Donnerstag, 18. April 2013

Alt


Alt bin nicht nur ich, sondern auch mein Auto. Selbiges hat eine neue Macke: Es geht aus. Einfach so. Kupplung treten- rums, aus. Das erfordert derzeit ein verschärftes Hinhören auf die Motor-Geräusche. An manchen Ampeln lass ich ihn einfach aus, bis es wieder grün wird, und hoffe, dass er dann brav und sofort anspringt. Gestern war das nicht der Fall, woraufhin ich von einem Radfahrer angehupt angeklingelt wurde. Also wirklich. Hätte ich in meinem Leben jeden Radfahrer der wie eine Wildsau fährt oder nicht fix genug das Feld räumt, mit entsprechendem Gelärm angemoppert, wär jetzt nicht der Motor hin, sondern die Hupe.
Doof ist, dass meine beiden zuverlässigen Werkstattkontakte beide belegt sind bis unters Dach. Das bedeutet, derzeit keine Experimente zu machen und besser nicht zur Rush-Hour unterwegs zu sein- denn das Mäuschen schwimmt auch dann mal mit dem Bauch nach oben, wenn ich nur um eine Kurve fahre. Manchmal komm ich mir schon vor wie ein 18-Jähriger mit Potenzdruck: An jeder Ampel mit dem Gas spielen. Wrrrrr. Wrrrrrr... you get it.
Fährt die Silbermieze dann, dann kreischt der Keilriemen. Wenn ihr also wen vor euch habt mit einem silbernen Golf II, Abgasfahne und eingebauter Lärmbelästigung: Hupt ruhig, ich bin's nur.
Und ich bin es gewöhnt, schlecht behandelt zu werden, jawoll.
Nach genau einem Jahr bin ich jetzt endlich aus meinem alten Telekommunikationsvertrag raus, und mein derzeitiger Anbieter schaltete gestern die alte, übernommene Nummer frei. Ohne Ankündigung. Prompt wurde ich angepampt(du bist nicht gemeint, bestesteste G. auf der Welt!), dass man mich nicht erreicht.
Die sms, die ich anschließend herum schickte, um alle Leute davon zu informieren, dass die FN-Nummer wieder die alte ist, ließ einen vorsichtigen sms-Austausch mit einer Person erneut starten, zu der ich den Kontakt nicht so sehr gesucht habe in den letzten Monaten. Und siehe da: Die Person kündete von großer Freude, wieder was zu hören von mir (liegt vermutlich am Gleichstrom, dass Telefon immer nur in eine Richtung funktioniert...) Dann frug sie, ob ich denn mal wieder Zeit habe- und ich antwortete, dass derzeit nur das Wochenende in Frage komme, da viel Arbeit und so.
Woraufhin der Kontakt spontan wieder abbrach. Wochenende scheint zu sehr für die wirklich schönen Dinge reserviert zu sein...
Grund dafür, dass ich den Kontakt in den letzten Monaten deutlich reduziert hatte, war, dass ich monatelang mindestens einmal die Woche zu der Person gefahren bin, und es leid wurde, ständig diejenige zu sein, die die immerhin fast 50 km (eine Strecke) fährt. Zarte Andeutungen, dass ich durchaus nicht unter einer Brücke wohne, sondern in einer Wohnung (mit Tür! Zum Reingehen! Und ich mach sogar auf, wenn es klingelt!) führten zu einem unbestimmten … na ja, sie könnte ja wirklich mal... aber nie zu einem Gegenbesuch. Nicht einmal zu einem gemeinsamen Bierchen hier in der Nähe. Dann habe ich eine Geburtstagseinladung nicht wahrgenommen, und man war nicht begeistert.
Woraufhin ich mir dann dachte: (/&($/&!!! you. Und beschloss, so sehr ich die Person auch mag, mich nicht mehr als Pausenclown zu betätigen. Die sms-Episode hat mir dann gezeigt, dass das wohl richtig war. Die erneute Entscheidung ist mir zwar schwer gefallen, weil ich diesen Menschen wirklich, wirklich gern habe, aber gerade deshalb macht es mir was aus, wenn ich das Gefühl habe, dass, zu welchen Zwecken auch immer, man mich als nur begrenzt nützliches Modell betrachtet...

Natürlich ist das alles kein wirkliches Schlecht-Behandelt-Werden. Sondern die übliche Mischung aus schlechtem Benehmen und Leuten, die den A... offen haben. Manchmal bleibt trotzdem kein gutes Gefühl zurück. Und dabei scheint die Sonne, Leute... wenn das kein Grund ist, schlechtes Benehmen zu vergessen, dann weiß ich auch nicht.
Gehabt euch wohl, miteinander! Und geht gut mit euren Freunden um.
Lily

4 Kommentare:

Svenja-and-the-City hat gesagt…

Abgesehen von dem Part mit dem Auto, bei dem ich ganz bei dir bin, weil meiner auch langsam die Fühler streckt, finde ich den Teil über die Gleichstromtheorie des Telefons interessant. Das ist die beste Erklärung, die ich bisher dazu gelesen habe.
Seit einigen Jahren bekomme ich es gut hin, keine Energie in Bekanntschaften zu stecken, die mich nur Zeit kosten und irgendwie doch nicht zünden wollen. Man begegnet sich irgendwo, irgendwann, hat ein paarmal Kontakt und wenn es dann nie weiter geht, sondern stockt und hakt und keinen rechten Spaß macht, dann lösche ich den Kontakt und lasse ihn massiv einschlafen. Deshalb finde ich, dass du dich ganz richtig und klug verhälst.
Aber den Spruch mit dem Gleichstrom, den merk ich mir und bring ihn bei nächster Gelegeheit selber an :-)

Lily hat gesagt…

Der ist nicht von mir, sondern vom Besten Freund (TM). Hab ich aber auch schon oft erlebt. Ich bin selbst nicht die beste im Freundschaften pflegen, muss ich zu meiner Schande gestehen- aber so ganz lose flatternde Enden einer Unterhaltung, durch welches Medium auch immer, find ich nicht berühmt.

Paula hat gesagt…

Tja, es gibt anscheinend eine Art Hierarchie in Freundschaften, wer ist wem wirklich wichtig und macht den Anfang und so... Ich plädiere für Konsequenz, wer nichts von mir will, dem laufe ich nach dem dritten bis vierten Angebot meinerseits nicht mehr hinterher. Es kann dann meinetwegen aus und vorbei sein. Das ist dann auch ok.

Aber zum Glück gibt es ja auch die Freundschaften, die nie wirklich aufhören, und wenn man sich Jahre nicht gesehen hat, fängt man da an wo man mal aufgehört hat. Is bei mir jedenfalls so,

Lily hat gesagt…

Stimmt- das gibts auch. Mit meiner Kindergartenfreundin, die seit beinahe 30 Jahren in Berlin wohnt, verbindet mich ungefähr soviel wie mit meiner Schwester. Wir sind zusammen aufgewachsen und das scheint ein Fundament zu erzeugen, das nicht so einfach unterspült wird von den ganzen Jahren. Obwohl wir komplett unterschiedlich leben haben wir uns noch sehr viel zu sagen. Vorausgesetzt, keine versucht, der anderen was von ihrem tollen Leben vorzumachen; das klappt definitiv nicht.