Samstag, 26. Dezember 2009

Schmerz lass nach

Ein gelungenes Weihnachtsfest ist KEIN Grund, vom einmal eingeschlagenen Pfad der Selbstruinierung abzuweichen. Oder? Oder.
Es begab sich also zu der Zeit, als das gesamte Volk in wüster Verzückung und im kohlehydratgeschwängerten Suppenkoma weilte, dass ein Gedanke durch die Lily ging, der da sagte:
HEY!! Irgendwann in den nächsten Tagen zieht dein Kind hier ein.
Ist dir das eigentlich klar?
Ist dir klar, dass du dann dein Zimmer aufgeben und ins Arbeitszimmer ziehen wirst?
Ist dir klar, dass du Umräumen darfst?
Und ein seliger Schauer durchfuhr die Lily.
Denn was niemand wusste von denen, die da die Lily lesen:
Die Lily hat ein Umräumfaible. Schon ganz zu Anfang meiner Zeit als Mensch mit eigener Wohnung (im Gegensatz zu Mensch-der-bei-den-Eltern-wohnt) hatte ich oft und oft das Bedürfnis, meine Umgebung umzugestalten. Und das ist gut so! Denn wenn man das selten macht, dann siehts unter den Möbeln aus wie bei Hempels unterm Sofa.
Ach ja, Hempels.



An die hab ich heute viel denken müssen (das da oben, das ist ihr Kater Karl), denn bereits heute in aller Frühe, gegen halb drei, als ich nicht schlafen konnte (wegen der Umräumaktion? Wegen des Liters Cola? Wer weiß!) hab ich mir einen mentalen Plan gemacht. Das ist bei Umzügen von Zimmer-zu-Zimmer immer das wichtigste. Meiner Meinung nach.
Jedenfalls hatte das Um-drei-Uhr-immer-noch-wachliegen den Nachteil, dass ich erst gegen zehn halbwegs einsatzbereit  (also im Konsum der ersten Tasse Kaffee begriffen) war.
Also konnte ich erst gegen elf, nach Abtelefonieren meiner WichtigenMenschen, los legen...
Alles begann mit dem Schrankrücken. Der Schrank ist etwas über 1,80 hoch, etwas über 80 cm tief und ca. 1,50 m breit. Also nicht zu groß, um ihn als Ein-Frau-Umschubstrupp durch die Wohnung schieben zu können, aber auch nicht klein genug, um den Adams-Moment zu verhindern.
Zur Erinnerung: Der Adams-Moment, auch als "Das-Scheiß-Sofa-geht-hier-nicht-mehr-um-die-Ecke-Erkenntnis" bezeichnet, ist genau das: Der Moment, in dem ein Möbelstück scheinbar keinen Millimeter mehr vor- oder rückwärts zu bewegen ist- und in dem man auch selbst an einer Stelle hinter dem Möbelstück gefangen ist, die ein frühes Ende durch Verdursten, Verhungern oder tödliche Langeweile verheißt.

Dies war exakt bereits um halb zwölf der Fall: Der Schrank war sauber in der Arbeitszimmertür verkeilt, klemmte zwischen zwei Katzenklos der Marke "Haubentoilette", einem Flurschrank und einem halb zerlegten Sofa fest, und ich saß im Arbeitszimmer ebenso fest, zum Glück mit Telefon.
Einige ermunternde Anregungen meines Motivationshelfers später hatte ich dann auch die Stelle gefunden, an der der Schrank tatsächlich fest stak, und ich hab ihn an seinen neuen Standort geschoben. Ohne ihn auf das Netzwerk-Kabel zu stellen, welches hinter ihm herführte. Manchmal denke ich mit, Dames et Heren.
Und im Gegensatz zu seinem früheren Standort steht er jetzt auch richtig. Also, alle Türen öffnen sich nicht nur, sie schließen sich auch wieder- was, wenn ich mich recht erinnere, schon ziemlich lange nicht mehr der Fall war.
Durch die Tatsache, dass einer meiner Brüder bereits Möbel hier abgeworfen hatte, und ich gleichzeitig ein wenig umräumen musste, um mit vier Leuten Heiligabend unfallfrei Raclette machen zu können, hatte sich mein Schlafzimmer unter dem Schwemmdruck des Gerümpels aus den anderen Räumen in eine kaum begehbare Müllhalde verwandelt- (s. Bild mit Kater)  jetzt musste das ganze Scheiß-Zeug wieder da hinaus geräumt, in die für die Endlagerung vorgesehenen anderen Räume gebracht und bei einigen Dingen musste kurz aber schmerzhaft entschieden werden, was damit zu tun war.
 
Herrschaften, das Zimmer hat 14²- und das Herausräumen auch nur eines Teils der darin befindlichen Güter hat in den restlichen 80m² in Windeseile für ein Komplettchaos gesorgt. Dabei habe ich nicht mal den Schrank ausgeräumt, bis auf das, was oben drauf gestanden hatte und bis auf die Werkzeugkisten, die mangels Keller in meinem Kleiderschrank wohnten.
Ein Grund zum Heulen, meine Damen und Herren, entschieden!


Daraufhin musste ich erstmal wieder meinen Motivationshelfer anrufen, der nicht direkt gefragt hat, warum ich so eine ultraschwachsinnige Sache an einem Feiertag anfange- aber so ähnlich klang es dann doch.
Auch hab ich mich ziemlich gegruselt- denn selbst das Schlafzimmer, als Raum, der keinen Katzenbesuch kannte, ist beinahe in Katzenhaaren erstickt... und am zweiten Weihnachtstag staubsaugen?? Besser nicht. Möbelrücken und so geht grad noch, weil ich mich schon bemüht habe, das nicht allzu laut zu tun. Also wurde gefegt und gewischt...
Nur viereinhalb Stunden nach Beginn der Aktion, also gegen halb vier, war mein neues Schlafzimmer fertig: Schlaftechnisch wieder auf Matratze-auf-Fußboden-Niveau angekommen, aber fertisch! Und sieht schön aus!

Das alte Schlafzimmer musste jedoch noch weiter leergeräumt werden, damit die für dieses Zimmer vorgesehenen Möbel darin Platz finden konnten- und als die darin waren (das alte Bett muss noch zerlegt werden und die Giraffe steht auch noch darin, ich krieg die nicht allein aus dem Raum raus) und etwas Lauffläche im Flur entstanden war, ging es wirklich rapide voran.
Gegen halb sieben stand mein Rechner an seinem neuen Platz, und ich kann wieder meine Idee von aktiver Entspannung verfolgen...



und jetzt ist es 21 Uhr, und die letzte Waschmaschine läuft, die Spülmaschine und der Trockner auch, und ich weiß eins:
Nie wieder warte ich so lang (dreieinhalb Jahre!!!) mit einer Möbelumstellaktion- denn was ich heute an Büchern, Socken, Katzenhaaren, Leergut und Staub unterm Bett gefunden habe, ist alles andere als fein.
So.
Und morgen wird wieder einer dieser Tage sein, an denen ich mich nicht rühren kann.
Aber ich hab die Gewissheit, dass ich in Rekordzeit ein Rekordchaos geschaffen und wieder vernichtet hab :-)

12 Kommentare:

Meise hat gesagt…

Oh Gott!
Eigentlich hättest du uns am Heilig Abend locker dafür einspannen können. Bzw. sollen. Als Wiedergutmachung für alle die Mühe, die du dir im Vorfeld und danach beim Aufräumen gemacht hast!!!
Gut, dass du einen so fähigen Motivationshelfer hast. Sojemand kann einen aus manch heikler Situation heraushelfen (in meinem Falle könnte ich sogar das Wort "hysterisch" wählen - *hüstel*).
Glückwunsch jedenfalls zur geglückten Aufräumaktion.

rebhuhn hat gesagt…

klingt echt geil, respekt. ^^ wir haben heute 27 personen durch den nachmittag und abend geschleust - immer wieder schön, immer wieder laut, immer wieder anstrengend. aber ich habe durchgehalten! *stolz und ich darf auch bald wieder einrichten :):

Georg hat gesagt…

Glück gehabt. Bis jatzt habe ich noch kein Post zu dem Thema:

Hilfe mein Laminat schlägt Wellen!

Wenn das der Fall ist, dann weisst Du warum man Möbel auf Laminat nicht schieben sollte. Aber alles in allem:
Genial gelöst und Du hast es mal wieder geschafft.

Ich kann der Meise zwar zustimmen, kenne das aber auch. Wenn umräumen, dann alleine.

Lily hat gesagt…

@Meise: Hysterisch ist nicht ganz falsch. Aber ich hab so meinen eigenen Rhythmus, der auch Pausen im dicksten Chaos vorsieht, und eher eratisches Wechseln der aktuellen Einsatzorte- hat sich alles zur Aufrechterhaltung der Arbeitsmoral bewährt, und ist auch weniger unrationell als es aussieht. Was ich da nicht gebrauchen kann, sind Leute, die auf Anweisung warten. Denn meine Vorausschau beschränkt sich meist auf das, was eine Person erledigen kann.
Und bevor ich euch Heiligabend hätte in mein Schlafzimmer schauen lassen, hättet ihr erst meine steife, kalte Leiche aus dem Weg räumen müssen;-)
@Rebhuhn: Respekt zurück :-) Und: Umräumen rockt!
@Georg: Das Laminat konnte sich nicht so wellen, weil die größte Strecke über Fliesen zurück gelegt wurde. In den laminierten Räumen war das meist mal n knapper Meter. Aber du kannst dir sicher sein: Jetzt, wo ich WEISS, dass sich Laminat wellen kann, wird es das tun...

Georg hat gesagt…

Uupss. Sorry.
Die Geister die ich rief...

Svenja-and-the-City hat gesagt…

Sich sowas ganz alleine auf'm Feiertag anzutun, puh, dazu gehört schon Power. Du konntest mal wieder nicht warten, oder?
Der arme Fußboden, wenn du den schweren Schrank mit ohne Ausräumen über Teppich und Laminat geschliffen hast. Na, Hauptsache, es macht scheeh. Die Wohnung mein ich.

Paula hat gesagt…

Lily schleifte sich nach dem Umräumen mit letzter Kraft zum Baumarkt, um dem Verkäufer in geschliffenem Westdeutsch zu fragen, ob man gewelltes Laminat abschleifen könne.

Der köllsche Verkäufer meinte: "Se können gerne eine Leische über dat Laminat schleifen, aber dat Laminat sellbst kann nit abgeschliffen werden."

P.

PS: Sorry, Svenja, bin ein bisschen albern heute. Ich glaub',ich muss nach drei Tagen Dauerwohnungsaufenthalt mal an die frische Luft.

Paula hat gesagt…

...den Verkäufer...natürlich

Bea hat gesagt…

Gerade ist mir wieder eingefallen, warum ich dauernd umziehe. :D

Georg hat gesagt…

Es sieht aber richtig gemütlich aus.
Das muss man dir lassen.

Toll

Frau Vau hat gesagt…

Lily, Respekt!! Und ich kann Dich verstehen, ich mach so was am Liebsten auch alleine, denn bis man erklärt hat wie man es gern möchte ist man eigentlich schneller fertig... Schöne Tage noch!

butterflybird hat gesagt…

Große?
Du bist ja echt eine fleißige Schreiberin, wie soll ich da fertig werden mit Lesen ;-)