensterscheibe, hinter der sich ein Ficus und eine Plastikpalme langweilten, beschlug immer mehr, je länger der Abend fortschritt. Irgendwann gab es kein Gulasch mehr und die Linsensuppe war auch aus.
Langsam sickerte der Geschmack und das Salz aus den Würstchen in das heiße Wasser, und die letzte Frikadelle aß die Frau hinter der Theke einfach aus der Hand, obwohl sie schon lange keine Frikadellen mehr mochte.
Später dann, viel später, wischte sie ein letztes Mal mit dem alten Lappen über die stählerne Arbeitsfläche, schob die geschwollenen Füße aus den Birkenstocks in die warmen, gefütterten Stiefel und verließ den Laden durch den Hinterausgang.
Freitag, 6. November 2009
Sinn- und kalorienfrei
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4 Kommentare:
Ich krieg Hunger!
Die Geschichte erinnert mich an die Wiker Post hier in Kiel. Eine etwas schraddelige alte Bierkneipe mit Kegelbahn und einem großen Saal zum Feiern großer Feste. Oder einfach nur für den Kaninchenzüchterverein zur Entlastung des Vorstands.
Jedenfalls begab es sich einmal in den frühen Morgenstunden, dass Svenja dort völlig overdressed nach einer langen Theaternacht in ihrem kleinen Schwarzen zum Tresen gestöckelt kam und um drei Uhr noch eine Gulaschsuppe bekam. Und einige verwunderte Blicke obendrein, die aber alles andere als unfreundlich waren.
Oh, ich liebe solche Bierschwemmen...
..speichelfest bedruckte Wachstuchdecke.. allein dafür bekommst Du meinen Freitag-Abend-Blog-Award ;-)
@Svenja: Die gemeine Ruhrgebietseckkneipe ist im Aussterben begriffen- nicht, dass ich jemals viel für ihr Überleben getan hätte. Bis auf ein Jahr... Da war eine kleine, alte Kneipe, nur ein Raum, weiß nicht, ob es die noch gibt, an einer Bahnlinie irgendwo zwischen Essen und Bottrop. Das alte Gründerzeithaus mit rissiger Fassade und schwarz vor Abgasen, die Fenster schmierig und sicher seit Jahren ungeputzt und nie geöffnet. Das Bier wurde ganz gut eingeschenkt, es gab Würstchen und Frikadellen, und wenn man wollte, bestimmt auch eine Gulaschsuppe. Aber der geheime Anziehungspunkt für uns war der Billard-Tisch. Da sind wir eine Weile jeden Freitag Abend eingefallen und haben den Tisch blockiert, und dem Wirt vielleicht Hoffnung auf Geschäfte gemacht. Aber als dann alle zum Studium das Ruhrgebiet verlassen hatten, da stand auch die Kneipe freitags abends wieder leer. Ich muss mal hinfahren und schauen, ob es den Laden noch gibt. Ich glaube, der hieß "Haus Freitag". Wie passend... aber das ist so elend lang her, die haben bestimmt inzwischen aufgegeben.
@Frau V: Immer gerne:-) Wäre mein erster Award. Und der für speichelfest bedruckte Wachstücher. Immerhin :D
L
Ich hatte echt Kopfkino.
Rathausgrill war auch klasse. Damals.
Haus Freitag kenne ich auch irgendwie.
Ich glaub das gibts noch...
Ansonsten ganz groß
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