Freitag, 31. Oktober 2008

Kistenweise

Heute ist der Tag, an dem ich vielleicht eine der beiden Kisten loswerde, die noch in meinem Leben stehen. Was heißt in meinem Leben… in meinem Schlafzimmer die eine, und bei Schwesterchen auf der Sauna die andere. Von der letzteren hab ich schon mal erzählt, da ist dieses Geschirr drin, das mich so an eine misslungene Ehe erinnert.

Die andere Kiste enthält meine Eisenbahn.
Ja, ihr habt richtig gelesen, ich habe eine Eisenbahn.

Eine nette kleine Bahn, Spur TT. Im Westen was seltenes.
Ein paar einzelne, recht teuer bezahlte Loks. Eine Menge altes Zeug, bei I-Bäi gekauft, vor einigen Jahren (2002 und 2003), Schienen, Wagen, Häuschen in aufgebaut und als Bausatz in OVP.
Ich bin immer noch ein Fan von Modelleisenbahn, oder, besser gesagt, von Modellbau. Denn Eisenbahn selbst hab ich nie richtig verstanden (na gut, das mit den Schienen und so schon), aber fortgeschrittene Technik, jenseits von „ich klemm die beiden Litzen da an und dreh an dem Schalter, und dann fliegt die Lok aus der Kurve“ war mir immer ein Rätsel.

Aber ich habe aus einer Kiste auf dem Dachboden meiner Eltern auf ungeklärten Wegen irgendwann in den Neunzigern eine 60-er-Jahre-Rokal (oder Roco??)-Lok in TT geerbt, samt einigen Uralt-Wagen, und irgendwann fielen die mir wieder in die Hände- das war es dann.
Spur TT ist 1:120, kleiner und zierlicher als H0, und größer als N oder Z. Braucht weniger Platz, ist aber immer noch groß genug für halbwegs ansehnliche Detaillierung, und ist nicht ganz so schnell kaputt wie die wirklich kleinen Dinger.
Als ich das mal begriffen hatte, mit den Maßstäben, hab ich mich ein bisschen umgehört und umgesehen, und bin ab und zu mal auf eine Messe, und hab mir in den zwei Jahren einige Sachen angeschafft. Wie gesagt, ein paar ganz brauchbare Loks, ordentlich Waggonzeugs, und auch Schienen und so was.
Digitaltechnik ist mir sehr rätselhaft geblieben, ohne Kenntnisse davon, dafür aber mit 4 Katzen in der Wohnung bleibt es in der Regel bei ab und zu aufgebauten Schienenkreisen, um die Loks einzufahren.
Was mich richtig gefangen nahm, war die ganze Modellbauschiene. Also die Häuschen und die Drumherum-Gebäude für Bahnhöfe, Stellwerke, Besandungs-Anlagen, Streckentelefone, Wassertürme und so weiter.
Diese kann man auch in TT kaufen, da gab’s eine Marke, die hat die DDR überstanden (Auhagen), obwohl sie (wenn ich mich richtig erinnere) zwischenzeitlich mal einen anderen Namen trug.
Das Zusammenbauen war schon toll, und dann ging’s ans Altern, d.h. das ganze so zu behandeln, dass es nicht nach frisch verklebtem Plastik aussah, sondern nach einem in Ehren ergrauten Häuschen oder Bahnhof.
Ich hätte gerne eine Anlage gebaut- wenn auch die Eisenbahn nur der bewegliche Teil des ganzen gewesen wäre. Wichtiger wäre mir die Landschaft gewesen, vielleicht ein bisschen Vorstadt, ein bisschen Straßenleben.
Aber, wie gesagt, die Katzen- vor denen ist so was einfach nicht sicher. Bereits damals, als es nur Emily und den inzwischen im Katzenhimmel wohnenden Henry gab, beides eher ruhige Vertreter ihrer Art, hörte das Leben auf, friedlich zu sein, wenn sie eine Lok über den Schienenkreis rauschen hörten.
Auch macht es sich nicht gut, wenn die frisch erbauten Modellteile voller Katzenhaare sind. Aus diesem Grund fristen die Teile seit Jahren ein Leben in der Kiste. Immer in der Wohnung- Keller sind sicherlich nicht der richtige Ort, da ist es zu feucht und kalt, als dass man da straflos diese fragilen Technik-Stückchen lagern könnte.
Seit Jahren versuche ich, die Eisenbahn in gute Hände abzugeben.
Einfach, weil ich mal dran gehangen habe, und es viel Spaß gemacht hat.

Zu warten, bis ich keine Katzen mehr habe, macht keinen Sinn, weil erstens das noch lange dauern kann (der jüngste ist gerade mal anderthalb Jahre alt, der kann locker noch 20 Jahre leben) und ich zweitens jetzt schon Schwierigkeiten habe, bei kleinen Bauteilen (so wie z. B. auch bei dünnen Fäden und Stickgarn) Farben zu unterscheiden- ich sehe einfach nicht mehr gut genug.

Wenn ich mir die Preisschilder auf den Verpackungen ansehe, dann ist mir klar, dass der beabsichtigte Deal kein gutes Geschäft im Sinne der Gewinnmaximierung ist.
Aber es ist wieder ein abgeschlossenes Kapitel (und eine Lok mit einem Waggon behalte ich als Andenken).
Eine BR 86 im Fotolack, mit einem DR-Säuretopfwagen hinten dran.
Und wenn meine Kamera nicht kaputt wäre, würde ich sie hier mal eines Bildes würdigen.

So, und jetzt warte ich drauf, dass die Leute kommen, die die Kiste mitnehmen wollten.


Einen schönen Freitag,



Lily

8 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Drück dir die Daumen, dass auch wirklich heute alles abholen. haben die nicht auch noch zufällig Interesse an Kiste Nr. 2?? ;-)

Lily hat gesagt…

oh, das wär schön :-)
Aber ich glaub nicht dran, dass die mir auch noch die zweite abnehmen.

Frau Vau hat gesagt…

Wenn Du mal in HH bist, musst Du Dir diese riesige Modelleisenbahnanlage anschauen.. da kommt öfter was im TV drüber, das ist faszinierend! (Würde mich als Begleitung anbieten, denn wie es mit Touristenattraktionen so ist - man geht nur als Tourist rein und nicht als jemand, der in der Nähe wohnt..grins..)
Und - abgeholt?

Lily hat gesagt…

Huhu Frau Vau, wie kam ich drauf, dass du im Rheinland wohnst?? Hm.
Aber die Ausstellung werde ich mir auf jeden Fall irgendwann antun. In Gelsenkirchen war ich schon mehrmals. Und per TV auch schon in HH.
Die Kiste bin ich los, und, @die Exbraut: Von der anderen hab ich auch erzählt- und maile denen nachher ein Foto.
Meinetwegen sollen sie sich gern die Arbeit machen, und alles bei Eb... reinstellen.
:-)

L

Lars hat gesagt…

Ich Mag besonderes die Gartenmodelleisenbahnen, wollte eins bauen aber es gibt zu viele Pflanzen und ich darf nicht sie wegschaffen. Habe aber den Lok gekauft und ein Paar Gebäude gebaut.

Trick or Treat, smell my feet, give me something good to eat.

Happy Hallowe'en!

Lily hat gesagt…

Hiho Lars,
I'd recommend digging some tunnels below those shrubs, then call it a subway.
Probably all of this green stuff will be gone in due time (scnr...)

:-)
L

Falcon hat gesagt…

So, ich hab ja Einiges an Kommentaren aufzuarbeiten, fang ich mal hier an:
Modellbahn hatte ich auch mal.
Mein papa hat mir eine quadratische Grundplatte mit Schienenkreis gebastelt, auf dem eine Bahn eben jenen immer und immer wieder abfuhr.
Unglaublich öde.
Die Platte selbst hingegen war faszinierend - da hatte mein Herr Papa einen kleinen Bach drauf gepinselt, eine elektrisch betriebene Wasermühle (mit echtem Wasser und echter kleiner Wasserpumpe!) installiert und diverse Häuschen, Kühe und Menschlein aufgebaut. Das fand ich um ein Vielfaches interessanter als die Eisenbahn selbst.
Noch heute gerate ich bei Bahnfahrten durch den Thüringer Wald ins Schwärmen, weil da alles so herrlich nach Modelleisenbahn aussieht.

Lily hat gesagt…

Der Thüringer Wald... da fehlen nur noch die Dampfloks. Ich find die modernen Triebwagen, die sie da haben, ja desillusionierend. Ansonsten stehen da die Brüder Grimm wirklich hinter jedem Baum, so siehts da aus.
Definitiv die Reise wert (wenn meine auch schon einige Jahre her ist)-
LG und welcome back,

Lily